Radiogays

Radiogays
Dieser Artikel befasst sich mit dem bayerischen Radio Z. Für den bis 2003 unter dem Namen Radio Z bzw. Hitradio Z bekannten Radiosender aus Zürich siehe Energy Zürich.
Allgemeine Informationen
Empfang: analog terrestrisch, Kabel, Livestream
Sendegebiet: Großraum Nürnberg (UKW)
Geschäftsführer: Syl Glawion
Sendestart: 1987
Rechtsform: nichtkommerzieller Lokalfunk
Liste von Hörfunksendern

Radio Z ist ein nichtkommerzieller Radiosender aus Bayern. Radio Z ist seit 1987 im Großraum Nürnberg auf Sendung und wird als freier Hörfunksender von dem gemeinnützigen Verein RundfunkAktionsgemeinschaft Demokratischer Initiativen und Organisationen e. V. (R.A.D.I.O. e. V.) getragen. 2007 feierte Radio Z sein 20-jähriges Bestehen. Radio Z ist Mitglied im Bundesverband Freier Radios.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Um 1984 beschloss eine Nürnberger Gruppe die Gründung eines freien Senders. Ziel war es, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk unter dem Einfluss eines politisch konservativ dominierten Rundfunkrats zu liberalisieren und dem von vielen als Meinungsmonopol empfundenen Bayerischen Rundfunk ein nichtkommerzielles Privatradio entgegenzusetzen. Zwei Faktoren ließen Nürnberg als geeigneten Standort erscheinen: Die damals von SPD und Grünen regierte Stadt galt als „rote Hochburg“ im schwarzen Bayern, und viele Franken sahen sich in der regionalen Berichterstattung des BR nicht angemessen berücksichtigt.

Im Laufe der Jahre schlossen sich rund 1700 links- und alternativ Bewegte, Hausbesetzer und Atomkraftgegner, aber auch „Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens“, wie zum Beispiel FDP-Stadtrat Utz W. Ulrich oder Renate Schmidt (SPD) dem Verein an, der sich R.A.D.I.O. e.V. nennt.

Die Liberalisierung des Rundfunks in Bayern ab Mitte der 80-er Jahre (seit 1986 terrestrisch in Nürnberg) hatte vorwiegend das Ziel, lokale und regionale Vielfalt zu schaffen, auch wirtschaftlich gesehen neue Werbemärkte zu erschließen. Eine wirkliche „Meinungsvielfalt“ in Form einer journalistischen Pluralisierung jenseits lokaler Berichterstattung oder Vielfalt in der gespielten Musik jenseits des Mainstream („alternatives Programmformat“) gab es zunächst nicht. R.A.D.I.O. e. V. erstritt einen „Probebetrieb“ vor Gericht und ging im Dezember 1987 als letzter der neugeschaffenen Privatsender der Region auf Sendung, nachdem die zuvor zum Zug gekommenen Macher der damals geplanten wöchentlichen Sendung „Schwule Welle“ ihr Programmangebot freiwillig zurückzogen. Ein ähnliches Projekt war Jahre zuvor in München gescheitert.

Trotz steigender Beitragsqualität hielt die Freude am freien Senden nicht lange an. Nach mehrmonatigem Betrieb verweigert der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (München) die Genehmigung zum Weitersenden. Radio Z zog vor das Verwaltungsgericht, erst 1988 konnte eine reguläre Lizenz erreicht werden (die aktuelle Lizenz ist bis 30. Oktober 2008 gültig). Im Juni 1988 konnte nach etlichen Probesendungen und Verhandlungen vor dem Bayerischen Medienrat mit dem „Fliederfunk“ (heute: „Radiogays“) eine Sendung für Schwule auf Sendung gehen.

