Selbstentladewagen

Selbstentladewagen
Zweiachsiger offener Güterwagen UIC-Typ 1 als Schlackewagen auf einem Rollwagen in Zittau
Zweiachsiger offener Güterwagen UIC-Typ 2 der ČD in Raspenava

Offene Güterwagen bilden eine große Gruppe von Eisenbahngüterwagen zum Transport von Wirtschaftsgütern, die nicht nässeempfindlich sind und in der Regel geschüttet werden können. Man unterscheidet zwischen Regelbauart (Gattungsbuchstabe E/UIC-Typennummer 5) und den Sonderbauarten (F/6). Bei der DB machen die offenen Güterwagen knapp 40% des Gesamtbestands an Güterwagen aus.

Zur Entwicklungsgeschichte der offenen Güterwagen finden sich Informationen unter anderem in den Artikeln Normalien, Verbandsbauart, Austauschbauart, Kriegsbauart und Reko-Güterwagen.

Inhaltsverzeichnis

Einheitsgüterwagen der UIC

Seit den 1960er Jahren beschaffen die europäischen Bahnverwaltungen überwiegend Güterwagen, die nach den Normen der UIC gebaut werden oder sich an diese anlehnen. Die Tabelle enthält neben den offenen Wagen auch diejenigen Wagen mit öffnungsfähigem Dach (Gattung T), die konstruktiv an die offenen Wagen angelehnt sind.

Norm UIC 571-1:
Regelbauart
zweiachsig
UIC 571-2:
Regelbauart
vierachsig
UIC 571-3:
Sonderbauarten
Bauart Typ 1
"französisch"
Typ 2
"deutsch"
Rolldachwagen
vierachsig
Trichterwagen
zweiachsig
Sattelwagen
vierachsig
ohne Dach mit Dach ohne Dach mit Dach
Gattung Es Ea(o)s Taems
bis 1979: Taes
Fcs Tds Fals Tals
Achsstand 4,85 m 5,40 m 6,00 m
Drehzapfenabstand 9,00 m 7,50 m
Länge über Puffer 9,04 m 10,00 m 14,04 m 9,64 m 12,54 m
Ladelänge, mind. 7,79 m 8,76 m 12,71 m 12,40 m
Ladefläche, etwa 22 m² 24 m² 35 m² 33 m²
Laderaum, etwa 36 m³ 36 m³ 71 m³ 74 m³ 40 m³ 38 m³ 75 m³ 72 m³
Eigenmasse, max. 12,5 t 22,0 t 24,0 t 13,0 t 13,5 t 15,0 t 15,5 t
Türen pro Seite 2 1 2 1
Türbreite 1,80 m 1,80 m 4,00 m
Eaos: Vierachsiger offener Güterwagen der Regelbauart mit 9,00 m Drehgestellzapfenabstand der PKP in Lauban
Eanos-x055:Langer vierachsiger offener Güterwagen der Regelbauart mit Stahlfußboden und 10,70 m Drehgestellzapfenabstand

Offene Güterwagen der Regelbauart E

Diese Wagen haben einen flachen Boden und feste Seitenwände (Borde) mit mindestens einer seitlichen Tür. Sie sind vor allem für die Beladung mit Schüttgut, Schrott, Stahl, Holz und Papier geeignet. Die meisten Wagen sind stirn- und seitenkippbar, andernfalls werden sie durch die Kennbuchstaben l (nicht seitenkippbar) bzw. o (nicht stirnkippbar) gekennzeichnet. Stirnkippbare Wagen sind mit Kopfklappen an einer oder beiden Stirnseiten ausgestattet. An Ösen lassen sich Seile, Netze oder Planen zur Ladungssicherung anzubringen.

Einige Wagen sind außerdem kreiselkippfähig, das heißt, sie können in entsprechenden Anlagen angehoben und durch Drehen in der Längsachse ausgekippt werden. Hierfür ist erster Linie ein sehr stabiles Untergestell nötig. Diese Art der Entladung ist vor allem in den USA beim Transport von Schüttgut verbreitet, wobei dort die Wagen dank drehbarer Kupplungen nicht einzeln entkuppelt werden müssen.

Im Jahr 1998 verfügte die DB über etwa 16.000 vierachsige E-Wagen. Die zweiachsigen E-Wagen werden seit den 1990er Jahren zunehmend ausgemustert und sind kaum noch anzutreffen.

Offene Güterwagen der Sonderbauart F

Hierzu zählen in der Mehrzahl die Selbstentladewagen mit Schwerkraftentladung (Trichterwagen und Sattelwagen), daneben auch

  • Seitenkippbare Wagen (Kasten-, Mulden- und Seitenkipper),
  • Kübelwagen,
  • andere offene Wagen ohne Seitentüren, sowie
  • bei der DR (fälschlicherweise) auch Wagen mit Stahlfußboden.

