Siedlungsform

Siedlungsform
Ki Gompa in der Nähe von Kibber, Spiti, Indien

Eine Siedlung ist ein Ort, wo Menschen in Gebäuden zum Zwecke des Wohnens und Arbeitens zusammen leben. Dazu gehören Baulichkeiten der Wirtschaft, Kultur, des Sozialwesens und Verkehrswesens.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsformen

Die Einteilung von Siedlungen erfolgt nach unterschiedlichen Kriterien in bestimmte Siedlungsformen bzw. (synonym) Siedlungstypen. Manchmal treten diese in reiner Form auf. Aber meistens, vor allem wenn Siedlungen wachsen, vermischen sich mehrere Siedlungsformen.

In einigen Fällen betrifft die Siedlungsform nicht die gesamte Stadt, sondern nur einen Stadtteil. Dies war besonders in der Nachkriegszeit in Deutschland eine verbreitete Form der Ansiedlung der verschiedenen Flüchtlingsgruppen. In ländlichen Gebieten wuchsen viele Ortschaften durch solche "Siedlungen" um 100 Prozent ihrer Vorkriegseinwohnerzahl an. Dabei wurde der gleiche Haustyp ("Siedlungshaus") zwanzig- oder fünfzigfach entlang einer Straße in der Peripherie der Ortschaften hochgezogen - der Siedlungsbau der 1950er Jahre. In der neueren Geschichte gab es das in den 90er und 2000er Jahren zum Teil noch einmal für Aussiedler. Allerdings war der Hausbau individueller und flächenmäßig wesentlich großzügiger.

Unterscheidung nach der Größe der Siedlung

Am einfachsten ist es natürlich, die Art der Siedlung nach ihrer Größe zu unterscheiden. Kleine Siedlungen werden Dörfer genannt, große Siedlungen Stadt, riesige Siedlungen Metropolen.

In Deutschland unterscheidet man nach Einwohnerzahl:

  • 2000 - 5000 Landstadt
  • 5.000-19.999 Kleinstadt
  • 20.000-99.999 Mittelstadt
  • über 100.000 Großstadt

Städte mit mehr als 1 Millionen Einwohner werden als Millionenstädte bezeichnet.

Unterscheidung nach Anordnung der Gebäude

Es ist auch möglich, Siedlungsformen nach der Anordnung der Gebäude zu unterscheiden. Neu erstellte Siedlungen haben oft ganz spezielle Formen. Mit der Zeit verschwindet die charakteristische Form jedoch oft. Aber vor allem in dörflichen Siedlungsformen bleibt die Form oft lange Zeit erhalten.

Folgende Formen werden unterschieden:

  • Arkologie: Eine nach ökologischen Gesichtspunkten erstellte Siedlungsform, welche aus einem einzigen riesigen Gebäudekomplex besteht.
  • Festungsstadt: Eine Siedlung die vor allem aus dem Gesichtspunkt der Verteidigung erstellt wurde. Festungsstädte fallen vor allem durch riesige Wehranlagen auf, denen sich die gesamte weitere Planung unterzuwerfen hat.
  • Gartenstadt: Eine sehr weitläufige Siedlungsform, in welcher Stadt und ländliches Wohnen vereint werden sollen.
  • Gegliederte Stadt: In dieser Siedlungsform sind die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Erholung strikt voneinander getrennt.
  • Geometrische Stadt: Eine nach geometrischen Gesichtspunkten gebaute Stadt. Die Straßen können z.B. rechtwinklig angeordnet sein, oder kreis- und strahlenförmig um einen Mittelpunkt.
  • Haufendorf: In dieser Siedlungsform sind die Gebäude alle eng zusammen gebaut ohne einer geometrischen Ordnung zu folgen.
  • Reihendorf: Eine sehr schmale und langgestreckte Siedlungsform. Oft mit Feldern direkt hinter den Häusern.
    • Marschhufendorf: Ein Reihendorf, welches einem Entwässerungsgraben im Marschland folgt.
    • Straßendorf: Eine Siedlung in der sich alle Gebäude an eine einzige Straße reihen.
    • Waldhufendorf: Ein Reihendorf auf einer Rodung.
      • Hagenhufendorf: Ein Reihen-Hufendorf an einem Wasserlauf mit Hecken zwischen den Grundstücken.
  • Rundling: Kleinere Siedlungen in denen alle Gebäude um einen zentralen Platz oder ein zentrales Gebäude angeordnet sind.
    • Angerdorf: Im Zentrum dieses Rundlings befindet sich der Gemeindeplatz.
    • Wurtendorf: Ein Rundling, der auf einem künstlichen Hügel erstellt wurde.
  • Streusiedlung: Die Gebäude verteilen sich ungeordnet auf eine große Fläche
  • Wilde Siedlung: Eine illegal errichtete Siedlung ohne jegliche Planung.

