- Campe-Gymnasium
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Das Campe-Gymnasium ist ein Gymnasium in Holzminden im Weserbergland in Niedersachsen mit ungefähr 1030 Schülern und 68 Lehrern. Schulträger ist der Landkreis Holzminden. Das Campe-Gymnasium und das Fachgymnasium der Georg-von-Langen-Schule sind kommunale bzw. staatliche Gymnasien im Landkreis, das Einzugsgebiet der beiden Schulen umfasst den gesamten Landkreis.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Namensgebung
Das Campe-Gymnasium entstand 1990 aus der Zusammenlegung der beiden Holzmindener Gymnasien, dem damaligen Gymnasium Wilhelmstraße und dem damaligen Gymnasium Liebigstraße. Die beiden Gymnasien entwickelten sich aus dem Gymnasium für Jungen und dem Gymnasium für Mädchen, welche im Zuge der Einführung der Koedukation 1974/1975 umbenannt wurden.
Als Namensgeber wurde der im Landkreis Holzminden geborene Schriftsteller und frühere Schüler des Gymnasiums Joachim Heinrich Campe gewählt. Der Schulsitz ist in den Gebäuden der Vorgängerschule Gymnasium Wilhelmstraße; Schüler und Lehrkörper des Gymnasiums Liebigstraße zogen dorthin um.
Geschichte
Die Ursprünge der Schule liegen im Kloster Amelungsborn begründet. Das im Landkreis Holzminden auf dem Odfeld gelegene Kloster wurde bereits 1135 gegründet. Es ist damit eines der ältesten Zisterzienser-Kloster in Deutschland.
1569, ein Jahr nach der Einführung der Reformation, wurden dem Kloster durch Herzog Julius von Braunschweig schulische Aufgaben zugewiesen. Abt Andreas Steinhauer richtete daraufhin eine Internats-Klosterschule ein, welche mit zwölf Schülern begann. Nach drei Jahren konnten erfolgreiche Schüler die Universitätsreife erwerben.
Unter Herzog Karl dem Ersten von Braunschweig erfolgte 1760 die Verlegung der Schule in die 13 km entfernte Stadt Holzminden. Grund war der Niedergang der Schule im einsamen Amelungsborn. Wilhelm Raabe zitierte dazu Karl I.: »Eine hohe Schule der Wilddiebe konveniret weder Uns noch Unsern in Gott ruhenden Ahnen.« In Holzminden zog die Schule in den zu diesem Zwecke erworbenen Hof der Familie von Mansberg an der Weser. Der erste Rektor der Schule in Holzminden war Friedrich Wilhelm Richter, der zugleich den Titel »Prior von Amelungsborn« führte. Dieser Titel wurde bis 1812 geführt.
Wegen Platzmangels und zunehmendem Verfall des Mansbergschen Hofes wurde 1826 ein klassizistischer Neubau an der Weser in der Uferstraße, an der Stelle des alten Hofes, errichtet (Inschrift über dem Portal »DEO ET LITTERIS«). Zu dieser Zeit hatte die Schule etwa 200 Schüler.
1875 wurde die Schule per Gesetz von der Kirche getrennt und verstaatlicht.
Im Jahr 1894 zog die größer gewordene Schule als Reform-Realgymnasium wiederum in einen Neubau, diesmal an der Wilhelmstraße (Inschrift über dem Portal »DEO LITTERIS PATRIAE«). In diesem 1955–1959 und 1976 durch Erweiterungsbauten beträchtlich vergrößerten Schulgebäude ist das Gymnasium bis heute untergebracht.
Im Schuljahr 1974/75 wurden im Rahmen der Koedukation erstmals Mädchen an der Schule zugelassen.
