Semang

Semang
Darstellung eines Semang im Field Museum of Natural History, Chicago

Die Semang sind eine Ethnie auf der malaiischen Halbinsel im heutigen Malaysia. Die Tiefland-Stämme der Semang werden auch Sakai genannt.[1]

Die Semang sind kleiner gewachsen, dunkelhäutiger und kraushaariger als die Bevölkerungsmehrheit in Malaysia. Aufgrund dieser Merkmale werden sie zusammen mit weiteren Ethnien in Süd- und Südostasien, darunter den Mani in Südthailand, als „Negritos“ bezeichnet. Traditionell lebten sie vor allem im Inneren der Gebirge als Jäger und Sammler in den tropischen Regenwäldern. Die Semang sprechen heute Mon-Khmer-Sprachen, ursprünglich sollen sie jedoch eigene Sprachen gehabt haben, von denen sich einige Elemente in ihrem Vokabular erhalten haben. Bis ins 19. Jahrhundert lebten Semang auch im Gebiet des heutigen Thailands. Zu dieser Zeit machten die Malaien Sklavenjagden auf die Semang.

Inhaltsverzeichnis

Name

Für die Ureinwohner der Malaiischen Halbinsel, die auch heute noch als Jäger und Sammler leben, gab es verschiedene Namen: Semang, Senoi, Jakun, Bla, Bila oder Wila. Als Resultat der Etablierung des malaiischen Staates werden sie im offiziellen Sprachgebrauch Orang Asli genannt, was zunächst Naturvolk bedeutete, heute jedoch als Ureinwohner übersetzt wird[2]. Während man Bla, Bila und Wila heute nicht mehr als Benennung von Ethnien benutzt, wurde Semang zunehmend zum Namen der Jäger und Sammler auf der Halbinsel.

Lebensweise der Semang im Jahre 1925

Die Semang leben nomadisch und legen viel Wert auf die Freiheit der Bewegung, deshalb lehnen sie die Sesshaftigkeit ab.

Ihre Ernährung und Riten sind sehr stark an Pflanzen orientiert. Sie leben eine ursprüngliche Lebensweise und suchen im Wald ihre Nahrung, wie z. B. Wild (Affen), Wurzeln, Früchte und Honig[3]. Frauen tragen Bambuskämme und -halsketten.

Die Semang sehen Blut als Symbol der Fruchtbarkeit an. (siehe religiöse Praktiken) .

Geschlechterrollen

Bei den Semang sind Frauen und Männer gleichberechtigt. Die Aufgaben bei der Nahrungsbeschaffung sind gleichmäßig aufgeteilt: Die Frauen sammeln pflanzliche Nahrung, die Männer jagen kleinere Tiere. Das Recht auf Eigentum, politischer Einfluss und Führerschaft sind gleichermaßen verteilt.

Unverheiratete Frauen stecken sich Perlen und Blumen in die Ohrläppchen.

Religiöse Praxis

Die rituellen Praktiken der Semang sind stark an den Pflanzen orientiert. Blut spielt für die Semang eine große Rolle, da es ein zentrales Symbol für Fruchtbarkeit darstellt. Aus diesem Grund bringen die Semang Blutopfer. Während dieser religiösen Praxis schneiden sich die Semang, v. a. die Frauen, zunächst ins Bein, danach werden die Blutstropfen auf ein Bambusstöckchen aufgenommen und zusammen in die Luft geworfen. Das Ritual findet für gewöhnlich bei Gewitter statt und hat den Zweck böse Geister zu beruhigen, um wichtige Gottheiten zusammenzubringen und so den Ertrag der Ernte zu erhöhen.

Die Semang kennen vier Arten von Geistern[4]: (1) Ya, die menschliche Seele, die vom Körper getrennt ist; (2) Rob, die menschliche Seele, die während des Schlafes wandert; (3) Semanat, ein besonderer Geist, der Menschen verängstigt; und (4) Badi, ein Dämon, der von Tieren abstammt. Diese werden von Schamanen durch eine Medizin auf Distanz gehalten.

Die Toten werden nicht tief begraben, und der Begräbnisort wird verlassen und durch Geister und Tiger bewacht, die den Leichnam essen sollen.

Die Mythologie der Semang

Die Welt der Menschen wurde von der Großmutter der Bewohner des Himmels, die Blitz und Donner verursachen, geschaffen. Ihr Name ist Manoij.

