Shaolinmönch

Shaolinmönch
Shaolin-Tempel am Songshan

Shaolin (chin. 少林, Shàolín) ist der Name eines buddhistischen Mönchsordens in China. Im Sprachgebrauch wird der Begriff Shaolin auch für das Kloster des Ordens verwendet, welches am Berg Songshan in der Provinz Henan im Herzen Chinas liegt. Es ist berühmt für seine KampfkunstShaolin Quanfa“, sowie für Tai Chi und Qigong und gilt außerdem als die Geburtsstätte des historischen Chan-Buddhismus, des Vorläufers des Zen (kor. Seon, viet. Thien, sanskrit Dhyana).

Den Namen Shaolin-Tempel (chin. 少林寺, Shàolín Sì, kant. Sil lum) tragen daneben auch eine Reihe anderer Klöster in der Volksrepublik China, Korea (Sorim), Indochina und Japan (Shorinji).

Im Westen ist das Kloster vor allem durch die akrobatischen Leistungen und beeindruckenden Fähigkeiten der Wushu-Showgruppen bekannt, die durch viele Länder touren. Diese demonstrieren jedoch nicht nur traditionelle Shaolin-Kampfkunst, sondern auch zum Teil modernes Wushu, ergänzt durch ästhetische Showeinlagen.

Der Orden der Shaolin hat in den 1980er Jahren in China und im Westen eine Reihe von Tempeln wieder in Betrieb genommen bzw. gegründet. Er versteht sich als Schule des Chan-Buddhismus; die Kampfkunst gilt dabei als Teil der buddhistischen Praxis.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name des Tempels lautet auf Chinesisch 少林寺 Shaolinsi. Das Schriftzeichen 少 shào trägt die Bedeutung „wenig“ bzw. „jung“, ist aber auch der Name des Berges Shaoshi, an dessen Fuß das Kloster steht. Das Schriftzeichen 林 lín bedeutet „Wald“, 寺 si bedeutet „Tempel“. Der Name Shaolin kann damit also entweder gedeutet werden als „Tempel im jungen Wald“, oder als „Tempel im Wald am Berg Shao“.

Geschichte

Stupas am Shaolin-Tempel am Songshan, August 1993

Der Shaolin-Tempel entstand um 495 n.Chr. und wurde vom indischen Mönch Ba Tuo im Songshan Gebirge in der Provinz Henan erbaut.

Der Legende nach lehrte der indische Mönch Bodhidharma (chin. 菩提達摩, Pútídámó), Begründer und erster Patriarch des Chan- bzw. Zen-Buddhismus, der um das Jahr 527 in das Shaolin-Kloster kam, die Grundlagen der Shaolin-Kampfkunst, die dann im Kloster weiterentwickelt und tradiert wurden. Während der Tang-Dynastie (um 600) erlangten die Shaolin-Mönche im chinesischen Reich großes Ansehen. Historisch belegt ist, dass im Jahre 728 das Shaolin-Kloster 13 kämpfende Mönche entsandte, um die bedrängte Dynastie zu unterstützen. Aufgrund der guten Dienste, die diese Mönche leisteten, wurden dem Kloster einige Privilegien zugestanden, u.a. einige Mönche als Krieger auszubilden.

Von 1368 bis 1644 erlebte das Shaolin-Kloster und seine Kampfkunst, das von der regierenden Ming-Dynastie gefördert wurde, einen enormen Aufschwung. Die Armee des Klosters war etwa 2.500 Mann stark und die Kampfkünste des Klosters wurden in unzähligen Varianten und Techniken ausgeübt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Blütezeit des Shaolin-Tempels.

Der Tempel wurde im Verlauf seiner Existenz etliche Male zerstört, geplündert und wieder aufgebaut.

Am bekanntesten ist die angebliche Zerstörung des Tempels in der Qing-Dynastie durch Kaiser Kangxi (1654–1722). Er soll aus Angst vor der Kampfkraft der Mönche den Tempel zerstört und viele Mönche ermorden lassen haben. Tatsächlich war Kangxi wohl eher ein Unterstützer des Tempels, dessen über dem Haupttor des Tempels angebrachte kalligraphische Inschrift noch heute hängt.

