Schwenkkiel

Schwenkkiel

Ein Schwenkkiel ist bei Booten ein beweglicher Kiel. Es gibt zwei Arten von Schwenkkielen: Die einen lassen sich nach oben bewegen, die anderen können zur Seite geschwenkt werden.

Nach oben bewegbarer Schwenkkiel

Der nach oben bewegbare Schwenkkiel wird durch geeignete Zugeinrichtungen, etwa eine Seilwinde oder eine Gewindestange, um eine im Bodenbereich des Bootes liegende Achse in den Rumpf geklappt. Bei größeren Yachten mit schweren Kielen (z. B. Southerly, Sirius) ist zum Schwenken eine Hydraulikeinrichtung erforderlich, um die großen Kräfte zu bewältigen. Eine Alternative stellt das Ballastschwert oder Kielschwert dar, es unterscheidet sich dadurch vom Kiel, dass es weniger zur Gewichtsstabilität des Bootes beiträgt (vgl. Yacht ↔ Jolle) und in der Regel anders profiliert ist. Der Schwenkkiel wird vor allem dort verwendet, wo Kielboote öfter transportiert werden müssen, wie z. B. bei Regattabooten, oder in flachen Gewässern mit großem Tidenhub, wo es der aufgeholte Kiel dem Boot ggf. noch erlaubt das Gewässer bei Niedrigwasser zu befahren oder trockenzufallen ohne dabei auf die Seite zu kippen.

Eine weitere Alternative zum Schwenkkiel ist der Hubkiel. Der Schwenkkiel hat den Vorteil, dass der Kielkasten im Bootsinneren kleiner ausfallen kann als beim Hubkiel, (wo der Kielkasten oft bis unter das Kajütdach reicht und unter Umständen die Funktion der Maststütze mit übernehmen kann) und dadurch weniger Platz im Bootsinneren verloren geht. Allerdings sind die an der Achse des Schwenkkiels auftretenden Kräfte groß und der Ballast kann nicht auf eine Kielbombe konzentriert werden. Zusätzlich hat der Schwenkkiel den Vorteil, dass er im Falle einer Grundberührung nach hinten schwenken und so einer Beschädigung entgehen kann.

Seitlich bewegbarer Schwenkkiel

Als Schwenkkiel (auch Pendelkiel oder Kippkiel) wird bei modernen Rennyachten (z. B. Volvo Open 70 beim Volvo Ocean Race), seltener auch bei kleineren Daysailern (z. B. Linq Boats CQ-6), eine Vorrichtung bezeichnet, um den Kiel seitlich nach Luv zu schwenken. Damit kann das aufrichtende Moment erhöht und die Krängung reduziert werden – unfachmännisch ausgedrückt wirkt der Schwenkkiel hier also ähnlich wie eine Wippe, auf der Gewicht nach außen verlagert wird, wodurch das Boot bei Druck im Segel aufrechter im Wasser liegt und somit eine höhere Endgeschwindigkeit erzielen kann. Meist wird bei der Verwendung eines Schwenkkiels zusätzlich ein Schwert zum Einsatz gebracht, um das Boot auch bei gekrängtem Kiel und somit einer quer gestellten Kielflosse gegen Abdrift zu stabilisieren. Da die Wirkung eines Schwenkkiels mit größerem Tiefgang des Bootes exponentiell steigt, sitzt die Kielbombe meist deutlich tiefer als bei vergleichbaren Booten mit festem Kiel.

Da sich durch diese Version des Kieles die Segeltragzahl der Schiffe erhöhte, stieg die Durchschnittsgeschwindigkeit der Segelschiffe in den letzten Jahren. So konnte die Volvo Open 70 Ericsson 4 den 24 Stunden Weltrekord für Einrumpfschiffe im Volvo Ocean Race 2008/2009 auf 602,66 Seemeilen verbessern, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,11 Knoten entspricht.

Allerdings stoßen die derzeit bei Rennyachten verwendeten Materialien hier an ihre Grenzen: Wie sich zuletzt im Verlauf der von open 60-Yachten bestrittenen Vendée Globe 2008/2009 gezeigt hat, sind gerade die oberen Verbindungen zwischen Ausschwenkmotoren und Kielfinnen in Extremsituationen in Gefahr, zu brechen, was zu mehreren Ausfällen bei der Regatta führte.


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