- Siedlung
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Eine Siedlung ist ein Ort, an dem Menschen in Gebäuden zum Zwecke des Wohnens und Arbeitens zusammen leben. Dazu gehören – in heutiger Zeit – Baulichkeiten der Wirtschaft, der Kultur, des Sozial- und des Verkehrswesens.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorläufer der Siedlung ist die Jagdstation bzw. der Wohnplatz nomadisierender bzw. nur saisonal sesshafter Jäger und Sammler oder Fischer. Der Begriff Siedlung ist primär den dauerhaft sesshaften Kulturen der Ackerbauern vorbehalten. Eine Zwischenform ist die ggf. auch wandernde Siedlung nomadisierender Hirtenvölker (Jurte, Kraal).
Archäologische Aspekte
Grundsätzliche theoretische Entwicklungen zur symbolischen Dimension von Siedlungen sind durch Siedlungsinterne Analysen zu erwarten. Da die Forschung auf diesem Gebiet besonders intensiv ist, wurde ein besonderes Gewicht auf die methodischen Aspekte gelegt. Sie symbolischen Aspekte von Siedlungen und Häusern sind in historischen Kontexten sehr viel komplexer, aber einfacher ermittelbar als in schriftlosen Kulturen. Sehr genaue, normative Vorstellungen davon was eine Stadt ausmacht, hatten bereits griechische Stadtplaner (Hippodamos von Milet) und arabische Schriftsteller des Mittelalters.
Ihre Texte können zu überlieferten Stadtplänen in Bezug gesetzt werden, woraus sich ergeben kann, wie eine Siedlung in der entsprechenden Zeit wahrgenommen wurde. Im Idealfall sollten die Untersuchungen – funktional, sozial, symbolisch – miteinander verbunden werden, was oft daran scheitert, dass großflächig ausgegrabene Siedlungen keine genaue Funktionsanalyse erlauben. Bedeutungen und Symbolik können oft nicht ermittelt werden. Genauer ermittelte Fundverteilungen verbrauchen viel Zeit und Finanzen. Selten wird eine freigelegt Fläche in Hinsicht auf Hausgrundrisse oder Nachbarschaften interpretierbar. Ein Weg zur Umgehung der Probleme ist noch nicht gefunden. Allerdings könnten mit der technischen Entwicklung der Erkundung von Strukturen unter der Erdoberfläche architektonische Pläne ohne Ausgrabung erfasst werden, so dass man die genaue Erfassung der Aktivitätszonen auf eine relative kleine auszugrabende Stichprobe beschränken kann. Bis dahin bleibt für die Grabungsstrategie die Fragestellung des Projektes bestimmend.
Siedlungsformen
Die Einteilung von Siedlungen erfolgt nach unterschiedlichen Kriterien in bestimmte Siedlungsformen bzw. (synonym) Siedlungstypen. Manchmal treten diese in reiner Form auf. Aber meistens, vor allem wenn Siedlungen wachsen, vermischen sich mehrere Siedlungsformen.
In einigen Fällen betrifft die Siedlungsform nicht die gesamte Stadt, sondern nur einen Stadtteil. Dies war besonders in der Nachkriegszeit in Deutschland eine verbreitete Form der Ansiedlung der verschiedenen Flüchtlingsgruppen. In ländlichen Gebieten wuchsen viele Ortschaften durch solche „Siedlungen“ um 100 Prozent ihrer Vorkriegseinwohnerzahl an. Dabei wurde der gleiche Haustyp („Siedlungshaus“) zwanzig- oder fünfzigfach entlang einer Straße in der Peripherie der Ortschaften hochgezogen – der Siedlungsbau der 1950er Jahre. In der neueren Geschichte gab es das in den 1990er und 2000er Jahren zum Teil noch einmal für Aussiedler. Allerdings war der Hausbau individueller und flächenmäßig wesentlich großzügiger.
Unterscheidung nach der Größe der Siedlung
Am einfachsten ist es natürlich, die Art der Siedlung nach ihrer Größe zu unterscheiden. Kleine Siedlungen werden Dörfer genannt, mittlere und große Siedlungen Stadt, riesige Siedlungen Metropolen. Das Recht, die Bezeichnung „Stadt“ zu führen, ist allerdings in Deutschland nicht unmittelbar von der Einwohnerzahl abhängig; so hat die kleinste Stadt Deutschlands (Arnis) nur etwa 300 Einwohner.
