- Seesteraudeich
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Schleswig-Holstein Kreis: Pinneberg Amt: Elmshorn-Land Höhe: 7 m ü. NN Fläche: 11,57 km² Einwohner: 968 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 84 Einwohner je km² Postleitzahl: 25370 Vorwahlen: 04125 (04121, 04122) Kfz-Kennzeichen: PI Gemeindeschlüssel: 01 0 56 033 Adresse der Amtsverwaltung: Lornsenstr. 52
25335 ElmshornWebpräsenz: Bürgermeister: Claus Hell (CDU) Die Gemeinde Seester liegt im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
Die Gemeinde Seester liegt an der Krückau zwischen Elmshorn und Seestermühe in der schleswig-holsteinischen Elbmarsch, genauer in der Seestermüher Marsch, im südlichen Kreis Pinneberg und gehört verwaltungstechnisch zum Amt Elmshorn-Land. Weitere direkt angrenzende Gemeinden sind Klein Nordende, Groß Nordende und Neuendeich, sowie jenseits der Krückau auch Raa-Besenbek und Neuendorf (Kreis Steinburg)
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Seester gehören die Ortsteile Seester, Seesteraudeich, Klein Sonnendeich, Groß Sonnendeich, Kurzenmoor und Finkenburg.
Die Gemeinde zählt heute rund 1000 Einwohner auf einer Fläche von 1150 ha. Mittelpunkt der Gemeinde ist der Ortsteil Seester mit seiner 1428 erbauten Kirche und den umliegenden historischen Gebäuden. Hier finden sich auch die meisten öffentlichen Gebäude und Plätze wie Gemeinderäume, Grundschule, Kindergarten, Feuerwehr, Kirche, Friedhof, Sportplatz und Turnhalle.
Geschichte
Der Ort ist benannt nach der Seesterau, der heutigen Krückau. Seine Ersterwähnung findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 1141. Die ehemals sächsischen Siedlungen wurden in ihrer Entwicklung ganz wesentlich durch ins Land gerufene Siedler aus Friesland und den Niederlanden geprägt. Es waren Holländer, die durch Deichbauten, Entwässerungssysteme und Schleusen das Land vor den Fluten des Elbe-Stromes sicher machten und fruchtbares Acker- und Weideland entstehen ließen.
Umgemeindungen
Wisch und Köhnholz
Mit Gründung der preußischen Landgemeinden 1892 wurden der Flecken Köhnholz und der Wohnplatz Wisch der Landgemeinde Kurzenmoor (heute Seester) zugeschlagen. Wisch und Köhnholz verfügten bereits seit 1824 mit Lieth (Klein Nordende, heute z.T. zu Elmshorn zugehörig) über eine gemeinsame Schule. Nachdem diese bei einem Feuer am 13. März 1894 jedoch komplett zerstört wurde, musste der Schulbesuch der Kinder schnellstens geklärt und neu geregelt werden. Bei einer Besprechung der Kreis-Schulaufsichtsbehörde mit dem Schulverband und Vertretern des Elmshorner Magistrats im März 1894 wurde der Vorschlag diskutiert, die Kinder der Flecken Wisch und Köhnholz auf die Elmshorner Schule auf Klostersande (später Hafenstraße) zu schicken und für die Kinder aus Lieth einen neuen Schulstandort im eigenen Ort zu errichten. Der Weg zur bestehenden Schule nach Seester über die zum großen Teil noch nicht vollständig ausgebauten Straßen und Wege durch das Moorland erschien für die Kinder zu weit. Die Stadt Elmshorn jedoch stellte ihre Zustimmung nur unter der Voraussetzung in Aussicht, dass Wisch und Köhnholz auch politisch an Elmshorn übertragen würden. Hintergrund hierbei waren die erst wenige Monate zuvor im Januar 1894 unterzeichneten Verträge über den Standort der neuen Reit- und Fahrschule mit Rennbahn, welche der überregional bedeutende Holsteiner Verband im Flecken Wisch (heute Westerstraße) errichten wollte. Die Aussicht, dieses Prestige-Objekt in der Stadt Elmshorn anzusiedeln, war für den Magistrat sehr verlockend. Als Gegenleistung erklärte sich Elmshorn bereit, einen beachtlichen Teil der Kurzenmoorer Gemeindeschulden in Höhe von 10000 Mark zu übernehmen. Durch den Beschluss des Bezirksausschusses in Schleswig wurde die Umgemeindung am 17. September 1894 genehmigt und Anfang Oktober 1894 rechtswirksam. Insgesamt 304 Hektar, 12 Ar und 51 Quadratmeter Fläche mit 247 Einwohnern und mehreren landwirtschaftlichen Betrieben wurden an die Stadt Elmshorn übertragen und wurden schließlich im Mai 1897 aus dem Kirchspiel Seester ins Kirchspiel Elmshorn umgepfarrt.Kurzenmoor
Eine kleinere Fläche östlich der Straße Kurzenmoor zwischen dem Fuß- und Reitweg in Richtung Liether Wald und der Ortsgrenze zu Elmshorn wurde in den 1990er Jahren von der Gemeinde Seester an die Stadt Elmshorn übertragen. Hintergrund war die seinerzeit geplante Umsiedlung der Sportanlagen des Elmshorner Sportvereins "FTSV Rasensport Elmshorn". Die Lage der alten Sportstätte inmitten eines Wohngebiets an der Wilhelmstraße brachte zum einen immer größer werdende Probleme mit der Lärmbelästigung für die Anwohner mit sich und bot dem zeitweilig in der Fußball-Oberliga spielenden Verein keinen Raum zur Erweiterung, zum anderen liebäugelte die Stadt schon lange mit dem bestehenden Sportgelände als Neubaugebiet. Aufgrund diverser Probleme und einer schwierigen Finanzlage sowie diversen Vereinsfusionen in Elmshorn und nicht zuletzt dem sportlichen Abstieg des heutigen "FC Elmshorn" wurde die Umsiedlung des Sportgeländes jedoch niemals durchgeführt.Bürgerentscheid zur Umbenennung der Gemeinde
Schaut man auf alte Karten, wird man vergeblich die Gemeinde Seester suchen, denn diese wurde erst im Jahre 1991 nach einem Bürgerentscheid von Kurzenmoor in Seester umbenannt.
