Sciurus carolinensis

Sciurus carolinensis
Grauhörnchen
Grauhörnchen (Sciurus carolinensis)

Grauhörnchen (Sciurus carolinensis)

Systematik
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Baum- und Gleithörnchen (Sciurinae)
Tribus: Baumhörnchen (Sciurini)
Gattung: Eichhörnchen (Sciurus)
Art: Grauhörnchen
Wissenschaftlicher Name
Sciurus carolinensis
Gmelin, 1788
1993 grauhoernchen.ogg
Video:Grauhörnchen bei Monterey (Kalifornien), Vereinigte Staaten
(44 Sekunden)

Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) ist eine ursprünglich nordamerikanische Säugetier-Art aus der Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Es gehört zur Familie der Hörnchen (Sciuridae).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Art ähnelt dem Eichhörnchen, hat aber ein graues Fell. Die Tönung kann zwischen einem hellen Silbergrau und einem sehr dunklen Schwarzgrau variieren. Eine rötliche Färbung kommt vor, ist aber selten. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 30 Zentimetern und einer Schwanzlänge von 20 Zentimetern ist das Grauhörnchen etwas größer als der europäische Verwandte. Es wiegt 400 bis 710 Gramm und ist leicht daran zu erkennen, dass es keine Haarbüschel, die so genannten Pinsel, an den Ohren aufweist.

Lebensweise

Seine eigentliche Heimat hat das Grauhörnchen zwar im Wald, wo es im Unterholz Unterschlupf vor Feinden findet, aber es ist vielerorts auch in Parks und Gärten anzutreffen. Sein Nest (auch Kobel genannt) baut es entweder in den Zweigen von Bäumen oder in hohlen Baumstämmen; es wird mit weichem Material, wie etwa Moos, trockenem Gras und Federn ausgelegt.

Grauhörnchen ernähren sich von Samen und Knospen aller Art, besonders denen der Fichten, Buchen, Lärchen und Birken; sie fressen aber auch Baumrinde und Pilze, wenn in den Wintermonaten keine anderen Nahrungsquellen zur Verfügung stehen.

Fortpflanzung und Jungenaufzucht

Die Fortpflanzung ist der des Europäischen Eichhörnchens sehr ähnlich. Es kommt zu zwei, bei günstigen Bedingungen zu drei Würfen in einem Jahr, da es keine engen Paarungszeiten gibt. Jedoch sind Junge zwischen September und Dezember sehr ungewöhnlich. Die Paare bleiben nicht lebenslang zusammen. Die Männchen haben keinen Anteil an der Jungenaufzucht; sie verlassen das Weibchen nach der Paarung, während dieses sich dann um den Nestbau kümmert. Die Tragzeit der Weibchen schwankt zwischen 42 und 45 Tagen, es kommen bis zu sieben Junge pro Wurf zur Welt. Die Jungen sind nach der Geburt nackt und blind und müssen in den ersten Wochen alle drei bis vier Stunden gesäugt werden. Im Alter von etwa sieben Wochen verlassen sie zum ersten Mal das Nest, um spielerisch die Fähigkeiten zu erlernen, die sie als Erwachsene brauchen werden. Nach und nach gewöhnen sich die Jungtiere an feste Nahrung und werden schließlich im Alter von etwa zehn Wochen entwöhnt, bis sie etwa einen Monat später das mütterliche Nest endgültig verlassen.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet umfasst die Osthälfte der Vereinigten Staaten und den Südosten Kanadas. Hier ist das Grauhörnchen überaus häufig. Durch den Menschen wurde es auch in England, Irland und Italien eingeführt, mit teilweise katastrophalen Folgen für das Eichhörnchen, das in England durch die Konkurrenz des Grauhörnchens nahezu ausgestorben ist. In Italien zeichnet sich Ähnliches ab, und eine weitere Ausbreitung des Grauhörnchens nach Mitteleuropa wird für die nächsten Jahrzehnte erwartet. Auch in Südafrika sollen Tiere sehr „erfolgreich“ ausgesetzt worden sein.

Im Westen der Vereinigten Staaten lebt das Westliche Grauhörnchen; zur Abgrenzung von diesem wird die hier beschriebene Art auch als „Östliches Grauhörnchen“ bezeichnet.

Die Einbürgerung in England

Im Jahr 1889 wurden in der englischen Grafschaft Bedfordshire die ersten 350 Grauhörnchen ausgesetzt. In der Folgezeit kam es zu weiteren Einbürgerungsaktionen. Die Tiere lebten sich so gut ein, dass der Bestand in England stetig expandierte und heute aus mehreren Millionen Exemplaren besteht. Durch die Ausbreitung wurde und wird allerdings das einheimische Eichhörnchen aus seinen Lebensräumen verdrängt und ist auf der Insel mittlerweile nur mehr selten anzutreffen. Versuche, die Grauhörnchen wieder auszurotten, blieben erfolglos. Gründe für diese Bekämpfungsmaßnahmen waren die Schäden, die die Grauhörnchen vor allem in Eichen- und Buchenwäldern anrichten, sie schälen die Rinde von jungen Bäumen. Auch der Rückgang von Singvogelpopulationen durch Nahrungskonkurrenz wird den Grauhörnchen zugeschrieben. In den 1960er-Jahren schien die Anzahl der Grauhörnchen nicht mehr weiter zuzunehmen. Eine Koexistenz mit der britischen Unterart des europäischen Eichhörnchens schien somit bedingt möglich zu sein, wenn auch nur durch Nischenbildung. Die größeren und kräftigeren Grauhörnchen besiedeln die Laubwälder der Niederungsgebiete, während es in den Bergen mit kühlerem Klima und vorwiegend Nadelwäldern mehr Eichhörnchen gibt. Doch syntop können die beiden ökologisch sehr ähnlichen Arten auf Dauer nicht nebeneinander existieren. Dies ist wahrscheinlich schon wegen des ständigen Kampfes um Nahrung und Nistplätze nicht möglich. Ein Habitat kann nur von einer der Arten besiedelt werden.

Parapoxvirus

Der rasche Rückgang der Europäischen Eichhörnchen und die gleichzeitige Expansion der Grauhörnchen in gemeinsamen Vorkommensgebieten – insbesondere in Großbritannien – soll auch auf einen Parapoxvirus zurückzuführen sein. Die sogenannten „Eichhörnchen-Pocken“ lösen eine hohe Sterblichkeit unter den roten Eichhörnchen aus, während die Grauhörnchen gegen den von ihnen eingeschleppten Erreger immun sind. Die Übertragung der Viren geschieht vermutlich vor allem durch die nacheinander erfolgende Nutzung desselben Nestes. Da es weder Impf- noch Heilmittel gegen die Krankheit gibt, unterstützen diese Erkenntnisse die Forderung nach speziellen „Eichhörnchen-Reservaten“, die von Grauhörnchen freigehalten werden.[1]

Weitere Bilder

Quellen und weiterführende Informationen

Einzelnachweise

  1. Peter Lurz, Institute for Research on Environment and Sustainability an der Universität Newcastle. Zitiert im Magazin Der Spiegel, Nr. 35, 2006, S. 130.

Weblinks


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