Schönau (Kreis Luditz)

Schönau (Kreis Luditz)
Činov
Činov führt kein Wappen
Činov (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Gemeinde: Stružná
Geographische Lage: 50° 12′ N, 13° 0′ O50.19611111111113.0057Koordinaten: 50° 11′ 46″ N, 13° 0′ 18″ O

Činov (tschechisch früher auch Šenov, deutsch Schönau) ist ein Ortsteil von Stružná (Gießhübel bei Buchau) im Okres Karlovy Vary, Tschechien. Teile des Ortes gehören zum Truppenübungsplatz Hradiště.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Geografisch

Činov liegt an einem bewaldeten Hang am Südwestrand des Duppauer Gebirges (tsch.: Doupovské Hory), in einer Höhe von etwa 625 m über dem Meeresspiegel. Entsprechend rauh ist das Klima.
Durch Schönau fließt der Au-Bach, dessen Wasser schließlich in die Tepl (tsch.: Teplá) und danach in Karlsbad (Tschechien) (Karlovy Vary) in die Eger (tsch.: Ohře) mündet.
3 km südwestlich von Schönau verläuft die Nationalstraße 6 von Eger (tsch.: Cheb) und Karlsbad weiter nach Prag (Praha).

  • Nachbardörfer' (mit Luftlinien-Entfernung und Himmelsrichtung von Schönau aus): 3 km N: Hartmannsgrün (tsch.: Hartmanov bzw. Lučiny);   2 km SO: Langgrün (tsch.: Dlouhá);   2 km S: Ort und Schloss Gießhübel (Stružná);   2 km SW: Sollmus (Žalmanov, heute in Stružná eingegliedert);   3 km W (am Engelsberg): Ort Engelhaus mit Burgruine Engelsburg (Andělská Hora). Gießhübel und Sollmus liegen unmittelbar nordöstlich der Nationalstraße 6. Der Kurstadt Karlsbad liegt in Luftlinie 10 km WNW von Schönau.

Politisch

Schönau liegt im Egerland, einem Teil Westböhmens. Der Ort gehörte bis 1918 zum Kronland Böhmen, 1918 bis 1938 zur (Ersten) Tschechoslowakischen Republik, 1938 bis 1945 zum deutschen Reichsgau Sudetenland, und danach wieder zur Tschechoslowakischen Republik bzw. zu deren Nachfolgerstaaten.
Der ehemalige Ort Schönau liegt nun (Stand Februar 2005) in der Tschechischen Republik (tsch.: Česká Republika), in deren westlichstem Kreis (tsch.: Karlovarský kraj; Karlsbader Kreis).

Wegbeschreibung

Von Karlsbad auf der Nationalstraße 6 in Richtung Prag. Nach etwa 11 km die Nationalstraße nach links verlassen, auf der Ausfahrt nach Stružná. Der erste Ortsteil ist das frühere Sollmus. Ab Ortsmitte Sollmus nach Osten in Richtung Haupt-Ortsteil von Stružná (früheres Gießhübel) fahren. Auf der Hälfte der etwa 2 km langen Strecke zwischen Sollmus und Gießhübel geht ein unbeschilderter Weg nach links (NNO) in ein kleines von einem Bach durchflossenes Tal; auf diesem Weg gelangt man nach etwa 1 km an das Ortsschild von Schönau (tsch.: Činov), hinter welchem die letzten 2 existierenden Gebäude von Schönau stehen. Der Rest des Ortes existiert nicht mehr. Zutritt/Weiterfahrt ist verboten, denn hier beginnt das militärische Sperrgebiet.

Geschichte

Am 31. Juli 1326 gründete das Zisterzienserkloster Ossegg das Dorf Schönau („In der Schönen Au“) mit 16 Bauernhöfen. Die Hussitenkriege beendeten die Klosterherrschaft, und 1461 kam Schönau zur Herrschaft Engelsburg. Im 16. Jahrhundert wurde Schönau protestantisch; etwa zur selben Zeit verlegte die Herrschaft Engelsburg ihren Sitz in das neu erbaute Schloss Gießhübel und nannte sich von 1622 an „Herrschaft Gießhübel“. 1623 wurde Schönau wieder katholisch und blieb es bis 1945.
Die Schönauer waren bis 1945 (mit wenigen zeitweiligen Ausnahmen) ethnisch deutsch; ihre Mundart gehört zum nordbairischen Sprachgebiet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden sie vertrieben und ihr Ort wurde bis 1956 zerstört und eingeebnet.
Die meisten Schönauer und ihre Nachkommen leben heute in Deutschland. Ihr Mitteilungsorgan ist der „Heimatbrief für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin“.

