Schülerrudern

Schülerrudern
Achter mit Steuermann
Doppel-Vierer mit Steuermann
Zweier ohne Steuermann
Einer

Der Ausdruck Rudern bezeichnet allgemein die Fortbewegung eines Wasserfahrzeuges durch menschliche Kraft mittels Riemen oder Skulls. Beim Skullen (engl. sculling) hält ein Ruderer in jeder Hand jeweils ein Ruder: das sogenannte Skull. Beim Riemenrudern (engl. rowing) hingegen hält der Ruderer ein Ruder, den Riemen, mit beiden Händen.

Rudern ist heute eine Kraftausdauer-Sportart, bei der Boote übers Wasser fahren, in denen – je nach Bootsgattung – unterschiedlich viele Leute sitzen: Die Spanne reicht in den olympischen Bootsgattungen vom Einer (auch Skiff genannt) bis zum Achter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine französische Galeere und eine niederländische Galeone vor einem Hafen, Gemälde von Abraham Willaerts aus dem 17. Jahrhundert

Das Rudern ist bereits seit der Antike bekannt. Vor der Erfindung von Dampf- und Dieselantriebsmaschinen war es der einzige windunabhängige Weg, auf dem Wasser voranzukommen. Galeeren waren mit bis zu drei Reihen von Rudern übereinander ausgerüstet. Die Teilnahme an Fahrten derartiger Schiffe war nicht immer freiwillig: Häufig schufteten Sklaven an den Rudern.

Rudern wurde damals auch als Sportart betrieben. Teilweise bezeichnet Rudern in der Geschichtsschreibung alle Fortbewegungen auf dem Wasser. Im 18. Jahrhundert verfeinerten die Engländer den Sport. 1715 schrieb der Engländer Thomas Doggett den ersten Ruder-Wettkampf der Neuzeit aus; die erste Regatta auf der Themse fand 1775 statt. Die wohl bekannteste Regatta auf der Themse ist der Wettkampf der Ruder-Achter der Universitäten von Cambridge und Oxford, das so genannte Boat Race, das im Jahr 1829 zum ersten Mal stattfand. 1836 wurde der Hamburger Ruder-Club gegründet, und die erste deutsche Ruderregatta gab es 1843 in Hamburg. 1896 wurde Rudern olympisch. Aufgrund schlechten Wetters fiel die Disziplin jedoch aus und wurde somit 1900 erstmals ausgetragen.

Rudertechniken

Grundsätzlich kann zwischen Skullen (engl. sculling) und Riemenrudern (engl. rowing) unterschieden werden. Beim Skullen hält ein Ruderer in jeder Hand jeweils ein Skull. Beim Riemenrudern hingegen hält der Ruderer einen Riemen mit beiden Händen, der entweder Backbord oder Steuerbord in das Wasser taucht.

Die Aneignung und Verbesserung einer Rudertechnik soll es ermöglichen, unter biomechanischen Gesichtspunkten die Bootsgeschwindigkeit zu maximieren und gleichzeitig die körperliche Belastung zu minimieren. Im Laufe der Zeit hat sich im deutschen Raum folgendes Leitbild zur bestmöglichen Erreichung dieser Ziele herausgebildet.

Skullen

In der Auslage, auch Vorlage genannt, also am Beginn des Zuges, stehen die Unterschenkel senkrecht zur Wasseroberfläche, indem man mit dem Rollsitz nach vorne gerollt ist, der Oberkörper leicht nach vorne geneigt ist. Der Oberkörper sollte möglichst nicht auf den Oberschenkeln aufliegen; die Arme sind weitest möglich nach vorne-außen gestreckt, um eine möglichst große Schlagweite zu erzielen, die Blätter sind orthogonal zur Wasseroberfläche aufgedreht, die Blattunterkante befindet sich nicht mehr als 5 cm über der Wasseroberfläche. Am Ende der Rollbewegung werden die Ruderblätter in das Wasser eingetaucht (gesetzt)

Darauf wird unmittelbar mit dem Durchzug begonnen: Die Beine treten gegen das Stemmbrett (hierbei sollte darauf geachtet werden, dass man nicht zu stark antritt, sondern die gefühlte Kraftanwendung gegen Endzug erhöht), die Arme bleiben gestreckt, der Oberkörper wird mitgeführt und geht in die Senkrechte, dieser bleibt mit der Hüfte auf einer Linie.

