Wertheim

Wertheim
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Wertheim
Wertheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wertheim hervorgehoben
49.7588888888899.5175145
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Main-Tauber-Kreis
Höhe: 145 m ü. NN
Fläche: 138,63 km²
Einwohner:

23.552 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 170 Einwohner je km²
Postleitzahl: 97877
Vorwahl: 09342
Kfz-Kennzeichen: TBB
Gemeindeschlüssel: 08 1 28 131
Stadtgliederung: Kernstadt, 15 Ortschaften und 5 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Mühlenstraße 26
97877 Wertheim
Webpräsenz: www.wertheim.de
Oberbürgermeister: Stefan Mikulicz (CDU)
Lage der Stadt Wertheim im Main-Tauber-Kreis
Ahorn Assamstadt Bad Mergentheim Boxberg Creglingen Freudenberg Großrinderfeld Grünsfeld Igersheim Igersheim Königheim Külsheim Lauda-Königshofen Niederstetten Tauberbischofsheim Weikersheim Werbach Wertheim WittighausenKarte
Über dieses Bild
Wertheim oben, Kreuzwertheim unten. Luftbild 2008

Wertheim (im taubergründischen Dialekt Wæʁdɘ[2]) ist die nördlichste Stadt des Bundeslandes Baden-Württemberg, direkt an der Grenze zu Bayern, etwa 70 km südöstlich von Frankfurt am Main und 30 km westlich von Würzburg. Sie ist die größte Stadt des Main-Tauber-Kreises und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Seit 1. Januar 1976 ist Wertheim Große Kreisstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Blick über Wertheim von der Burg
Blick auf Wertheim und die Burg

Wertheim ist die nördlichste Stadt Baden-Württembergs und liegt an der Mündung der Tauber in den Main, an den Ausläufern des Odenwaldes bzw. des Spessarts jenseits des Mains.

Nachbargemeinden

Die folgenden Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Wertheim. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Osten genannt.

Holzkirchen, Helmstadt und Neubrunn (alle Landkreis Würzburg, Bayern), Werbach und Külsheim (beide Main-Tauber-Kreis), Neunkirchen (Landkreis Miltenberg, Bayern), Freudenberg (Main-Tauber-Kreis), Stadtprozelten und Faulbach (beide Landkreis Miltenberg) sowie Hasloch, Kreuzwertheim und Triefenstein (alle Landkreis Main-Spessart, Bayern).

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet Wertheims besteht aus der Kernstadt, 15 Ortschaften mit je einer eigenen Ortsverwaltung und einem Ortsvorsteher sowie 5 Stadtteilen mit je einem Stadtteilbeirat und einem Stadtteilbeiratsvorsitzenden. Historisch wurde der Stadtbereich links der Tauber nicht immer als Stadtteil angesehen. So wird für diesen ehemals eigenständig ummauerten Bereich auf einem Kupferstich aus dem frühen 18. Jahrhundert die Bezeichnung „Vorstadt“ verwendet. Eine alternative Bezeichnung lautete „Übertauber“.[3]

Blick von der Burg

Die 15 Ortschaften sind ehemals selbstständige Gemeinden, die erst bei der Gebietsreform der 1970er Jahre nach Wertheim eingegliedert wurden. Es handelt sich um die Orte Bettingen, Dertingen, Dietenhan, Dörlesberg, Grünenwört, Höhefeld, Kembach, Lindelbach, Mondfeld, Nassig, Reicholzheim, Sachsenhausen, Sonderriet, Urphar und Waldenhausen.

Altstadt

Die sechs Stadtteile sind entweder ehemals selbstständige Gemeinden, die bis 1939 nach Wertheim eingemeindet wurden (Bestenheid, Eichel/Hofgarten und Vockenrot) oder neu entstandene Gebiete, die nach ihrer Aufsiedelung zu eigenständigen Stadtteilen erklärt wurden (Bestenheider Höhe, Reinhardshof, Wartberg). Reinhardshof entstand erst Mitte der 1990er Jahre, als nach Abzug der US-Armee aus dem bis dahin militärisch genutzten Kasernengelände der Peden Barracks der zivile Stadtteil Reinhardshof aufgesiedelt wurde. Der jüngste Stadtteil ist Bestenheider Höhe, ein neu geschaffenes Wohngebiet, das zwischen den Stadtteilen Reinhardshof, Wartberg und Bestenheid liegt.

Zu einigen Ortschaften bzw. Stadtteilen gehören zum Teil noch weitere separat gelegene Wohnplätze mit eigenem Namen, wovon einige nur sehr wenige Einwohner haben. Darunter fallen zum Beispiel Bronnbach, Ebenmühle, Ernsthof, Mittelhof, Ödengesäß, Rosenmühle, Schafhof, Steingasse und Wagenbuch.

Raumplanung

Wertheim bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Heilbronn-Franken, in der Heilbronn als Oberzentrum ausgewiesen ist. Zum Mittelbereich Wertheim gehört neben der Stadt Wertheim noch die Stadt Freudenberg, wobei auch starke Verflechtungen mit den bayerischen Nachbargemeinden bestehen.

Geschichte

Frühzeit und Mittelalter

Blick auf Wertheim um 1600 in der Topographia Franconiae

Auf der Wettenburg, einer Anhöhe in der Mainschleife bei Urphar östlich von Wertheim siedelten bereits während der Michelsberger Kultur und Urnenfelderzeit Menschen. Auch zur Zeit der frühen Kelten (La Tene-Zeit) und während der Völkerwanderungszeit befand sich eine Siedlung auf der Anhöhe.

Wertheim a. M., Carl Anton Joseph Rottmann, 1822

Wertheim wurde wahrscheinlich im 7./8. Jahrhundert gegründet, allerdings handelte es sich hierbei um die Siedlung rechts des Mains, das heute zu Bayern gehörige Kreuzwertheim. Ab dem frühen 12. Jahrhundert nannte sich ein Zweig des Adelsgeschlechts der Reginbodonen nach Wertheim. Nachdem diese als Grafen von Wertheim sich links des Mains, am rechten Ufer der Taubermündung, eine Burg erbauten, entwickelte sich unterhalb dieser beherrschenden Wehranlage eine neue Siedlung, die ebenfalls den Namen Wertheim erhielt. 1192 ist diese erstmals als „Suburbium castri Wertheim“ erwähnt, um 1200 wird sie als „oppidum“ und 1244 als „civitas“ bezeichnet.

Von 1355 bis 1373 wurde die Stadt von Graf Eberhard von Wertheim regiert. Unter seiner Ägide erhielt Wertheim 1363 urkundlich das Münzregal, weil er, so die Urkunde, Kaiser Karl IV. durch stete trewe und fleizzigen dienst (…) offt unverdrozzenlich unterstützte.[4]

Der letzte Graf von Wertheim war Michael III. Dieser heiratete die älteste Tochter des Grafen Ludwig zu Stolberg, Katharina. Da aus dieser Ehe kein männlicher Nachfahre hervorging, starb das Adelsgeschlecht aus und Ludwig zu Stolberg kam in den Besitz der Grafschaft Wertheim. Nach dessen Tod 1574 ging die Grafschaft an einen weiteren Schwiegersohn, Graf Ludwig von Löwenstein.[4]

3. Würzburger Fehde

Nach dem Tod von Graf Ludwig zu Stolberg 1574 erkannten die drei Schwiegersöhne zu Stolbergs – Graf Philipp von Eberstein, der Ehemann von Katharina, Graf Dietrich von Manderscheid, Ehemann von Elisabeth, und Ludwig III. von Löwenstein, Ehemann von Anna – die Erbfolge an und regierten die Grafschaft gemeinsam. Diese Einigkeit geriet nach dem Tod von Dietrich von Manderscheid im Jahr 1593 durch die zweite Ehe der nun verwitweten Elisabeth mit dem katholischen Wilhelm von Krichingen verloren, da dieser nicht gemeinsam mit Ludwig III. regieren wollte. Darüber hinaus beanspruchte er die würzburgischen Lehen von Graf Ludwig zu Stolberg. Der Würzburger Bischof Julius Echter stellte sich in diesem Streit auf die Seite von Krichingens und unterstützte ihn. Nach dem Tod der Gräfin Katharina von Eberstein verlegte von Krichingen seinen Wohnsitz nach Remlingen, von wo aus er die Fehde begann.[5]

Der Bischof ließ Wertheim belagern[6] und einzelne Dörfer brandschatzen. So wurde 1605 Bettingen[7] und am 23. April 1606 Höhefeld von bischöflichen Reitern überfallen und geplündert. Hierbei wurden fünf Bürger zum Teil schwer verwundet.[8]

1612, nach dem Tod des kinderlosen Ehepaares von Krichingen, zog Julius Echter den ganzen linksmainischen Wertheimer Besitz für das Hochstift Würzburg ein. In einer Beschwerdeschrift aus Wertheim findet sich hierzu die Anmerkung Maior minoris esca (Der Große frißt den Kleinen).[9]

Der Konflikt führte dazu, dass die vier ehemals wertheimischen Ämter (Karlstadt-)Laudenbach, Remlingen, Freudenberg und Schweinberg würzburgisch wurden. Die Grafschaft Wertheim akzeptierte den Verlust der Ämter nicht und strengte noch im 18. Jahrhundert Klagen dagegen an, die jedoch erfolglos blieben.[5]

Spaltung der Fürstenlinie

Die Stadt Wertheim entwickelte sich zum Mittelpunkt der gleichnamigen Grafschaft, die seither von den Grafen bzw. späteren Fürsten von Löwenstein-Wertheim regiert wurde. Um 1630 trennte sich das Gesamthaus Löwenstein-Wertheim in zwei Linien: Die ältere und protestantische Linie trug den Beinamen Virneburg und die jüngere, rekatholisierte den Beinamen Rochefort.[4] Dieses Fürstentum bestand bis 1806 und wurde dann mit der Rheinbundakte mediatisiert. Die Stadt Wertheim und mit ihr das linksmainische Umland wurden dem Großherzogtum Baden angeschlossen, die Gebiete rechts des Mains gingen zunächst an den Staat des Fürstprimas von Dalberg bzw. das späteren Großherzogtum Frankfurt und nach dessen Auflösung 1815 an das Königreich Bayern. Wertheim wurde Sitz verschiedener Amtsbezirke (Stadtamt, Erstes und Zweites Landamt), die 1819 zum Bezirksamt Wertheim (siehe Verwaltungsgliederung Badens) verschmolzen.