Kreis- bzw. Bezirkszugehörigkeit

Die alten großen böhmischen Kreise' existierten ab etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1862; ab 1850 (also nach der Revolution von 1848) spielten sie aber keine Rolle mehr in der Verwaltung, sondern wurden durch die neue Landeseinteilung in Politische Bezirke (der Exekutive) ersetzt, von denen jeder aus einem oder mehreren Gerichtsbezirken (der Judikative) bestand.
Schönau gehörte ab ca. 1350 bis 1751 zum Saatzer Kreis,   1751 bis 1850 zum Elbogener Kreis,   ab 1850 bis 1938 (also auch nach Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918) zum Politischen Bezirk Luditz und dessen Gerichtsbezirk Buchau.
1938 wurde das Sudetenland zu einem Gau des Deutschen Reiches, welcher nun (wie Deutschland) in Stadt- und Landkreise eingeteilt wurde, wobei die neuen Landkreise größer als die bisherigen Bezirke, aber kleiner als die alten böhmischen Großkreise waren. Nun gehörte Schönau bis Mai 1945 zum Landkreis Luditz im Regierungsbezirk Eger des Reichsgaues Sudetenland.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (Mai 1945) wurde das Sudetenland erneut ein Teil der Tschechoslowakischen Republik und erhielt zunächst wieder die alte Bezirkseinteilung.

Herrschafts-Zugehörigkeit

Schönau gehörte ab seiner Gründung (1326) zum Klosterhof Schömitz des böhmischen Zisterzienserklosters Ossegg, einem Tochterkloster des Stiftes Waldsassen in Bayern. 1461 kam Schönau zur Herrschaft Engelsburg (mit Sitz in Engelhaus). Die Herrschaft verlagerte im 16. Jahrhundert ihren Sitz nach Gießhübel und nannte sich ab 1622 Herrschaft Gießhübel. Schönau blieb ein Dorf der Herrschaft Gießhübel bis zur Revolution von 1848, als die Grundherrschaften in Böhmen aufgelöst wurden.

Pfarramts-Zugehörigkeit

Die Schönauer waren (außer während einiger Jahrzehnte um 1600, und abgesehen von vorübergehend in Schönau wohnenden jüdischen Familien) katholisch. In Schönau selbst gab es kein Pfarramt, wohl aber schon sehr früh eine Kapelle. Bis 1783 war das Pfarramt in Engelhaus für Schönau zuständig, danach bis mindestens 1945 das neu eingerichtete Pfarramt in Sollmus. 1785 wurde in Schönau die bis etwa 1956 existierende Filialkirche (Hl. Martin) errichtet.

Dokumentation und Literatur

Bibliografie

  • „Gedenkbuch der Gemeinde Schönau“; Eine Gesamtchronik der Gemeinde Schönau, 1926 in Auftrag gegeben durch die Gemeinde Schönau, anlässlich der 600-Jahrfeier der Ortsgründung, erstellt und weitergeführt durch mindestens zwei Chronisten. Eine digitalisierte, zusätzlich transliterierte und erweiterte Ausgabe, steht u.a. auf der „Heimatkundlichen CD zum Egerland“ zur Verfügung.
  • „Heimatkundliche CD zum Egerland“ von Ewald Keil, erstellt ab Dezember 2000. Enthält in digitalisierter Form drei nicht wieder auflegbare Bücher zum Egerland, darunter das gesamte „Gedenkbuch der Gemeinde Schönau“, mit zusätzlichen Informationen

Archivalien und zugehörige Archive

  • Kirchenbücher:
    • im Staatlichen Pilsener Regionalarchiv (tsch.: Státní oblastní archiv v Plzni), unter Pfarrei Engelhaus (tsch.: Andělska Hora) bzw. Sollmus (tsch.: Žalmanov). Die Bücher wurden deutsch geführt. (Zeitrahmen s.o.)
  • Grundbücher, Kaufbücher etc.:
    • in der Außenstelle Luditz (tsch.: Žlutice) des Státní oblastní archiv v Plzni;
    • ein Teilverzeichnis davon ist auf der „Heimatkundlichen CD zum Egerland“ beim „Gedenkbuch der Gemeinde Schönau“.
  • „Untertanenverzeichnis nach dem Glauben“ (tsch.: „Soupis poddaných podle víry“) von 1651 (auch „Seelenlisten“ genannt) und „Steuerrollen“ (tsch.: Berní rula) von 1654 usw.: ** im Staatlichen Zentralarchiv in Prag (tsch.: Státní ústřední archiv v Praze).
  • Herrschaftsdokumente sind von manchen Herrschaftsinhabern in ihr eigenes Fmailienarchiv mitgenomen worden, auch wenn dieses nicht in der Region Pilsen liegt. So sind z.B. Archivalien aus der Zeit, als die Grafen Czernin die Herrschaft Gießhübel inne hatten, in das Czerninsche Familienarchiv gelangt. Dies ist heute im staatlichen Archiv in Neuhaus (tsch.: Jindřichův Hradec).

Weblinks


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