Die Skulls müssen, damit die Innenhebel (der Teil des Skulls, der von der Dolle des Auslegers gesehen zur Mitte des Bootes reicht) nicht aneinander stoßen, vom Ruderer hintereinander geführt werden. In Deutschland wird das Steuerbordskull vom Ruderer aus gesehen vor und etwas über dem Backbordskull geführt, das Backbordskull ist also näher am Körper. In der DDR wurde das Steuerbordskull vor und etwas unter dem Backbordskull geführt, was jedoch nach der Wende 1990 zu Gunsten eines einheitlichen Stils aufgegeben wurde. Beide Varianten sind gleich effektiv, die Ausleger werden entweder gleich hoch oder etwas (ca. 0,5–1,5 cm) unterschiedlich geriggert. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, die Hände komplett übereinander zu führen (amerikanische Methode). Hierzu müssen die Ausleger des Bootes aber deutlich unterschiedlich hoch angebracht werden.

Erst wenn die Beine wieder ganz ausgestreckt sind, dürfen auch die Arme hinterhergezogen werden.

Sobald der Beinstoß beendet ist, lehnt sich der Körper in die Rücklage (auch Rückenlage), also etwa 30° (von der Senkrechten aus) nach hinten. Die Arme beschleunigen den Zug, der endet, wenn die Hände den Körper berühren. Dann werden die Blätter mittels Herunterdrücken der Hände aus dem Wasser gehoben und abgedreht. Die Arme werden nach vorne durchgestreckt, wobei die Bewegung von Griff und Blättern in horizontaler Richtung erfolgt. Das Aufrichten des Oberkörpers erfolgt bei gestreckten Armen. Dann zieht sich der Ruderer mit den Zehenspitzen am Stemmbrett nach vorne. Während dieses Vorziehens werden die Blätter langsam aufgedreht, so dass sie in der Auslage wieder senkrecht stehen. Zur Auslage hin werden die Rudergriffe nach oben-vorne geführt – somit nähern sich die Ruderblätter dem Wasser und tauchen zur maximalen Auslage hin vollends darin ein (auch Setzen oder Wasserfassen genannt).

Riemen

Jeder Ruderer hat nur einen Riemen anstelle von zwei Skulls. Diesen bedient er mit beiden Händen. Im Unterschied zum Skullen dreht der Ruderer seinen Oberkörper beim Rollen in die Auslage mit in Richtung Ausleger, während seine Schulterachse parallel zum Riemen befindlich ist. Im Gegensatz zum Skullen kommen sich hier bei den meisten Ruderern Arme und angewinkelte Beine in der Auslage in die Quere, daher ist es üblich, das Außenbein (das Bein gegenüber dem Ausleger) etwas wegzustrecken. Riemen sind länger als Skulls und haben ein größeres Blatt.

Ruderboote

Rennboot: Kinderboot, Doppelzweier, Innenansicht

Bei den Sportruderbooten unterscheidet man zwischen Gigs, die vor allem im Breitensport benutzt werden und Rennruderbooten, die im Leistungssportbereich eingesetzt werden. Die Unterschiede liegen in der Bootsform, den zum Bau verwendeten Materialien und daraus resultierend im Gewicht. Gigs werden in A, B, C, D und E nach Breite und Bauweise (Klinkerbauweise oder Schalenbauweise) unterschieden. Des Weiteren unterscheidet man zwischen Skullbooten und Riemenbooten. Als besondere Ausprägung findet sich in der Ruderfamilie zusätzlich das Kutterpullen, vorwiegend bei der Marine zu finden und das aus dem Finnischen stammende Kirchbootrudern, das ähnlich wie bei einer Barke zwei nebeneinander sitzende Ruderer kennt.

Bootsklassen

Die am häufigsten auftretenden Bootsklassen sind:


Es gibt auch noch Sonderklassen, Beispiele hierfür sind:

  • Hochzeitseiner : Dies ist ein gewöhnlicher Gigeiner mit Steuerplatz.
  • Doppelachter (8X) : Dies ist ein Achter, bei dem Skulls statt Riemen eingesetzt werden.
  • Dreier Ein auf die gleiche Art gebautes Ruderboot wie der Gigvierer jedoch mit nur drei Ruderplätzen und mit Steuermann/frau.

Die Mannschaft

In allen Booten (mit Ausnahme des Einers) sind alle Plätze im Boot vom Bug zum Heck durchnummeriert, das heißt der Bugmann sitzt immer auf Platz eins, der Schlagmann auf dem Platz mit der höchsten Nummer. In einigen Ländern (Frankreich, Großbritannien) wird allerdings andersherum gezählt.

