Schottenrock

Schottenrock
Tänzer bei Highland Games im Kilt

Der Begriff Kilt (aus dem Scots/Schottischen) bezeichnet seit dem 18. Jahrhundert einen knielangen Rock. Der moderne Kilt (auf deutsch auch „Schottenrock“) ist ein aus Wolle gewebter, hinten aufwendig gefalteter Wickelrock, der in Schottland von Männern getragen wird. Die Länge eines Kilts wird so gewählt, dass er dem Träger bis an die Knie reicht und beim Knien nicht den Boden berührt. Traditionell ist der Kilt Männern vorbehalten, Frauen tragen dagegen die so genannten kilted Skirts, das sind kiltähnliche Röcke, die auch länger oder kürzer sein können als echte Kilts.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Kilts

Das heute als Kilt (fèileadh beag, kleines Plaid – Scots Fillebeg) bekannte Kleidungsstück soll Hugh Trevor-Roper zufolge nach 1725 vom englischen Fabrikbesitzer Thomas Rawlinson erfunden worden sein. Da er einige Hochlandschotten in seinem Stahlwerk beschäftigte und sie durch das Tragen ihres voluminösen Plaids gefährdet sah, kürzte er den great belted plaid (fèileadh mor, großes Plaid) und schneiderte die zuvor durch Wicklung hervorgerufenen Falten in das Kleidungsstück mit ein. Allerdings zeigt The Armorial Bearings of the Chief of the Skenes von 1692 diesen bereits im fèileadh beag.

Der Plaid als Begriff und später auch als Kleidungsstück lässt sich dagegen gesichert erst ab dem späten 16. Jahrhundert nachweisen. Er ist, wie auch der Begriff nahelegt, aus einer Decke entstanden, die zumindest nachweislich im frühen 17.  Jahrhundert von Hochlandschotten um die Schultern über ihren Kittel cotte getragen wurde. Etwas später wird der Begriff als Bezeichnung für den Stoff notiert, aus dem Wams, Hosen und Strümpfe der Hochlandschottenarmee im Bürgerkrieg von 1639 angefertigt sind. Texte aus dieser Zeit legen jedoch nahe, dass diese zunächst einfarbig und nicht kariert waren.

Geschichte des Karomusters

Das heutige Karomuster, das typisch für den jeweiligen Clan ist, ist vermutlich eine Erfindung des romantischen 18. Jahrhunderts. Obwohl es in Schottland, wie aber auch auf dem Festland, eine sehr lange Tradition in Karos gemusterter Kleidungsstücke gibt, waren diese vermutlich nicht familienspezifisch.

Der älteste Fund eines Stoffs mit „Karomuster“, das Falkirk sett, stammt aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Das Muster entstand durch Verwendung der Wolle von hellen und dunklen Schafen. Dieses Muster wurde später als „the shepherd's plaid“ bezeichnet, jedoch lässt sich keine Verbindung mit dem heutigen Clantartan nachweisen. Allerdings enthielt diese Kleidung Hosen, keinen Kilt oder Plaid. Die ältesten nachgewiesenen Tartans sind Regionen (districts) zugeordnet, nicht Clans. Einer davon, der Huntly tartan[1],aus der gleichnamigen Region im Nordosten Schottlands, wurde während des Jakobitenaufstands von 1745 von etlichen Clans getragen, so von den Clans Gordon, Forbes, Munro, MacRae, Ross und Brodie. Auch der legendäre Bonnie Prince Charlie soll eine Variante davon getragen haben.

Nach der schottischen Niederlage in der Schlacht von Culloden wurden Kilts, Plaids und Tartan als Element schottischer Identität im Disarming Act von 1746 verboten, aber 1782 wegen drohender Unruhen wieder erlaubt. Der Kilt erlebte eine große Renaissance, als der britische König Georg IV. 1822 Schottland besuchte und sich im Kilt präsentierte (nebst fleischfarbener Strumpfhose); in diese Zeit fällt auch die Erfindung des Mythos von „Clan-Tartan“.