Im Zuge der Gründung der preußischen Landgemeinden entstand aus den Bauernschaften und Flecken Groß- und Klein Sonnendeich, Seesteraudeich, Finkenburg sowie Kurzenmoor und Seester und die später an Elmshorn übertragenen Flecken Wisch und Köhnholz die Landgemeinde Kurzenmoor. Die einzelnen Ortschaften wurden zu Ortsteilen, der Name Kurzenmoor stand dabei nahezu 100 Jahre lang nicht nur für den Gemeindenamen, sondern auch für einen Ortsteil innerhalb der Gemeinde. Das Kirchspiel Seester existierte bereits lange zuvor und erstreckte sich nun über die Gebiete der Landgemeinden Kurzenmoor, Seestermühe, Teile von Neuendeich (Schlickburg) und zeitweise auch Teile von Elmshorn.
Da sich aber im 20. Jahrhundert ein Großteil des öffentlichen Lebens im Ortsteil Seester abspielte, wo sich auch sämtliche öffentlichen Einrichtungen und Gebäude wie Schule, Kindergarten, Turnhalle, Sportplatz, Gemeinderäume, Feuerwehr, Post und Bank befanden und befinden und viele Vereine und ortsansässige Firmen "Seester" in ihrem Namen führten (u.a. "Seester Süßmostkelterei", "Seester Liedertafel"), bildete sich aus der Bevölkerung Ende der 1980er Jahre eine Gruppe heraus, die mit einer Unterschriftenaktion 1991 schließlich einen Bürgerentscheid initiierte. Dieser war erst der zweite seiner Art in Schleswig-Holstein, zumal eine Gesetzesänderung erst kurz zuvor diese Art der Mitbestimmung durch den Bürger überhaupt ermöglicht hatte. Die Befürworter der Umbenennung konnten sich in diesem mit 51 Prozent durchsetzen. Der Bürgerentscheid in Seester stieß auch in den Medien auf ein großes Echo, so berichtete beispielsweise der NDR in einer Sondersendung in Radio und Fernsehen über das Geschehen und ließ in einer Diskussionsrunde Ortspolitiker, Gewerbetreibende und Bürger zu Wort kommen.Politik
Von den elf Sitzen in der Gemeindevertretung hat die CDU seit der Kommunalwahl 2008 sechs Sitze, die SPD hat drei und die Wählergemeinschaft FWS zwei Sitze.
Wappen
Blasonierung: „Von Silber und Grün nach Maßgabe des Profilschnitts eines Deiches geteilt. Oben ein linksgewendeter springender blauer Fisch (Köhler), unten ein aufgezäumter silberner Pferdekopf. Vor der flachen Kante des Deichprofils blau-silberne Wellen.“[1]
Seit 1990 führt Seester dieses Gemeindewappen. Das doch recht ungewöhnliche Wappenbild gibt sowohl die frühere Erwerbssituation der Einwohner wieder (Fischerei und Landwirtschaft, hier besonders die Zucht der Holsteiner Pferde), als auch die Topografie der Gemeinde mit ihren schützenden Deichen an der Krückau. Die Farben weisen auf das Leben diesseits (grün) und jenseits (blau) des Deiches hin.
Wirtschaft
Ehemals lebten die Bewohner der Gemeinde Seester hauptsächlich von der Landwirtschaft, der Viehzucht und der Fischerei. Heute hat sich dieses Bild stark gewandelt, so leben aktuell nur noch rund zehn Familien von der Landwirtschaft und der letzte Fischereibetrieb beendete vor wenigen Jahren in Seester eine Ära.
Eine wichtige Rolle in der Gemeinde spielten auch die Seester Ziegelwerke. Die Ruinen der alten Ziegelei mit ihrem hohen Schlot sind noch heute am Seesteraudeich gegenüber dem Hafen zu sehen.
