Sergej Koroljow

Sergej Koroljow
Denkmal für Sergei Koroljow in Bajkonur

Sergei Pawlowitsch Koroljow (russisch Сергей Павлович Королёв, wiss. Transliteration Sergej Pavlovič Korolёv; ukrainisch: Serhij Pawliwitsch Koroljiw, * 30. Dezember 1906jul./ 12. Januar 1907greg. in Schytomyr, Ukraine; † 14. Januar 1966 in Moskau) war ein sowjetischer Raketenkonstrukteur und Weltraumpionier mit einer sehr wichtigen Rolle für die Geschichte der Raumfahrt.

Unter seiner Leitung wurden im OKB–1 Raketen und Raumschiffe entwickelt. Seine Ideen und sein Führungsstil prägten wesentlich die sowjetische Raumfahrt. Einige seiner Entwicklungen wie die Sojus-Rakete und das Sojus-Raumschiff werden in verbesserter Form noch heute genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sergei P. Koroljow auf einer sowjetischen Briefmarke (1969)

Koroljows Eltern, Maria Nikolajewna Moskalenko und Pawel Jakowlewitsch Koroljow, trennten sich bereits drei Jahre nach seiner Geburt. Koroljow wuchs bei seinen Großeltern in Nischyn auf. Schon früh zeigte Koroljow Interesse an Luftfahrt und arbeitete in einem örtlichen Segelflugzeugclub. Er studierte im Moskauer Luftfahrtinstitut.

In den 1930er Jahren begann Koroljow im Rahmen der GIRD mit dem Bau von Raketen, wo er unter anderem an der Konstruktion und dem Bau der ersten sowjetischen Hybridraketen GIRD-09 und GIRD-X beteiligt war. 1933 wechselte er zum Raketenforschungsinstitut (RNII). Während der Arbeiten zum raketengetriebenen Segelflugzeug RP-318-I wurde er im Zuge von Stalins Großer Säuberung am 27. Juni 1938[1][2] verhaftet und zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. Zuvor wurde er von Walentin Petrowitsch Gluschko denunziert, der damit einen möglichen Rivalen ausschalten wollte. Begründet wurde die Verhaftung mit der Anschuldigung, er hätte mit seinen Entwicklungen ein Attentat auf Stalin vorbereiten wollen. Nach Monaten des Transports erreichte er das berüchtigte Gulag Kolyma, wo er fünf Monate einsaß. Anschließend wurde er in eine sogenannte Scharaschka geschickt, ein Speziallager für Wissenschaftler. Dieser spezielle Typ eines Gulags wurden von Solschenizyn in dem Roman Der erste Kreis der Hölle aus eigener Erfahrung beschrieben.

Die Bedingungen dort waren hart. Hinzu kam, dass Koroljow unter der Angst litt, erschossen zu werden. 1942 wurde er in eine andere „Scharaschka“ nach Kasan transportiert, wo er zusammen mit anderen Wissenschaftlern Motoren für Jagdflugzeuge konstruieren musste. Erst im Juni 1944 wurde er unter der Initiative des Flugzeugbauers Andrei Nikolajewitsch Tupolew wieder freigelassen. Auf dem Weg nach Hause starb er beinahe an Skorbut.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Chefkonstrukteur des zunächst nur militärisch orientierten sowjetischen Raketenprogramms. Sein Ziel war es, ein ziviles Raketenprogramm zu entwickeln. 1945 wurde er mit anderen Ingenieuren und Technikern ins sowjetische Hauptquartier nach Berlin beordert. Er bekam den Auftrag, das deutsche Raketenprogramm zu studieren und Mitarbeiter Wernher von Brauns ausfindig zu machen, die sich nicht in die USA abgesetzt hatten. Von Herbst 1945 an lebte er im thüringischen Nordhausen.

