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Anas Shakfeh (* 6. März 1943 in Hama, Syrien) ist Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ).
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Shakfeh wuchs in Syrien auf, wo er in der Stadt Hama ein Seminar für Imame absolvierte. Er kam 1964 nach Österreich um ein Medizin- und Arabistikstudium an der Universität Wien aufzunehmen.[1] 1977 legte er die Dolmetscher-Prüfung als gerichtlich beeideter Dolmetscher der arabischen Sprache ab und arbeitete von 1978 bis 1985 als Leiter eines arabischen Sprachkurses im Afro-Asiatischen Institut in Wien, später auch als AHS-Lehrer für islamische Religion. 1980 wurde er österreichischer Staatsbürger.[2] 1997 wurde Shakfeh nach Erkrankung von Ahmad Abelrahimsai zum geschäftsführenden Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) bestellt.
Seit 2000 ist Shakfeh IGGiÖ-Präsident und gleichzeitig Vorsitzender des Gemeindeausschusses der Religionsgemeinde Wien, Mitglied des Schura-Rates und Vorsitzender des Obersten Rates. Neben seiner ehrenamtlichen Arbeit für die IGGiÖ arbeitet Präsident Shakfeh auch als angestellter Schulinspektor der IGGiÖ und als Dozent an der Islamischen Religionspädagogische Akademie.
Außerdem ist Shakfeh Konsultent in der Kulturabteilung der saudi-arabischen Botschaft und bezahlter freier Mitarbeiter für seine Islamsendungen im Fernsehen.[3]
Im Oktober 2007 gab Shakfeh bekannt, bei der nächsten IGGiÖ-Wahl nicht mehr für das Amt des Präsidenten zu kandidieren und erklärte sich ins Privatleben zurückziehen zu wollen.[4] Am 21. Oktober 2008 wurde ihm von Bundespräsident Heinz Fischer das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.[5] Obwohl seine Amtszeit bereits im Sommer 2008 abgelaufen ist, amtiert Shakfeh weiter als Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, bis die zur Nachbesserung an die Glaubensgemeinschaft zurückverwiesene neue Verfassung genehmigt und Neuwahlen durchgeführt werden können.
Positionen
Shakfeh war u. a. an der Erarbeitung von Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien für den Islamunterricht an Schulen in Österreich beteiligt. Verwendet wurde das Schulbuch "Erlaubtes und Verbotenes im Islam" von dem bekannten Islamisten Yusuf al-Qaradawi, in dem betont wird, dass nur Allah sagen könne, was erlaubt und was verboten sei und dass Gesetze von Menschen abzulehnen seien. Das Buch enthält zudem homophobe Passagen und Stellen in denen Frauen eine "islamische Kleidung" vorgeschrieben und der Besuch öffentlicher Bäder verboten wird. Auf äußeren Druck zog Präsident Schakfeh das Buch zurück, nachdem es bereits zehn Jahre im Unterricht verwendet wurde.[6]
Er fordert die Begrenzung des Anteils der Kinder nichtdeutscher Muttersprache an Schulen, um die Integrationsfähigkeit aufrecht zu erhalten.[7]
Er hat als Hauptinitiator und Veranstalter die erste europäische Imamekonferenz in Graz Juni 2003 organisiert, die die Grazer Erklärung verabschiedete, die unter anderem die mittelalterliche These von der Teilung der Welt in Haus des Krieges und Haus des Islams für überholt und theologisch nicht vertretbar erklärte.
Auch die österreichische Imamekonferenz von 2005 geht auf seine Initiative zurück, die auch eine Schlusserklärung veröffentlichte, die die säkulare Ordnung des demokratischen Rechtsstaates mit den Prinzipien des Islams für grundsätzlich vereinbar und kompatibel proklamierte.
Anlässlich von Österreichs EU-Präsidentschaft hat er mit Unterstützung des österreichischen Außenministeriums und der Stadt Wien eine große Konferenz der europäischen Imame und muslimischen Seelsorgerinnen im April 2006 nach Wien einberufen, deren Schlusserklärung (Wiener Erklärung) die Gleichberechtigung der Frauen in der muslimischen Gemeinschaft unterstrich, den Terrorismus, Fundamentalismus und die Gewalt gegen die zivile Bevölkerung verurteilt hat und sich für den Dialog und das friedliche Zusammenleben der Religionen und Kulturen einsetzte.