Die letzte Zerstörung des Klosters war im Jahre 1928, als verschiedene Kriegsfürsten ihre Streitigkeiten auf dem Gebiet des Tempels ausfochten. Dabei ging ein großer Teil der religiösen Kunstschätze und Schriften des Tempels verloren, und der Tempel wurde nur in kleinen Teilen wieder aufgebaut.

Nach der Gründung der Volksrepublik China durch Mao Zedong im Jahre 1949 ließ man die Mönche anfangs gewähren, im Zuge der Kulturrevolution ab 1966 wurde der Tempel aber zerstört und die Mönche verfolgt und vertrieben. Die Ruinen des Klosters waren jahrelang nur von wenigen Mönchen bewohnt. Im Jahr 1982 wurde der Tempel durch den Film Shaolin Temple mit Jet Li im Westen bekannt und auch für den Tourismus entdeckt. Die chinesische Regierung ließ den Tempel wieder aufbauen und erlaubte, im Zuge einer allgemeinen Liberalisierung der Religionsausübung, nun auch wieder den buddhistischen Mönchen, dort legal zu praktizieren.

Der Tempel des Ersten Patriarchen und der Pagodenwald des Shaolin-Tempels (Chuzu an ji Shaolin si ta lin 初祖庵及少林寺塔林) stehen seit 1996 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China (4–89).

Das südliche Shaolin-Kloster

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Legenden berichten von einem zweiten, südlichen Shaolinkloster in Fujian (Fukien), das bis ins 18. Jahrhundert bestanden haben soll. Möglicherweise bezieht sich die Legende über die Zerstörung des Shaolinklosters durch Kangxi auf dieses Kloster. Im Jahre 1990 wurde in Fujian ein alter Klosterkomplex entdeckt, der als das südliche Shaolinkloster identifiziert wurde [1].

Umstrukturierung

Telefonzelle im Shaolin-Kloster

Im Jahre 1999 wurde der (betende, nicht kämpfende) Mönch Shi Yongxin als Abt des Klosters inthronisiert. Neben zahlreichen Aktivitäten zur Wiederbelebung der Kultur der Shaolin machte er auch durch den hoch umstrittenen Abriss von „Shaolin Village“ von sich reden. Bis 2001 waren in der direkten Umgebung des Tempels zahlreiche Kampfkunstschulen zu finden, die nur wenig Verbindung zum Tempel hatten, sich aber mit dem Namen „Shaolin“ schmückten. Dies förderte einerseits die Bekanntheit des Tempels, aus Sicht des Abtes Shi Yong Xin schädigte es aber die traditionellen Werte. Im Einverständnis mit der kommunistischen Regierung der Volksrepublik China ließ er im September 2001 fast alle Wushu-Schulen in Shaolin enteignen und abreißen. Die betroffenen Schulen wurden zwar mit entsprechenden Grundstücken im nahegelegenen Dengfeng (chin. 登封) entschädigt, zahlreiche Schulen wurden aber gegen ihren Willen vertrieben. Deren Grundstücke wurden zu einem guten Teil zu Feldern oder Grasflächen. Lediglich die staatliche Wushu-Schule „Wushu-Guan“ durfte bestehen bleiben. Sie wurde u.a. dazu erbaut, um Ausländern Wushu-Unterricht zu geben.

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Der Komplex um das Shaolin-Kloster erinnert heute fast schon an einen Freizeitpark. Es wurden ein Dutzend Souvenirläden, ein Tourismusbüro sowie ein Restaurant „Shaolin The Stage of Joy“ errichtet. Der Eintritt von 100 Yuan (ca. 10 €) liegt an der Obergrenze des in China üblichen. Stündlich finden Wushu-Vorführungen für die Touristen statt. Der Abriss fremder Schulen sowie der Aufbau einer zentralisierten Infrastruktur mit Wushu-Schule, eigenem Merchandising und Gastgewerbe lässt wenig Zweifel an der nunmehr größtenteils kommerziellen Ausrichtung des Shaolin-Klosters.

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Moestl: Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!. Droemer/Knaur, ISBN 3426645661, eine Einführung in die 12 Lebensprinzipien der Shaolin-Mönche.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.mts.net/~sillum/South%20Shaolin%20Temple1.htm

34.502030555556112.937Koordinaten: 34° 30′ 7″ N, 112° 55′ 48″ O


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