Neben diesen Plätzen haben bestimmte Mannschaftsmitglieder im Boot auch besondere Aufgaben:

Schlagmann

Der Schlagmann sitzt im Heck des Bootes, von der Mannschaft aus gesehen an der ersten Position. Er gibt die Schlagfrequenz vor, damit also die Zeitpunkte, zu denen die Skulls oder Riemen in das Wasser eingesetzt und herausgehoben werden. Die anderen Ruderer folgen seinen Bewegungen, damit möglichst gleichmäßig gerudert wird. Er hat damit auch die Aufgabe, eine möglichst konstante Schlagfrequenz zu halten und im Rennen den Start und die Spurts vorzugeben. Dabei ist für den Schlagmann ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl, sowie ein Sinn für die Bootsbewegungen unabdingbar. In den meisten Riemenrennbooten ohne Steuermann kann der Schlagmann über ein Fußsteuer, bei dem ein Schuh beweglich am Stemmbrett befestigt und mit Seilen verbunden ist, das Steuer am Heck des Bootes bewegen und dieses damit steuern.

Bugmann

Der Bugmann sitzt im Bug des Bootes und hat vor allem die Aufgabe, auf andere Boote vor dem eigenen zu achten, damit es keine Unfälle gibt. In Booten ohne Steuermann muss er sich von Zeit zu Zeit herumdrehen, um dem Schlagmann (der in diesem Fall auch der Steuermann ist) gegebenenfalls mitzuteilen, in welche Richtung das Boot gelenkt werden muss. Kleinere Korrekturen der Fahrtrichtung in Skullbooten kann der Bugmann durch stärkeren Druck auf einem Skull auch selbst korrigieren, in Riemenbooten ist dies natürlich nicht möglich. In einigen Gigbooten ist der Bugmann gleichzeitig der Steuermann. Mit seinem beweglichen Stemmbrett, das über Seile mit dem Steuer am Heck verbunden ist, steuert er das Boot.

Steuermann

Beim Rennrudern haben einige Bootsgattungen einen Steuermann. Dies sind:

  • Zweier mit Steuermann,
  • Vierer mit Steuermann,
  • Doppelvierer mit Steuermann (Breitensportbereich),
  • Achter (immer mit Steuermann, deshalb wird hier der Hinweis weggelassen).

Die Boote ohne Steuermann, manchmal falsch als ungesteuert bezeichnet, sind:

  • Einer (immer ohne Steuermann, daher auch hier kein Hinweis),
  • Zweier ohne Steuermann,
  • Doppelzweier (siehe Einer),
  • Vierer ohne Steuermann,
  • Doppelvierer (da mit Steuermann nur im Breitensportbereich eingesetzt, entfällt auch hier im Rennbereich normalerweise der Zusatz, Ausnahme sind die jüngeren Ruderer wie Kinder oder B-Junioren, bei denen ein Steuermann oder eine Steuerfrau im Boot sitzen muss).

Bei Gigbooten gibt es eine Vielzahl von Varianten. Manchmal wird auf stark strömenden Flüssen beim Zweier und Vierer auf den/die Steuermann/frau zugunsten eines weiteren Ruderers verzichtet.

Der Steuermann (Stm.) ist im Boot die einzige Person, die nicht rudert. Er liegt entweder im Bug des Bootes (normalerweise im Zweier mit, Doppelvierer und Vierer mit Steuermann, manchmal auch im Achter) oder er sitzt aufrecht im Heck (normalerweise im Achter, früher auch oft im Zweier mit, Doppelvierer und Vierer mit Steuermann). Vor allem für Zweier und Vierer verteilt sich durch den im Bug liegenden Steuermann das Gewicht der Mannschaft besser. Auch der Schwerpunkt der Mannschaft liegt tiefer, was sich positiv auf die Balance des Bootes auswirkt. Ebenfalls ist die Sicht des Steuermannes dadurch verbessert. Beim Achter hat sich der vorn liegende Steuermann nicht durchgesetzt. Da sich der Gewichtsverteilungsvorteil bei der Länge des Bootes nicht gravierend auswirkt, gibt man hier dem beim hinten sitzenden Stm. besseren Kontakt zum Schlagmann den Vorrang. Experimentiert wurde auch schon mit der Variante, den Steuermann in die Mitte des Bootes zu setzen. Dies konnte sich aber, vor allem wegen des technischen Aufwandes und der schlechten Sicht des Steuermannes, nicht durchsetzen.