In Deutschland unterscheidet man – sofern die Siedlung den Titel „Stadt“ trägt – nach Einwohnerzahl:
- Landstadt: unter 5.000
- Kleinstadt: 5.000–19.999
- Mittelstadt: 20.000–99.999
- Großstadt: über 100.000
Städte mit mehr als 1 Million Einwohner werden als Millionenstädte bezeichnet.
Unterscheidung nach Anordnung der Gebäude
Es ist auch möglich, Siedlungsformen nach der Anordnung der Gebäude zu unterscheiden. Neu erstellte Siedlungen haben oft ganz spezielle Formen. Mit der Zeit verschwindet die charakteristische Form jedoch oft. Aber vor allem in dörflichen Siedlungsformen bleibt die Form oft lange Zeit erhalten.
Folgende Formen werden unterschieden:
- Arkologie: Eine nach ökologischen Gesichtspunkten erstellte Siedlungsform, welche aus einem einzigen riesigen Gebäudekomplex besteht.
- Deichreihensiedlung: eine beim hochmittelalterlichen Landesausbau hinter den Deich verlegte Häuserreihe.
- Festungsstadt: Eine Siedlung die vor allem aus dem Gesichtspunkt der Verteidigung erstellt wurde. Festungsstädte fallen vor allem durch riesige Wehranlagen auf, denen sich die gesamte weitere Planung zu unterwerfen hat.
- Gartenstadt: Eine sehr weitläufige Siedlungsform, in der Stadt und ländliches Wohnen vereint werden sollen.
- Gegliederte Stadt: In dieser Siedlungsform sind die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Erholung strikt voneinander getrennt.
- Geometrische Stadt: Eine nach geometrischen Gesichtspunkten gebaute Stadt. Die Straßen können z. B. rechtwinklig angeordnet sein, oder kreis- und strahlenförmig um einen Mittelpunkt.
- Haufendorf: In dieser Siedlungsform sind die Gebäude alle eng zusammen gebaut ohne einer geometrischen Ordnung zu folgen.
- Reihendorf: Eine sehr schmale und langgestreckte Siedlungsform. Oft mit Feldern direkt hinter den Häusern.
- Marschhufendorf: Ein Reihendorf, das einem Entwässerungsgraben im Marschland folgt.
- Straßendorf: Eine Siedlung in der sich alle Gebäude an eine einzige Straße reihen.
- Waldhufendorf: Ein Reihendorf auf einer Rodung.
- Hagenhufendorf: Ein Reihen-Hufendorf an einem Wasserlauf mit Hecken zwischen den Grundstücken.
- Rundling: Kleinere Siedlungen in denen alle Gebäude um einen zentralen Platz oder ein zentrales Gebäude angeordnet sind.
- Angerdorf: Im Zentrum dieses Rundlings befindet sich der Gemeindeplatz.
- Wurtendorf: Ein Rundling, der auf einem künstlichen Hügel erstellt wurde.
- Streusiedlung: Die Gebäude verteilen sich ungeordnet auf eine große Fläche
- Wilde Siedlung: Eine illegal errichtete Siedlung ohne jegliche Planung.
Unterscheidung nach Art der Bebauung
Unabhängig von Größe und Anordnung wird die Siedlungsform auch durch die Bauart der Häuser selbst bestimmt.
Hier sind vor allem folgende Unterscheidungen zu nennen:
- Höhlensiedlung: Die Häuser wurden in massiven Fels gehauen.
- Hochhaussiedlung: Die Siedlung besteht vor allem aus Hochhäusern.
- Industriesiedlung: In Industriesiedlungen sind vor allem Fabrikanlagen und Mietsblöcke zu finden.
- Reihenhaussiedlung: Eine Siedlung aus Einfamilienhäusern.
Auch die Bauherrenschaft kann zur Unterscheidung herangezogen werden:
- Baugenossenschaft, Selbstbausiedlung, Wohnungsbaugenossenschaft - Wohnungsbaugesellschaft, Villenvorort.
Unterscheidung nach gesellschaftlichen Gesichtspunkten
Seltener wird bei den Siedlungsformen nach gesellschaftlichen Gesichtspunkten unterschieden. Es gibt Siedlungen in denen besondere Regeln gelten oder in denen nur Menschen leben, auf die bestimmte Kriterien zutreffen.
Folgende Unterscheidungen wären hier zu nennen:
- Feriensiedlung: Diese Siedlung wird nur von Urlaubern während ihres Urlaubs bewohnt.
- Kollektivsiedlung: Die Einwohner bilden ein Kollektiv welches gemeinsam lebt und arbeitet.
- Kibbuz: Genossenschaftlich organisierte Kollektivsiedlungen.
