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Radio Dreyeckland ist ein nichtkommerzieller Radiosender aus Deutschland mit Sitz in Freiburg im Breisgau.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Das links-alternative Radioprojekt Radio Dreyeckland (RDL) wurde 1977 als Radio Verte Fessenheim gegründet und ist das älteste Freie Radio Deutschlands. Die erste Sendung dauerte zwölf Minuten und wurde am 4. Juni 1977 ausgestrahlt. Es war der bekannteste politische Piratensender im deutschsprachigen Raum. Seit 1981 nannte er sich Radio Dreyeckland, das grenzüberschreitend im Dreiländereck Schweiz, Frankreich, Deutschland sendete und aus dem Widerstand gegen die drei Atomkraftwerke Fessenheim, Wyhl und Kaiseraugst entstanden war. Im Vergleich der Länder war nach Angaben der Macher die Schweizer PTT die rabiateste Verfolgungsbehörde.
Nach einer Razzia im Elsass gegen Radio Dreyeckland unterstützte auch François Mitterrand eine Petition zur Legalisierung des Senders. Nachdem er Staatspräsident geworden war, trug er 1981 dazu bei, dass dies in Frankreich auch geschah. Seit Ende der 1980er Jahre sendet der Sender aus Freiburg im Breisgau sein Programm.
Entstanden ist RDL zwar aus der Anti-AKW-Bewegung, aber das Themenspektrum weitete sich bald aus, u.a. auf besetzte Fabriken in Frankreich und in den 1980er Jahren auf den Häuserkampf in Freiburg. In den ersten Jahren seiner Existenz sendete RDL als Piratensender mit einer mobilen Sendeanlage, später von einem festen Studio aus Colmar (Frankreich). Ab dem 20. April 1985 kamen die Sendungen illegal direkt aus Freiburg, seit 1988 sendet das Radio legal auf der Frequenz 102,3 MHz aus seinem Freiburger Studio im selbstverwalteten Grethergelände.
Mit dem Begriff Dreyeckland ist das Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz gemeint, das von RDL als Einzugsgebiet angesehen wird. Zusätzlich zur Freiburger Frequenz 102,3 MHz teilte sich RDL und Radio Kanal Ratte (RKR) bis zum 31. Dezember 2007 die Frequenz 104,5 MHz vom Senderstandort Hohe Möhr (500 W) im Wiesental. RDL sendete dort von 3 bis 15 Uhr sein Wiederholungs- und Nachtprogramm, sowie ein aktuelles Morgenradio; von 15 bis 3 Uhr hörte man dort zwölf Stunden das Programm aus Schopfheim von RKR.
Mit ähnlichen Projekten wie Radio Z Nürnberg, dem Querfunk Karlsruhe, dem Radio Corax aus Halle etc. tauscht RDL Sendungen aus. Es initiierte und partizipiert am Infosendungsprojekt zip-fm! und am Audioportal freie-radios.net. RDL ist im Verbund mit den anderen baden-württembergischen Freien Radios in der Assoziation Freier Gesellschaftsfunk (AFF) organisiert. Ebenfalls ist RDL Mitglied des Bundesverbandes Freier Radios.
Da der Sender über Antenne in Freiburg kaum störungsfrei zu empfangen ist – die Frequenz 102,3 MHz (Sender Vogtsburg) wird von zwei starken Sendern aus der Schweiz und aus Frankreich gestört –, kämpft RDL mit der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK) – auch juristisch – um eine bessere Frequenz. RDL wird aber auch über Kabel ausgestrahlt, z.B. in Freiburg auf der Frequenz 93,6 MHz und ist im Web zu hören.
Finanzierung
Der Sender wird aus zwei Quellen finanziert: aus den Beiträgen der ca. 1.500 Mitglieder des Freundeskreises und aus den staatlichen Rundfunkgebühren. 0,01 Prozent des Gebührenaufkommens in Baden-Württemberg werden von der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) an die neun im Lande sendenden freien, nichtkommerziellen Radios ausgezahlt – für RDL sind das ca. 51.000 Euro pro Jahr.