Der Steuermann lenkt das Boot über eine Steuerleine, die einmal rund geführt ist. Jedes Ende ist an einer Seite des Steuers befestigt. Im Bug ist an der Steuerleine ein kurzer Hebel befestigt. Im Heck dagegen ist die Steuerleine auf beiden Seiten des Steuermannes entlang geführt.

Nach den Richtlinien der FISA (franz. kurz für “Fédération Internationale des Sociétés d’Aviron” = Internationaler Ruderverband) muss der Steuermann vor dem Wettkampf ein Gewicht von minimal 55 Kilogramm auf die Waage bringen. Mit dieser Regelung wird ein „Wettrüsten der leichtesten Steuerleute“ vermieden. Dies hat aber nicht den Ausschluss von leichteren Steuerleuten zur Folge: Liegt ihr Gewicht unter dem geforderten Minimum, so wird dieser Gewichtsvorteil mittels Anlegen von Zusatzgewichten ausgeglichen.

Auf Regatten feuern Steuerleute ihre Mannschaft während des gesamten Rennens an, geben ihr die Kommandos für Zwischenspurts und liefern Informationen zum Renngeschehen. Dazu kann man eine Cox-Box (benannt nach dem englischen Wort für Steuermann: coxswain oder kurz cox) benutzen, diese ist mit einem oder mehreren Lautsprechern verbunden und zeigt dem Steuermann die Schlagzahl und die Zeit an. Meistens ist der Steuermann auch dafür zuständig, die Startnummer zu besorgen und darauf zu achten, dass die Mannschaft pünktlich ablegt. Von einem Steuermann kann unter Umständen ein ganzes Rennen abhängen. Gute Steuerleute sind daher sehr gefragt und werden bei einem Sieg auch mit einer Medaille ausgezeichnet. Traditionellerweise wird der Steuermann eines siegreichen Bootes nach Ende des Rennens von der Mannschaft ins Wasser geworfen.

In Riemenbooten ohne Steuermann (Zweier ohne und Vierer ohne) übernimmt das Steuern entweder der Schlag- oder der Bugmann. Hierfür ist vielfach ein Fußsteuer vorhanden, über das das Boot gelenkt werden kann (zu Trainingszwecken wird das Steuer im Zweier ohne oft auch ausgebaut, um so die Mannschaft zu veranlassen, sich besonders auf den Geradeauslauf des Bootes zu konzentrieren). In den kleineren Skullbooten (Einer, Doppelzweier) geht man davon aus, dass die Mannschaft ohne Steuer in der Lage ist, das Boot zu lenken. Lediglich im Doppelvierer findet man beim Skullen ein Steuer, allerdings wird dies, je nach Erfahrung der Mannschaft, auch weggelassen (siehe Zweier ohne). Auch das Trainingsgewässer eines Vereines entscheidet über den Einsatz des Steuers – trainiert eine Mannschaft ausschließlich auf einer geraden Strecke, wird gern auf ein Fußsteuer verzichtet.

Wanderrudern

Wanderrudern auf der Unterelbe, Schülerruderverein des Matthias-Claudius-Gymnasiums, Sommer 1959.

Neben Regatten sind Wanderfahrten eine der Attraktionen des Ruderns. Wanderrudern bedeutet das Befahren von Strecken über 30 km. Es findet meist auf längeren Flüssen oder Kanälen sowie zumeist in den breiteren Gigbooten statt.

Im Gegensatz zu einem Tagestörn können bei Wanderfahrten in mehreren Etappen ganze Flussläufe bewältigt werden. Auf diese Weise kann man einen Flusslauf komplett von den ersten befahrbaren Ufern bis zur Mündung erkunden. Die Ruderer rudern pro Tag bis zu 100 km. Diese großen Tageskilometerleistungen entstehen auch durch das Ausnutzen der Strömungsgeschwindigkeit von Flüssen.

Zusätzlich zum sportlichen Aspekt haben sich die Wanderruderer mit Schifffahrtsverkehr auseinanderzusetzen. Auf viel befahrenen Flüssen müssen die Boote zusätzlich gegen Wellen gesichert werden. Auf Flüssen mit vielen Staustufen gehört das Befahren von Schleusen zur Etappe. Das Gepäck wird entweder im Boot verstaut oder mit einem Begleitfahrzeug transportiert.