Shakfeh äusserte sich auch immer wieder zu tagespolitischen Fragen, wobei er v. a. die US-amerikanische Nahostpolitik und Israel scharf kritisierte. Zuletzt erklärte er im Jänner 2009, dass er eine Demonstration gegen das israelische Vorgehen in Gaza unterstütze. In diesem Zusammenhang erklärte er die Drohung der Hamas, den Staat Israel von der Landkarte zu tilgen zu einer "Utopie". Kein Staat habe ein "Naturrecht zu existieren" und im Mittleren Osten kenne man ohnehin keinen Antisemitismus. [8]
Kritik
Schakfeh weigert sich, der Öffentlichkeit eine Mitgliederzahl oder ungefähre Schätzung der Anzahl wahlberechtigter IGGiÖ-Mitglieder anzugeben[9] und beansprucht das Recht, Mitgliedsanträge zur IGGiÖ zurückzuweisen ähnlich wie ein Verein. Diese Ansicht wird kritisiert, da die IGGiÖ eine Körperschaft öffentlichen Rechts zur Vertretung aller Muslime sei und kein Verein.[10]
Shakfeh wird zudem vorgeworfen, er habe in zwei Fällen bei der letzten IGGiÖ-Wahl im Jahr 2001 Wahllisten gestrichen, ohne dazu von der Verfassung berechtigt gewesen zu sein. In der Religionsgemeinde Oberösterreich und Salzburg habe er die aussichtsreiche Liste von Michael Muhammad Hanel zugunsten einer zweiten Liste von der „Islamischen Föderation“ (IF) gestrichen, was er in einem Interview mit der „Wiener Zeitung“ zugegeben habe und was auch von glaubwürdigen Zeugen bestätigt werde. Ähnliches sei auch in Graz geschehen.[11][12]
Yavuz Kuscu, Präsident des Dachverbandes der türkischen Vereine, äußerte 2004 den Vorwurf[13], die IGGiÖ-Islamlehrer seien unqualifiziert und schlecht ausgebildet und viele würden arabische Propaganda gemischt mit wahhabitischen (Irr-)Lehren verbreiten und die Schüler mit teilweise hetzerischen Lehren indoktrinieren. Der Elternverein vom Dachverband der türkische Vereine habe darauf reagiert und biete eigene Korankurse an, sodass die Kinder nicht mehr in den herkömmlichen Unterricht geschickt werden müssen. Während der Wiener Stadtschulrat die Vorwürfe weder bestätigen noch dementieren wollte, wies IGGiÖ-Präsident Schakfeh, der als einziger Fachinspektor für die Qualifikation der Islamlehrer von 2700 Schulen in Wien verantwortlich ist, die Vorwürfe zurück.[14]
Auszeichnungen
Einzelnachweise
- ↑ Peter Draxler, Solmaz Khorsand: Fast eine für alle, Datum 10/06
- ↑ Shakfeh Biografie bei der Karl Popper Foundation Klagenfurt
- ↑ Stefan Beig: Interview mit Günther Ahmed Rusznak, Wiener Zeitung vom 4. Januar 2007
- ↑ ORF-Medlung: Schakfeh zieht sich zurück, aufgerufen am 17. Oktober 2007
- ↑ www.hofburg.at – Überreichung des Großen Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern an den Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Professor Anas Schakfeh. 21. Oktober 2008 (abgerufen am 3. Januar 2009)
- ↑ Stefan Beig: „Ein Hort des Fundamentalismus“, Wiener Zeitung vom 2. Januar 2007
- ↑ Schakfeh: Höchstgrenze für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache Markus Rohrhofer, DER STANDARD, vom 27./28. Mai 2006
- ↑ [http://derstandard.at/?url=/?id=1229975299111 Anas Schakfeh rügt Israel für Gewalteinsätze, DER STANDARD, vom 2. Jänner 2009
- ↑ Stefan Beig: Interview mit Präsident Anas Schakfeh, Wiener Zeitung vom 4. Januar 2007
- ↑ Stefan Beig: Interview mit Günther Ahmed Rusznak, Wiener Zeitung vom 4. Januar 2007
- ↑ Stefan Beig: Interview mit Günther Ahmed Rusznak, Wiener Zeitung vom 4. Januar 2007
- ↑ IGGiÖ Stellungnahme zum Fall „Gamal Menschawi“
- ↑ „Türken warnen: Österreichische Schulen als Brutstätte des Terror“, Die Presse, 22. September 2004
- ↑ Österreich „noch Insel der Seligen“ ORF vom 29. September 2004
Weblinks
Personendaten NAME Shakfeh, Anas KURZBESCHREIBUNG Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich GEBURTSDATUM 6. März 1943 GEBURTSORT Hama, Syrien
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