Krise
RDL steckt derzeit in seiner bislang wohl schwersten ökonomischen Krise. Verantwortlich dafür zeichnet nicht zuletzt die Landesanstalt für Kommunikation (LfK), die RDL, zunächst bewilligte Fördermittel rückwirkend verweigert hat. Durch eine Kampagne, die die politischen Konflikte zwischen LfK und Baden-Württembergs Freien Radios thematisieren, sowie 500 mal 50 Euro Spendengelder und viele neue Mitglieder werben soll, versucht RDL das derzeitige Finanzloch zu stopfen und mittelfristig wachsende Unabhängigkeit von der LfK zu gewinnen.
Programm
„Radio Dreyeckland (RDL) ist ein linkes, demokratisches Radio in der Region rund um Freiburg“, steht im Redaktionsstatut des Senders. Hieran orientiert sich das Programm. Neben festen Redaktionen wie Frauen- und Lesbenradio, Schwule Welle, dem anarchistischen Schwarzen Kanal, dem Knastfunk, und der „Linken Presseschau“ gibt es Info- und Mittagsmagazin, Morgenradio. Insgesamt bestehen 80 Redaktionen. Einen großen Teil der Sendezeit nehmen auch die nach Musikstilen stark ausdifferenzierten mehr oder weniger alternativen Musiksendungen ein. Wichtig sind auch die muttersprachliche Sendungen in 14 verschiedenen Sprachen, von Russisch, Portugiesisch und Persisch bis Koreanisch. Außerdem gibt es das Gruppenradio: einzelne Gruppen (Selbsthilfegruppen, Schulklassen, Projekte) produzieren Sendungen, die auf einem betreuten täglichen Sendeplatz ausgestrahlt werden.
Morgenradio
Das Morgenradio sendet von Dienstags bis Freitags immer zwischen 8 und 10 Uhr. Insbesondere greifen die rund 15 MitarbeiterInnen solche politischen und kulturellen Themen in ihren Sendungen auf, die lokale Relevanz haben und in Freiburg, Lörrach und Schopfheim interessieren. Neben viel Musik, Interviews, Studiogesprächen und Beiträgen gibt es immer pünktlich um 9 Uhr die Veranstaltungshinweise für das gesamte Dreyeckland.
Schwule Welle
Die Sendung wird vorrangig für Schwule zwischen Offenburg und Basel sowie im Schwarzwald und im Elsass produziert.
Schon in der Pionierzeit von RDL als Piratensender war die Schwule Welle fester Programmbestandteil. Seit dem 24. November 1988 sendet sie jeden Donnerstag legal und gilt somit als die älteste aktive schwule Radiosendung.
Gegen Ende der Sendung werden regionale und überregionale Veranstaltungstipps und Gruppentermine bekanntgegeben.
Das Team besteht ausschließlich aus schwulen Jungs und Männern. Wie bei RDL üblich gibt es keine strikte Trennung zwischen Moderation und Technik, jeder macht mal dieses oder jenes. Regelmäßige Redaktionssitzungen finden alle zwei Monate in den Räumen von RDL statt. Sie sind öffentlich und jeder Interessierte kann zuhören oder bei Gefallen auch mitmachen.
Mitarbeiter
Zu den Mitarbeitern des Senders gehörte Ruben Jonas Schnell, der 2008 in Hamburg das Internetradio Byte FM gründete.
Literatur
- Karlheinz Grieger (Hrsg.): Zum Beispiel Radio Dreyeckland. Wie freies Radio gemacht wird: Geschichte, Praxis, politischer Kampf. Dreisam-Verlag, Freiburg 1987. ISBN 3-89125-237-4
- Karl Lüond: Konzessionslos, in NZZ Folio, März 2007, S. 40 ff.
- David Siebert: Piraten am Tropf (http://www.jungewelt.de/2007/11-23/015.php)
Weblinks
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