Beim Wanderrudern ist man nicht auf eine Bootsposition festgelegt. Man kann sogar während der Fahrt die Bootspositionen wechseln. Die Nächte werden entweder im freien Gelände, auf Campingplätzen, in Hotels oder Herbergen, oft aber auch in am Wege liegenden Bootshäusern anderer Rudervereine verbracht.

Marathonrudern

Im Rudersport hat sich in den 70er Jahren eine neue Disziplin entwickelt, die statt „Marathon“ eigentlich „Super-Langstrecke“ heißen müsste – sind doch die Distanzen bei den eingeführten Regatten meist deutlich über 42 km lang. Die Regatta „Tour du Lac“ rund um den Genfer See gilt immer noch als die härteste Herausforderung an die Mannschaften und das Material. Eine sehr extreme Herausforderung ist die alle zwei Jahre stattfindende Trans-Atlantik-Regatta. Die längste Marathonregatta in Deutschland, auf der innerhalb von 24 Stunden eine möglichst große Distanz bewältigt werden muss, findet jährlich in Berlin statt. Der dort aufgestellte Rekord von 268 km ist im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Außerdem findet seit 1981 alljährlich im August der vom Eckernförder Ruderclub initiierte Härtetest statt, bei dem die Strecke Schleswig-Eckernförde auf der Schlei und Ostsee (80 km) innerhalb von 12 Stunden zurückzulegen ist. Die Schwierigkeit liegt hier nicht nur in den 80 km, sondern auch in den Widrigkeiten der offenen See. Den Teilnehmern werden hierfür geschlossene Gig-Boote empfohlen.

Schülerrudern und Schulrudern

Der siegreiche Vierer mit Steuermann des Hamburger Matthias-Claudius-Gymnasiums am 6. August 1959 in Neumünster.

Beim Schulrudern handelt es sich um eine Form des Ruderns, bei dem eine Schule in der Form von Sportunterricht in den Sekundarstufen I und II oder in Arbeitsgemeinschaften das Rudern organisiert. Dies geschieht in der Regel in der Verantwortung eines Lehrers, der auch Protektor genannt wird. In Kooperationen mit traditionellen Rudervereinen kann die sportliche Verantwortung auch von den Übungsleitern und Trainern des Vereines mitgetragen werden.

Beim Schülerrudern werden die Schülerinnen und Schüler mehr mit in die Verantwortung einbezogen. Sie übernehmen die Ausbildung von Anfängern, betreuen Mannschaften beim Training und Wettkämpfen. Auch organisatorische Aufgaben für die am Bootshaus und am Bootsmaterial anfallenden Aufgaben werden übernommen. Dies ist die Zielrichtung, die von den Schülerrudervereinen, die über ihre Landesschülerruderverbände dem Bund Deutscher Schülerruderverbände angeschlossen sind, bevorzugt wird.

Es geht hierbei eben nicht nur um die sportlichen Erfolge, sondern auch um die erzieherischen Aufgaben, bei denen die Schüler lernen, Verantwortung für andere zu übernehmen.

Rudern als Wettkampfsportart

Männerachter mit Steuermann der Harvard University 2004 in Henley

Um sich mit anderen zu messen, treffen sich die Ruderer auf so genannten Regattastrecken.

Distanzen

Sprint
  • 350 m: Sprintstrecke, z. B. auf den deutschen Sprintmeisterschaften gefahren
  • 500 m: Sprintstrecke, am häufigsten auf Regatten gefahrene Sprintstrecke
Normaldistanz
  • 1.000 m: Normale Distanz, Standardmittelstrecke für 13/14-jährige oder Jüngere (Kinder), sowie Männer, Frauen und Masters
  • 1.500 m: Normale Distanz, Standardmittelstrecke für 15/16-jährige (B-Junioren), sowie Männer, Frauen und Masters
  • 2.000 m: Olympische Distanz, Standardmittelstrecke für Ruderer ab 17 Jahren (A-Junioren)
Langstrecke
  • 3.000 m: Langstreckenrennen, Standardlangstrecke für 13/14-jährige und Jüngere (Kinder)
  • 5.000 m: Langstreckenrennen, seltene Distanz, gefahren z. B. beim Elbepokal
  • 6.000 m: Langstreckenrennen, Standardlangstrecke für B-/A-Junioren und Senioren. Rennen gibt es z. B. in Dortmund (Zentrale Langstrecke), Breisach, Mannheim, Mölln, Leipzig und Erlangen
  • 6.800 m: Langstreckenrennen, das berühmte "Boat Race" zwischen den beiden Eliteuniversitäten Oxford und Cambridge sowie das Head of the River Race, welche beide in London auf der Themse stattfinden.
  • 9.000 m: Armada-Cup, das berühmte Massenstartrennen auf dem Wohlensee bei Bern, bei dem bis zu 250 Skiffs gleichzeitig starten
  • 12.700 m: „E.ON Hanse-Cup“, Achterrennen(International) auf dem Nord-Ostsee-Kanal von Breiholz bis zur Eisenbahnhochbrücke in Rendsburg
  • 15.000 m: "Rund um Wannsee" Berlin: Achter und Vierer m. Stm. mit Massenstart
  • 160 km: „Tour du Lac“, Langstreckenrennen für Vierer mit Steuermann auf dem Genfer See, das wahrscheinlich härteste Langstreckenrennen weltweit. Der See wird einmal umrundet.

