Smalte

Smalte
Wertheimer Haus mit Smalte-Anstrich

Smalte ist ein mit Cobalt(II)-oxid gefärbtes Kalium-Silikatglas. Die chemische Formel für Smalte lautet SiO2·K2O·CoO.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Smalte ist als Vorläufer des Kobaltblau das älteste bekannte Kobaltpigment. Erste Anwendungen von Smalte als zu Pulver vermahlenes Pigment gab es bereits im alten Ägypten. Die mittelalterliche venezianische Blauglasherstellung beruht ebenfalls auf der Verwendung von Smalte.

Im 15. Jahrhundert gewann Smalte in der europäischen Tafelmalerei an Bedeutung. In der Malerei des Barock war es für Himmelsdarstellungen bedeutsam. Im 17. und 18. Jahrhundert war es ein wichtiges Blaupigment. Die bedeutendste Produktionsstätte für Smalte befand sich ab dem 16. Jahrhundert in Schneeberg in Sachsen, so dass die sächsischen Kurfürsten für längere Zeit einen Großteil der mitteleuropäischen Smalteproduktion kontrollierten.

Bei der Papierherstellung wurde Smalte früher als Weißmacher benutzt.

Herstellung

Zur Herstellung von Smalte wird aus Quarzsand und Pottasche, das ist Kaliumcarbonat, die Glasbasis gemischt. Für die blaue Färbung ist der Zusatz von etwa 5 % bis 7 % Cobalt(II)-oxid nötig. Diese Pulver werden gut durchmischt. Anschließend wird das Gemisch bei einer Temperatur von 1150 °C für 30 bis 45 Minuten geschmolzen. Der entstandene Glaskörper wird in kaltem Wasser abgeschreckt, dadurch zerfällt er zu blauen Körnern und kann anschließend zum Pigmentpulver verrieben werden.

Eigenschaften

Smalte besitzt eine gute Lichtbeständigkeit, ist säure- und alkalibeständig und mit allen Pigmenten verträglich. Es wird gemahlen als blaue Farbe genutzt, wobei sich hier nach der Feinheit folgende Arten unterscheiden:

  • Streublau (auch Streusand): gröberes, eckiges Pulver
  • Coleur: mittelfeines Pulver
  • Eschel (auch Aeschel): feinstes Pulver

Die Intensität der Farbe ist vom Kobaltgehalt abhängig. Kobaltreiche Smalte wird als Königsblau, die dunkelste Smalte als Azurblau bezeichnet.

Verwendung

Der häufigste Einsatz von Smalte erfolgt in der Glas- und Keramikindustrie, wo es ein Farbkörper für die Weiterverarbeitung ist. Smalte kann in allen Bindemitteln und allen Techniken zu finden sein, wobei es hauptsächlich in Öl- und Kalktechniken verwendet wurde. Es treten gelegentliche Entfärbungen an der Pigmentoberfläche durch Wechselreaktion mit ölhaltigen Bindemitteln auf.

In Wertheim in Baden-Württemberg wurde an einem Fachwerkhaus (neben dem Grafschaftsmuseum) die Blaufassung des Fachwerks 1999 mit Smalte nach Originalbefund wieder hergestellt.

Literatur

  • J. Riederer: Die Smalte. In: Deutsche Farbenzeitschrift, 22(9), 1968, 386–395
  • Heike Binger: Das Blaupigment Smalte. Ein kurzer historischer Überblick und die Verwendung von Smalte als Streumittel in den Quellenschriften. In: Restauro, 102(1), 1996, 36–39

Weblinks


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