Im Jahr 1998 waren bei der DB etwa 12.000 Trichterwagen, 10.000 Sattelwagen und 1.000 Seitenkippbare Wagen vorhanden. Sowohl Trichter- als auch Sattelwagen gibt es auch als Wagen mit öffnungsfähigem Dach.

Typische Transportgüter sind alle Arten von Schüttgütern, wie Kohle, Koks, Erz, Sand oder Kies. Da Schüttgüter oft in großen Mengen transportiert werden, werden diese Wagen häufig in sogenannten Ganzzügen eingesetzt, die nur aus einer Wagengattung bestehen und nur eine Art Ladung von einem Versender direkt zu einem Empfänger transportieren.

Fcs089:Offener Güterwagen mit dosierbarer Selbstentladung und hohen Rutschen (Trichterwagen)

Trichterwagen

Die Trichterwagen können ohne fremde Energie nur durch Schwerkraft entladen werden und werden daher auch als Selbstentladewagen bezeichnet. Bei der Mehrzahl lassen sich über hohe (mehr als 70 cm über Schienenoberkante endende) Auslaufrutschen Fließbänder oder Förderbänder auf Schienen- bzw. Straßenniveau füllen. Durch die Möglichkeit der dosierten Entladung an jedem Ort sind die Wagen freizügig einsetzbar und finden auch im Einzelwagenverkehr Verwendung. Die Bahn nutzt die Wagen auch als Dienstgüterwagen zum Einschottern der Gleise.

Seit den 1990er Jahren geht der Trend für Neubau-Trichterwagen von den zweiachsigen hin zu noch nicht UIC-genormten Drehgestellwagen.

Falns: Vierachsiger offener Güterwagen mit beidseits hoher, schlagartiger Selbstentladung (Sattelwagen) der PKP mit einem Laderaum von 82 m³ in Horka

Sattelwagen

Sattelwagen, auch Großraumselbstentladewagen genannt, können ausschließlich per Schwerkraft entladen werden und zählen deshalb zu den Selbstentladewagen. Im Unterschied zu den Trichterwagen ist hier aber keine dosierte, sondern nur eine schlagartige Entladung möglich. Der Boden fällt wie bei einem Satteldach zu beiden Seiten hin ab, die Entladeöffnung ist beidseits hochliegend. Die Wagen werden hauptsächlich in Ganzzügen für den Massentransport von Kohle oder Erz von Bergwerken oder Häfen zu Hüttenbetrieben oder Kraftwerken verwendet.

Der modernste Typ vierachsiger Sattelwagen der DB ist der vierachsige Falns 121 mit 90 m³ Laderaum. Er wurde ab 1992 in mehreren Serien gebaut. Bis Februar 2008 sollen weitere 100, bis 2010 nochmals 300 dieser Fahrzeuge an die DB geliefert werden. Diese neuesten Wagen sollen eine Achslast von 23,5 t und ein Eigengewicht von höchstens 24,5 t haben, woraus sich die Lastgrenze von 69,5 t ergibt.

Seitenkippbare Wagen

Seitenkippbare Wagen haben eine hydraulische, pneumatische oder elektrische Kippeinrichtung, die es erlaubt, den Wagenkasten einseitig anzuheben. Je nach Bauart ist ein beidseitiges oder auch nur ein einseitiges Kippen möglich. Um ein Umkippen des Wagens während de Kippvorgangs zu verhindern, sind einige mit sogenannten Schienenzangen ausgerüstet, mit welchen sie am Gleiskörper gesichert werden können. Die Wagen werden unter anderem in Ganzzügen im Aushubverkehr von Großbaustellen eingesetzt.

Literatur- und Quellenangaben

  • Gerd Wolff: Die offenen Güterwagen der Regelbauart. Güterwagen-Lexikon DB. EK-Verlag, Freiburg (1991) ISBN 3-88255-649-8
  • Gerd Wolff: Die zweiachsigen Selbstentladewagen. Güterwagen-Lexikon DB. EK-Verlag, Freiburg (1993) ISBN 3-88255-657-9
  • Gerd Wolff: Die vierachsigen Selbstentladewagen / Die Staubbehälterwagen. Güterwagen-Lexikon DB. EK-Verlag, Freiburg (1994) ISBN 3-88255-658-7
  • Behrends H et al: Güterwagen-Archiv (Band 2), Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989.
  • Carstens S: Die Güterwagen der DB AG, MIBA-Verlang, Nürnberg 1998.
  • Carstens S et al: Güterwagen (Band 3 und 4), MIBA-Verlag, Nürnberg 2003.

Weblinks


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