Segelschulschiff

Segelschulschiff

Ein Schulschiff ist ein Schiff, das zu Ausbildungszwecken für angehende Offiziere der Marine oder nautisches oder technisches Personal in der Handelsschifffahrt (Handelsmarine) unterhalten wird. Schulschiffe sind oft Segelschiffe (Großsegler), auf denen die praktische Seemannschaft erlernt werden soll. Es werden aber auch ehemalige Handelsschiffe oder Spezialschiffe als Schulschiffe eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Schulschiffe der Marine

Bei der Marine werden auf einem derartigen Schiff neben einer Stammmannschaft aus Berufs- und Zeitsoldaten eine bestimmte Anzahl von Kadetten zusammengestellt, die dann im Rahmen von Auslandsreisen mit dem Schulschiff zum einen in den üblichen militärischen Fächern ausgebildet werden, zum anderen aber auch zu repräsentativen Zwecken in quasi diplomatischer Mission unterwegs sind.

Gorck Fock 1, um 1933 - 1940

Schulschiffe der Deutschen Marine vor 1945

Nachdem die Großherzog Friedrich August nach dem Ersten Weltkrieg abgegeben werden musste und die Niobe 1932 sank, wurde mit der Gorch Fock und ihren Schwesterschiffen eine Serie neuer Segelschulschiffe gebaut. Für die Ausbildung mit Geschützen, Torpedos und Flugabwehrkanonen baute und nutzte die Kriegsmarine besonders konstruierte Artillerieschulschiffe - die Bremse und die Brummer - und andere Schulschiffe.

Schulschiffe der Bundesmarine

Die Bundesmarine unterhielt bis 1990 zwei derartige Schiffe: Das Segelschulschiff Gorch Fock 2 und das Schulschiff Deutschland (nicht zu verwechseln mit dem Segelschiff Schulschiff Deutschland, das bis 1990 im Dienst stand und heute in Bremen zu besichtigen ist, siehe unten). Des Weiteren gab es noch das Schulschiff Donau von 1963 bis 1968 und das Schulschiff Ruhr ebenfalls bis 1986. Auf beiden Schiffen wurden Kadetten und Unteroffiziere ausgebildet. Die Donau fährt heute noch unter türkischer Flagge.

Schulschiffe der DDR

Die Volksmarine der DDR unterhielt das Motorschulschiff Wilhelm Pieck (S61). Das gleichnamige Segelschulschiff (heute Greif) wurde von der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) betrieben.

Segelschulschiffe anderer Kriegsmarinen

Schulschiffe werden von vielen Kriegsmarinen weltweit betrieben. Auch heute noch werden dafür mehrere Segelschulschiffe eingesetzt. Dazu gehören auch die Schwesterschiffe der Gorch Fock, die für die rumänische Marine gebaute Mircea, sowie die als Reparationsleistungen abgetretenen portugiesische Sagres (ex Albert Leo Schlageter) und die für die US Coast Guard fahrende Eagle (ex Horst Wessel). Des weiteren sind zu erwähnen die russischen Krusenstern und Sedov, beides ehemalige deutsche Handelsschiffe, und die italienische Amerigo Vespucci.

Schulschiffe der Handelsschifffahrt

Schulschiffe der deutschen Handelsmarine

In der Handelsschifffahrt sind Schulschiffe heute nur noch vereinzelt in Gebrauch, da im Alltag an Bord die „praktische“ Seemannschaft kaum noch benötigt wird. Die nötige Praxis an Bord erlangen angehende Seeleute heute durch Praktika, die in der Regel an Bord von Handelsschiffen durchgeführt werden.

Die bekanntesten deutschen Segelschulschiffe waren die Windjammer Pamir und die Passat. Die Pamir ging 1957 in einem Sturm im Nordatlantik unter, und wenige Wochen später wurde die Passat außer Dienst gestellt.

Das Schulschiff Deutschland der Handelsschifffahrt wurde bis 2001 als Wohn- und Ausbildungsplatz für die Seemannsschule in Bremen eingesetzt. Nachdem es hierfür nicht mehr benötigt wurde, kann es heute in Bremen-Vegesack besichtigt werden.

