Schweizerkrankheit

Schweizerkrankheit

Heimweh ist die Sehnsucht in der Fremde, wieder daheim zu sein. Das Gefühl ist verbreitet genug, um vielen Kunstwerken, zumal zahlreichen Liedern und Schlagern Stoff gegeben zu haben. Für die Sehnsucht aus der Heimat in die Ferne wurde das Kunstwort Fernweh gebildet.

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Soziologisch gesehen, richtet sich Heimweh auf verlorene Gemeinschaften, vor allem die relativ fraglosen der Kindheit, vor allem dann, wenn der Einzelne sich (‚in der großen Stadt‘, ‚unter lauter Fremden‘ usw.) vereinsamt fühlt, zumal in psychischen Krisen. Der Verlust vertrauter Umgebung wird als sehr schmerzhaft empfunden, der Betroffene sucht eine Besserung durch die Rückkehr in seine individuelle Heimat.

Nach der psychologischen Reaktanztheorie (J.W. Brehm, 1966) versucht das Individuum, die Beeinflussung seiner Freiheit so abzuwehren, indem es dazu tendiert, die nicht angebotenen oder nicht verfügbaren Alternativen als attraktiver anzusehen. So entsteht der Leidensdruck, der sich in einer psychischen Erkrankung auswirken kann. Insbesondere Kinder, die zum ersten Mal auf eine mehrtägige Reise gehen und auswärts übernachten, leiden schnell an Heimweh.

Die Schweizerkrankheit

Das Krankheitsbild der Nostalgia (griechisch νόστος nóstos ‚Rückkehr‘ und άλγος álgos‚ Traurigkeit, Schmerz, Leiden‘) wurde unter diesem Namen im Jahre 1688 von dem Arzt Johannes Hofer in Basel zuerst beschrieben. Man kennt es daher auch heute noch unter der Bezeichnung Schweizer Krankheit.

Es handelte sich bereits damals um eine durch unbefriedigte Sehnsucht nach der Heimat begründete Melancholie oder Monomanie, welche eine bedeutende Zerrüttung der körperlichen Gesundheit, Entkräftung, Abzehrung, Fieber und gar den Tod zur Folge hat. In Frankreich war es bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus bei Todesstrafe verboten, den Kuhreihen (Chue-Reyen, frz. Ranz des Vaches), ein bekanntes Hirtenlied, zu singen oder zu pfeifen, weil sich bei dessen Anhören die Schweizer Soldaten des Heimwehs nicht mehr erwehren könnten, desertierten oder gar stürben.[1]

Das Volks- und Soldatenlied Zu Straßburg auf der Schanz | Da fing mein Leiden an hat diese Heimwehkrankheit zum Thema.

Belletristik und Film

Das Heimweh thematisieren die Erzählungen Der Marsch nach Hause von Wilhelm Raabe und Heidi von Johanna Spyri, dann auch Theodor Fontanes Ballade Archibald Douglas.

Sehr erfolgreich war der Film Heimweh von 1943 mit dem Filmhund Lassie.

Literatur

  • Simon Bunke: Heimweh. Studien zur Kultur- und Literaturgeschichte einer tödlichen Krankheit, Freiburg 2009.
  • Simon Bunke: Heimweh, in: Bettina von Jagow / Florian Steger (Hgg.): Literatur und Medizin im europäischen Kontext. Ein Lexikon, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, Sp. 380–384.
  • Willy Puchner, Illustriertes Fernweh. Vom Reisen und nach Hause kommen, Frederking & Thaler, 2006, ISBN 3-89405-389-5
  • Christoph Schminck-Gustavus: Das Heimweh des Walerjan Wróbel. Ein Sondergerichtsverfahren 1941/42, Dietz, Bonn 1986, ISBN 3-8012-0117-1

Weblinks

Quellen

  1. Artikel Heimweh im Historischen Lexikon der Schweiz

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