Altersklassen

Wettkämpfe werden für verschiedene Altersklassen ausgeschrieben:

  • Kinder (bis 14 Jahre, in Österreich heißt diese Altersklasse Schüler, in der Schweiz „Junioren C“ [Junioren C = 14 Jahre und Jünger]),
  • Junioren B (15–16 Jahre),
  • Junioren A (17–18 Jahre),
  • Senioren B (19–22 Jahre),
  • Senioren A (23–26 Jahre)
  • Masters (ab 27 Jahre).

Mastersrudern

Das Rudern auf Regatten in der Masterskategorie beginnt für den Ruderer in dem Jahr in dem er/sie das 27. Lebensjahr vollendet (d. h. es wird, wie auch bei Versicherungen üblich, nur das Geburtsjahr berücksichtigt: 2008 ist 1981 der jüngste Jahrgang).

Es gibt folgende Altersklassen:

  • Masters A: Mindestalter Ruderer(in) 27 Jahre
  • Masters B: ab 36 Jahre, Mindestdurchschnittsalter (MDA) 36
  • Masters C: ab 43 Jahre, MDA 43
  • Masters D: ab 50 Jahre, MDA 50
  • Masters E: ab 55 Jahre, MDA 55
  • Masters F: ab 60 Jahre, MDA 60
  • Masters G: ab 65 Jahre, MDA 65
  • Masters H: ab 70 Jahre, MDA 70

Im Gegensatz zur Alterklasse Master A, in der jeder 27 oder älter sein muss, ist es in den anderen Masterklassen durch einen Altersausgleich auch möglich, jüngere Mastersruderer in der Klasse starten zu lassen (z. B. kann ein Masters-C-Zweier aus einem 60-jährigen und einem 28-jährigen Ruderer (Vater und Sohn) bestehen)

Gewichtsklassen

Die Altersklassen sind unterteilt in Leichtgewichte und Ruderer der Offenen Klasse (auch: Normalgewichte).
Für die Leichtgewichtsklassen gelten die folgenden Gewichtsobergrenzen:

  • Jungen, 12 Jahre: 45 kg
  • Mädchen, 12 Jahre: 45 kg
  • Jungen, 13 Jahre: 50 kg
  • Mädchen, 13 Jahre: 50 kg
  • Jungen, 14 Jahre: 55 kg
  • Mädchen, 14 Jahre: 52,5 kg
  • Junioren B (JM B): Mannschaftsdurchschnitt 62,5 kg, max. Einzelgew. 65,0 kg;
  • Juniorinnen B (JF B): Mannschaftsdurchschnitt 52,5 kg, max. Einzelgew. 55,0 kg;
  • Junioren A (JM A): Mannschaftsdurchschnitt 65,0 kg, max. Einzelgew. 67,5 kg;
  • Juniorinnen A (JF A): Mannschaftsdurchschnitt 55,0 kg, max. Einzelgew. 57,5 kg;
  • Männer (SM B, SM A): Mannschaftsdurchschnitt 70,0 kg, max. Einzelgew. 72,5 kg;
  • Frauen (SF B, SF A): Mannschaftsdurchschnitt 57,0 kg, max. Einzelgew. 59,0 kg)

Sportler in einem Mannschaftsboot, die das Mannschaftsdurchschnittsgewicht überschreiten, müssen durch ihre Mannschaftskameraden ausgeglichen werden. Keiner der Ruderer darf jedoch das maximale Einzelgewicht überschreiten (unabhängig von etwaigen Ausgleichsmöglichkeiten); folglich dürfen pro Person maximal 2,5 kg (Männer; JF C/B/A) bzw. 2,0 kg (Frauen) ausgeglichen werden. Das gültige Gewicht ist frühestens 2 Stunden bzw. spätestens 1 Stunde vor dem Rennen vorzuweisen.