Das letzte zur See fahrende deutsche Segelschulschiff der Handelsschifffahrt wurde die Ketsch Seute Deern II (nicht zu verwechseln mit dem Museumsschiff Seute Deern in Bremerhaven). Sie wurde 1964 bis 1967 vom Deutschen Schulschiff-Verein und 1967 bis 1969 vom Norddeutschen Lloyd zu Ausbildungsfahrten eingesetzt. Seit dem 1. Januar 1970 ist es für angehende Kapitäne keine Pflicht mehr, auf einem Segelschiff zu lernen. Die Seute Deern II wird seit 1972 vom Verein Clipper DJS für Segelfahrten vor allem mit jungen Mitseglern eingesetzt.

Lediglich die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven nutzte noch bis 2007 je ein Schulschiff an den Standorten Elsfleth und Leer: In Elsfleth war es das Segelschulschiff Großherzogin Elisabeth, in Leer das Ausbildungsschiff Aurora, ein ehemaliger Tonnenleger. Mit beiden Schiffen wurden im Rahmen der seemännischen Ausbildung auch Fahrten unternommen.

Seit 2007 wird Fahrenszeit auf Traditionsseglern vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) nicht mehr zu den vorgeschrieben Praxissemestern auf See angerechnet. Es findet also offiziell keine Ausbildung von Offizieren der Handelsmarine auf Großseglern mehr statt.

Aufgrund des Mangels an qualifizierten deutschen Seeleuten sind inzwischen Reeder dazu übergegangen, teilweise Schiffe speziell für die Ausbildung auszurüsten bzw. verstärkt Praktikumsplätze an Bord anzubieten. So lässt z. B. das Bremer Unternehmen Beluga Shipping in einige Neubauten ein extra Deck einbauen, auf dem insgesamt acht angehende Seeleute untergebracht und ausgebildet werden können. Einen anderen Weg beschreitet das Bremer Unternehmen Harren & Partner, das im September 2006 ein Ausbildungsschiff, die Hanse Explorer, in Dienst gestellt hat. Dieses Schiff, das eher einer Yacht gleicht, ist speziell für die Ausbildung von seemännischem Personal gebaut worden.

Schulschiffe anderer Handelsmarinen

Schwedisches Segelschulschiff "Falken" (1962)

In vielen Staaten wird auch in der zivilen Seefahrt nach wie vor an der Tradition der Segelschulschiffe festgehalten. Auf den meisten von der Handelsmarine betriebenen Segelschulschiffen besteht für zahlende Gäste die Möglichkeit, als Mitsegler (Trainee) an Reisen teilzunehmen. So wurden in den 80er- und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts auf der Danziger Werft sechs weitestgehend identische Schulschiffe gebaut, die auch heute noch im Einsatz sind. Es handelte sich dabei um die Schiffe Dar Młodzieży (Polen), Mir, Nadeschda und Pallada (alle Russland) sowie Chersones und Druschba (beide Ukraine). Die in Deutschland bekanntesten Schiffe der Serie sind die Chersones und die Mir, die ebenso Mitsegler an Bord nehmen wie z. B. die russischen Viermastbarken Krusenstern und Sedow.

Segelschulschiffe

Segelschulschiffe (kurz: SSS) sind von Kriegs- und Handelsmarinen, aber auch von Vereinen und Organisationen in Fahrt gehaltene Großsegler zur Ausbildung des seemännischen Nachwuchses. Es handelt sich entweder um speziell für Ausbildungszwecke konzipierte Schiffe (z. B. die Gorch Fock (II) der Deutschen Marine)[1]oder um umgebaute Frachtsegler (z. B. die Krusenstern, ex Padua (Russland)). Im Deutschen Reich unterhielt der Deutsche Schulschiff-Verein zwischen 1900 und 1944 insgesamt fünf eigene Segelschulschiffe.[2] Zivile Segelschulschiffe wurden bis nach dem Zweiten Weltkrieg meist auch zu Frachtfahrten eingesetzt.

siehe auch: Liste der Segelschulschiffe

Einzelnachweise

  1. Website der Deutschen Marine zu den Schwesterschiffen der Gorch Fock (II) Abgerufen: 27.12.2008
  2. Deutsche Segelschulschiffe, Abgerufen 27.12.2008

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