- Semanalyse
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Der Ausdruck Sem (griech.: sema ("Zeichen"); frz.: sème; engl.: seme) ist ein Fachausdruck der linguistischen Semantik. In seiner Hauptbedeutung bezeichnet er die kleinsten Elemente (Bestandteile, Komponenten) der Bedeutung von Wörtern (bzw. Lexemen).
Inhaltsverzeichnis
Seme als kleinste Bedeutungsbestandteile (Hauptbedeutung)
Der Begriff des Sems beruht auf der Annahme, dass man die Bedeutung von Wörtern (Lexemen) als eine Kombination solcher Seme, d. h. als Sememe, beschreiben kann. Jedes Wort sollte dann eine Kombination von Semen aufweisen, die es in mindestens einem dieser Seme von anderen Wörtern unterscheidet. Zu den Semen des Wortes "Frau" gehören u. a.: [menschlich], [erwachsen], [weiblich]. Die gleichen Seme können auch bei der Beschreibung der Bedeutung anderer Wörter verwendet werden, so das Sem [weiblich] als Bestandteil der Bedeutung von "Königin", "Tochter", aber auch für entsprechende Tierbezeichnungen wie "Löwin".
Der Begriff Sem geht auf die französischen Linguisten Algirdas Julien Greimas (Litauen) [1] und Bernard Pottier zurück.[2] Dem Begriff des Sems entspricht der in der Komponentenanalyse verwendete Terminus semantisches Merkmal.[3]
Das folgende Beispiel für die Analyse eines Ausschnitts des Wortfeldes Sitzgelegenheiten stammt von Pottier ([frz.1965] 1978: 404):
Lexem Zum Sitzen Auf Füßen Für 1 Person Mit Rückenlehne Mit Armlehnen Kanapee + + - (+) (+) Sessel + + + + + Stuhl + + + + - Hocker + + + - - "Zum Sitzen", "Auf Füßen" usw. sind die Seme dieses kleinen Wortfeldes. Die Zeichen "+" und "-" zeigen an, ob das jeweilige Sem für das betreffende Lexem zutrifft oder nicht. Die Menge der Seme eines Wortes macht sein Semem aus, also seine Bedeutung. Auf diese Weise lassen sich ganze Wortfelder unter Verwendung immer der gleichen Seme systematisch darstellen.
Nebenbedeutungen
distinktives Sem
Teilweise gelten als Seme nur solche (im weiteren Sinn der Hauptbedeutung), die innerhalb eines Paradigmas (Wortfeld) eine distinktive Funktion haben, während das allen gemeinsame Merkmal Noem genannt wird[4].
satzanaloges Zeichen
Luis J. Prieto (1966) nennt Sem "ein besonderes Zeichen, dessen Signifikat nicht einem Zeichen entspricht, sondern einer Aussage der Sprache"[5].
Daneben steht Sem auch für Texte.[6]
Literatur
- Wilfried Kürschner: Grammatisches Kompendium. Systematisches Verzeichnis grammatischer Grundbegriffe. 3. Auflage. Francke, Tübingen/ Basel 1997. ISBN 3-8252-1526-1
- Bernard Pottier: Die semantische Definition in den Wörterbüchern. In: Horst Geckeler (Hrsg.): Strukturelle Bedeutungslehre. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1978, S. 402-411 ISBN 3-534-06471-2. (frz. Original 1965)
- Helmut Rehbock: Sem, in: Helmut Glück (Hrsg. unter Mitarbeit von Friederike Schmöe): In: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2005. ISBN 978-3-476-02056-7
- Herbert Ernst Wiegand, Werner Wolski: Lexikalische Semantik. In: Hans Peter Althaus, Helmut Henne, Herbert Ernst Wiegand: Lexikon der germanistischen Linguistik. 2., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Niemeyer, Tübingen 1980, S. 199-211. Abschnitt: Zum französischen Strukturalismus: S. 200-202. ISBN 3-484-10389-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. Kröner, Stuttgart 2002 (3., aktualisierte und erweiterte Auflage), S. 590 ISBN 3-520-45203-0
- ↑ Bernard Pottier: Entwurf einer modernen Semantik. In: Horst Geckeler (Hrsg.): Strukturelle Bedeutungslehre. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1978, S. 45-89 ISBN 3-534-06471-2. (frz. Original 1964)
- ↑ Rosemarie Lühr: Neuhochdeutsch. Fink, München 1986, S. 248ff. ISBN 3-7705-2287-7
- ↑ So Wiegand und Henne nach Rehbock, Sem, in: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. (2005)
- ↑ Eco, Umberto: Einführung in die Semiotik. München: Wilhelm Fink, 1972, S. 236-237; zitiert nach http://culturitalia.uibk.ac.at/hispanoteca/Lexikon%20der%20Linguistik/sa/SEM%20%20%20Sema%20o%20semema.htm; nach Rehbock, Sem, in: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. (2005) verwendet Prieto "Sem" "für satzanaloge Äußerungen"
- ↑ nach Rehbock, Sem, in: Metzler-Lexikon Sprache, 3. Aufl. (2005) bei Kristeva
Siehe auch
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