Münzregal

Graf Eberhard von Wertheim erhielt 1363 das Recht, Münzen zu prägen und finanziellen Gewinn daraus zu ziehen. Aus der Zeit der Wertheimer Grafen sind jedoch nur wenige Münzen erhalten; von 1442 bis 1556, als Michael III. starb, existieren überhaupt keine Prägungen. Unter Graf Ludwig von Stolberg wurde die Münzprägung bis zu dessen Tod 1574 wieder aufgenommen. Unter seinem Nachfolger, Graf Ludwig von Löwenstein, war die Münzprägung erneut unterbrochen. Dessen Erben prägten als Gemeinschaftsregierung um 1620 wiederum fünf Jahre lang Münzen. Während des Dreißigjährigen Krieges und der Zeit danach wurde die Münzstätte wiederum nicht genutzt. Im Anschluss daran prägten sowohl Eucharius Kasimir, der der Linie Virneburg angehörte, als auch Maximilian Karl, der der konkurrierenden Linie Rochefort angehörte, wieder Münzen. Letzterer wollte die Grafschaft aus Verwaltungsgründen unter beiden Linien aufteilen. Ein Münzstempel aus jener Zeit zeigt als Allegorie ein gegeneinander gestelltes Sinnbild mit einem starken Obstbaum, der, durch zwei Arbeiter gepflegt, gedeiht, und einem zweiten, der ohne Früchte dargestellt ist und mit Gewalt in zwei Hälften gezogen zu zerbrechen droht. Von 1730–1750 – beide waren zu dieser Zeit schon verstorben – ruhte die Münzprägung in Wertheim erneut, bis sie durch Graf Johann Ludwig Vollrath und Fürst Karl Thomas bis zum Ende der Grafschaft 1806 wiederbelebt wurde.

Die herrschaftliche Münze war anfangs auf der Wertheimer Burg, danach in der späteren Hofhaltung und zuletzt in dem Altstadtgebäude, das noch heute den Namen Alte Münze trägt. Von der Wertheimer Münzstätte sind noch 196 Stempel erhalten.[4]

Revolution von 1848/49

Blick auf den Wertheimer Marktplatz vor 1882, damals noch ohne Brunnen

Die Hungersnot 1846/47 war auch in Wertheim einer der Gründe für die Märzrevolution. Das Brot für die Armen wurde in Wertheim von der Stadtkasse subventioniert, für manche wurde es auch kostenlos abgegeben. Ferner existierte eine städtische Suppenanstalt. Am 2. März 1848 zog dann anlässlich der neu errungenen Rechte wie Pressefreiheit, Schwurgerichte und Volksbewaffnung, welche vom Großherzog gewährt worden waren, ein Festumzug durch die Stadt. Der Zug aus Turnern ging durch die festlich beleuchtete Stadt zum Rathaus und von dort unter Begleitung von Bürgermeister Ludwig Haas, des Großteils des Gemeinderats sowie des Bürgerausschusses zum Löwensteiner Hof, wo etliche Reden gehalten wurden.

Nachdem es am 10. März in Bronnbach vor dem Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenbergischen Rentamt zu Unruhen durch Reicholzheimer Bauern kam, wurden in Wertheim Nachtwachen aufgestellt, die sich aus dem Schützencorps und der übrigen Bürgerschaft rekrutierten, da befürchtet wurde, dass die Reicholzheimer Bauern nach Wertheim ziehen würden, was jedoch nicht der Fall war.

Am 4. April brachten Wertheimer Bürger am Spitzen Turm eine schwarz-rot-goldene Fahne an. Sie war aus freiwilligen Beiträgen gestiftet worden und wurde mit Freudenschüssen begrüßt. Bei der Wahl der Wahlmänner zur Nationalversammlung am 13. April setzten sich in Wertheim die Vertreter einer konstitutionellen Monarchie durch.

Am 1. April, kurz nach dem Erlass des Gesetzes über die Errichtung von Bürgerwehren, wurde in Wertheim eine Bürgerwehr aufgestellt. Diese wurde im Juni neu eingeteilt und umfasste 500 Mann zu Fuß sowie 20 zu Pferd. An ihrer Spitze stand als Bannerführer Erbprinz Adolf zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, unter dessen Befehl die Bürgerwehr am 6. August auf dem Marktplatz aufmarschierte, wo er das Manifest An das deutsche Volk von Erzherzog Johann von Österreich, dem Reichsverweser, verlas. Anfangs konnte die Bürgerwehr nur exerzieren, da es noch an Waffen mangelte, denn diese mussten auf Kosten der Bürger beschafft werden.

In Wertheim stand man den republikanischen Zielen Heckers kritisch gegenüber, ein Umstand, der besonders in den Versammlungen zur Wahl der Wahlmänner für die Nationalversammlung Geltung bekam. Im Herbst 1848 kam es dann zur Bildung von Vereinen, die die politische Mitgestaltung zum Ziel hatten. Im September wurde der Arbeiterbildungsverein ins Leben gerufen, später dann, am 27. Oktober, der Volksverein im Gasthaus Ochsen (der zur damaligen Zeit dank der dort geführten heftigen Meinungswechsel auch den Spitznamen Krawallschachtel trug). Ursache hierfür war ein Streit zwischen den drei Bürgermeistern Adelmann, Götzelmann und Scheurich und dem Fürsten. Am 30. September hatten sie ihn im Namen von 19 Gemeinden der ehemaligen Grafschaft Wertheim gebeten, einige alte Abgaben zu erlassen. Seine Antwort darauf, die im demokratischen Main- und Tauberboten veröffentlicht wurde, soll gelautet haben: „Ja, Ja! Ihr bekommt nichts. Der Fürst Löwenstein scheißt nicht in die Hosen!“

Zum Tode Robert Blums am 9. November nahm die Redaktion des Main- und Tauberboten Spenden für dessen Hinterbliebene an. Die Demokraten organisierten am 15. November eine Trauerfeier. Ihre Gegner gründeten etwas später, im Februar 1849, den Vaterländischen Verein, konnten jedoch den Volksverein nicht überflügeln, da letzterer dank der Auseinandersetzung um die Reichsverfassung regen Zulauf erhielt. Am 20. Mai 1849 organisierte der Vaterländische Verein eine große Volksversammlung auf dem Marktplatz, zu der sich damaligen Presseberichten zufolge 9.000 bis 10.000 Menschen eingefunden haben sollen. Trotz des Fehlens beinahe aller angekündigten Redner wurde beschlossen, die provisorische Regierung in Baden, zu der auch das Heer übergegangen war, anzuerkennen und auch die bayerischen Franken bei ihrem Kampf für die Reichsverfassung zu unterstützen. Bei dieser Versammlung baten gegen Ende etwa 400 Studenten der Universität Würzburg – eben jene Region – um Asyl in Wertheim, da sie in Würzburg Übergriffen des dort stationierten Militärs ausgesetzt waren. Nach acht Tagen und Gesprächen mit Behörden und der Universität konnten sie wieder nach Würzburg zurückkehren. Sie wurden mit einem Festball im Löwensteiner Hof verabschiedet.

Bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung im Juni wurde Nikolaus Müller, ein Buchdrucker aus dem Volksverein, als einer der vier Abgeordneten des 20. Wahlkreises gewählt. Außerdem wurde er als Nachfolger von Jakob Langguth Civilkommisär und war als solcher für die Verwaltung und für die Führung des Volksaufgebots zuständig. Er druckte von 1843 bis Juni 1849 den Main- und Tauberboten, den Vorgänger der heutigen Wertheimer Zeitung,[10] ferner auch die Mauthpredigt von Ludwig Börne. Im Mai 1849 kam es dann nach Aufrufen des Volksvereins, des Turnvereins und des Arbeitervereins zur Gründung eines Freikorps. Am 23. und 24. Juni entstanden Tumulte, als das erste Aufgebot der Volkswehr nach Tauberbischofsheim ausrücken sollte, um dort konterrevolutionäre Bestrebungen zu unterdrücken. Zwei Mitglieder des Vaterländischen Vereins versuchten, dies zu verhindern, und wiesen darauf hin, dass die Preußen im Anmarsch seien. Diese Aktion führte zu ihrer Verhaftung.

Blick auf die Tauber in Wertheim vor 1873, ganz links die alte Tauberbrücke
Blick auf das linke Tauberufer in Wertheim vor 1873, in der Mitte das Zunfthaus der Fischer und Schiffer

Jenes erste Aufgebot rückte dann am 24. Juni aus, erfuhr jedoch in Hundheim von der Niederlage der Revolutionstruppen bei Waghäusel und kehrte um. Die preußischen Truppen besetzten Wertheim am 16. und 17. Juli mit dem 5. preußischen Jägerbataillon und blieben bis 1852. Der Volksverein wurde sofort aufgelöst, etliche Bürger als Revolutionäre verhaftet und teils in der Stadt, teils im Külsheimer Schloss eingesperrt, wo am 14. September 1849 nach einem Vierteljahr die längste Haftzeit zu Ende ging. Unter den bestraften Wertheimern befanden sich auch zwei Juden, Philipp Mandelbaum und Bernhard Benario. Der Verleger Nikolaus Müller konnte mithilfe des Engelwirts, seines Nachbarn, entkommen und floh über die Schweiz nach Amerika. Auch der Vorstand des Arbeitervereins, Ernst Weimar, konnte entkommen. Es wurden ferner auch weitere Strafen wie Stadtarrest, Geldstrafen und Zuchthausstrafen ausgesprochen. Die Jäger aus Görlitz, Teil der preußischen Besatzung, trugen jedoch mit Konzerten auch zur Wertheimer Kultur bei. Die Infanterie, die dieser Einheit folgte, hinterließ in der Kirche St. Venatius einen in neugotischem Stil gefertigten Taufstein mit Baldachin.[11][12]

Einladung zur Eröffnung der Wasserleitung 1886

Einrichtung der Trinkwasserversorgung

Bereits 1882 gab es in Wertheim drei sogenannte Laufwasserbrunnen - an der Hofhaltung, am Marktplatz und in der Brückengasse. Beim Bau des Schlossbergtunnels, der zur Bahnlinie Lohr-Wertheim gehörte, stieß man am Tunneleingang an der Mühlenstraße auf Quellwasser, welches gefasst und über gusseiserne Leitungen zu den Laufbrunnen geführt wurde. Diese erste Trinkwasserversorgung wurde am 17. Mai 1882 feierlich in Betrieb genommen. 1886 wurden die Wasserleitungen zu den einzelnen Wohnhäusern weitergeführt. Da sie von der Dörlesberger Pfarrwiesenquelle gespeist wurden, führten sie über Reicholzheim durch den Eisenbahntunnel Waldenhausen zum Hochbehälter am Knackenberg. 1912 wurde zusätzlich die Wolfs- und die Eselsquelle bei Dörlesberg erschlossen, um die Trinkwasserversorgung erweitern zu können; 1915 kam ein weiterer Hochbehälter an der Alten Steige hinzu.[13]