Unterscheidung nach Art der Bebauung

Unabhängig von Größe und Anordnung wird die Siedlungsform auch durch die Bauart der Häuser selbst bestimmt.

Hier sind vor allem folgende Unterscheidungen zu nennen:

  • Höhlensiedlung: Die Häuser wurden in massiven Fels gehauen.
  • Hochhaussiedlung: Die Siedlung besteht vor allem aus Hochhäusern.
  • Industriesiedlung: In Industriesiedlungen sind vor allem Fabrikanlagen und Mietsblöcke zu finden.
  • Reihenhaussiedlung: Eine Siedlung aus Einfamilienhäusern.

Auch die Bauherrenschaft kann zur Unterscheidung herangezogen werden:

Unterscheidung nach gesellschaftlichen Gesichtspunkten

Seltener wird bei den Siedlungsformen nach gesellschaftlichen Gesichtspunkten unterschieden. Es gibt Siedlungen in denen besondere Regeln gelten oder in denen nur Menschen leben, auf die bestimmte Kriterien zutreffen.

Folgende Unterscheidungen wären hier zu nennen:

  • Feriensiedlung: Diese Siedlung wird nur von Urlaubern während ihres Urlaubs bewohnt.
  • Kollektivsiedlung: Die Einwohner bilden ein Kollektiv welches gemeinsam lebt und arbeitet.
    • Kibbuz: Genossenschaftlich organisierte Kollektivsiedlungen.
    • Siedlungsbau der 1920er Jahre in Deutschland
    • Siedlungsbau der 1950er Jahre in Deutschland

Beispiele

westliche Welt

Afrika

Amerika

Literatur

  • Wilma Ruth Albrecht, Stadt oder Siedlung ? Zum Raumbegriff sozialwissenschaftlicher Studien über städtische Siedlungseinheiten und zu seiner Planungsrelevanz; in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie (ÖZS), 8 (1983) 3, S. 57-78 [grundlegend- konzeptioneller Beitrag zur Soziologie von Raum, Siedlung und Stadt]
  • Münchner Geschosssiedlungen der 50er Jahre. Ein Forschungsbeitrag zum Siedlungsbau in der Bundesrepublik Deutschland. ISBN 3878212763
  • Flecken, Ursula: Zur Genese der Nachmoderne im Städtebau. Entwürfe 1960-1975 in Westdeutschland, Berlin 1999
  • Göderitz, Johannes; Rainer, Roland; Hoffmann, Hubert: Die gegliederte und aufgelockerte Stadt, Tübingen 1957
  • Howard, Ebenezer: Gartenstadt
  • Robert Hoffmann, "Nimm Hack' und Spaten..." Siedlung und Siedlerbewegung in Österreich 1918-1938, Wien 1987, (Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 33).
  • Huber, Benedikt; Komai, Ken; Winter, Helmut: Gestaltungskriterien im modernen Städtebau, Zürich 1988
  • Jacobs, Jane: The Death and Life of Great American Cities, New York 1961; deutsche Übersetzung: Tod und Leben großer amerikanischer Städte, Berlin, Frankfurt, Wien 1963
  • Reichow, Hans-Bernhard: Die autogerechte Stadt, Ravensburg, 1959
  • Selk, Dieter; Walberg, Dietmar; Holz, Astrid: Siedlungen der 50er Jahre - Modernisierung oder Abriss? Methodik zur Entscheidungsfindung über Abriss, Modernisierung oder Neubau in Siedlungen der 50er Jahre. Endbericht. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung -BBR-, Bonn (Förderer); Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., Kiel (Ausführende Stelle) ISBN 978-3-8167-7481-5
  • Selle, Klaus (Herausgeber, Verfasser); Hüchtker, Sibille; Scholz, Brigitte; Sutter-Schurr, Heidi;: Arbeits- und Organisationsformen für eine nachhaltige Entwicklung. Bd.2. Siedlungen bauen, Quartiere entwickeln. Beispiele aus der Praxis. Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur 2000 , 315 S.
  • Kift, Dagmar; u. a.: Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder. Vortragsbegleitprogramm zur Ausstellung des Westfälischen Industriemuseums.

Siehe auch

Weblinks


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