- Siedlungsbau der 1920er Jahre in Deutschland
- Siedlungsbau der 1950er Jahre in Deutschland
Beispiele
westliche Welt
- Abbaue
- Anliegesiedlung
- Arbeitersiedlung
- Bäuert
- Dorf
- Eigenheimsiedlung
- Eisenbahnsiedlung
- Einöde, Einödhof
- Flecken
- Flüchtlingssiedlung
- Gartenstadt
- Gehöft
- Gewerbegebiet
- Großwohnsiedlung
- Gutssiedlung
- Historische Siedlung
- Hofgruppe
- Kriegsversehrtensiedlung
- Mittelpunktsiedlung
- Neubaugebiet
- Ökologische / Nachhaltige Siedlung, siehe: Ökosiedlung
- Reformsiedlung
- Schrebergartenkolonie
- Stadt
- Vorwerk
- Weiler
- Wüstung, auch Hohl
Afrika
- In Namibia ist eine Siedlung die kleinste Einheit der kommunalen Verwaltung mit meist nur wenigen hundert Einwohnern.
Siehe auch: KraalAmerika
Literatur
- Wilma Ruth Albrecht, Stadt oder Siedlung ? Zum Raumbegriff sozialwissenschaftlicher Studien über städtische Siedlungseinheiten und zu seiner Planungsrelevanz; in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie (ÖZS), 8 (1983) 3, S. 57-78 [grundlegend- konzeptioneller Beitrag zur Soziologie von Raum, Siedlung und Stadt]
- Münchner Geschosssiedlungen der 50er Jahre. Ein Forschungsbeitrag zum Siedlungsbau in der Bundesrepublik Deutschland. ISBN 3-87821-276-3
- Flecken, Ursula: Zur Genese der Nachmoderne im Städtebau. Entwürfe 1960-1975 in Westdeutschland, Berlin 1999
- Göderitz, Johannes; Rainer, Roland; Hoffmann, Hubert: Die gegliederte und aufgelockerte Stadt, Tübingen 1957
- Howard, Ebenezer: Gartenstadt
- Robert Hoffmann, "Nimm Hack' und Spaten..." Siedlung und Siedlerbewegung in Österreich 1918-1938, Wien 1987, (Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 33).
- Huber, Benedikt; Komai, Ken; Winter, Helmut: Gestaltungskriterien im modernen Städtebau, Zürich 1988
- Jacobs, Jane: The Death and Life of Great American Cities, New York 1961; deutsche Übersetzung: Tod und Leben großer amerikanischer Städte, Berlin, Frankfurt, Wien 1963
- Reichow, Hans-Bernhard: Die autogerechte Stadt, Ravensburg, 1959
- Selk, Dieter; Walberg, Dietmar; Holz, Astrid: Siedlungen der 50er Jahre - Modernisierung oder Abriss? Methodik zur Entscheidungsfindung über Abriss, Modernisierung oder Neubau in Siedlungen der 50er Jahre. Endbericht. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung -BBR-, Bonn (Förderer); Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., Kiel (Ausführende Stelle) ISBN 978-3-8167-7481-5
- Selle, Klaus (Herausgeber, Verfasser); Hüchtker, Sibille; Scholz, Brigitte; Sutter-Schurr, Heidi;: Arbeits- und Organisationsformen für eine nachhaltige Entwicklung. Bd.2. Siedlungen bauen, Quartiere entwickeln. Beispiele aus der Praxis. Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur 2000 , 315 S.
- Kift, Dagmar; u. a.: Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder. Vortragsbegleitprogramm zur Ausstellung des Westfälischen Industriemuseums.
- R. E. Blanton: Houses and Households. A Comparative Study. New York 1994
- T. Matney & G. Algaze: Urban Development at Mid-Late Early Bronze age Titris Höyük in Southeastern Anatolia. In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 1995 S. 33-52
- E. Schaur: Ungeplante Siedlungen. Non-Planned Settlements. Stuttgart 1991
- C. Triebel-Schubert, U. Muss: Hippodamus von Milet: Staststheoretiker und Stadtplaner. In: Hephaistos 5-6 1983-84 S. 37-60
Siehe auch
- Otto Bartning
- Kleinsiedlung
- Verband Wohneigentum
- Wohnplatz
- Siedlungsgeographie
- Stadtmorphologie
- Flächenverbrauch
Weblinks
Wiktionary: Siedlung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- http://www.lausitzer-bergbau.de/historisch/Arbeiterwohnen1.htm
- http://www.am-calversbach.net - Eine Siedlung aus der Projektfamilie "Einfach und selber bauen" der IBA Emscherpark
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