Schundroman

Schundroman

Schundliteratur ist ein Begriff, mit dem angeblich unmoralische oder verderbte Literatur angeprangert wird. Zur Zeit des den Begriff prägenden Schmutz- und Schundgesetzes der Weimarer Republik von 1926 ging es vor allem gegen Romane oder Druckwerke mit unverhohlem sinnlichem Inhalt. Die Definition von „Schund“ hat sich seitdem verändert, der Begriff hält sich aber weiterhin.

Ehemals zum Schund gerechnete Romane werden manchmal erst nach Jahrzehnten rehabilitiert, wie es zum Beispiel bei den wegen Obszönität indizierten Werken des englischen Autors D. H. Lawrence der Fall war.

Heute werden umgangssprachlich Bücher von literarisch minderer Qualität (oder solche, die dafür gehalten werden), als „Schund“ bezeichnet, meist Comics oder Romane. Für vergleichbare Produkte im Film- und Musiksektor hat sich dagegen der Anglizismus Trash eingebürgert.

Kritiker der Schundliteratur werfen ihr vor, die kindliche Phantasie zu missbrauchen und sie wie eine Krankheit zu schädigen. Sie sei wertlos und das Produkt skrupelloser Geschäftemacherei, ihre Sprache unterstes Niveau, die Charaktere schablonenhaft, amoralisch und ohne Vorbildfunktion. Die Oberflächlichkeit der Erzählung lasse die Entwicklung der Empathie verkümmern und verstelle den Zugang zu guter, wertvoller Literatur. Die Überfütterung mit Sensationen bewirke ein ständiges Verlangen nach noch mehr Reizen und verführe zu krimineller Aktivität. Dementsprechend werden Maßnahmen gegen Schundliteratur als Kinder- und Jugendschutz begründet. Insbesondere wird die Vermittlung von klaren Werten gefordert.

Trotz aller Kritik bietet als Schund gebrandmarkte Literatur dem Leser eine eskapistische Alternative. Mit dem A-cappella-Chorwerk „Schundromane lesen“ bekam dieses Genre durch Paul Hindemith zur Zeit des Nationalsozialismus eine ungewöhnliche und anstößige musikalische Ehrung:
Das ist das Schönste: auf der Treppe hocken! Und mit Nat Pinkerton durch London zieh’n ...

Literatur

  • Werner Glogauer: Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen durch Medien; Baden-Baden: Nomos, 1990
  • Ernst Schultze: Die Schundliteratur. Ihr Vordringen, ihre Folgen, ihre Bekämpfung; Verlag des Waisenhauses, Halle, 1909
  • Frederic Wertham: Seduction of the Innocent; New York/Toronto: Rinehart & Company, 1954

Siehe auch


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  • Groschenroman — Schundroman; Groschenheft; Kitschroman; Heftroman * * * Grọ|schen|ro|man, der (abwertend): Roman in der Form u. von dem Niveau eines Groschenhefts. * * * Grọ|schen|ro|man, der (abwertend): Roman in der Form u. von dem Niveau eines Groschenhefts …   Universal-Lexikon

  • Groschenheft — Schundroman; Groschenroman; Kitschroman; Heftroman * * * Grọ|schen|heft 〈n. 11〉 anspruchsloser Roman o. Ä. in Heftform * * * Grọ|schen|heft, das (abwertend): billige, geistig anspruchslose Lektüre o. Ä. in Heftform; ↑ Heftchen (2) …   Universal-Lexikon

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