Slewert

Slewert

Magister Ehren Gerd Slewert (Namensvarianten: Slewarth, Sleewart, Sleuert, Schleward, Sleffwart, * um 1492 in der Hansestadt Kampen in der Provinz Overijssel, Niederlande; † 30. November 1570 in Flensburg) war der Reformator Flensburgs.

Werdegang

Er stammte aus einer religiös geprägten, reichen niederländischen Familie. Sein Onkel Johan Pael starb 1493 auf einer Pilgerreise im Heiligen Land, sein Großonkel Andries Heymenß war Benediktinermönch in Köln, zwei weitere Großtanten van Wilsem waren Begine bzw. Nonne in den Niederlanden - ebenso wie seine Schwestern.

Slewert war zunächst ein römisch-katholischer Dominikanermönch. In den Jahren 1517-19 war er Lektor im Dominikanerkloster Hadersleben und ging dann (als Dominikaner) ins Paulinerkloster Magdeburg. Dort lernte er die Schriften Luthers kennen. 1522 wurde er genannt in Magdeburg. 1526 wurde er von Prinz Christian, dänischer Kronprinz und Statthalter von Schleswig-Holstein, zusammen mit dem Reformator Johannes Bugenhagen an seinen Hof berufen zur Verbreitung der neuen Lehre, "zur Visitation und Reformation der Kirchen in den Herzogtümern Schleswig und Holstein".

Am 1. Adventssonntag 1526 (30. November) hielt er in St. Nikolai in Flensburg "ungestört" seine erste lutherische Predigt vor einer zahlreichen Gemeinde und wurde am selben Tag von der Bürgerschaft zum Hauptpastor der Kirche gewählt. An den folgenden Sonntagen predigte er auch an St. Marien und St. Johannis. 1537 war er in Kopenhagen einer der sieben Geistlichen des Herzogtums Schleswig, die an der Ausarbeitung der neuen Kirchenordnung maßgeblich beteiligt waren, die zunächst nur für das Königreich Dänemark galt. 1538 nahm er an der Synode auf Schloß Gottorf teil. Am 1. April 1540 wurde "Herr Gert" zum Superintendenten ernannt und erhielt die Aufsicht über die Geistlichen und Kirchengüter in den Ämtern Flensburg und Bredstedt (über 30 Jahre) und Tondern (bis 1542) (unter dem noch katholischen Bischof Gottschalk von Ahlefeldt). "Er setzte sich unermüdlich für die Erneuerung der Kirche und die Reinheit des Glaubens ein."

In seinem Visitationsbuch - einer historisch bedeutenden Hinterlassenschaft - sind seine jährlichen Reisen in die ihm unterstehenden 32 Kirchspiele fast bis an sein Lebensende aufgezeichnet. Bis ins kleinste wurde darin über das Kirchenvermögen Buch geführt. "Da der Propst Slewert sich der passiven Renitenz der Kirchenschuldner gegenüber nicht allein durchsetzen konnte, wurde der Amtmann aufgefordert, den Propsten in jeder Weise zu unterstützen" (Flensburg, Geschichte einer Grenzstadt S. 87). Er war allerdings kein sehr strenger Rechnungsführer.

1541 wurde er betraut mit der Visitation der Feldklöster Lügumkloster und Rudekloster (Ryekloster, Ruycloster, Ruhe Closter, Rüdekloster). 1557 übermittelte er dem König die Bitte des evangelisch gewordenen Abts des Rude-Klosters um Amtsentlassung. Anschließend bis 1561 amtierte er selbst Abt des Rude-Klosters. 1561 erwarb er - unüblicherweise - aufgrund seines Ansehens das Bürgerrecht Flensburgs.

Er erhielt seit ca. 1550 wegen seiner Verdienste um Stadt und Land von König Christian III. jährlich Kornlieferungen aus der königlichen Mühle in Flensburg. Verheiratet war er mit Anna, Tochter des Flensburger Bürgers Dietrich Goldschmidt.

Nachleben

Flensburg stiftete zu seinem Andenken ein Slewardhsches Legat. Seine Tätigkeit als Reformator hat ihn zu einer Gestalt der Geschichtsbücher Schleswig-Holsteins werden lassen: Im 20. Jahrhundert z.B. erschien ein ausführlicher Lexikoneintrag im "Schleswig-Holsteinischen Biographischen Lexikon" über ihn. 1826 wurde zum Gedenken an die Flensburger Reformation eine Gedenkmünze geprägt: "Am 3. Dezember (dem ersten Advent-Sonntage) 1826 wurde das 300jährige Jubelfest der evangelisch-lutherischen Reformation in Flensburg gefeiert und dabei der Verdienste des Theologen Gerhardt Slewerth gedacht".

Biographien

  • Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Band 5, Neumünster 1979, S. 244
  • Emmerich Christiansen: Gerhard Slewert - Erster Propst in Nordangeln, in: Jahrbuch des Heimatvereins der Landschaft Angeln, 1998, S. 17-94
  • Th. Otto Achelis: "Gerhard Slewert", in: Archiv für Reformationsgeschichte 29, 1932, S.80-84.
  • zum Flensburger Propsteibuch vom Jahre 1538 in: Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Bd. 10, S. 35

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