Sophie Charlotte von Preußen

Sophie Charlotte von Preußen
Prinzessin Sophie Charlotte von Hannover

Sophie Charlotte Herzogin von Braunschweig und Lüneburg (umgangssprachlich "von Hannover") (* 30. Oktober 1668 in Bad Iburg; † 1. Februar 1705 in Hannover) war die einzige Tochter von Sophie von der Pfalz und dem späteren Kurfürsten Herzog Ernst August von Braunschweig und Lüneburg. 1701 wurde sie zur ersten Königin in Preußen. Sie sprach fließend Französisch, Englisch und Italienisch und pflegte wie ihre Mutter eine enge Freundschaft mit Leibniz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sophie Charlotte wurde im Schloss Iburg geboren, wo ihr Geburtszimmer bis heute besteht. Ihre ersten fünf Lebensjahre verbrachte sie mit den Eltern im provinziellen Leben des Iburger Schlosses, ehe die fürstbischöfliche Familie 1673 die neu erbaute Residenz in Osnabrück, das Schloss Osnabrück, bezog, wo 1674 ihr Bruder Ernst August II. von Hannover geboren wurde. Sie war die einzige Tochter des Fürstbischofspaars und hatte drei ältere und drei jüngere Brüder. Die fürstbischöfliche Familie verließ Osnabrück und zog nach Hannover, nachdem ihr Onkel Johann Friedrich 1679 gestorben war und ihr Vater dessen Nachfolge im Fürstentum Calenberg antrat.

Sophie Charlotte wurde protestantisch erzogen, doch schlossen machtpolitische Erwägungen ihrer Eltern die Ehe mit einem Katholiken nicht aus, worauf ihre Erziehung Rücksicht nahm. Mit ihrer Mutter ging sie auf eine Reise nach Frankreich, wobei diese vorgeblich ihrem Interesse an Gartengestaltung nachging. Hauptinteresse der Reise war die mögliche Aussicht Sophie Charlottes auf eine Ehe mit dem Dauphin, dem Sohn des französischen Königs Ludwig XIV.

Nachdem der Versuch, Sophie Charlotte mit Louis von Frankreich zu vermählen, an den dynastischen Plänen dessen Vaters scheiterte, wurde Sophie Charlotte an das brandenburgische Kurfürstenhaus vermittelt. Am 8. Oktober 1684 heiratete sie den bereits einmal verwitweten Kurprinzen Friedrich von Brandenburg. Vier Jahre später starb der Große Kurfürst und Friedrich bestieg mit seiner Frau den kurfürstlichen Thron. Die Ehe war nicht glücklich; sie war aus politischen Gründen geschlossen worden, was in Hochadelskreisen an der Tagesordnung war. Die Kurfürstin gebar Friedrich I. drei Kinder, von denen nur ein Sohn überlebte, der spätere König Friedrich Wilhelm I.

Sophie Charlotte von Hannover
Sarkophag Sophie Charlottes im Berliner Dom

Sie erhielt 1696 das Gut Lietzow (auch Lützow) 1 km nordwestlich vor Berlin und ein Stück Land in der Nähe als Ausgleich für ihren Landsitz in Caputh bei Potsdam, den sie ihrem Gemahl zurückgegeben hatte und beauftragte den Architekten Arnold Nehring mit dem Bau einer Sommerresidenz. Als Arnold Nering einige Monate später starb, übernahm der Baumeister Grünberg die weitere Bauleitung. Unter seiner Regie wurden zwei südwärtsgerichtete Hofgebäude für die Betriebsräume und das Gesinde errichtet.

Dort lebte die Kurfürstin und spätere Königin relativ unabhängig, ihr Gemahl Friedrich hatte nur Zutritt, wenn er ausdrücklich eingeladen war, so zum Beispiel im Sommer 11. Juli 1699 als man das Schloss anlässlich der Geburtstages des Kurfürsten feierlich einweihte. Danach wurde die Sommerresidenz zur ständigen Residenz Sophie Charlottes.Um 1700 wurde das Schloss unter Eosander von Göthe zu einer repräsentativen Dreiflügelanlage ausgebaut.

Sophie Charlotte war eine Gegnerin der Politik des Premierministers Danckelmann, sie zog sich nach dessen Sturz 1697, bei dem sie maßgeblich mitgewirkt hatte, auf ihr Schloss Lietzenburg zurück, da sie am Berliner Hof politisch nichts auszurichten vermochte.

Am 18. Januar 1701 wurde sie von ihrem Ehemann zur ersten Königin in Preußen gekrönt.

Am 1. Februar 1705 starb sie während eines Besuchs bei ihrer Mutter in Hannover an einer Halsentzündung. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms. Nach dem Tode der Königin ließ der König das Anwesen Lietzenburg zu Ehren seiner verstorbenen Gemahlin in Charlottenburg umbenennen. Dieser Schritt hatte vor allem dynastische Gründe, denn Friedrich, ein in Ermangelung herausragender Ahnen und großer Taten von den Fürsten Europas belächelter Monarch, musste bestrebt sein die 1701 erworbene Königswürde international anerkannt zu wissen. Er stützte sich damit auf die dynastische Tradition des Hauses Hannover, indem er seine Gemahlin nach ihrem Tod glorifizierte.

Sophie Charlotte wird als sehr gebildet beschrieben. Sie sprach außer Deutsch fließend Italienisch, Französisch und Englisch. Sie zog bekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit an ihren Hof zu Lietzenburg, so zum Beispiel den Philosophen Leibniz, den sie schon als kleines Mädchen vom hannoveraner Hof kannte. Leibniz blieb zeitlebens ihr guter Freund und war häufig Gast in Lietzenburg. Sie führten intensive philosophische Disputationen und setzten sich zusammen für die Gründung einer wissenschaftlichen Akademie zu Berlin ein, welche dann auch im Jahre 11. Juli 1700 von Friedrich gegründet wurde. Zudem war sie musikalisch sehr gebildet. Sie spielte ausgezeichnet Cembalo, sang und pflegte die italienische Oper an ihrem Hof, zu deren Aufführung ein separates Opernhaus errichtet wurde. Die Musiker Attilio Ariosti und Giovanni Battista Bononcini standen jahrelang als Hofkapellmeister in ihren Diensten und komponierten diverse Opern.

In ihrem Geburtsort Bad Iburg ist der Charlottensee nach ihr benannt. Außerdem wurde die so genannte Rennbahn um den See, die Teil der Bundesstraße 51 ist, in Charlottenburger Ring umbenannt. In Berlin-Charlottenburg gibt es seit 1957 ein nach ihr benanntes Gymnasium, die Sophie-Charlotte-Oberschule.

Kinder aus der Ehe mit König Friedrich I.

Literatur

  • Stifting Preußische Schlösser und Gärten in Berlin-Brandenburg (Hrsg.in): Sophie Charlotte und ihr Schloss, München, London, New York 1999, ISBN 3-7913-2225-7
  • Clemens Götze: Das "musische Preußen" Sophie Charlottes. Kunst und Politik am Hof der ersten Königin in Preußen. Grin 2008.
  • Karin Feuerstein-Prasser: Die preussischen Königinnen. Piper 2005.
  • Renate Feyl: "Aussicht auf bleibende Helle. Die Königin und der Philosoph." Kipenheuer & Witsch 2006.

Weblinks


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