Hochwasser vom Februar 1909

Blick auf den überfluteten Marktplatz im Februar 1909

Am 7./8. Februar 1909 wurde Wertheim von einem Hochwasser überrascht, das besonders heftig ausfiel und als das zweithöchste des 20. Jahrhunderts in die Stadtchronik einging. Zu den bereits vorhandenen Schneemassen kamen am 1. Februar weitere hinzu, sodass sogar Auswärtige mit ihren Schlitten per Zug anreisten, um in Wertheim zu rodeln. Als die Temperatur aufgrund eines Witterungsumschwungs plötzlich auf sieben bis neun Grad stieg, taute der Schnee. Bereits am 4. Februar meldete die Wertheimer Zeitung, dass das Tauwasser „geradezu Ueberschwemmungen verursachend“ durch die Straßen lief. Am 5. Februar kam das Hochwasser der Tauber, die bis Bad Mergentheim einem See glich, in die Stadt. Am Abend wurde die Tauberbrücke mit Schienen belastet, um ein Fortspülen zu verhindern. Am Samstag fiel jedoch der Pegel der Tauber überraschend wieder, dafür führte der Main immer mehr Wasser in die Stadt. Am Sonntag, dem 7. Februar, standen einzelne Straßen dann zwei bis drei Meter unter Wasser. Der Mainpegel stand bei beinahe sieben Metern, und der innerstädtische Verkehr wurde zumeist mit Kähnen und Schiffen bewältigt. Auch kamen Schaulustige aus den höhergelegenen Dörfern ringsum per Zug, um das Hochwasser anzusehen. In der Zeitung wurden unter anderem Schäden bei Steinbruchbesitzern vermeldet, deren Hütten weggerissen worden waren. Zwar kam der Landeskommissär aus Mannheim angereist, um sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen; dennoch gab es zahlreiche Klagen, dass die Regierung den Geschädigten keine Hilfe anbiete. Ein Wohnhaus musste nach dem Hochwasser abgebrochen werden; die Aufräumarbeiten konnten erst Anfang März abgeschlossen werden, da bis dahin strenger Frost vorherrschte.[14]

Nationalsozialismus

Ergebnisse der Reichstagswahlen 1919–1933

Partei 19. Januar 1919 20. Mai 1928 14. September 1930 31. Juli 1932 6. November 1932 5. März 1933
Stimmberechtigte 2.625 2.826 2.644 2.623
Wahlbeteiligung 85,79 % 87,70 %
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 8,1 % 680 30,48 % 1.061 43,48 % 911 41,28 % 1.197 51,02 %
Deutsche Zentrumspartei (Zentrum) 15,5 % 15,4 % 384 17,22 % 409 16,76 % 344 15,58 % 357 15,22 %
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 23,5 % 18,9 % 250 11,2 % 306 12,54 % 243 11,01 % 256 10,91 %
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 28 % 206 9,23 % 205 8,4 % 228 10,33 % 222 9,46 %
Christlich-Sozialer Volksdienst (CSVD) 341 15,28 % 180 7,38 % 161 7,29 % 124 5,28 %
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 4,3 % 103 4,6 % 163 6,68 % 192 8,7 % 113 4,81 %
Deutsche Volkspartei (DVP) 8,9 % 196² 8,79 %² 38 1,56 % 76 3,44 % 47 2 %
Deutsche Demokratische Partei (DDP), ab 1930 Deutsche Staatspartei (DStP) 35,1 % 13,1 %³ 53 2,17 % 34 1,54 % 30 1,28 %
Sonstige 71 3,18 % 25 1,02 % 18 0,82 % 0
Total 2.231 100 % 2.440 100 % 2.207 100 % 2.346 100 %

¹ Keine Zahlenangaben. ² DVP und Deutsche Staatspartei bildeten zur Wahl am 14. September 1930 eine Einheitsliste in Baden. ³ Darunter auch VRP.

Quellen: Ellen Scheurich: Aufstieg und Machtergreifung des Nationalsozialismus in Wertheim am Main, Wertheim 1983 sowie Zahlen aus den amtlichen Bekanntmachungen in den entsprechenden Jahresbänden der Tauber-Zeitung und des Tauber- und Frankenboten sowie aus Angaben des Statistischen Landesamts.

Rücktritt von Bürgermeister Bardon

Blick auf Wertheim von der Mühlsteige aus (1934)

Während des Nationalsozialismus wurde im März 1933 der langjährige Bürgermeister Hans Bardon aus dem Amt gedrängt. Als Anlass wurde ein amtsärztliches Zeugnis verwendet, in welchem ihm Dienstunfähigkeit bescheinigt wurde. Nach drei erfolglosen Versuchen durch Eröffnung eines Dienststrafverfahrens erreichten die NS-Gemeinderäte somit ihr Ziel eines Bürgermeisterwechsels. Der Amtsenthebung Bardons ging ein Nervenzusammenbruch im Sommer 1931 voraus, den Bardon vermutlich aufgrund des aggressiven Auftretens der NSDAP-Gemeinderatsfraktion erlitt. Er musste daraufhin mehrmals seinen Dienst unterbrechen, was jedoch zu keiner Besserung seines Zustands führte. Bardon führte auch heftige Auseinandersetzungen mit den Vertretern der NSDAP, als diese forderten, anlässlich der Reichstagswahl „an exponierter Stelle die Hakenkreuzfahne zu hissen“. Zwei Tage vor der Wahl wurde dieser Antrag im Gemeinderat mit sieben gegen fünf Stimmen abgelehnt. Die Forderung, Hitler die Wertheimer Ehrenbürgerschaft zuzuerkennen, wurde bis nach der Wahl verschoben. Am 4. März 1933 beschwerten sich die Gemeinderäte Schüßler, Menz und Schwöbel (NSDAP) bei Bürgermeister Bardon über den Verlauf der Gemeinderatssitzung vom Vortag. Bardon wurde aufgefordert, sich über den Gemeinderatsbeschluss hinwegzusetzen und eine Beflaggung des Rathauses für den 4. und 5. März vorzunehmen, da dies im „Interesse der Ruhe und Ordnung“ sei, andernfalls wurde mit „unerfreulichen Demonstrationen“ gedroht. Bardon entsprach dem Wunsch nach der Beflaggung nicht; die angedrohten Demonstrationen fanden nicht statt. Durch die Gleichschaltung Badens konnte die NSDAP auch in Wertheim die Macht übernehmen. Daraufhin erbat Bardon am 20. März 1933 seine Zurruhesetzung, welche drei Tage später vom Gemeinderat gebilligt wurde. Ein Antrag der NSDAP, Bardon vom 1. April an nur noch die Bezüge auszuzahlen, die ihm nach den Richtlinien der Gemeindebesoldungsordnung zustanden, ohne eine höhere Einstufung und eine Aufwandsentschädigung zu berücksichtigen, wurde mit sechs zu zwei Stimmen (bei einer Enthaltung) angenommen.[15]

Verleihung der Ehrenbürgerwürde und Straßenumbenennungen

Wertheim war eine der ersten Städte in Baden, die dem Reichspräsidenten von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Auf Antrag der NSDAP sollte ursprünglich nur Hitler Ehrenbürger werden, in der Gemeinderatssitzung am 3. März 1933 wurde diese Forderung jedoch von den übrigen Mitgliedern auch um von Hindenburg erweitert. Eine Abstimmung fand nicht statt.

In einer Zeitungsanzeige gaben Mitglieder der NSDAP daraufhin am 6. März „unwiderruflich“ die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Hitler für den 8. März bekannt. Am 7. März wurde auf demselben Weg bekanntgegeben, dass der Reichspräsident und der Reichskanzler „morgen, am Mittwoch, zu Ehrenbürgern unserer Stadt [werden]. Wir bitten die Bevölkerung und die staatlichen und städtischen Behörden der alten Amtsstadt Wertheim, vom frühen Morgen an bis einschließlich Samstag zu flaggen“. Dem Antrag auf Beflaggung, der von der NSDAP und der DNVP eingebracht wurde, wurde stattgegeben, ebenso dem Antrag auf Umbenennung zweier Straßen, nämlich der Bahnhofstraße in Hindenburgstraße und der Poststraße in Adolf-Hitler-Straße.[16] Die heutige Hämmelsgasse hieß damals Robert-Wagner-Straße, benannt nach dem Gauleiter von Baden[17]; die Judengasse und die Neben-Judengasse hingegen tragen auch heute den Namen Gerbergasse und Wehrgasse.[18] Am 7. Dezember 1945 wurde die Ehrenbürgerschaft für Hitler und von Hindenburg per Gemeinderatsbeschluss für nichtig erklärt.[19]

1936 wurde das Bezirksamt Wertheim aufgehoben, Wertheim kam zum Bezirksamt Tauberbischofsheim, das 1939 in Landkreis Tauberbischofsheim umbenannt wurde. Im Jahr 1937 erhielt Wertheim auf dem Reinhardshof einen Militärflugplatz und wurde zur Garnisonsstadt.[20]

Boykott jüdischer Geschäfte

Noch vor dem reichseinheitlichen Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 organisierte die Wertheimer NSDAP-Ortsgruppe einen Boykott der jüdischen Geschäfte in der Stadt. So erschien bereits am 14. März eine Anzeige in der Wertheimer Zeitung, die „An die nationalrevolutionär gesinnte Bevölkerung von Stadt und Land“ gerichtet war. In ihr wurde bekanntgegeben, dass auf Wunsch der SA am Vortag um 2 Uhr die Schließung aller jüdischen Geschäfte erzwungen worden war. Die Geschäfte durften zwei Stunden nach dieser Aktion wieder öffnen, da Innenminister Frick Einzelaktionen verboten hatte. In der Anzeige wurden die Wertheimer Juden auch bezichtigt, den kommunistischen Aufmarsch [der Eisernen Front] durch Geldspenden unterstützt bezw. in Szene gesetzt zu haben.[21]

1934 wurden in Wertheim an den Ortseingängen Plakate und Schilder mit der Aufschrift "Juden unerwünscht" angebracht; auch die Werbetransparente für die Michaelis-Messe dieses Jahres wurden um das Transparent "Juden sind in Wertheim unerwünscht" ergänzt. Letztere wurden zusammen mit der Werbung nach der Michaelismesse am 8. Oktober 1934 entfernt. Bezüglich der Plakate an den Ortseingängen wurde der Minister des Innern in einem Schreiben vom 26. Oktober 1934 gebeten, auf eine Beseitigung dieser Schilder hinzuwirken, da „die Anbringung solcher Schilder (…) mit Rücksicht auf ihre schädigende Einwirkung auf den internationalen Fremdenverkehr und die Rolle, die das internationale Judentum spielt“, für bedenklich gehalten wurde. In der Antwort des Ministers des Innern vom 15. November 1934 wird darauf hingewiesen, dass die Anbringung der Schilder auf einer Anordnung der Kreisleitung beruhe und der stellvertretende Gauleiter Hermann Röhn sich auch für deren Entfernung einsetze, ebenso wie der Innenminister selbst. Am 3. und 4. November wurde die Kreisleitung von Röhn angewiesen, die Schilder zu entfernen. Dieser Beschluss wurde am 21. Juni 1935 sowie am 8. Mai 1936 vom Minister des Innern nochmals per Rundschreiben an Bezirksämter, Polizeipräsidien und Polizeidirektionen bekräftigt.[22]

Repressalien gegen Stadtpfarrer Karl Bär

Der katholische Stadtpfarrer Karl Bär (1880–1968), zugleich Ortsvorsitzender der Zentrumspartei, wurde wiederholt Opfer von Anfeindungen und Repressalien, da er keinen Hehl aus seiner kritischen Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus machte. Im Oktober 1933 erschien ein Bericht in der Tauberbischofsheimer Zeitung „Der Franke“, in dem ausführlich darüber berichtet wurde, wie Pfarrer Bär einen Schüler der Handelsschule grob beschimpft haben soll, der ihn mit dem Hitlergruß gegrüßt hatte. Im Bericht wurde dieses Verhalten als „Sabotageakt“ bezeichnet.[23]