Heute haben sich anstelle der traditionellen Betriebe eine Reihe neuer Firmen des Handwerks oder der Dienstleistung, aber auch Künstler angesiedelt.
Bekannt ist die Seestermüher Marsch für ihren Obstanbau. Neben einigen Obsthöfen ist in Seester auch die "Seester Süßmostkelterei" ansässig.
Der Großteil der Bevölkerung jedoch fährt am Tage zur Arbeit in die umliegenden kleineren Städte wie Elmshorn, Pinneberg oder Wedel, oder aber nach Hamburg.
Sehenswürdigkeiten und Tourismus
Die Marschgemeinde ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouren der Bevölkerung aus den umliegenden Städten und Gemeinden, die mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß die Schönheit der Marsch erleben möchten. Sie können die Krückau mit der Fähre Kronsnest, der kleinsten Fähre Deutschlands, nach Neuendorf/Kreis Steinburg überqueren oder über die Sperrwerke in die Haseldorfer- oder Kollmar-Marsch gelangen. Mit der "North Sea Cycle Tour", dem "Elberadweg" und dem "Ochsenweg" führen drei überregional bekannte Radwanderstrecken durch das Gemeindegebiet.
Neben einer Fahrt mit der Fähre lohnt es sich auch, einmal in die St.-Johannes-Kirche mit ihrem freistehenden hölzernen Glockenstuhl in der Dorfstraße hineinzuschauen. Im Inneren des 1428 erbauten Gotteshauses bestechen der Barockaltar, die Kanzel von 1631 und der Armenblock (Opferstock) mit der Lazarusfigur aus den Jahren 1613/1656 durch ihre Schönheit. Zum Gebäudeensemble der Kirche im Dorfkern gehören weiterhin das Pastorat, die alte Gaststätte (heute Kindergartengebäude und Kirchenbüro) und das Saalgebäude (Kirchensaal).
Im Dorfkern befinden sich auch einige öffentlich sichtbare Kunstwerke: Vor dem Kirchensaal an der Kreuzung Dorfstraße/Twiete steht eine große Bronzeplastik "Die große Ente", geschaffen von der Bildhauerin Elsa Maria Gerhardt, als Dauerleihgabe von deren Sohn Karsten Gerhardt aus Kiebitzreihe der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt. Der Hufschmied Harald Piening hat ebenfalls einige Werke geschaffen. So steht vor seiner Schmiede in der Dorfstraße ein aus alten Hufeisen bestehender Schmied mit Amboss, an der Seitenwand hängen "Die Spinne" sowie mehrere Pferdedarstellungen. In der Twiete steht der von ihm hergestellte "Rosenturm".
Gerade während der Zeit der Rapsblüte lohnt sich eine Radtour, dann nämlich erstrahlt die gesamte Marsch in sattem gelb und bildet entlang der Deiche ein optisches Highlight.
Auf einer Wiese an der Straße Kurzenmoor betreibt der Elmshorner Modellbauclub seit vielen Jahren einen Modellflugplatz.
Bildung
In der Gemeinde befindet sich ein evangelischer Kindergarten und eine Grundschule. Die Grundschule wird sowohl von Kindern der Gemeinde Seester als auch der Gemeinde Seestermühe besucht und vom gemeinsamen Schulverband Seestermüher Marsch betrieben. Weiterführende Schulen werden meist in Elmshorn besucht, seltener in Uetersen. Ebenso befinden sich diverse Fortbildungsmöglichkeiten wie Volkshochschule, Berufsbildungsstätte etc. und Privatschulen in Elmshorn.
Persönlichkeiten
- Heiko Hell (* 5. Mai 1980), ehemaliger Leistungsschwimmer, mehrfacher Deutscher Meister und zweifacher Olympiateilnehmer, wuchs in Seester auf.
- Wolfgang Sieg (* 22. Oktober 1936), niederdeutscher Schriftsteller, lebte viele Jahren in der Gemeinde und verfasste in einem ruhig gelegenen, ehemaligen Bauernhaus zahlreiche seiner Werke.
- Frank Suplie (* 28. August 1956; † 6. August 2002), deutscher Journalist, lebte in Seester.
- Martin Stahlberg (* 29. Januar 1985), deutscher Fußballspieler, lebte in Seester und begann seine sportliche Karriere in den Jugendmannschaften des TSV Seestermüher Marsch.
Ehrenbürger
- Uwe Hell wurde am 11. September 2008 aufgrund seines insgesamt 40-jährigen, ehrenamtlichen Engagements, davon u.a. 30 Jahre als Bürgermeister, sowie als Amtsvorsteher, Schulverbandsvorsteher, Mitglied des Pinneberger Kreistags und Mitglied des Amtsausschusses Elmshorn-Land, von der Gemeinde Seester zum Ehrenbürgermeister ernannt.
Literatur
- Peter Danker-Carstensen, Gemeinde Seester, Geschichte eines Dorfes in der Elbmarsch zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Kirchspiels Seester, 320 S., 1994, herausgegeben von der Gemeinde Seester
Belege
Weblinks
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