Beispiel: Junior B Doppelzweier

  • Ruderer A wiegt 65 kg (ist also 2,5 kg über dem Mannschaftsdurchschnittsgewicht, aber unter/gleich max. Einzelgewicht)
  • Ruderer B wiegt 59 kg (ist also 3,5 kg leichter als das Mannschaftsdurchschnittsgewicht)

→ Ruderer B kann seinen Kameraden vollständig ausgleichen.

Außerdem muss der Steuermann bei Junioren mindestens 55 Kilo, bei Juniorinnen mindestens 50 kg mit ins Boot bringen, wovon 10 Kilo durch Zusatzgewichte (Hantelscheiben, Sandsäcke oder Säcke mit kleinen Stahlkugeln) zustande kommen dürfen. Bei Kinderrennen gibt es für Steuerleute kein Mindestgewicht.


siehe auch: Regatta

Olympisches Rudern

Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann (4- LG) der USA bei den Olympischen Spielen in Athen 2004, Boot: Empacher, Riemen: Concept2

Siehe auch: Liste der Olympiasieger im Rudern

Rudern ist seit 1900 olympische Sportart (siehe Olympische Sommerspiele). Die für die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen vorgesehenen Ruderwettbewerbe sind aus Witterungsgründen ausgefallen. Das erste Rennen im Einer ging über eine Distanz von 1750 Metern. Die Distanzen betrugen 1904 3219 m, 1908 2414 m und 1948 1883 m. Heute werden Wettkämpfe über eine Distanz von 2000 m gefahren. Derzeit werden 14 Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen durchgeführt.

Bei den Herren:

Bei den Damen:

Vom Weltruderverband (FISA) anerkannte Klassen von Rennruderbooten

  • Allein
    • Einer (1x),: Eine Person rudert, hat sowohl links als auch rechts einen Skull.
  • Zu Zweit
    • Zweier ohne Steuermann (2-): Zwei Personen mit je einem Riemen, ohne Steuermann.
    • Zweier mit Steuermann (2+): Zwei Personen mit je einem Riemen und als dritte Person einen Steuermann. Kann vorne im Bug liegen oder im Heck sitzen.(Ab 2006 keine olympische Disziplin mehr)
    • Doppelzweier (2x): Zwei Personen mit einem Skull in jeder Hand.
  • Zu Viert
    • Vierer ohne Steuermann (4-): Vier Personen mit je einem Riemen, ohne Steuermann.
    • Vierer mit Steuermann (4+): Vier Personen mit je einem Riemen und als fünfte Person einen Steuermann. Kann im Bug des Bootes liegen oder im Heck sitzen.
    • Doppelvierer (4x-): Vier Personen mit je einem Paar Skulls. Einen Steuermann gibt es hier nicht.
  • Zu Acht
    • Achter (8+): Acht Personen mit einem Riemen und einem Steuermann. Ist die schnellste Bootsklasse

Es gibt noch andere Bootsklassen (sogar einen Einer mit Steuermann), die aber im Hochleistungssport keine Rolle spielen. Bei Breitensportregatten und im Juniorenbereich wird zum Beispiel recht häufig der Doppelvierer mit Steuermann gefahren, ebenso gibt es mitunter einen Doppelachter.