Auch das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg übte Druck auf Bär aus. In einem Schreiben vom 12. Juli 1934 forderte es den Stadtpfarrer dazu auf, sich versetzen zu lassen. Bär beantwortete das Schreiben mit der Randnotiz „Nein! Soll ich Feigling sein!“. In einem weiteren Schreiben, datierend auf den 3. Dezember 1934, rückte das Erzbischöfliche Ordinariat jedoch von dieser Aufforderung ab. Es erklärte darin dem Minister des Kultus, des Unterrichts und der Justiz, dass keine Veranlassung bestehe, die Versetzung Bärs weiterhin zu fordern. Beigefügt war dem Brief ein Schreiben des katholischen Stiftungsrats, in welchem dem Stadtpfarrer das volle Vertrauen ausgesprochen wurde. Auch wurde seine Loyalität gegenüber der Regierung bezeugt.[24]

Am 23. Juli 1934 wurde Bärs Wohnung von der Gestapo nach politischen Schriften durchsucht. Bär ließ sich die erfolglose Durchsuchung bescheinigen.[24]

Im „Brennspiegel“ der „Volksjugend“ erschien der stark antijüdische Artikel „Pfarrer Bär und seine Juden“. Darin wird über ihn wie folgt berichtet: Herr Pfarrer Bär kann diese jüdischen Zeiten heute noch nicht vergessen. Man sieht ihn allzuhäufig bei den armen Wertheimer Obergaunern jüdischer Rasse stehen. So traf es sich auch am 8. Juli 1935 während der Schulpause, daß vor der Gewerbeschule Herr Pfarrer Bär auf dem Weg zum Religionsunterricht noch eine kleine Sonderpause machte. Er hatte nämlich Max Held, den jüdischen Kaufhauskrämer von Wertheim, getroffen, und nun unterhielt sich Pfarrer Bär mit dem Makkabäer Max Held vor dem Schulhaus auf das freundlichste. Held mauschelte und Pfarrer Bär lächelte! Als Reaktion hierauf hätten die übrigen Schüler aus dem Fenster Pfui! Pfui! gerufen. Der Artikel endet: Herr Pfarrer Bär ist kein jüdischer Rabbiner, sondern ein christlicher Seelsorger, und er lehrt nicht in Palästina, sondern im arischen Deutschland. Der Wertheimer Jugend aber sagen wir: „Ihr habt recht, wenn Ihr Euch gegen solche verjudeten Seelsorger wehrt!“ (...) [25] Die Karlsruher Hitlerjugend nannte diesen Vorfall in einem Schreiben vom 12. August 1935 an das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg einen Fall rassischer Unsauberkeit.[24]

1940 willigte Bär in seine vorzeitige Pensionierung ein.[26] Er musste sich außerdem im April desselben Jahres des Vorwurfs erwehren, dass er durch den Einkauf einer übergroßen Menge Heringe gegen die Volksgemeinschaft verstoßen habe. Am 13. Juli 1942 beklagte sich Bär in einem Schreiben an einen Dekan in Freiburg über den geringen Rückhalt seitens der Kirche.[24]

Karl Bär wurde am 30. Dezember 1960 zum Ehrenbürger der Stadt Wertheim ernannt.

Einnahme der Stadt durch die US-Amerikaner

Im Januar 1945 sollte Wertheim bei einem britischen Luftangriff bombardiert werden; aufgrund der Witterung mussten die Flugzeuge jedoch abdrehen. Am Osterwochenende desselben Jahres wurde die Stadt dann jedoch direkt mit dem Krieg konfrontiert. Am 24. März gegen 4 Uhr morgens erhielt der Wertheimer Albrecht Englert vom Oberbefehlshaber der gesamten Westfront, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, den Funkspruch „Sämtliche Flussübergänge im Bereich von Frankfurt/Main bis Ochsenfurt/Main sind mit Sprengladungen zu versehen und beim Herannahen des Feindes zu sprengen.“ sowie weitere Befehle mit dem Inhalt, dass auf der Linie Aschaffenburg–Miltenberg–Wertheim–Eberbach „schnellstens eine Verteidigungsstellung aufgebaut werden“ und mehrere Einheiten „in Eilmärschen in dieses Gebiet einrücken“ sollten.

Am darauf folgenden Palmsonntag überflogen erste amerikanische Tiefflieger die Stadt und störten damit unter anderem eine Veranstaltung der Hitlerjugend unter NSDAP-Kreisleiter Dr. Hermann Schmitt, der anlässlich der Bedrohung die Zuschauer mit den Worten „Meine Damen und Herren, treten sie in die Gassen zurück“ zur Vorsicht aufforderte. Der Überflug feindlicher Flugzeuge setzte sich auch am nächsten Tag fort.

Am Dienstag, den 27. März, wurde die Oberschule für Jungen, das ehemalige Gymnasium, kriegsbedingt geschlossen und dort ein Befehlsstand der Armee eingerichtet. Der Befehl, alle Schiffe im Bereich der Schleuse Eichel zu sprengen, wurde am selben Tag zurückgenommen.

Während das nahegelegene Nassig am 30. März von den Amerikanern angegriffen wurde, gab es in Wertheim am frühen Abend Panzeralarm. Gegen 23 Uhr feuerte ein durchgebrochener Panzer auf der Höhe drei oder vier Schüsse auf das rechte Mainufer ab, etwas später wurde der Fliegerhorst auf dem Reinhardshof von seiner deutschen Besatzung teilweise in die Luft gesprengt. Zwischen 3 und 4 Uhr wurde dann die Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Main gesprengt, sie war dadurch fast mittig auseinandergebrochen.[27] Der Beschuss der Stadt blieb auch am Samstag nur vereinzelt; am Nachmittag erfolgte dann ein Aufruf zur Verteidigung der Stadt.

Nach der Einnahme von Nassig erhielt die 12. US-Panzerdivision Verstärkung durch nachrückende Infanterietruppen der 42. Infanterie-Division, um Wertheim am Ostersonntag einnehmen zu können.[28] Am Sonntag, den 1. April 1945, wurde versucht, den Volkssturm zur Stadtverteidigung zu versammeln. Am frühen Nachmittag dieses Tages sollte dann auch die Straßenbrücke über die Tauber von einem Sprengkommando gesprengt werden, es gelang jedoch nur, ein etwa zwei Meter großes Loch in die Brücke zu reißen, sodass der Verkehr weiterhin passieren konnte. Dies geschah angesichts der Tatsache, dass die Panzer der US-Armee zu diesem Zeitpunkt bereits bis zum Wartberg vorgedrungen waren und über die Stadt in Richtung Maintal schossen. Dekan Heinrich Schäfer notierte im Totenbuch der evangelischen Kirche Wertheim, dass durch den Beschuss in Eichel vier deutsche Soldaten starben und einer schwer verletzt wurde. „Diese Soldaten gehörten zu den wenigen, mit Maschinengewehren und Panzerfäusten ausgerüsteten Truppen, die für die Verteidigung von Wertheim gegen eine Übermacht erfolglos eingesetzt wurden“, so Schäfer.

Der Schaden durch den Treffer einer Brandbombe konnte durch die Feuerwehr auf das betroffene Gebäude begrenzt werden. Daraufhin forderten Anton Dinkel und Heinrich Herz den Bürgermeister auf, sofort die weiße Fahne auf dem Bergfried der Burg zu hissen, was nach einer Diskussion und dem Abgang des Bürgermeisters um 16.25 Uhr auch geschah, woraufhin der Beschuss Wertheims eingestellt wurde.[29] Zur Ehrung des Einsatzes von Dinkel und Herz wurde 2005 eine Gedenkplakette im Innern der Burg angebracht.[30]

Die jüdische Gemeinde im Nationalsozialismus

Um 1885 betrug die Zahl jüdischer Einwohner 221 Personen. Von 1827 bis 1885 war Wertheim Sitz des Bezirksrabbinats Wertheim, danach wurde es von Mosbach aus mitverwaltet.[31] Bis um 1933 gab es zahlreiche Handels- und Gewerbebetriebe, die jüdischen Inhabern gehörten. Auf Grund der NS-Judenverfolgungen und -morde kamen von den 1933 noch in Wertheim wohnenden 92 jüdischen Personen mindestens 35 ums Leben; 29 waren (gerade noch rechtzeitig) emigriert. Im Spätsommer 1938 verkaufte die jüdische Gemeinde unter ihrem letzten Vorsitzenden Sigmund Cahn das Synagogengebäude an die Stadt. Deshalb wurde es beim Novemberpogrom wenige Tage danach nicht niedergebrannt. Die Stadt hatte in der Synagoge eine Schreinerei und ein Lager eingerichtet; sie wurde im Februar 1961 zur Verbreiterung der rechten Tauberstraße abgebrochen.[32] Eine Gedenktafel an der Stadtmauer zwischen der Gerbergasse 18 und dem Spitzen Turm erinnert seit 1976 an diese Geschichte.[33] Zu jener Zeit lebten in Wertheim nur noch 45 jüdische Einwohner.[34] Am 21. und 22. Oktober 1940 wurden 19 Wertheimer im Rahmen der sogenannten Bürckel-Wagner-Aktion der NS-Gauleitung ins KZ Gurs deportiert. Sieben von ihnen überlebten den Krieg. Vor den ehemaligen Wohnhäusern der Deportierten wurden zur Erinnerung sogenannte Stolpersteine gesetzt.

Türsturz der Synagoge von 1799

An der Innenseite der hinteren Stadtmauer in der Gerbergasse 16 befindet sich der Türsturz der ehemaligen Synagoge aus dem Jahr 1799 sowie eine Gedenktafel.[35] Der Türsturz trägt folgende Inschrift: Moralische Belehrung an die Menschen der jetzigen Generation, die den Bau des Tempels erlebt in Verbundenheit mit den Vorvätern; 2. Zeile: In diesem uns Gutes verkündenden Jahr den Erbauern des Tempels, der in unseren Tagen geschwind aufgebaut wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Durch die Aufnahme vieler Flüchtlinge kam es in Wertheim kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Wohnungsnot, weshalb in den 1960er Jahren von der Baugesellschaft Neue Heimat eine Trabantenstadt mit etwa 1.000 Wohneinheiten errichtet wurde. Der neue Stadtteil wurde auf dem Wartberg unterhalb des ehemaligen Fliegerhorstes gebaut und umfasst neben den markanten Hochhäusern auch Reihenhäuser, mehrgeschossige Blocks und Reihenbungalows.[36]

Ab 1972 sind insgesamt 15 umliegende Gemeinden nach Wertheim eingegliedert worden. Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1973 ging der Landkreis Tauberbischofsheim im neu gebildeten Main-Tauber-Kreis auf, der gleichzeitig der neu gegründeten Region Franken (heute Heilbronn-Franken) innerhalb des neu umschriebenen Regierungsbezirks Stuttgart zugeordnet wurde. Damit wird die ehemals badische Stadt Wertheim nunmehr vom württembergischen Stuttgart aus verwaltet.

Durch die letzte Eingemeindung im Jahr 1975 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Wertheim die 20.000er-Grenze. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Januar 1976 beschloss.

Religionen

Wertheim gehörte zunächst zum Bistum Würzburg und war dem Archidiakonat Karlstadt/Main zugeordnet.