Mit Plänen deutscher Konstruktionen und deutschen Raketenkonstrukteuren kehrte er 1946 in die Sowjetunion zurück. Neben anderen arbeiteten in dieser Zeit der Assistent Wernher von Brauns, Helmut Gröttrup und der Aerodynamiker Werner Albring, unter der Leitung Koroljows, auf der Insel Gorodomlia im Seligersee, Gebiet Twer in Zentralrussland, an der Entwicklung der Raketentechnik. Anders als die Amerikaner, die deutsche Wissenschaftler mit ihrer Operation Overcast in die USA brachten und später für die Einbürgerung und den Verbleib der Wissenschaftler sorgten, schöpfte Koroljow nur das Wissen ab und nutzte es bei den entscheidenden Schritten für die sowjetische Raumfahrt.

Zu den größten Erfolgen Koroljows gehörten die Konstruktion der R-7, der ersten sowjetischen Interkontinentalrakete und der Start des Sputnik 1 (im Jahr 1957), vor allem aber der Flug des ersten Menschen im Weltraum, Juri Gagarin im Jahr 1961.

Im Dezember 1960 erlitt er einen Herzinfarkt, dem weitere folgten. In den kommenden Jahren wurden seine gesundheitlichen Probleme immer gravierender. Am 5. Januar 1966 wurde Sergei Koroljow in ein Moskauer Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte wollten ihm in einer Routineoperation schmerzende Hämorrhoiden entfernen, doch dann entdeckten die Mediziner einen großen Tumor im Dickdarm – Sergei Koroljow hatte Krebs. Koroljow starb am 14. Januar 1966 während einer Operation an Herzschwäche, einer Folge der Zeit im sibirischen Gefangenenlager. Mit der Beisetzung seiner Urne in der Kremlmauer ehrte ihn das damalige Regime.

Die Arbeit an der N1-Mondrakete wurde danach von seinem Mitarbeiter Wassili Pawlowitsch Mischin glücklos fortgesetzt.

Sein Tod war ein herber Rückschlag für das sowjetische Mondprogramm, weil die Sowjetunion keinen vergleichbaren Konstrukteur besaß. Trotz seiner Verdienste blieb er zu seinen Lebzeiten der Öffentlichkeit im Westen fast völlig unbekannt, denn die sowjetische Raumfahrt wurde als militärisches Geheimnis behandelt. Erst anlässlich des Staatsbegräbnisses in Moskau wurde der Westen auf Koroljow aufmerksam.

Die Einfachheit war sein Lebensprinzip. Ihm wird das Zitat zugeschrieben: „Je einfacher eine Konstruktion ist, desto genialer ist sie. Kompliziert bauen kann jeder.“ [3]

Zitate

  • Finden wir eine Kompromisslösung - machen wir es so, wie ich es sage.

Literatur und Film

  • James Harford, Korolev: How One Man Masterminded the Soviet Drive to Beat America to the Moon, 1997, John Wiley & Sons, ISBN 0-471-14853-9.
  • Leonid Vladimirov, The Russian Space Bluff, (trad. David Floyd), 1971, The Dial Press, ISBN 0-85468-023-3.
  • Vassily P. Mishin, Why Didn't We Fly to the Moon?, JPRS-USP-91-006, 1991, pg. 10.

Im sowjetischen Spielfilm „Bändigung des Feuers“ (Укрощение Огня) von 1972, der die Frühzeit des sowjetischen Raumfahrtprogramms beschreibt, diente Koroljow als Vorlage für die Rolle des Andrei Baschkirzew.

In der Serie Stargate ist das russische Raumschiff Korolev nach ihm benannt.

Vierteilige Spiegel-TV-Serie „Die Eroberung des Himmels - Der Kalte Krieg um die Vorherrschaft im All“, veröffentlicht als Spiegel-DVD Nr. 8 als kostenlose Beigabe zur Ausgabe 39/2007[4]

Einzelnachweise

  1. Siddiqi, Asif Azam: Challenge to Apollo: The Soviet Union and the Space Race, 1945-1974. NASA, Washington 2000 (S. 11). 
  2. Harford, James: Korolev: How One Man Masterminded the Soviet Drive to Beat America to the Moon. John Wiley & Sons, New York 1997, ISBN 0-471-14853-9 (S. 49). 
  3. Gründer, Matthias (2000): SOS im All. Pannen, Probleme und Katastrophen der bemannten Raumfahrt, S. 163. Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag, ISBN 3-89602-339-X
  4. Spiegel Online: Der geheimnisvolle "Sputnik"-Vater

Weblinks


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