Anfangs lag die Welt in einem See, auf welchem die Großmutter auf einem Floß mit ihren zwei Enkeln fuhr. Sie bat einen der Enkel ihr einen Ast zu besorgen und verletzte damit das Monster, welches auf dem Grund des Sees wohnte. Somit konnte das Wasser abfließen.

Ein Igel hob nun, die nur von Bergen bedeckte Erde aus dem Schlamm. Kurz darauf flog ein Vogel vorbei und glättete mit seinem Flügelschlag die Erdoberfläche und machte sie bewohnbar.

Nun wünschte sich die Großmutter ein Kind und bat einen ihrer Enkel ihr eines zu erschaffen. So gingen beide Enkel in den Wald und einer der beiden formte eine Figur aus Klee, welche er in eine Matte hüllte. Nach einem Tag verwandelte sich die Figur in ein Mädchen. Das Gleiche wiederholte er und diesmal entstand ein Junge. Diese Kinder waren zwar noch keine Menschen, aber sie verwandelten eine Blume in ein richtiges Mädchen.

Als das Mädchen erwachsen wurde, wünschte es sich einen Mann. Sie ging also in den Wald und pflückte eine Blume, welche sie dann in einen Mann verwandelte.

Die beiden verliebten sich und wurden so zu den Vorfahren aller Menschen.

Quellen

Einzelnachweise

  1. John Hajek: Unraveling Lowland Semang. In: Oceanic Linguistics. 35, Nr. 1, Jun 1996, S. 138-141.
  2. Shuichi Nagata: "Subgroup names of the Sakai (Thailand) and the Semang (Malaysia): a literature survey". Anthropological Science, Bd. 114 (2006), S. 45-57
  3. P. Schebesta: "The Sĕmangs of Patalung". Man, Bd. 25 (1925), S. 23.26
  4. Schebesta, op. cit.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Semang — Grupo semang de Malasia, foto de 1905. Población total 3.807 Idioma semang y malayo …   Wikipedia Español

  • SEMANG — Nom donné, au début du XIXe siècle, aux Négritos de la péninsule malaise qui sont aujourd’hui appelés Menik, Meni ou Mendi; en Thaïlande, on les appelle Ngok; ils vivent au pied des collines de la jungle malaise. L’appartenance linguistique des… …   Encyclopédie Universelle

  • Semang — Semang, ein den Negrito nahe verwandter Volksstamm im Innern der Halbinsel Malakka, von ausgesprochen papuanischem Typus wie die Sakai (s. d. 1), von ihnen durch Einzelheiten in Bewaffnung, Kleidung etc., in der Sprache aber nur dialektisch… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Semang — The Semang are a Negrito ethnic group of the Malay Peninsula. Lowland Semang tribes are also known as Sakai.cite journal | last = Hajek | first = John | title = Unraveling Lowland Semang | journal = Oceanic Linguistics | volume = 35 | issue = 1 | …   Wikipedia

  • Semang — /si mahng /, n., pl. Semangs, (esp. collectively) Semang. a member of a Negrito people of the Malay Peninsula. * * * ▪ people       people who live mostly in peninsular Malaysia and speak an Austro Asiatic language. In the early 21st century… …   Universalium

  • Semang — Semạng,   Eigenbezeichnung Mẹndi, Mẹnik, kleinwüchsige, dunkelhäutige und kraushaarige, zu den Negritos gehörende Volksgruppen auf der Malaiischen Halbinsel. Die etwa 2 300 Semang in Malaysia und etwa 300 Semang in Thailand (hier Ngok oder Ngo …   Universal-Lexikon

  • Semang — Original name in latin Semang Name in other language Semang State code ID Continent/City Asia/Makassar longitude 8.5783 latitude 120.2189 altitude 436 Population 0 Date 2012 01 21 …   Cities with a population over 1000 database

  • semang — sə̇ˈmäŋ noun (plural semang or semangs) Usage: usually capitalized 1. a. : a Negrito people of Malaya b. : a member of such people 2 …   Useful english dictionary

  • semang — ► adjetivo sustantivo de género común ETNOGRAFÍA Díc. del individuo perteneciente a un pueblo de Malaca, pigmeo y negro …   Enciclopedia Universal

  • semang — se·mang …   English syllables

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”