Bauerschaft (Siedlungsform)

Bauerschaft (Siedlungsform)

Eine Bauerschaft (ndd. buerschap; nicht zu verwechseln mit dem in diesem Zusammenhang auch fälschlich verwendeten Begriff Bauernschaft) ist im niedersächsischen Sprachraum eine ländliche Siedlungsform, die häufig nur aus wenigen, verstreut gelegenen Bauernhöfen besteht und damit dem Weiler entspricht.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsverwendung

Die Verwendung von Bauerschaft im Sinne einer Ansiedlung geht zurück auf die Bezeichnung Bauer-Schaft (ohne „n“): Das altniederdeutsche burschap oder buerschap und die latinisierte Form burscapium ist abgeleitet von bur = Haus und bedeutete im Mittelalter ursprünglich etwa „Höfeverband“ oder kleiner Siedlungskomplex. Es ist nicht möglich, die Siedlungsform einer Bauerschaft in den Ländern des deutschen Sprachraums einheitlich zu beschreiben. Vielmehr verstand sich diese als Siedlungsgemeinschaft einiger mehr oder weniger nahe gelegener Höfe.

Neuzeit

Bis in die 1970er Jahre waren einzelne Bauerschaften in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auch eigenständige Gemeinden. Häufiger allerdings waren mehrere Bauerschaften zu einer Gemeinde (z. B. unter der Bezeichnung Kirchspiel, wie in Dülmen), zusammengefasst. Der große Teil der Bauerschaften war politisch nie selbständig, sondern immer Teil einer Gemeinde. Nach der Kommunalreform der 1960er und 1970er Jahre gibt es keine Bauerschaften als eigenständige Gemeinden mehr.

Vor allem in Nordwestdeutschland findet der Begriff häufig noch offizielle Verwendung, obwohl diese Siedlungen längst über ein paar Höfe hinaus angewachsen sind (siehe beispielsweise Isernhagen). Im Münsterland haben sich die Bauerschaften als „Straßen“-Namen erhalten. Ein verzweigtes Netz kleinster Straßen trägt dann einen Bauerschaftsnamen, manchmal beidseits einer anders benannten Hauptstraße, wie beispielsweise in den äußeren Bereichen der Stadt Warendorf.

In manchen Gegenden lässt sich der Umfang einer (ehemaligen) Bauerschaft nur an Lage und Namen der einzelnen Höfe und ihrer Ländereien sowie unter Berücksichtigung der Flurformen und Flurnamen im Urkataster genau erschließen.

Wohnplatznamen mit -bauerschaft

Die preußischen Gemeindelexika der einzelnen Provinzen im Jahr 1895 dokumentieren mit -bauerschaft zusammengesetzte Wohnplatznamen.

  • Provinz Westfalen[1]: Aabauerschaft im Kr. Coesfeld; Braubauerschaft im. Kr. Gelsenkirchen (1900 in Bismarck umbenannt und 1903 nach Gelsenkirchen eingemeindet, heute aber noch Straßenname dort); Dorfbauerschaft im Kr. Warendorf; Dorfbauerschaft 3 mal im Kr. Münster; Dorfbauerschaft, Kreuzbauerschaft, Nordbauerschaft, Oberbauerschaft (3 mal), Osterbauerschaft (2 x) und Westerbaurschaft im Kr. Lüdinghausen; Dorfbauerschaft im Kr. Paderborn; Feldbauerschaft, Kirchbauerschaft und Westerbauerschaft im Kr. Steinfurt; Klosterbauerschaft im Kr. Herford.
  • Provinz Hannover[2]: Mittlere Bauerschaft Rodewald, Obere Bauerschaft Rodewald, Untere Bauerschaft Rodewald im Kr. Neustadt am Rübenberge; Sandbauerschaft im Kr. Norden.
  • Provinz Rheinland[3]: Unterbauerschaft im Kr. Rees.

Einzelnachweise

  1. Gemeinde-Lexikon Preußen, Bd. X (Prov. Westfalen), Volkszähl. 2. Dez. 1895, Verlag der Königl. Statist. Bureaus, Berlin (1897)
  2. Gemeinde-Lexikon Preußen, Bd. IX (Prov. Hannover), Volkszähl. 2. Dez. 1895, Verlag der Königl. Statist. Bureaus, Berlin (1897)
  3. Gemeinde-Lexikon Preußen, Bd. XII (Prov. Rheinland), Volkszähl. 2. Dez. 1895, Verlag der Königl. Statist. Bureaus, Berlin (1897)

Siehe auch


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