Liste der früheren Schulnamen
- 1569: Klosterschule Amelungsborn
- 1760: Herzogliche Kloster- und Stadtschule, Fürstliche Closter Schule oder Amelungsbornsche Klosterschule zu Holzminden
- 1835: Herzogliches Gymnasium
- 1918: Staatliches Gymnasium
- 1922: Staatliches Reformrealgymnasium
- 1937: Staatliche Oberschule für Jungen
- 1955: Gymnasium für Jungen
- 1974: Gymnasium Wilhelmstraße
- 1990: Campe-Gymnasium Holzminden
Im Jahr 1891 wurde in Holzminden eine höhere Mädchenschule gegründet, die 1896 in den Altbau des herzoglichen Gymnasiums an der Uferstraße einzog. Aus dieser Mädchenschule entwickelte sich das Gymnasium Liebigstraße, welches später im Campe-Gymnasium aufging. Diese Schule trug im Laufe der Geschichte folgende Namen:
- 1908: Städtische höhere Mädchenschule
- 1920: Städtisches Lyzeum
- 1937: Staatliche Oberschule für Mädchen
- 1955: Gymnasium für Mädchen
- 1974: Gymnasium Liebigstraße
- 1990: Vereinigung mit dem Gymnasium Wilhelmstraße zum Campe-Gymnasium Holzminden
Historische Bibliothek
Die historische Abteilung der Bibliothek des Campe-Gymnasiums ist im grünen Kabinett des Weserrenaissanceschlosses Bevern ausgestellt. Dieser Teil der Bibliothek enthält ausschließlich Bücher aus der Zeit vor 1875 und schließt auch Werke aus der Zeit der Klosterschule Amelungsborn ein. Wenige Werke verweisen noch auf die Büchersammlung des Wolfenbütteler Hofrats Jacob Burckhard, die 1760 für Holzminden angekauft war und sich nun in der Landesbiblkiothek Hannover befindet.
Arbeitsgemeinschaften
Am Campe-Gymnasium besteht für die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit in ihrer Freizeit zusätzlich zum regulären Unterricht an einer Arbeitsgemeinschaft (AG) teilzunehmen.
Beispiele für Arbeitsgemeinschaften am Campe-Gymnasium sind u.a. die 'Blechbläsergruppe', der Chor, die Schach-AG, die Schülerruderriege, die Schulband, die Gitarren-AG, die Schülerzeitung, die Theater-AG und die Tischtennis-AG.
Neben diesen AGs existieren noch weitere ähnliche Projekte, z.B. ein 'Buddy-Projekt' (Streitschlichterprogramm) und ein Schulsanitätsdienst. Diese Projekte werden allerdings in der Regel ebenfalls als 'Arbeitsgemeinschaft' bezeichnet und besitzen meist im Schulgeschehen denselben Stellenwert.
Schulsanitätsdienst
Der Schulsanitätsdienst (offiziell Sanitätsdienst Campe-Gymnasium, gegründet im Jahr 2003) dient dem Zweck bei Schulunfällen die Zeitspanne bis zum Eintreffen professioneller Rettungskräfte (Rettungsdienst, Feuerwehr,...) sinnvoll durch das Anwenden effektiver Erste-Hilfe-Maßnahmen zu 'überbrücken'. Der Schulsanitätsdienst wird von Schülern unabhängig selbst verwaltet und finanziert sich durch Spenden ortsansässiger Unternehmen, Privatpersonen und des Fördervereins des Campe-Gymnasiums. Alle Schulsanitäter absolvieren standardmäßig einen Lehrgang „Erste Hilfe“, sowie das Aufbaumodul „Erweiterte Erste Hilfe/Sanitätshelfer“. Ältere Schulsanitäter erlangen teilweise höhere Qualifikationen. Die Ausbildung der Sanitäter findet zu überwiegendem Teil im Rahmen einer Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst (Höxter) statt.
Schüler-Ruder-Riege (SRR)
Mitte der 20er Jahre begann man sich in Schülerkreisen der Oberstufe des damaligen Gymnasiums für Jungen zu Holzminden erstmals für den Rudersport zu interessieren. Die "Vereinigung Ehemaliger Schüler" unterstütze die Bemühungen für das Schülerrudern auf der Weser und übernahm die Kosten für die Anschaffung eines ersten Ruderbootes: Ein A-Riemenvierer wurde der neu gegründeten Schüler-Ruder-Riege (SRR) übergeben. Das war im Jahre 1927, und damit war der Anfang des Rudersports in Holzminden, das im Weserbergland in einem der landschaftlich schönsten Abschnitte der Weser liegt, gemacht.
