Backyard Wrestling

Backyard Wrestling

Als Backyard Wrestling (dt. Hinterhof-Ringen) bezeichnet man das Ausüben des Wrestlings, ohne dass die Kontrahenten durch ein professionelles Training dazu qualifiziert sind.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

In der Regel sind die Personen, die das Backyard Wrestling betreiben, jugendliche Fans. Diese eifern ihren Wrestling-Idolen nach und tragen dabei mit Freunden in unprofessionellen Umgebungen wie Hinterhöfen, Gärten und Kinderzimmern eigene „Matches“ aus. In den meisten Fällen sind Backyard-Matches ebenso wie die großen Vorbilder choreographiert, sodass es sich eher um einen möglichst realistischen Schaukampf als um eine reale Auseinandersetzung handelt. Das Verletzungsrisiko ist durch die fehlende Ausbildung und die häufig fehlende körperliche Kraft und Koordinationsfähigkeit allerdings ungleich höher als im professionellen Wrestling – selbst scheinbar einfache Aktionen, die zum Standardrepertoire eines jeden trainierten Wrestlers gehören, können daher schwerwiegende, teils tödliche Verletzungen nach sich ziehen.

Das Backyard Wrestling konzentriert sich häufig auf möglichst spektakuläre Bumps (z. B. Sprünge von Leitern oder Hausdächern) und intensiven Waffeneinsatz. Bei den Waffen werden alle erdenklichen Gegenstände einbezogen, wobei einige zwar auch im professionellen Wrestling eingesetzt werden, dort aber oft unerkennbar präpariert werden, um die Verletzungsgefahr zu mindern. Mit der wachsenden Popularität des technisch anspruchsvolleren Wrestlings in Independent-Ligen wie Ring of Honor bekam auch unter Backyardern dieser Stil eine höhere Verbreitung, während das dabei eingeschlossene, mehr ans Ringen angelehnte Mat-Wrestling zuvor als zu unspektakulär angesehen wurde und eine stark untergeordnete Rolle spielte. Ein beliebtes Utensil unter Backyardern sind Trampoline, die insbesondere die Ausführung von Highflying-Aktionen erleichtern. Oftmals werden auch Sportmatten benutzt, um die Stürze abzufedern. Ein weicherer Untergrund verringert das Verletzungsrisiko beim untrainierten Wrestling allerdings nicht maßgeblich.

Rechtliches

Das amerikanische Rechtssystem verbietet das Backyard Wrestling nicht, solange es auf privaten Grundstücken abgehalten, von der Öffentlichkeit (wie zum Beispiel von einer Straße aus) nicht gesehen und solange niemand ernsthaft verletzt wird.

Vertreter

Einige heute bekannte Wrestler übten vor ihrer Karriere Backyard Wrestling aus. So sind beispielsweise die Wrestler Mick Foley, Daniel Bryan, Drake Younger, Matthew Burns, Danny Havoc, Matt und Jeff Hardy ehemalige Backyarder. In Deutschland ist z. B. der ehemalige GSW World Heavyweight Champion/GSW Breakthrough Champion Steve Douglas ein Wrestler mit Backyard-Hintergrund. Viele Athleten würden eine Vergangenheit als Backyarder jedoch niemals öffentlich bekanntgeben, um den im Wrestling-Business grundsätzlich geächteten „Sport“ nicht zu unterstützen.

Vermarktung

Die Vermarktung dieser Art Matches geschieht hauptsächlich durch zahlreiche, teils professionell vertriebene Videos auf VHS und DVD sowie über Internetpräsenzen. Insbesondere die Zahl der entsprechenden Websites ist unüberschaubar, da die meisten Backyard-"Ligen", die im Extremfall lediglich aus einer Handvoll Freunden bestehen, primär über das Internet von ihrem Hobby berichten. DVD-Serien wie Best of Backyard Wrestling spielen freilich in einer anderen Größenordnung und können durchaus einen erheblichen kommerziellen Erfolg verbuchen.

Im Jahr 2002 erschien der Dokumentarfilm The Backyard von Paul Hough.

Gefahren

Das sogenannte Backyard Wrestling stellt für untrainierte Personen und auch im Allgemeinen eine Gefahr dar. Das bewies vor einigen Jahren der damals zwölfjährige Amerikaner Lionel Tate: Dieser versuchte 1998 an der damals sechsjährigen Tiffany Eunick einen Wrestling-Move auszuführen, in dem er das Mädchen mit vollem Schwung gegen ein Treppengeländer stieß. Dabei erlitt Tiffany Eunick tödliche Schädel-, Rippen- und Organverletzungen. Lionel Tate wurde etwas später wegen vorsätzlichen Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Bei der Urteilsverkündung war Tate die jüngste Person, die in den Vereinigten Staaten je zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde.

Ein Berufungsgericht widerrief im Jahr 2004 dieses Urteil mit der Begründung, dass Tates damaliger Geisteszustand bei der Urteilsfindung nicht gebührend beachtet wurde. Es änderte das ursprüngliche Urteil zu einem Jahr Hausarrest mit einer zehnjährigen Bewährungszeit um.


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