Elemente des Kilts

Ein Mitglied des Clans Campbell im Campbell of Argyll Tartan

Typisch für den Kilt ist das Karomuster, der Tartan. Viele Tartans tragen den Namen des Clans, dem sie zugeordnet sind. Oft wird angenommen, dass diese Tartans den Angehörigen des jeweiligen Clans vorbehalten sind. Tatsächlich wird in Schottland das Tragen eines Clan-Tartans durch Clanfremde nicht gern gesehen. Aber es gibt keine bindende rechtliche Vorschrift, die dies verbietet. Schotten, die sich als Mitglied eines Clans verstehen, tragen natürlich nur den korrekten Tartan. Dabei haben die meisten Clans unterschiedliche Tartans je nach Anlass des Tragens (zum Beispiel Mod, Dress Mod, Weath oder Faded Weath bezeichnet). Andere Tartans heißen nach Orten, Regionen, Vereinen oder Berufsständen.

In Schottland ist der Kilt heute weniger als Alltagskleidung denn als Festtagskleidung üblich. Auch die Anhänger der schottischen Fußball- oder Rugby-Nationalmannschaften treten gerne im Kilt auf. Es gibt Kilts in unterschiedlichen Stoffqualitäten und -gewichten vom leichtgewichtigen „casual“ für den Tagesgebrauch bis zum schwereren „full weight worsted“ für formelle Anlässe. Neben dem traditionellen hochwertigen, aber teuren Wollstoff werden heute auch billigere Kilts aus Baumwolle oder Polyester angeboten, dazu „Designer-Kilts“ aus Materialien wie Leder oder Jeansstoff. Die verwendete Stoffmenge variiert ebenfalls: Für einen traditionell gearbeiteten Kilt braucht man etwa 7 bis 8 Meter Stoff, einfachere und billigere Kilts kommen mit der Hälfte aus. Die genaue Menge hängt auch von den Maßen des Trägers und der Breite des Tartanmusters (Sett) ab. Ein weiterer Faktor ist die Faltung, die entweder so erfolgen kann, dass sich das Tartanmuster über den ganzen Kilt wiederholt (pleating to the sett) oder derselbe Farbstreifen des Musters in der Mitte jeder Falte erscheint (pleating to the stripe). Es gibt auch Kilts mit Kellerfalten (box pleats). Höherwertige Kilts unterscheiden sich von Billigware zum Beispiel dadurch, dass sie am unteren Rand keinen Saum haben, sondern der Kilt mit der Webkante des Stoffs abschließt.

Ob man den Kilt mit oder ohne Unterwäsche trägt, ist dem persönlichen Geschmack überlassen; nur beim schottischen Militär gab es feste Regeln, heute ist diese Frage jedem Soldaten selbst überlassen. Es ist dabei zu beachten, dass man aufgrund der Falten und Dicke des Stoffes auch ohne Unterwäsche nicht friert. Wegen der Festigkeit des Stoffes besteht auch keine Gefahr, dass der Wind etwas offenbart, was nicht gesehen werden soll. Aus praktischen Gründen (Wäsche!) kann Unterwäsche dennoch empfohlen werden.

Literatur

  • So You're Going To Wear The Kilt, von J. Charles Thompson (revidierte Auflage), Lang Syne Publishers, Glasgow 1989. ISBN 185217126X
  • The Illustrated Encyclopedia of Tartan, by Iain Zaczek and Charles Phillips, Lorenz Books, London 2004 ISBN 0754813398
  • The Art of Kiltmaking von Elsie Stuehmeyer and Barbara Tewkesbury, http://www.celticdragonpress.com
  • Patented Advice for First Time Kilt Wearers von Matthew A. C. Newsome, Curator des Scottish Tartans Museum http://www.albanach.org/advicebook.htm
  • Hugh Trevor-Roper, "The Invention of Tradition: The Highland Tradition of Scotland." in The Invention of Tradition ed. Eric Hobsbawm and Terence Ranger. Cambridge: Cambridge University Press, 1983, ISBN 0-521-24645-8.

Quellen

  1. Tartan TS853 der Scottish Tartans Society

Weblinks


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