- Schwarze Deutsche
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Die Begriffe Afrodeutsche und schwarze Deutsche sind Eigenbezeichnungen, die in den Anfängen der sich in den 1980er Jahren formierenden Schwarzen Bewegung[1] geprägt wurden. Sie entstanden durch eine verstärkte Politisierung der schwarzen Bevölkerung in Deutschland und im Bestreben, sich von externen Definierungen abzugrenzen und sich selbst einen Namen zu geben. Sie lösten Bezeichnungen der Mehrheitsgesellschaft weitgehend ab[2][3]. In den Duden wurde der Begriff erst mit der 24. Ausgabe vom Juli 2006 aufgenommen[4], zuvor war er nur im Duden-Synonymwörterbuch vertreten[5].
Inhaltsverzeichnis
Begriffsdefinition
Die Definition des Begriffes afrodeutsch ist nicht einheitlich.[6] Im Buch Afrika und die deutsche Sprache werden Afrodeutsche als schwarze Menschen bezeichnet, die in Deutschland leben oder gelebt haben[7]. Nana Odoi[8] weist darauf hin, dass es einen rechtlichen Unterschied zwischen Afrodeutschen und Schwarzen in Deutschland gibt: Nur erstere besitzen alle Bürgerrechte eines deutschen Staatsangehörigen. Zur Gruppe der Schwarzen in Deutschland gehören auch Ausländer und Staatenlose, deren Wohnsitz sich in Deutschland befindet.
Anzahl und Zusammensetzung der Schwarzen in Deutschland
Zur Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus lebten etwa zwei- bis dreitausend Schwarze in Deutschland. Sie stammten zum größten Teil aus den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika[9]. Die aktuelle Zahl der Schwarzen in Deutschland wird auf 300.000 geschätzt[10]. Da es keine genaue Definition des Attributs „schwarz“ gibt und geben kann (→siehe Rassentheorie), handelt es sich hierbei (anders als bei der quasi „amtlichen“ Einordnung der Nationalsozialisten) um einen groben Schätzwert. Die meisten heute in Deutschland lebenden Schwarzen sind „Besatzungskinder“ und eingebürgerte Afrikaner bzw. deren Nachkommen sowie Kinder von Studenten oder Seeleuten, von denen viele in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Viele Schwarze haben einen deutschstämmigen Elternteil.
Der Aufenthaltsstatus der in Deutschland lebenden Schwarzen ist unterschiedlich: Es gibt unter den Nicht-Deutschen (privilegierte) EU-Inländer, Menschen mit einer Niederlassungserlaubnis, mit einer Aufenthaltserlaubnis, aber auch Geduldete. Daneben gibt es Menschen ohne Aufenthaltsstatus.
In Deutschland ist der Anteil der Schwarzen an der Wohnbevölkerung deutlich höher als in den Ländern Ost- und Südeuropas, aber auch deutlich niedriger als in anderen westeuropäischen Staaten, deren Kolonialreiche bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden.
Siehe auch
Weblinks
- Katharina Oguntoye. Afrikanische Zuwanderung nach Deutschland zwischen 1884 und 1945. Vom 23.4.2005
- May-Ayim-Award. Erster schwarzer deutscher Literaturpreis. UNESCO. Mai 2004
- Dossier über die Schwarze Community in Deutschland der Böll-Stiftung
- Kritische Weißseinsforschung und deutscher Kontext 2006
- „Sie sind Deutsch?“ – „Ja, klar. Afro-Deutsch“. Radio-Interview von DW-World. 5:48 Minuten
Einzelnachweise
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung Eleonore Wiedenroth-Coulibaly/Sascha Zinflou: Schwarze Organisierung in Deutschland
- ↑ Oguntoye, K.; Opitz (Ayim), M.; Schultz, D. (Hrsg.): Farbe Bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Berlin 1986
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung: Nana Odoi: Die Farbe der Gerechtigkeit ist weiß Institutioneller Rassismus im deutschen Strafrechtssystem S.1
- ↑ Duden 101 ausgewählte Neuwörter aus Duden – Die deutsche Rechtschreibung” (24. Auflage)
- ↑ Duden-Newsletterarchiv Newsletter vom 29.10.2004
- ↑ die tageszeitung (7. Dezember 2001) Wir sind stolz, Deutsche zu sein
- ↑ Vgl. Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hrsg.): Afrika und die deutsche Sprache (siehe Literatur)
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung: Nana Odoi: Die Farbe der Gerechtigkeit ist weiß Institutioneller Rassismus im deutschen Strafrechtssystem S.2
- ↑ Exil-Club: Nazis und „Neger“ http://www.exil-club.de/dyn/9.asp?Aid=38&Avalidate=974056422&cache=66694&url=56369.asp
- ↑ Nina Zimnik: Nicht jeder Deutsche ist automatisch weiß „Hamburger Abendblatt“ vom 15. August 2000 archiv.abendblatt.de/ha/2000/pdf/20000815.pdf/HAHA20000815lf000013.pdf
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