Erstmals werden 1222 Juden in der Stadt dokumentiert. Bei den Judenverfolgungen 1298 und während der Pestzeit 1349 wurden auch in Wertheim Juden ermordet. Der Friedhof der Wertheimer jüdischen Gemeinde wurde bereits im Mittelalter angelegt (1406). Es ist der älteste erhaltene und bis ins 20. Jahrhundert genutzte jüdische Friedhof in Baden-Württemberg (Lage am Schlossberg gegenüber der Mainbrücke, Fläche 73,44 a). 1622 wurden 16 jüdische Familien in der Stadt gezählt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren es durchschnittlich zehn bis zwölf Familien.

Ab 1522 setzte sich in der Stadt die Reformation nach lutherischem Bekenntnis Zug um Zug durch und war schließlich 1530 vollzogen. Danach war Wertheim über viele Jahrhunderte eine protestantische Stadt. Neben den Lutheranern waren keine anderen Konfessionen zugelassen. Die Gegenreformation während des Dreißigjährigen Krieges konnte sich nicht durchsetzen. Nach dem Übergang an das Großherzogtum Baden 1806 wurde Wertheim Sitz eines evangelischen Dekanats. Der zugehörige Kirchenbezirk umfasst heute alle Kirchengemeinden im Stadtgebiet Wertheims. Die Hauptkirche ist die Stiftskirche. An ihr wurde bereits nach der Reformation eine zweite Pfarrstelle eingerichtet, die 1955 an die Martin-Luther-Kirche in Bestenheid verlegt wurde. Eine dritte Pfarrstelle wurde 1800 mit Waldenhausen vereinigt. Im Stadtteil Wartberg, von wo aus im Frühjahr 1935 die deutschlandweite Bibelwoche ihren Anfang nahm[37], entstand 1974 ein ökumenisches Gemeindezentrum. Auch in den Stadtteilen Bettingen, Dertingen, Dietenhan, Eichel-Hofgarten, Grünenwört, Höhefeld, Kembach, Lindelbach, Nassig, Sachsenhausen, Sonderriet und Waldenhausen gibt es evangelische Kirchen bzw. Kirchengemeinden, teilweise auch nur Filialkirchengemeinden mit zumeist jüngeren Kirchengebäuden. Im Stadtteil Urphar steht die romanische Wehrkirche St. Jakob.

Stiftskirche Wertheim

Im 19. Jahrhundert zogen auch Katholiken nach Wertheim, jedoch stellten diese bis Mitte des Jahrhunderts nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Zunächst gehörten die Gemeindeglieder zur Pfarrei Reicholzheim, die seit 1673 wieder katholisch geworden war. 1844 wurde in Wertheim die Pfarrei St. Venantius mit neugotischer Kirche von 1842 errichtet. Auch im Stadtteil Bestenheid wurde 1953 eine eigene Kirche St. Elisabeth errichtet, die 1970 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Im Stadtteil Eichel entstand 1968 die Kirche St. Lioba, die für den gesamten östlichen Bereich der Stadt Wertheim zuständig ist. Im Stadtteil Dertingen gibt es die Filialkirche Maria Rosenkranzkönigin. Der Stadtteil Dörlesberg war ebenso wie Reicholzheim seit 1674 wieder katholisch und hat eine Kirche von 1721. Mondfeld ist ebenfalls ein überwiegend katholischer Stadtteil. Die dortige Kirche St. Martin stammt aus dem Jahr 1887 mit älteren Teilen. Alle Pfarrgemeinden im Stadtgebiet Wertheims gehören zum Dekanat Tauberbischofsheim des Erzbistums Freiburg.

Abgesehen von den beiden großen Kirchen gibt es in Wertheim auch Freikirchen und Gemeinden. Neben der freien Jesus-Gemeinde gibt es auch einen Versammlungsort der örtlichen Baptistengemeinde sowie eine freie evangelische Gemeinde. Ferner sind die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche in Wertheim vertreten. Im Stadtteil Reinhardshof gibt es zudem für islamische Gläubige eine Moschee.

Religionszugehörigkeit am 16. Juni 1933:[38]

  • Evangelisch: 68,9 %
  • Katholisch: 28,2 %
  • Juden: 2,6 %

Eingemeindungen

Folgende Gemeinden bzw. Gemarkungen wurden nach Wertheim eingegliedert:

  • 1913: Bestenheid
  • 1935: Eichel
  • 1939: Vockenrot
  • 1. Januar 1972: Bettingen, Grünenwört, Lindelbach, Nassig, Sonderriet, Urphar, Waldenhausen
  • 1. April 1972: Erholungsort Mondfeld
  • 1. Dezember 1972: Dertingen, Dietenhan, Dörlesberg, Kembach, Sachsenhausen
  • 1. Januar 1975: Höhefeld, Erholungsort Reicholzheim

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohner
1542 2.078
1617 3.670
1792 3.373
1810 3.154
1833 3.633
1. Dezember 1871 3.328
1. Dezember 1880¹ 4.567
1. Dezember 1890¹ 3.535
1. Dezember 1900¹ 3.670
1905³ 3.800
1. Dezember 1910¹ 3.648
16. Juni 1925¹ 3.673
16. Juni 1933¹ 3.679
17. Mai 1939¹ 5.434
Jahr Einwohner
Dezember 1945 5.534
13. September 1950¹ 9.789²
6. Juni 1961¹ 11.329
27. Mai 1970¹ 12.029
31. Dezember 1975 20.942
31. Dezember 1980 19.972
27. Mai 1987¹ 20.377
31. Dezember 1990 21.627
31. Dezember 1995 24.432
31. Dezember 2000 24.332
31. März 2004 24.739
30. Juni 2005 24.553
30. Juni 2007 24.202

¹ Volkszählungsergebnis
² Bis 1950 hatte Wertheim 3.854 Flüchtlinge und 1.294 Evakuierte aufgenommen.[39]
³ entnommen aus Nordisk Familjebok

Politik

Gemeinderat

Kommunalwahl in Wertheim 2009
 %
40
30
20
10
0
37,9%
23,8%
17,0%
13,1%
8,3%
keine
Sonst.
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2004
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
-3,4%
+0,2%
-2,5%
+5,0%
+2,4%
-1,6%
Sonst.

Der Gemeinderat der Stadt Wertheim hat seit der letzten Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 insgesamt 26 Mitglieder, die den Titel „Stadträtin/Stadtrat“ führen. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:

Partei / Liste Stimmenanteil +/- Sitze +/-
CDU 37,9 % − 3,4 11 + 1
SPD 23,8 % + 0,2 6 ± 0
FWG 17,0 % − 2,6 4 − 1
FDP 13,1 % + 5,0 3 + 1
GRÜNE 8,3 % + 2,4 2 + 1

Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Oberbürgermeister.

Bürgermeister

An der Spitze der Stadt stand der Stadtschultheiß als Vorsitzender des Gerichts. Ihm standen der rechtskundige Stadtschreiber und die zwölf Schöffen zur Seite. Ferner gab es neben dem Stadtschultheißen zwei Bürgermeister. Der Stadtschultheiß war Vorsitzender des Rates, der sich in einen inneren und einen äußeren Rat mit jeweils zwölf Mitgliedern aufteilte. Die Mitglieder des Rates wurden in der Regel auf zwölf Jahre gewählt. Der Schultheiß war meist auf Lebenszeit gewählt, die Bürgermeister wechselten jährlich. Im 18. Jahrhundert wurde aus dem bürgerlichen Stadtschultheiß ein gräflicher Beamter mit der Amtsbezeichnung Stadtamtmann. Nach dem Übergang an Baden leitete ein Bürgermeister die Stadtverwaltung, anfangs hatte er sogar den Titel Oberbürgermeister, doch führen die Stadtoberhäupter diesen Titel erst wieder seit 1976, als Wertheim Große Kreisstadt wurde. Heute wird der Oberbürgermeister von der wahlberechtigten Bevölkerung auf acht Jahre gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats.

Stadtansicht Wertheim

Liste der Bürgermeister und Oberbürgermeister

  • 1810–1827: Johann Christoph Schlundt
  • 1827–1829: Christoph Michael Platz
  • 1829–1832: Johann Georg Weimar
  • 1832–1839: Johann Friedrich Bach
  • 1839–1840: Christoph Wilhelm Müller
  • 1840–1845: Johann Jakob von Runkel
  • 1845–1852: Ludwig Haas
  • 1852–1860: Johann Jakob von Runkel
  • 1860–1866: Ludwig Haas
  • 1866–1871: Philipp Frank
  • 1871–1880: Lorenz Meyer
  • 1880–1890: Philipp Amthauer
  • 1890–1895: Philipp Mayer
  • 1895–1905: Michael Müller
  • 1905–1933: Hans Bardon
  • 1933–1938: Friedrich Bender
  • 1938–1943: Hans Mensler
  • 1944–1945: Hermann Dürr
  • 1945: Carl Roth
  • 1945–1946: Michael Beck
  • 1946: Otto Hoog
  • 1946–1961: Carl Roth
  • 1961–1981: Karl Josef Scheuermann
  • 1981–2003: Stefan Gläser
  • seit 2003: Stefan Mikulicz

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In geteiltem Schild oben in Gold ein aus der Teilung wachsender rot bewehrter schwarzer Adler, unten in Blau drei (2:1) silberne Rosen.“

Bereits die ältesten Stadtsiegel zeigen das heutige Wappen, das Stammwappen der Grafen von Wertheim. Das große Stadtsiegel trug die Umschrift S. CIVITATIS. IN. WERTHEIM und wurde in dieser oder ähnlicher Form bis Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet. Bei den späteren Siegeln wurden anstelle des Schildes Blumenzweige oder mit Verzierungen versehene Kreise verwendet. Diese Siegel wurden mit der Umschrift SI(E)GEL DER STADT. WERTHEIM bis nach 1811 verwendet; die Farbstempel, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts verwendet wurden, trugen dieselbe Umschrift. 1952 wurde wieder der Dreiecksschild im Wappen übernommen. Die Stadtflagge ist Gelb-Blau.

Städtepartnerschaften

Wertheim unterhält eine Städtepartnerschaft mit folgenden Städten:

In der Wendezeit gab es Bestrebungen, eine Städtepartnerschaft mit dem thüringischen Ilmenau zu gründen. Diese scheiterten jedoch.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Straßenverkehr

Stadtansicht Wertheim

Wertheim ist über die Bundesautobahn 3 Frankfurt-Würzburg (Anschlussstelle Wertheim-Lengfurt) zu erreichen. Ansonsten führen nur Landes- und Kreisstraßen durch das Stadtgebiet. Der Main wird bei Wertheim von zwei Straßenbrücken überspannt, der westlich gelegenen Spessartbrücke und der Mainbrücke Wertheim, die erstmals 1882 dem Verkehr übergeben wurde.