In den folgenden Jahrzehnten erfreute sich die SRR stets großer Beliebtheit unter den Schülern. Die Ruderbegeisterung nahm stetig zu, was sich in der wachsenden Zahl der Ruderer und der erheblich größeren Zahl von Fahrten widerspiegelte. Es fehlte nicht am Nachwuchs jüngerer Schüler, so dass die SRR eine beständige und recht aktive Sportvereinigung am Gymnasium wurde.
Vom eigenen Bootshaus an der Weser werden heute Ruderkurse im Rahmen des Sportunterrichts und daneben als freiwillige Arbeitsgemeinschaft angeboten. Weniger der Leistungssport, sondern Tagesfahrten und Wanderfahrten in den Ferien bilden Zweck und Höhepunkt des Schülerruderns.
Von Anfang ihres Bestehens wird sie von einem Schüler geleitet, der das Amt des Ruderwartes innehat. Um die Wartung der Boote kümmert sich daneben der Bootswart. Nach dem Krieg wurde zudem das Amt eines Protektors eingerichtet, das ein Lehrer der Schule besetzt. Er vertritt die Interessen der Ruderer gegenüber der Schule und sorgt für einen regelmäßigen Ruderunterricht.
2007 feiert die Schüler-Ruder-Riege ihr nunmehr 80jähriges Bestehen.
Berühmte ehemalige Lehrer und Schulleiter
- Hermann Dürre (1819-1893), Pädagoge und Historiker, Direktor 1870-1882
Berühmte ehemalige Schüler
- Joachim Heinrich Campe (1746–1818), Schriftsteller, Sprachforscher, Pädagoge und Verleger; Ehrenbürger der Republik Frankreich
- Johann Ludwig Carl Zincken (1791-1862), deutscher Mineraloge und Bergbaudirektor. Nach ihm ist das Mineral Zinckenit (Pb9Sb22S42) benannt.
- Robert Justus Kleberg (1803-1888), Soldat im texanischen Unabhängigkeitskrieg ("Held von San Jacinto") und amerikanischen Bürgerkrieg
- Carl Oesterley (1805-1891), deutscher Maler und Professor für Kunst
- Robert Wilhelm Bunsen (1811–1899), Chemiker und Erfinder des Bunsenbrenners
- Carl Prüssing (1859-1912), deutscher Chemiker und Zementfabrikant
- Paul Prüssing (1861-1914), deutscher Chemiker und Zementfabrikant
- Erwin Böhme (1879–1917), Jagdflieger im Ersten Weltkrieg und Träger des Ordens »Pour le Mérite«
- Heinrich Sander (1910-1982), deutscher Landwirt und Politiker (FDP)
- Maria Litto (1919-1996), deutsche Schauspielerin und Tänzerin
- Carl-Heinz Evers (* 1922), früherer Politiker der SPD, 1963 bis 1970 Schulsenator von Berlin und gilt als einer der Väter der bundesdeutschen Gesamtschule
- Joachim Stünkel (* 1952), deutscher Politiker (CDU) und Mitglied im Landtag Niedersachsen
- Jörg Baberowski (*1961), deutscher Historiker und Professor für Geschichte Osteuropas
- Dagmar Hartge (*1961), Juristin und Landesdatenschutzbeauftragte
- Uwe Schünemann (*1964), niedersächsischer Innenminister und Mitglied im Landtag Niedersachsen, 1996-1999 Bürgermeister von Holzminden
- Gunnar Lott (*1969), ehemaliger Chefredakteur der Zeitschriften GameStar, GamePro und /GameStar/dev
- Nicolas Kiefer (*1977), Profi-Tennisspieler
- Helge Limburg (*1982], deutscher Politiker und sitzt als jüngster Abgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag
Literatur
- Der Vorläufer des Campe-Gymnasiums und eine kurze Schulgeschichte wird in Wilhelm Raabes Roman Das Odfeld dargestellt. Der Roman handelt vom Lehrer Noah Buchius, der in der ehemaligen Klosterschule zu Amelungsborn seinen Ruhestand verbringt und in die Wirren des siebenjährigen Krieges verstrickt wird.
- Klaus Kieckbusch: Hundert Jahre Gymnasium an der Wilhelmstraße 1894–1994. Ein Haus feiert Geburtstag. Campe-Gymnasium, Holzminden 1994.
Weblinks
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