- Schultüte
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Die Schultüten (in weiten Teilen Deutschlands auch Zuckertüten genannt) für Schulanfänger sind ein Brauch, der seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland zur Einschulung gepflegt wird. In Österreich ist dieser Brauch auch bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Geschichte der Schultüte in Deutschland geht bis ins Jahr 1810 zurück. Damals wurde besonders den Schulanfängern in Sachsen und Thüringen der Weg in die Schule versüßt. Erste gesicherte Nachweise kommen aus Jena (1817)[1], Dresden (1820) und Leipzig (1836). Dort erzählte man den Kindern früher, dass in dem Haus des Lehrers ein Schultütenbaum wüchse, und wenn die Schultüten groß genug wären, dann wäre es auch höchste Zeit für den Schulanfang.
Grundlage war der Brauch der jüdischen Gemeinden, Kindern zur Beginn ihres an der Tora ausgerichteten Schullebens süßes Buchstabengebäck zu schenken als Erinnerung an das Psalmwort "Dein Wort ist in meinem Munde süßer als Honig"<Psalm><119>,<103>.
Erich Kästner beschreibt in seinen Kindheitserinnerungen Als ich ein kleiner Junge war seinen ersten Schultag 1906 in Dresden und seine „Zuckertüte mit der seidnen Schleife“. Als er die Tüte einer Nachbarin zeigen wollte, ließ er sie fallen, und der Inhalt fiel auf den Boden: er „stand bis an die Knöchel in Bonbons, Pralinen, Datteln, Osterhasen, Feigen, Apfelsinen, Törtchen, Waffeln und goldenen Maikäfern“.
Schultüten waren zunächst nur in den größeren Städten bekannt. Erst nach und nach setzte sich der Brauch auch auf dem Lande durch. Anfangs waren es die Paten, die die Tüte überreichten. Heute sind es meistens die Eltern, die ihren Kindern die nur noch selten selbstgebastelte Schultüte mit auf den Schulweg geben. Auch wenn eine Recherche der "Sendung mit der Maus" zu dem Ergebnis kam, der Brauch der Schultüte habe sich erst nach 1950 in Westdeutschland verbreitet[2], so ergaben genauere Nachforschungen doch deutlich frühere Daten: Aus Kassel sind Schultüten schon seit 1907 belegt.[3] Schultüten sind bis heute hauptsächlich im deutschsprachigen Raum bekannt.
Formen
Die konisch geformten Schultüten werden meistens mit Süßigkeiten und mit kleinen Geschenken wie Buntstiften oder anderem Schulmaterial gefüllt. Vom Füllen mit Süßigkeiten kommt der in manchen Gegenden für die Schultüte übliche Namen „Zuckertüte“.
Die Schultüten werden, wenn sie nicht von den Eltern gebastelt werden, fertig gekauft oder von den Kindern noch im Kindergarten selbst gebastelt.
Wirtschaftliches
Größter Hersteller von Schultüten in Deutschland ist die Nestler Feinkartonagen GmbH in Ehrenfriedersdorf (Erzgebirge). Sie produziert über zwei Millionen Schultüten pro Jahr.[4]
- Größe: 70 - 85 cm
- Form: rund / sechseckig
- Verschluss: Filz / Borte und Tüll
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Schulanfang und Zuckertüte. Abgerufen am 6. August 2010.
- ↑ Recherche: Redaktion der "Sendung mit der Maus" ARD und "Frag doch mal die Maus" Redaktion Jörg Pilawas Produktionsfirma, Ausstrahlung am 30. August 2008, 20.15 Uhr ARD
- ↑ "Hessische Allgemeine" Ausgabe vom 17. September 2010, "So keck war Tante Frieda. Ergebnis der HNA-Leseraktion: Zuckertüte gehört mindestens seit 1912 zur Einschulung" und Ausgabe vom 29. September 2010, "Erste Zuckertüte schon 1907. Frieda Hammerich, geborene Böhringer, ist die Gewinnerin unserer Aktion", jeweils im Lokalteil Kassel, es fanden sich fotografische Belege für die Jahre 1907, 1912, 1917, 1918, 1921, 1927 und 1931.
- ↑ Der Schultüten-Gigant (FTD Online). Abgerufen am 18. Oktober 2010.
Weblinks
Commons: Schultüte – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Schultüte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Bastelanleitung für eine Schultüte
- First Day Cone of Goodies -- Zuckertüten / Schultüten An English language site with detailed information about Zuckertüten
Kategorie:- Schulisches Brauchtum
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