Bis zum 1. Oktober 1912 verkehrten zwischen Wertheim und Stadtprozelten auch Postkutschen und Pferdeomnibusse.[40]

Schienenverkehr und ÖPNV

Der Wertheimer Bahnhof liegt an den Eisenbahnlinien Aschaffenburg-Miltenberg-Wertheim (Maintalbahn) und Wertheim-Lauda-Königshofen-Crailsheim (Taubertalbahn); von der dritten, heute stillgelegten Eisenbahnlinie Wertheim-Kreuzwertheim-Lohr (Ost-Spessart-Bahn) sind nur noch wenige Reste erhalten. Die Bahnlinie überquert bei Wertheim-Bestenheid den Main auf der Eisenbahnbrücke Hasloch. Mit dem Bau der Fachwerkbrücke wurde 1910 begonnen; 1911 waren die Maurerarbeiten fertiggestellt. Die feierliche Eröffnung der Brücke fand am 30. September 1912 zeitgleich mit der Michaelismesse statt; der damalige Halt im Stadtteil Grünenwörth wird heute nicht mehr bedient. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die Brücke von deutschen Soldaten mithilfe von Fliegerbomben gesprengt. 1947/48 wurde sie von der Reichsbahn wiederaufgebaut; auch der Fußgängersteg wurde wieder angebracht. An dieser Maßnahme musste sich auch die Gemeinde Hasloch finanziell beteiligen.[40]

Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen mehrere Buslinien innerhalb der Verkehrsgemeinschaft Main-Tauber. Es gelten die Tarife des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.

Schiffsverkehr

Durch seine Lage an Main und Tauber war in Wertheim auch schon immer der Schiffsverkehr von Bedeutung. Erste urkundliche Erwähnungen einer Schiffers- und Fischerzunft finden sich bereits im Jahr 1495. Flussabwärts Richtung Frankfurt wurden vor allem Wein, Getreide und Tuche verschifft; es gab jedoch auch damals schon eine hochentwickelte Personenschifffahrt. Auf dem Rückweg waren die Schiffe mit Gütern aus Frankfurt beladen und wurden von Pferden getreidelt. Den Übergang von den Segel- zu den Dampfschiffen bildeten im 19. Jahrhundert die Kettenschleppschiffe, in Wertheim und Umgebung aufgrund ihres Dampfpfeifensignals Maakuh (Mainkuh) genannt.[41]

Anfang des 20. Jahrhunderts existierte auch ein Fährverkehr über den Main bei Bestenheid; der Preis für eine Überfahrt betrug 1912 20 Pfennige.[40]

Durch den Ausbau des Rhein-Main-Donau-Kanals legten in Wertheim in den letzten Jahren auch zunehmend Flusskreuzfahrtschiffe an.[41]

Hochwassermarken beim Kittsteintor
Tauberhafen

Die Taubermündung bot sich als natürlicher Hafen in Wertheim an. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dort ein Winterhafen gebaut, der dann von den Schiffen genutzt werden konnte, wenn wegen des Eisgangs der Schiffsverkehr auf dem Main ruhte.[41] Der Tauberhafen wurde in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts vom Mainhafen abgelöst. Noch im Jahr 1960 gab es hier einen Rekordumschlag von 20.918 Tonnen Gütern von 65 Schiffen.[42]

Mainhafen

Der Mainhafen Wertheim wurde im Oktober 1967 fertiggestellt. Träger waren die Stadt Wertheim und der damalige Landkreis Tauberbischofsheim, die sich 1964 zum Zweckverband Mainhafen Wertheim zusammengeschlossen hatten. Das Beteiligungsverhältnis zwischen Stadt und Landkreis betrug 49:51. Die Einweihung des 5,5 ha großen Hafens erfolgte am 12. Oktober 1967. Der damalige Pächter war die WTAG (Westfälische Transport AG). Der Hafen Wertheim ist der einzige baden-württembergische Hafen am Main. Vorrangig umgeschlagene Güter sind land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse sowie Steine, Erden und Baustoffe.[43][44]

Umschlagszahlen der letzten Jahre:

Jahr Umschlag
2006 221.349 t
2007 210.772 t
2008 245.354 t
2009 194.815 t
2010 121.964 t

Medien

In Wertheim erscheint als Tageszeitung die „Wertheimer Zeitung“, eine Lokalausgabe des in Aschaffenburg ansässigen „Main-Echo“. Eine weitere Tageszeitung ist die Ausgabe Wertheim der Fränkischen Nachrichten aus Tauberbischofsheim.

Der SWR betreibt bei Wertheim eine Sendeanlage für UKW und TV (früher auch Mittelwelle).

Behörden, Gerichte und Einrichtungen

Behörden

Wertheim war zur Zeit der Grafschaft und des Großherzogtums Baden Sitz folgender Ämter: Stadt- und Landamt Wertheim (ab 1864 Bezirksamt Wertheim), Main-Tauber-Kreisdirektorium, Bezirksbauinspektion, Wasser- und Straßenbauinspektion, Steuerkommissärbezirk, Finanzamt, Untersteueramt, Großherzogliches Forstamt, Eisenbahn-Stationsamt I. Klasse, Postamt II. Klasse (gleichzeitig Reichstelegraphenanstalt) sowie Amtsgericht und Notariat. Die letzteren beiden Ämter sind auch heute noch in Wertheim.[45]

1952/53 wurde das Eichamt in Wertheim eröffnet.[20] In Wertheim befindet sich heute eine Außenstelle des Landratsamts Main-Tauber-Kreis und eine Bibliothek. Die Stadt ist auch Sitz des Kirchenbezirks Wertheim der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Gerichte

Zu Zeiten der bestehenden Grafschaft verfügte Wertheim über ein Stadt- und ein Landgericht. Letzteres wurde auch Centgericht genannt und war als das höhere Gericht zuständig für Straftaten wie Mord, Diebstahl, Notzucht und fließende Wunden und verhängte Leib- und Lebensstrafen. Das untergeordnete Stadtgericht war für alle Bürger innerhalb der Stadtmauern zuständig. Es verhandelte Schimpf- und Schmähreden, Beleidigungen und die Missachtung von Vorschriften der Obrigkeit und verhängte Geld- und Arreststrafen. In Berufungsfällen entschieden die amtierenden Grafen. Darüber hinaus gab es in Wertheim auch Zunftgerichte, die Streitigkeiten der Zunftmitglieder, das Nichteinhalten der Zunftordnung, das unmoralische Verhalten von Zunftmitgliedern oder das Fehlen bei Zunftversammlungen, den sogenannten Zunftgeboten, verfolgten.[46] Heute hat Wertheim ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Mosbach gehört, und ein Notariat.

Spital/Krankenhaus

Blick auf den Südflügel des ehemaligen Wertheimer Hospitals vor dem Rückbau (vor 1870)
Das Hospital nach dem Rückbau zugunsten der Tauberbahn, im Hintergrund die alte Tauberbrücke
Das ehemalige Hospital wird heute als Kulturhaus genutzt

Bereits 1359 wird erstmals ein Spital in Wertheim urkundlich erwähnt; 1418 wird ein Spitalmeister in der Wachzinsliste der Wertheimer Kirche aufgeführt. Seit 1491 war er zu einer wöchentlichen Abrechnung vor Schultheiß, Bürgermeister und den Ratsmitgliedern verpflichtet. Ferner waren die Spitalmeister später - wie auch alle Fuhrleute - verpflichtet, bei einem Brandalarm mit ihrem Fuhrpark Wasser herbeizuschaffen. Zwischen 1590 und 1605 wurde das Spital unter Graf Ludwig III. von Löwenstein erheblich erweitert.[47] Der mächtige Südflügel wurde 1603 den Vorstellungen des damaligen Spitalmeisters Bernhardt Cantzler entsprechend gebaut.[48]

Am 14. März 1796 ließ der Rat und Physikus Andreas Sauer der Regierung eine Eingabe zukommen, in der er schrieb: Ein kleines Krankenhaus ist ein großes und wichtiges Bedürfnis unserer Stadt. Das hiesige Spital ist es nur nach dem Namen nach, sonst aber – weiter nichts. Daraufhin begann noch im selben Jahr der Umbau.[49] Beim Bau der Taubertalbahn 1866–1868 wurde die Spitalfront zugunsten der Eisenbahntrasse um vier Fensterachsen gekürzt.[48] Dieser Eingriff machte einen Neubau erforderlich, der am 23. Mai 1867 die Zustimmung des Gemeinderats fand. Da die Gelder jedoch nicht ausreichten, wurden nur einige kleinere Änderungen am alten Spitalbau vorgenommen. 1945 mietete die Stadt das „Haus am Berg“ und richtete es als interne Abteilung des Krankenhauses ein. Die Bettenzahl erhöhte sich durch diese Maßnahme zwar auf 100, jedoch entsprach das Krankenhaus nicht den damaligen Anforderungen. 1948 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Architekt Professor von Teuffel aus Karlsruhe gewann. Aufgrund der Währungsreform dauerte es jedoch bis 1953, bis die Planungen wiederaufgenommen und im darauffolgenden Jahr abgeschlossen wurden. Die Bauarbeiten begannen im Mai 1955. Hierbei halfen auf dem Reinhardshof stationierte US-Soldaten, die das Gelände planierten. Die Eröffnung fand am 2. Mai 1957 statt. Am 4. November 1983 wurde ein neuer Funktionstrakt eingeweiht, gefolgt von Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten, die 1990 abgeschlossen waren.[49]

Das Wertheimer Krankenhaus, vormals ein Eigenbetrieb der Stadt, ist heute ein Haus der Grund- und Regelversorgung mit 220 Betten und firmiert als Krankenhaus Wertheim gGmbH. Die Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz e. V. hält seit 1. Oktober 2009 74,9 %, seit April 2010 94,9 % der Anteile; der Rest liegt bei der Stadt Wertheim. Das Krankenhaus tritt seitdem als Rotkreuzklinik Wertheim auf.[50][51]

Weitere Einrichtungen

Im Stadtteil Bestenheid befindet sich das Freibad In den Christwiesen. Es verfügt über ein Nichtschwimmerbecken mit Rutsche, ein Schwimmerbecken mit Sprungblöcken und ein Babyplanschbecken. Ein Wickelraum steht ebenfalls zur Verfügung.

Bildung

In Wertheim befindet sich das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, die Comenius-Realschule und die Edward-Uihlein-Schule, eine Förderschule. Ferner gibt es drei Grund- und Hauptschulen (Wertheim, Bestenheid und Reinhardshof), die Hauptschule mit Werkrealschule Urphar-Lindelbach, die Otfried-Preußler-Grundschule und jeweils eine Grundschule in den Stadtteilen Dertingen, Nassig und Reicholzheim.

Der Main-Tauber-Kreis ist Träger der Kaufmännischen, Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule Wertheim (Berufliche Schule), unter anderem mit einem Wirtschaftsgymnasium, einem technischen Gymnasium, sowie einer Außenstelle der Schule im Taubertal Lauda-Königshofen (Unterbalbach), die sich zusammen mit dem Schulkindergarten für Geistig- und Sprachbehinderte im Wertheimer Stadtteil Waldenhausen befindet. Die Private Schule für Altenarbeit und Altenpflege der Johanniter-Unfallhilfe e. V. sowie die Außenstelle der Akademie der Polizei Baden-Württemberg runden das schulische Angebot Wertheims ab.

