Schweinersdorf

Schweinersdorf
Schweinersdorf
Gemeinde Wang
Koordinaten: 48° 30′ N, 11° 52′ O48.50797611.868939508Koordinaten: 48° 30′ 29″ N, 11° 52′ 8″ O
Höhe: 508 m
Postleitzahl: 85368
Vorwahl: 08764

Schweinersdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Wang in Oberbayern.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung und Lage

Der Ort ist ein Straßendorf, das heißt, alle Häuser oder Gehöfte sind entlang der Dorfstraße angeordnet. Noch heute gibt es die Hofnamen wie schon vor einigen hundert Jahren. Moar, Wirt, Huber, Lehner, Mesner, Schuster, dazu noch das ehemalige Schulhaus und das Moarhäusl. Dazugekommen sind in den 1970er-Jahren zwei Neubauten, jeweils am Dorfanfang.

Schweinersdorf liegt 6 km nordwestlich vom Kernort Wang entfernt. Die Isar fließt südöstlich in 6 km Entfernung; die Autobahn A 92 verläuft südöstlich in 10 km Entfernung.

Geschichte

Im Jahre 908 wurde Schweinersdorf erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde wird ein Tauschgeschäft bestätigt: Der Freisinger Chorbischof Chuono überließ dem Freisinger Bischof Dracholf die Moosburger „Abbaiola“ (kleine Abtei) St. Castulus und erhielt dafür über den Voigt Graf Sigihard zwei Lehen: Eines in Humbula, dem heutigen Hummel, und eines in Suanahiltatorf, dem heutigen Schweinersdorf. Suanahiltatorf wurde als ein „kleines, fast ödes Lehen“ beschrieben.

Die Urkunde wurde bestätigt von Markgraf Arnulf Herzog von Bayern, der später, im Jahre 919 zum König von Bayern gewählt wurde. In der Literatur ist er auch als „Kaiser“ erwähnt. Er soll von 907 bis 937 ein weiser und guter Herrscher gewesen sei. Es gibt einen Bericht, nachdem „die Mutter von Kaiser Arnulf“ Einnahmen aus Schweinersdorf erhielt.

Aus heute unbekanntem Grund wurde das Tauschgeschäft als „unwürdig“ angesehen und es entstanden Zweifel an der Glaubwürdigkeit. Deshalb bat Chuono den Herzog Arnulf um eine zusätzliche Bestätigung der Einigung mit Dracholf. So entstand eine weitere, undatierte Urkunde mit Siegel des Herzogs, damit der Besitzübergang „in künftigen Zeiten besser geglaubt werde“.

Der Name Suanahiltatorf geht zurück auf ein weibliches Wesen namens Suanahild, also Schwanhilde. In alten Legenden wird sie als sehr schön beschrieben und sie soll in einer Art Schloss in Suanahiltatorf gelebt haben. Urkundlich ist sie als Namensgeberin nicht nachgewiesen und auch das Schloss ist nirgendwo erwähnt. Der Name taucht in Schenkungsbriefen aus dem Raum Eching Moosach auf, die aber nichts mit Suanahiltatorf zu tun haben. Als möglich gilt, dass der Name auf die bayerische Prinzessin Suanahilde, Nichte des Herzogs Odilo von Bayern (716 bis 719) und zweite Ehefrau von Karl Martell („Suanahilde illustris matrona“) zu beziehen ist. Es könnte sich auch um eine Suanahild aus dem Geschlecht der Thulbacher oder einem anderen Adelsgeschlecht gehandelt haben.

Suanahiltatorf, oder, wie man es heute nennen würde, „Schwanhildendorf“ klingt für unser Verständnis natürlich würdiger und sprachlich schöner als Schweinersdorf. Zu dieser Veränderung des Dorfnamens kam es entweder durch Sprachabnutzung oder durch Sprachverballhornung, denn manchmal war das Verhältnis unter Nachbardörfern nicht harmonisch.

Vorgeschichtliches

Aus der Urkunde aus dem Jahr 908 ergibt sich, dass Suanahiltatorf als Anwesen schon vorhanden war. Der Moosburger Geschichtsforscher Weh vermutet, es habe hier eine vorgeschichtliche Signalstation gegeben, von der aus mit Signaltafeln oder Fahnen feindliche Annäherungen und andere wichtige Nachrichten von anderen Signalstationen empfangen und weitergegeben wurden.