1993 wurden durch dieses Magazin in einer Sendereihe sadomasochistische Sexualpraktiken thematisiert, worauf die Anzeige einer rechtsgerichteten Bürgerinitiative folgte.[1] Eine aus Erlangen stammende Medizinerin verschickte eine Abschrift der gesamten Serie an Politiker, Multiplikatoren und Institutionen. Radio Z wurde mit dem Vorwurf konfrontiert, hier sei der Jugendschutz unterlaufen worden. Die Bayrische Landeszentrale für neue Medien (BLM) betrieb ein Verfahren zum Lizenzentzug.[2] Die verantwortliche Redaktion wurde zwar vollständig abgesetzt, doch durch das verhängte Bußgeld und die Streichung der Programmförderung drohte dem Verein der wirtschaftliche Ruin. Die Hörer bekundeten mit 20.000 Unterstützungsunterschriften und großzügige Spenden ihre Solidarität mit dem „ersten freien Radio in Bayern“ und sicherten damit den Fortbestand. Ein Verfahren wegen unzulässiger Verbreitung von Pornografie wurde später eingestellt.[3]

Radio Z hat im Lauf der Zeit die Sendezeit von anfangs drei Stunden auf zwölf Stunden täglich erweitern können. Der überwiegende Teil der Redaktionen arbeitet ehrenamtlich im Sender mit. Radio Z sendet täglich von 14 bis 2 Uhr auf der UKW Frequenz 95,8 MHz im Großraum Nürnberg und teilt sich die Frequenz mit dem Rocksender Star FM. Seit 2007 ist der Sender im Kabel und im Internet rund um die Uhr zu hören, hier werden zwischen 2 und 14 Uhr Sendungen vom Vortag wiederholt.

Programm

Die Informationsauswahl entspricht dem Selbstbild des Senders. Schlagzeilen wie „Lateinamerika: soziale Transformation oder kapitalistische Modernisierung?“, „20 Jahre später: Prozess gegen Mitglied der ‚Roten Zora‘“ oder „Neoliberale wurden ausgeladen …“ (DGB hat SPD-Abgeordnete von Ansprachen auf Maikundgebungen ausgeschlossen) oder Berichte über die Antifa stehen beispielhaft für Themenauswahl und Wortwahl in der politischen Berichterstattung.

Radio Z hat ein klassisches Programmschema mit inhaltsorientierten Sendungen zu einer breiten Palette unterschiedlichster Themen, oft politisch links, radikalgesellschaftlich oder minderheitenspezifisch. Die Sendungen heißen z. B. „Durchgeknallt“ (Psychiatrieerfahrene — Motto „Verrückt ist, was verrückt macht“), „ProXZY“ (Magazin über die soziale Verantwortung neuer Medien „ganz ohne Scheuklappen der ‚traditionellen Medien‘“), „Quotenstunde“ (Frauen- und Lesbenmagazin — „Frauenpower macht Macker sauer“) oder „Radio Handicap“ (Behindertenmagazin). Unter „Z-International“ bilden mehrere fremdsprachige Redaktionen das Interessensgebiet der Hörer mit Migrationshintergrund ab.

Ergänzt werden die Wortsendungen u. a. mit Alternativrock und Liedermachern. Musikspezifische Sendungen berücksichtigen beispielsweise lateinamerikanische und afrikanische Stile, Soul/Funk/R&B, Ambient & Dub und andere Minderheiteninteressen.

Teile des Programms werden auch als Podcast verbreitet.

Redaktionen

Die Redaktionen von Radio Z teilen sich in folgende Sparten auf:

  • Musik (33 Redaktionen)
  • Musik am Samstag (6 Redaktionen)
  • International (15 Redaktionen)
  • Wortprogramm (3 Redaktionen)
  • Z-Spezial (18 Redaktionen)

Quellen

  1. Martin Busche: Heißes Wachs Lizenzentzug für das „Radio Z“? taz, 29. Dezember 1993, S. 14.
  2. vgl. Medienwächter wollen strenge Bestrafung. In: W&V BACKGROUND. Jg. 1994, Nr. 1/2.
  3. Bernd Siegler: Perverse Praktiken – Erlanger Verein „Bürger fragen Journalisten“ munitioniert CSU und Klerus im Lizenzentzugsverfahren gegen „Radio Z“. taz, 25. Februar 1994, S. 18.

Weblinks


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