- Sendungsbewußtsein
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Als Sendungsbewusstsein bezeichnet man die in einem Volk, einer religiösen Gemeinschaft oder auch einem politischen Verband (meist einer Partei) vorhandene Gewissheit, der im eigenen Kreis ausgebildete Lebensstil sei dermaßen vorbildlich und vorteilhaft, dass er daher auf andere Völker oder Gruppierungen oder auch Einzelne ausgedehnt werden müsse.
Der Sendungsbewusste hat den Anspruch und das Gefühl der Verpflichtung, das von ihm selbst Erreichte den anderen mitzuteilen. Mit Sendungsbewusstsein ausgestattet glaubt man, eine geschichtliche Aufgabe erfüllen zu müssen, die über den eigenen Umkreis und die Gegenwart hinausgeht. Das auch Messianismus genannte Sendungsbewusstsein hat meist die Erfüllung von politisch-sozialen Hoffnungen, oder eine Missionierung zum Ziel: die Überzeugung anderer Menschen von der Richtigkeit der eigenen Auffassung, aus einer superioren (als überlegen gedachten), nicht infrage gestellten und nicht zur Diskussion zugelassenen Position.
Imperialistische Ziele wurden und werden oft durch ein Sendungsbewusstsein legitimiert oder auch im Anschluss entwickelt. Am stärksten ist ein Sendungsbewusstsein, wenn es religiösen Gehalt besitzt. Allerdings wird dieses oft zu rein politischen oder zivilisatorischen Ideen säkularisiert. So hat beispielsweise Dostojewski proklamiert und vertreten: „der Westen solle von den Russen die von den Griechen geerbte, ganzheitliche Betrachtungsweise lernen“ . Die Polen proklamierten gar zeitweise die messianische Bestimmung des eigenen Volkes. Aufgrund des Christus ähnlichen Leidens des polnischen Volkes sei es die Bestimmung der Polen, den anderen europäischen Völkern das wahre religiöse Leben zu offenbaren.
Weiterhin lassen sich in der westlichen Politik und westlichen Gesellschaften das Sendungsbewusstsein für Demokratie und Menschenrechte entdecken. Samuel P. Huntington kritisiert letzteres in seinem Werk Kampf der Kulturen.
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