Der Kirchenhistoriker Fastlinger vermutet, dass an Stelle der Pfarrkirche St. Petrus (Petruskirchen sind oft sehr alte Kirchen) eine germanische, also nicht christliche Kultstätte für den germanischen Gott Donar bestand. Dies sei möglich, weil es in der Umgebung keltoromanische Hockäcker und Flurnamen gab.

1902 berichtet der Moosburger Kaplan Braun von der Gründung einer „Taufstätte in Mauern, mit zwei Seelsorgkirchen zu Peterswahl und Schweinersdorf“, etwa im Jahr 850.

Gegen Ende des 9. Jahrhunderts ging es mit dem heiligen römischen Reich deutscher Nation zu Ende. In diesem Zusammenhang stiegen einige Adelsgeschlechter in den Stämmen wieder zu Herzögen der Stammherzogtümer auf. Der bayerische Markgraf Luitpold fiel in einer Schlacht gegen die Ungarn bei Pressburg im Jahre 907. Sein Sohn und Nachfolger war der schon erwähnte Arnulf, der später (919) zum König von Bayern gewählt wurde. Arnulf unterwarf sich, wohl wegen der immer noch gefährlichen militärischen Bedrohung durch die Ungarn, dem von den Franken und den Sachsen zum König gewählten Heinrich dem I. von Sachsen, der ihm politische, auch kirchenpolitische und rechtliche Selbständigkeit beließ. So konnte sich Bayern zu einem selbstbewussten Teilreich entwickeln. Auf Arnulf folgten Eberhard (937 – 938) und Berthold (938 – 947). 947 erhob der Sachsenkönig seinen Bruder Heinrich, verheiratet mit einer Luitpoldingerin, zum Herzog, der bis 955 im Amt blieb.

Auf die weitere geschichtliche Entwicklung in Bayern soll hier nicht näher eingegangen werden.

Im 11. und 12. Jahrhundert wurde Schweinersdorf von königlichen Ministerialen verwaltet. Urkundlich erwähnt sind:

Mathuni von Haindlfing, Schweinersdorf und Haslach, Fritilo von Haindlfing und Schweinersdorf, Konrad von Haindlfing und Schweinersdorf sowie Forchtlieb von Schweinersdorf (1159 bis 1180).

Das Dorf entwickelte sich nach der Urform altbayrischer Besiedlung. Nach der Kirche mit Mesnerhäusl war das wichtigste Anwesen der Moarhof. Er war meistens, so auch in Schweinersdorf nur durch den Pfarrhof getrennt neben der Kirche. Danach folgten der Huberhof und der Lehnerhof. Dazu kamen ein Söldnerhaus und später auch das Lehrhäusl. Noch heute ist diese Tradition in Schweinersdorf erhalten, die Bauern sind weiter der Moar, der Huber und der Lehner, obwohl sie anders heißen.

Neuere Geschichte von Schweinersdorf

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, also etwa ab 1860, wurden Grundbücher angelegt, die dem heutigen Muster schon sehr ähnlich sind. Die Flurnamen des ersten Schweinersdorfer Grundbuches zeigen, dass der Ort eine weit größere Ausdehnung hatte als heute. Einige dieser Flurnamen: Scheckenhofener Schiedsacker, Mönchsberg, Hanslmühle und Pfettrachmühle in der Flur Niederndorf, Zigelfeldacker, Wanger Gemeindeholzweg, Mauerner Bach in der Flur Alpersdorf, Hörgertshausener Bachl in der Flur Hartshausen.

Am 1. März 1935 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Hagsdorf nach Schweinersdorf eingemeindet.[1] Am 1. April 1971 wurde die Gemeinde Schweinersdorf mit ihren 21 Ortsteilen (Aselmühle, Alpersdorf, Beslmühle, Freundsbach, Gandorf, Hagsdorf, Hanslmühle, Hörgersdorf, Kleidorf, Kronwinkl, Mönchsberg, Niederndorf, Pfettrach, Riedlmühle, Scheckenhofen, Schlag, Schlagsimmer, Schwarzberg, Thal, Wölflmühle, Ziegelberg) aufgelöst und auf die Gemeinden Inzkofen (Schweinersdorf, Hagsdorf und Schlag), Mauern und Wang aufgeteilt.[1]

Seit der letzten Gebietsreform 1978 gehört die frühere Gemeinde Inzkofen und somit auch Schweinersdorf zur Gemeinde Wang.

Einzelnachweise

  1. a b Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 464

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