Handel und Gewerbe

1939 waren in Wertheim acht Industriebetriebe ansässig, hauptsächlich aus den Bereichen Holzverarbeitung und Maschinenbau; darunter war mit der Eisenwerk AG auch ein Großbetrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen in den Jahren 1945 bis 1950 neun weitere größere Betriebe (Metallverarbeitung, Textil- und Bekleindungsindustrie) nach Wertheim, die zusammen etwa 750 Arbeiter beschäftigten.[20] Auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts auf dem Reinhardshof siedelten sich fünf Glasbetriebe aus Thüringen an, hauptsächlich aus Ilmenau, die mit den Verhältnissen in der sowjetischen Besatzungszone unzufrieden waren. Da sie zur Produktion chemisch-technisches Hohlglas benötigten und dies langfristig nicht vom ehemaligen Standort über die innerdeutsche Grenze geschmuggelt werden konnte, wurde eine Glashütte gebaut, wodurch sich weitere Unternehmen des glasverarbeitenden Gewerbes in Wertheim niederließen. Die Glashüttensiedlung mit 26 Bauten entstand von April bis Oktober 1950. 1952 kamen auch die Glasfaserverarbeitung sowie die Forschungsgemeinschaft für technisches Glas hinzu; in jenem Jahr zählte Wertheim 35 glasverarbeitende Betriebe. 1971 waren es noch 30 mit 2.700 Beschäftigten. Für das Jahr 1990 wurden insgesamt 8.900 Arbeitnehmer erfasst, die in der Glasindustrie sowie dem Maschinen- und Werkzeugbau beschäftigt waren.[20] Im Stadtteil Bestenheid siedelte sich kurz nach dem Krieg unter anderem Aräometerhersteller an.[39] Direkt an der Autobahn A3 befindet sich das Factory-Outlet-Center Wertheim Village. Wertheim ist mit 6.000 Beschäftigten der größte Industriestandort im Main-Tauber-Kreis.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Grafschaftsmuseum
  • Das Glasmuseum befindet sich in einem Fachwerkhaus von 1577 (Kallenbach'sches Haus) in der ehemaligen Löwenstein-Rosenberg'schen Hofhaltung und zeigt Produktion und Muster von Gebrauchsglas, Kunstglas sowie Glas in Wissenschaft und Technik. Es ging aus dem 1973 gegründeten „Trägerverein Wertheimer Glasmuseum“ hervor und wurde am 29. Mai 1976 mit einer Ausstellungsfläche von 400 m² eröffnet. Zum Museum gehört seit 1998 auch das Kleine Haus, ein Fachwerkbau von 1588, in dem auf 250 m² eine Studio- und Lampenglassammlung, ein Glasperlenkabinett aus der Sammlung von Thea Elisabeth Haevernick sowie die Ausstellung „Glas für Wissenschaft und Industrie“ befinden.[52]

Bauwerke und Stadtanlage

Die Kernstadt oberhalb der Taubermündung besteht bis heute aus mittelalterlichen Gassen und zahlreichen nach oben vorspringenden Fachwerkhäusern und weiteren Kunst- und Baudenkmälern um einen zur Kirche und Burg ansteigenden Marktplatz. Die evangelische Stiftskirche ist die Hauptkirche der Stadt. Sehenswert ist auch der Engelsbrunnen und die spätgotische Kilianskapelle. Das Stadtbild gibt die frühere Umfassung durch die Stadtmauer noch gut wieder. Die 1957 geweihte evangelische Martin-Luther-Kirche im Stadtteil Bestenheid ist mit Glasfenstern des Künstlers Charles Crodel ausgestattet.

Ehemalige Bauwerke

Überdachte Tauberbrücke
Blick auf die alte Tauberbrücke

Eine Brücke über die Tauber wurde bereits mehrfach aufgebaut und von Überschwemmungen weggerissen; so existierte eine Tauberbrücke beispielsweise von 1408–1514, 1515–1564, 1565–1732, 1733–1746, 1747–1780 und 1780–1784.[53]

Im Zuge des Baus der Taubertalbahn 1866–1868 fanden in Wertheim große Eingriffe ins Stadtbild des Tauberviertels statt. So wurde beispielsweise das Hospital rückgebaut, um Platz für die Gleise zu schaffen. Der größte Eingriff dürfte der Abbruch der hölzernen überdachten Tauberbrücke 1873 gewesen sein. Schon vor dem Bau der Bahnlinie gab es Beschwerden über das zu niedrige Dach für den schweren Frachtverkehr. So wurde im „Main- und Tauberboten“ vom 21. August 1846 bemängelt: Das alte finstere Brückendach erscheint also als eine Sperre gegen höchst nutzbringenden Verkehr. Das aus schweren Stämmen bestehende, größtenteils noch brauchbare Holz der jetzigen Brücke hat bei gegenwärtigen Holzpreisen einen sehr beträchtlichen Werth, ein fester Pfeiler ist vorhanden, und sind die beiden Tauberufer so hoch und fest, daß eine Kettenbrücke mit geringer Kostenauslage angebracht werden kann. In der Ausgabe vom 21. Juli 1868 wird die Tauberbrücke von einem Leser eine hiesige anerkannte Unschönheit genannt, was ihn zu der Schlussfolgerung führt: Ob für den Bahnverkehr die dermalige Tauberbrücke ausreichen wird, bezweifelt man allgemein und es dürfte sich gar bald das Bedürfnis darthun, sie durch eine breitere, nach dem neueren Geschmack von Eisen construirte ersetzt zu sehen.

Da die Achse der neuen Brücke leicht gedreht werden sollte, wurden für den Bau derselben drei bis vier Häuser abgerissen, darunter das Centhaus. Während des Brückenbaus wurde der Verkehr über eine Notbrücke geführt, die am 13. Mai 1873 fertiggestellt worden war.[47]

Centhaus

Vermutlich kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg dürfte der Bau des Centhauses stattgefunden haben. Es wird bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1634 erwähnt und gilt als einziges Bauwerk Wertheims, das vollständig im italienischen Renaissancestil gehalten war. Die Frontseite in Richtung der alten Tauberbrücke war mit einer hohen, gewölbten Tordurchfahrt versehen. Drei große Gesimse und der Volutengiebel, die so auch im Echterstil üblich waren, wurden an diesem Gebäude durch toskanische Rustika-Pilaster ergänzt, was ihm einen festungsähnlichen Charakter verlieh und ihm den Beinamen Brückentor einbrachte.

Das Centhaus war Sitz des Centgerichts und Gewahrsam in einem und konnte nur direkt vor der Stadtmauer errichtet werden, da die Cent Wertheim vor dem eigentlichen Stadtgebiet endete. Der Brückenturm hinter dem Haus markierte den Beginn des Hoheitsgebiets des Stadtgerichts; somit wurden durch das Centhaus beide Bezirke miteinander verbunden, was auch für die Festungsanlagen der Stadt von Vorteil war.

Bereits bei der Planung der Taubertalbahn 1863 kam der Vorschlag auf, das Centhaus zugunsten einer rechts der Tauber geführten Bahnlinie abzureißen, was dieser Planvariante den Namen Centhauslinie eintrug, da dieses Gebäude das einzige war, welches im Weg stand. Dieser Plan wurde jedoch verworfen. Die schon länger existierenden Pläne zum Abbruch wurden auch durch Alternativen hinterfragt. So forderte ein unbekannter Verfasser in der Wertheimer Zeitung vom 29. August 1873: Wir schlagen nämlich der Gemeindeverwaltung vor, das ganze Brückenthor (Centhaus) als Leichenhaus in die Mitte der oberen Einfassungsmauer unseres schön gelegenen Friedhofs zu stellen! Wer sich das Brückenthor seiner ganzen Eintheilung nach genau betrachtet, wird die Geeignetheit kaum in Zweifel ziehen können. Wohnung des Todtengräbers und Totengewölbe wären damit gewonnen und sehr leicht könnte demselben ein kapellenartiges Aussehen gegeben werden. Wenn über kurz oder lang einmal der Leichenwagen eingeführt werden sollte, so könnte die Thorhalle (selbstverständlich müßte dann der Aufbau des Ganzen am heutigen Eingang geschehen) als Remise für diesen benutzt werden.

Das Haus wurde jedoch im November 1873 aus Verkehrsgründen abgebrochen, nachdem es am 1. und am 7. Oktober dieses Jahres zur Versteigerung auf Abbruch ausgeschrieben worden war. Nur einzelne Teile des Gebäudes fanden 1875 beim Bau des Anwesens Mühlenstraße 55 eine erneute Verwendung; die Voluten dienen als Stütze eines Treppenwegs neben diesem Gebäude.[47]

Kloster Bronnbach

In der Ortschaft Bronnbach liegt die 1151 gegründete ehemalige Zisterzienserabtei Kloster Bronnbach, die sich heute im Besitz des Main-Tauber-Kreises befindet. Neben verschiedenen anderen Institutionen beherbergt sie seit 2000 auch eine Ordensniederlassung der Kongregation der Missionare von der Heiligen Familie.

Burg Wertheim
360°-Panoramabild von Burg und Stadt

Burg Wertheim

Die Burg Wertheim, hoch über der Altstadt Tauber und Main beherrschend gelegen, ist das Wahrzeichen der Stadt. Hinter einem Halsgraben nach Osten von einer hohen Mantelmauer gesichert steht von der Oberburg noch der Bergfried. Vom Palas neben einem Treppenturm und dem alten Wohnbau ist nur noch eine dreiteilige Fenstergruppe aus der Stauferzeit erhalten. Darunter steht die Ruine der Vorburg, die zur Wohnburg ausgebaut wurde. Der Archivbau über dem Torhaus stammt noch aus der Barockzeit. Bis ins 17. Jahrhundert wurde der Grafensitz immer weiter ausgebaut. Durch eine Pulverexplosion wurden 1619 Teile der Burg und im Dreißigjährigen Krieg 1634 weitere Teile zerstört, die nicht wieder aufgerichtet wurden.

Hofgarten

Das Schlösschen im Hofgarten am Ortseingang in Wertheim-Eichel birgt heute drei private Kunstsammlungen. Diese sind Gemälde und Aquarelle der Berliner Sezession, Maler des 19. Jahrhunderts aus dem Rhein-Neckar-Raum und eine Porzellansammlung.

Das Rokokoschlösschen wurde 1777 für Graf Friedrich Ludwig von Dietrich Gottlieb Betschler errichtet und steht heute am Eichelhofgarten, einem kleinen Park unter anderem mit der Grabkapelle der Löwensteins.[54] Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde das Schlösschen als Lazarett genutzt, ab 1873 war es vermietet, unter anderem – für eine Jahresmiete von 400 Gulden – an den Schriftsteller und Journalisten Otto von Corvin.[55] Das Eichelhofschlösschen mit Park wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats August/September 2006 ernannt.