Weltbestzeiten im Rudern

Es gab bis ca. Mitte der 1950er Jahre auch Weltrekorde in den olympischen Ruderdisziplinen. Die Wettkampfzeiten sind jedoch extrem stark von Bedingungen abhängig, die nichts mit dem Leistungsvermögen der Athleten zu tun haben wie: Wind, Wassertiefe, -temperatur und -qualität, Strömung, Unterströmung und Wellen. Aufgrund dieser starken Abhängigkeit von äußeren Einflüssen werden heute keine offiziellen Weltrekorde mehr geführt. Allerdings gibt es inoffizielle Rekorde auf Regattastrecken und bei den Weltmeisterschaften werden auch weiterhin die Weltbestzeiten im Programm aufgeführt. Dementsprechend gibt es einen Bedarf an Vergleichsmaßstäben. Auf der Weltmeisterschaft in Gifu, Japan, 2005, fielen die Rekorde reihenweise, wurden dann aber von der FISA nicht anerkannt, da die Strömung deutlich zu stark war um einen halbwegs vernünftigen Vergleich zu erlauben. Daraus ergibt sich eine faktische Anerkennung der übrigen Weltbestzeiten durch den Weltverband, wobei jedoch die oben beschriebenen Einschränkungen zu beachten sind. Weltbestzeiten sind zwar nur erreichbar unter der Voraussetzung günstiger Witterungsverhältnisse (insb. kontinuierlicher Mitwind etwa 3 bis 7 m/s, keine erheblich störenden Wellen, warmes Wasser ab ca. 19/20°). Entscheidend sind aber die absoluten Welt-Spitzenleistungen. Ohne absolute Spitzenleistung wird kein Ruderer bei noch so kräftigem Schiebewind eine Weltbestzeit erreichen. Bei sehr kräftigem Schiebewind wird ohnehin durch die dann erheblich störenden Wellen keine Weltbestzeit möglich sein, so dass ein Windstärke-Limit nicht erforderlich ist.

Weltmeisterschaften

Weltmeisterschaften im Rudern finden in den nichtolympischen Jahren sowie in den nichtolympischen Bootsklassen zusätzlich auch in den olympischen Jahren statt. Die Weltmeisterschaft der unter 23-jährigen wird im Regelwerk der FISA erst seit 2005 als „echte“ WM geführt. Eine detaillierte Aufstellung der Weltmeisterschaften findet sich im Artikel Ruderweltmeisterschaften.

Rudern und Gesundheit

Rudern kann ab einem Alter von ca. acht Jahren (entscheidend ist hier vor allem die Körpergröße / Wettkampfrudern ist ab einem Alter von zehn Jahren möglich) bis ins hohe Alter betrieben werden. Als eine von wenigen Sportarten wirkt sich Rudern auf alle Hauptmuskelgruppen positiv aus und ist dazu äußerst kreislauffördernd. Beim Sportrudern wird über einen Rollsitz auch die Beinmuskulatur (70%) eingesetzt. Verletzungen sind selten, nach Untersuchungen von Krankenkassen zählt Rudern zu den gesündesten und ungefährlichsten Sportarten.

Dennoch sind auch Fälle bekannt, bei denen Ruderer nach Unfällen im Wasser ertrunken sind. Gefahr besteht in der Kaltwassersaison, die in Mitteleuropa etwa neun Monate dauert. Gefährlich sind Flüsse mit starker Strömung, aber auch Seen im Zusammenspiel mit den Wetterbedingungen [1]. Auf Gewässern, die für den Schiffsverkehr genutzt werden, kann es zu Kollisionen und Unfällen kommen. So starb am 31. Mai 2006 in Windorf bei Passau ein 46-jähriger Ruderer in der Donau, nachdem sein Boot durch die Bugwelle eines Frachtkahns vollgeschlagen war [2]

Durch falsche Technik wie Rudern mit starker Kyphose oder Lordose im Durchzug können allerdings gesundheitliche Schädigungen auftreten. Zudem kommt es bei regelmäßigem Rudern durch die Scherbelastung der Haut an den Rudergriffen zu einer vermehrten Blasen- und Hornhautbildung an den Händen des Ruderers.

Wie in allen Sportarten mit Gewichtsbegrenzung kann es im Leichtgewichtsrudern bei dem Versuch, das Zielgewicht krampfhaft zu erreichen, zu gesundheitlichen Gefährdungen kommen. Zuletzt starb ein erwachsener Leichtgewichtsruderer durch übermäßiges Abkochen vor seinem Wiegetermin in Oberschleißheim am 4. Juni 2000. Er war mit einem neoprenähnlichen „Ruderanzug“ und mehreren Wollpullovern bekleidet, bei Temperaturen über 30 °C mehrere Kilometer gelaufen, bevor er zusammenbrach und später im Krankenhaus starb. Bei den Kinderruderern liegt die Gewichtsgrenze je nach Alter und Geschlecht zwischen 45 kg und 55 kg, darüber ist man Normalgewicht; bei den B-Junioren ist die Grenze 62,5 kg (zu erreichendes Mannschaftsdurchschnittsgewicht, Höchstgewicht eines Ruderers 65 kg; andere altersbezogene Gewichtsklassen siehe 8.3 Gewichtsklassen).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 14 Hamburger Ruderer aus dem Kölpinsee gerettet Artikel im Hamburger Abendblatt vom 10. Mai 2005
  2. Seenotfälle/Unfälle Mai 2006

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