- Smaragdtafel
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Die Tabula Smaragdina (lat. für „smaragdene Tafel“) ist ein traditionell dem Hermes Trismegistos zugeschriebener Text, der die philosophische Basis der Hermetik bildet. Es bleibt unklar, ob er antiker oder mittelalterlicher Herkunft ist.
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Die Tabula Smaragdina stellt ein Zitat aus einem Werk namens Geheimbuch der Schöpfung dar. Der Text wurde zur Grundlage der Alchemisten. Er beschreibt in typisch symbolischer Sprache alle vier Phasen Des Großen Werks der Alchemie. Nach Mircea Eliade in „Geschichte der religiösen Ideen“ soll diese Schrift in Spanien um 1150 aus dem Arabischen durch Gerhard von Cremona ins Lateinische übersetzt worden sein (Bd. 3/1, S. 149).
Die Aussagen der Tabula Smaragdina werden heute von vielen Esoterikern als grundlegende Wahrheiten angesehen, auf die sich auch das 1908 (anonym) veröffentlichte Kybalion mit seinen Sieben hermetischen Prinzipien beruft.
Lateinischer Text und Übersetzung der Tabula Smaragdina:[1]
- VERSIO TABULAE SMARAGDINAE HERMETIS
- Qualis ea Vulgo Latino Idiomate, e Phoenicio expressa circumfertur.
- VERBA SECRETORUM HERMETIS TRISMEGISTI
- 1. Verum, sine mendacio, certum et verissimum.
- 2. Quod est inferius, est sicut (id) quod est superius, et quod est superius, est sicut (id) quod est inferius, ad perpetranda miracula rei unius.
- 3. Et sicut omnes res fuerunt ab uno, meditatione unius: sic omnes res natae fuerunt ab hac una re, adaptione.
- 4. Pater ejus est Sol, mater ejus Luna; (5) portavit illud ventus in ventre suo; (6) nutrix ejus terra est.
- 5 (7). Pater omnis thelesmi totius mundi est hic.
- 6 (8). Vis (Virtus) ejus integra est, si versa fuerit in terram.
- 7 (9). Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter, cum magno ingenio.
- 8 (10). Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in terram, et recipit vim superiorum et inferiorum. (11) Sic habebis gloriam totius mundi. Ideo fugiat (fugiet) a te omnis obscuritas.
- 9. Hic (Haec) est totius fortitudinis fortitudo fortis: qua vincet omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit.
- 10 (12). Sic mundus creatus est.
- 11 (13). Hinc adaptiones erunt mirablies, quarum modus est hic.
- 12 (14). Itaque vocatus sum Hermes Trismegitus, habens tres partes Philosophiae totius mundi.
- 13 (15). Completum est quod dixi de operatione Solis.
- Eygendliche Obersetzung
- Der Hermetischen Smaragd=Tafel ins Deutsche auß dem Phönicischen.
- Verfaßung der geheimen Künste des Hermes Trismegistens
- 1. Warhafftig / außer aller Vnwarheit / gewiß und warlich sage ich:
- 2. Die Geschöpf hie nieden gesellen sich zu denen dort oben / und diese hinwiederumb zu jenen / auf daß sie mit gesambter Hand ein Ding herfür bringen mögen / so voller Wunder steckt.
- 3. Vnd gleich wie alles auß einem durch deß einigen Schöpffers Wort entstanden: Also werden auch alle Ding nunmehr auß diesem einzigen ding durch anordnung der Natur gebohren.
- 4. Sein Vatter ist die Sonne / und seine Mutter der Mond; die Lufft träget es gleich als in Ihrer Bärmutter; seine Säugamme aber ist die Erde.
- 5. Diß Ding ist der Vrsprung aller Vollkommenheit der Sachen so in der Welt sind.
- 6. Seine Krafft ist am vollkommensten / wann es wiederumb in die Erde eingekehret ist.
- 7. Scheide alsdann die Erde fein von einander / so sie im Fewer gewesen / und mache ihre Dicke je subtiler und subtiler durch Hülffe des allerlieblichsten Dinges in der Welt.
- 8. In Summa. Steige durch großen Verstand von der Erden gen Himmel / und von dannen wiederumb in die Erde / und bringe die Krafft der öbern und untern Geschöpff zusammen / so wirst du aller Welt Herrlichkeit erlangen: Dannenhero auch kein verächtlicher Zustand mehr umb dich sein wird.
- 9. Diß Ding ist in allen starcken Sachen zu starck; dann es so wol die subtilste Ding überwinden als auch die härteste und dichteste durchdringen kan.
- 10. Auf diesen Schlag ist alles geschaffen was die Welt begreifft.
- 11. Dannenhero können wundersame Dinge gewircket werden / wann es auff solche Weise angestellet wird.
- 12. Und mir hat man deßwegen den Namen Hermes Trismegistus gegeben / weil ich alle drey Theil der Weißheit dieser gantzen Welt besitze.
- 13. Diß sey gesagt von dem Meisterstück der chemischen Kunst.
Quellen
- ↑ Aus: J.J. Manget: Bibliotheca Chymica Curiosa. Genf 1702, Band I, S. 380ff. Zitiert nach Ruska: Tabula Smaragdina. S. 9f.
Literatur
- Julius Ruska: Tabula Smaragdina. Ein Beitrag zur Geschichte der hermetischen Literatur. Winter Heidelberg, 1926. Grundlegendes wissenschaftliches Werk zur Tabula. [1] (PDF mit hs. Anmerkungen des Verfassers.)
- Michael Frensch: Die Tabula Smaragdina. Eine hermetische Betrachtung. In: Hermetika 4/1983, (17) 18-24; 5/1984, 11-20; 6/1984, 10-18.
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