2011 fand im Schlösschen die Ausstellung Otto Modersohn und Max Liebermann statt, die unter anderem an die wiederholten Aufenthalte Modersohns und seiner dritten Ehefrau Louise Modersohn-Breling in Wertheim und die dabei entstandenen Gemälde erinnerte.[56]

Die Hofgartenkapelle wurde von Prinzessin Friederike zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg als Grablege für ihren 1915 im Ersten Weltkrieg gefallenen Mann Prinz Wilhelm gestiftet und 1917 fertiggestellt. Außer Prinz Wilhelm fanden hier auch dessen Frau und ihre gemeinsame Tochter Dorothea sowie Ernst Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg und dessen Frau Wanda ihre letzte Ruhe.[57]

Packhof-Kran

Packhof-Kran am Mainufer

Der Packhof-Kran wurde 1896 nach einem Entwurf der Maschinenfabrik Gebrüder Unger aus Wertheim gebaut. Er hatte eine Tragfähigkeit von 5 Tonnen und eine Ausladung von 6 Metern und diente zum Be- und Entladen der Mainschiffe. Seinen Namen erhielt der Kran vom in der Nähe befindlichen landwirtschaftlichen Lagerhaus, das 1953 erbaut und 1974 abgerissen wurde. Dieses Gebäude war 1798 als „Löwensteiner Hof“ errichtet und später zum „Packhof“ vor dem Vaitstor umgebaut worden, bevor es zum Lagerhaus wurde.[58]

Überregionale Veranstaltungen

Am 13. und 14. Mai 2006 fanden in Wertheim die Heimattage Baden-Württemberg statt.

Sonstiges

Wein-Tauber-Wanderweg

Der Wein-Tauber-Wanderweg ist ein etwa 20 Kilometer langer Wanderweg rund um die Stadt. Er verbindet das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach, den Weinort Reicholzheim, das Dorf Waldenhausen und die Stadt Wertheim und führt zu wein- und kulturhistorischen Punkten, die durch Infotafeln vor Ort erläutert werden. Der Wanderweg gegliedert sich in zwei Rundtouren, die einzeln oder als große Schleife erwandert werden können. Einzelne Streckenabschnitte führen über Abschnitte des Europäischen Fernwanderwegs und des Main-Donau-Wanderwegs.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Laut Satzung der Stadt soll die Zahl der Ehrenbürger nicht mehr als vier lebende Personen betragen.[59] Folgenden Personen wurde das Ehrenbürgerrecht verliehen:

  • 1829: Venantius Arnold, Erbauer der katholischen Kirche St. Venantiuis
  • 1933: Paul von Hindenburg, Reichspräsident, und Adolf Hitler, Reichskanzler (Verleihung wurde für beide durch Gemeinderatsbeschluß vom 7. Dezember 1945 für nichtig erklärt)[19]
  • 1946: Hans Bardon, Bürgermeister a. D.
  • 1960: Karl Bär, Stadtpfarrer i. R.
  • 1961: Carl Roth, Bürgermeister a. D.
  • 1963: Alfred Zippe, Unternehmer
  • 1966: Walter Schüßler, Pastor i. R.
  • 1973: Kurt Lutz, Architekt
  • 1975: Karl Leiß, Werkmeister a. D.
  • 1975: Dr. Hans Löber, Unternehmer
  • 1978: Rudolf Brand, Unternehmer
  • 1981: Karl Josef Scheuermann, Oberbürgermeister a. D.
  • 2003: Stefan Gläser, Oberbürgermeister a. D.
  • 2004: Gerhard Schwend, Unternehmer
  • 2010: Helmut Schöler, Unternehmer

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Erich Keyser (Hrsg.): Badisches Städtebuch; Band IV 2. Teilband aus „Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte – Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages“, Stuttgart, 1959
  • Erich Langguth: Aus Wertheims Geschichte. Verlag des Historischen Vereins Wertheim e. V., Wertheim 2004
  • Jörg Paczkowski u. a.: Wertheim – Stadt an Main und Tauber. Kunstschätzeverlag, Gerchsheim 2007, ISBN 3-934223-27-3
  • Kurt Zimmermann: Obrigkeit, Bürgertum und Wirtschaftsformen im Alten Wertheim, Würzburg, 1975

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
  2. Karl Platz: Wertheimer Mundart-Wörterbuch, Verlag E. Buchheim, Wertheim, 1990, ISBN 3-9246-1112-2
  3. Michael Geringhoff: Lädiert, aber ein wichtiges Zeugnis. In: Wertheimer Zeitung vom 13./14. März 2010
  4. a b c d Constantin Zeller: Wertheimer Münzstempel im rechten Licht. In: Wertheimer Zeitung vom 15. Oktober 2010
  5. a b Dr. Volker Hirsch: Die Würzburger Fehde, abgerufen am 6. Mai 2011
  6. Geschichte unserer Gegend, abgerufen am 6. Mai 2011
  7. Ortsgeschichte, abgerufen am 6. Mai 2011
  8. Siegbert Thoma: … zur Geschichte Höhefelds, abgerufen am 6. Mai 2011
  9. Karl Ludwig Stahl und Rudolf Schürmer: Gemeindegeschichte Marktheidenfeld (revidiert und ergänzt von Bernd Töpfer), abgerufen am 6. Mai 2011
  10. Geschichte der Wertheimer Zeitung, abgerufen am 27. Juli 2009
  11. Revolution im Südwesten. Stätten der Demokratiebewegung 1848/49 in Baden-Württemberg. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Hauptamtlicher Archivare im Städtetag Baden-Württemberg. INFO Verlag, Karlsruhe 1997, ISBN 3-88190-219-8, S. 725–728
  12. Guido Weber: Ein Meilenstein auf dem Weg durch die Zeit: 150 Jahre Turnverein Wertheim 1847, Wertheim 1997
  13. 125 Jahre Trinkwasserversorgung. In: Wertheimer Zeitung vom 26. August 2011
  14. Erich Langguth: Das Hochwasser vom Februar 1909. In: Main-Echo Spezial zur Michaelis-Messe Wertheim 2009 vom Oktober 2009
  15. Von den Nazis aus dem Amt getrieben. In: Fränkische Nachrichten vom 25. März 2008
  16. Wie Hitler und Hindenburg Ehrenbürger der Stadt Wertheim wurden. In: Fränkische Nachrichten vom 25. März 2008
  17. Michael Geringhoff: "Was soll aus unseren Jungen (sic) Leuten werden?". In: Wertheimer Zeitung vom 20./21. August 2011
  18. Wertheimer Zeitung vom 21. Oktober 1938
  19. a b Schreiben des Stadtarchivs Wertheim zur Ehrenbürgerschaft Hitlers und von Hindenburgs
  20. a b c d Axel Kallhardt, Gunter Meissner: Kennzeichen TBB. Heimatkunde für den Main-Tauber-Kreis. Verlag Waldemar Lutz, Lörrach, und Ernst Klett Schulbuchverlag, Stuttgart, 1990, ISBN 3-12-258280-5.
  21. Anzeige An die nationalrevolutionär gesinnte Bevölkerung von Stadt und Land. In: Wertheimer Zeitung vom 14. März 1933
  22. Generallandesarchiv Karlsruhe 233/17 737
  23. Der Franke vom 12. Oktober 1933
  24. a b c d Der Wertheimer Stadtpfarrer Karl Bär (1880–1968)
  25. Volksjugend Nr. 313, Führerverlag Karlsruhe
  26. Guido Weber: Wertheimer Zeitung vor 50 Jahren: Pfarrer Karl Bär wurde Ehrenbürger. In: Wertheimer Zeitung vom 31. Dezember 2010/1./2. Januar 2011
  27. In Gottes Namen. Christliche Bräuche in Franken. Alte Menschen erinnern sich. 2002, Katholisches Senioren-Forum Diözese Würzburg
  28. In diesen Tagen war sich jeder selbst der Nächste. In: Fränkische Nachrichten vom 26. März 2005
  29. Uwe Bauer: Die Straßen und Gassen waren nahezu menschenleer. In: Fränkische Nachrichten vom 29. März 2005
  30. Plakette am Schloss für die „Retter der Stadt“. In: Fränkische Nachrichten vom 1. April 2005
  31. Franz Hundsnurscher, Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Kohlhammer, Stuttgart 1968. (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Band 19) S. 294-298.
  32. Guido Weber: Wertheimer Zeitung vor 50 Jahren: Synagoge musste Garagen weichen. In: Wertheimer Zeitung vom 25. Februar 2011
  33. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0. S. 104
  34. Peter Riffenach: 50 Kilogramm Gepäck und 100 Reichsmark. In: Wertheimer Zeitung vom 20. Oktober 2010
  35. Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde bei alemannia-judaica.de
  36. Peter Riffenach: Identifikation mit dem Stadtteil fehlt. In: Wertheimer Zeitung vom 10. November 2010
  37. Robert Weisensee: Ein Aufbruch, der bis heute anhält. In: Wertheimer Zeitung vom 30./31. Oktober/1. November 2010
  38. Zahlen aus den amtlichen Bekanntmachungen in den entsprechenden Jahresbänden der Tauber-Zeitung und des Tauber- und Frankenboten sowie aus Angaben des Statistischen Landesamts
  39. a b Bernd Dorbath: Aufstieg nach dem Krieg. In: Wertheimer Zeitung vom 23./24. Oktober 2010
  40. a b c Steffen Schreck: Das zweite Leben der Brücke. In: Wertheimer Zeitung vom 10. November 2010
  41. a b c Claudia Wieland: Von Nachen, „Maakühen“ und Fähren. In: Archivnachrichten Nr. 40, Landesarchiv Baden-Württemberg, März 2010 (PDF, 3.820 KB)
  42. Guido Weber: Wertheimer Zeitung vor 50 Jahren: 1960 Rekordjahr für den Tauberhafen. In: Wertheimer Zeitung vom 6./7. Januar 2011
  43. Homepage des Mainhafens Wertheim
  44. Grundlagenuntersuchung zu einem Binnenschifffahrts- und Hafenkonzept Baden-Württemberg (PDF, 907 KB)
  45. Erich Langguth: Wertheim als Sitz von Behörden. In: Wertheimer Zeitung vom 31. Dezember 2010/1./2. Januar 2011
  46. Main-Tauber-Kreis. Meine Heimat. Mein Kreis. Herausgegeben vom Staatlichen Schulamt Bad Mergentheim, Sparkasse Tauberbischofsheim und Kreissparkasse Mergentheim, 1985
  47. a b c Erich Langguth: Aus Wertheims Geschichte. Verlag des Historischen Vereins Wertheim e. V., Wertheim, 2004
  48. a b Erich Langguth: Frühe Stadtansichten. In: Beilage der Wertheimer Zeitung zur Michaelis-Messe 2010
  49. a b 50 Jahre Städtisches Krankenhaus Wertheim und seine Vorgeschichte (PDF, 1.794 KB)
  50. Krankenhaus-Übernahme ist vollzogen. main-netz.de vom 2. Oktober 2009, abgerufen am 27. Oktober 2010
  51. 5,1 Prozent bleiben bei der Kommune. main-netz.de vom 3. Mai 2010, abgerufen am 27. Oktober 2010
  52. Website des Glasmuseums
  53. Inschrift am Haus Hämmelsgasse 4
  54. Museum „Stiftung Schlösschen im Hofgarten"
  55. Albert Siegfried: Zeitweise eine Wohngemeinschaft. In: Wertheimer Zeitung vom 15. September 2009
  56. Die Freiheit malerischer Gefühle in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 31. Juli 2011, Seite R3
  57. Peter Riffenach: Grablege gewinnt ihre Würde zurück. In: Wertheimer Zeitung vom 20. Mai 2011
  58. Infotafel am Packhof-Kran
  59. Merkblatt der Stadt Wertheim zu Ehrungen (PDF, 65 KB)

Weblinks

 Commons: Wertheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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