- Sophie Charlotte von Oldenburg
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Sophie Charlotte von Oldenburg (* 2. Februar 1879 in Oldenburg (Oldenburg); † 29. März 1964 in Westerstede) war die älteste Tochter des Großherzogs Friedrich August II. von Oldenburg und seiner ersten Ehefrau Elisabeth Anna von Preußen, die 1895 verstarb. Nach ihrer Heirat mit Prinz Eitel Friedrich von Preußen war Sophie Charlotte nach der damals üblichen Sprechweise auch bekannt als Prinzessin Eitel Friedrich.
Inhaltsverzeichnis
Ehe
Am 27. Februar 1906 fand ein im gesamten Deutschen Reich und natürlich besonders in Oldenburg beachtetes Ereignis statt: Eitel Friedrich von Preußen (1883–1942), der zweitälteste Sohn des Kaisers, heiratete Herzogin Sophie Charlotte. Ausmaß und Glanz der Feierlichkeiten in Berlin wurden noch dadurch erhöht, dass am selben Tag Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria ihre Silberhochzeit begingen, also eine „Doppelhochzeit“ gefeiert wurde.
Enge verwandtschaftliche Beziehung
Zwischen den Häusern Hohenzollern und Oldenburg bestand bereits eine engere verwandtschaftliche Verbindung. Die Mutter Sophie Charlottes war eine gebürtige preußische Prinzessin: Elisabeth Anna (1857–1895) – nach ihr wurde das ab 1895 erbaute Elisabeth-Anna-Palais in Oldenburg benannt; sie erlebte die Fertigstellung nicht mehr.
Ihr Vater, also Sophie Charlottes Großvater, der berühmte „rote Prinz“ Friedrich Karl von Preußen (1828–1885), hatte sich auf militärischem Gebiet durch zahlreiche Siege hervorgetan, besonders beim Sturm auf die Düppeler Schanzen im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864, bei den Schlachten gegen Österreich 1866, die den preußischen Sieg bei Königgrätz ermöglichten, und gegen die Franzosen 1870/1871, wofür er zum Generalfeldmarschall ernannt wurde. Theodor Fontane hat ein anschauliches Bild vom Leben des Prinzen in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg gezeichnet. Die Gemahlin Friedrich Karls, Sophie Charlottes Großmutter Marie Anna, geborene Prinzessin von Anhalt-Dessau (1837–1906), konnte noch kurz vor ihrem Tod an den Hochzeitsfeierlichkeiten ihrer Oldenburger Enkelin teilnehmen. Die Brautleute hatten als gemeinsamen Ururgroßvater König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und die allseits verehrte Königin Luise.
Als dem Oldenburger Erbgroßherzog 1879 sein erstes Kind geboren wurde, knüpften die Eltern bei dessen Namensgebung an die preußische Geschichte an: die Tochter wurde nach Sophie Charlotte von Hannover benannt, der Gemahlin des ersten preußischen Königs Friedrich I. Prinz Eitel Friedrich hatte auch über seine Mutter, Kaiserin Auguste Viktoria, gemeinsame Vorfahren mit seiner Braut: Die Kaiserin als geborene Herzogin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg stammte, ebenso wie die Oldenburger Herzöge aus dem Hause Holstein-Gottorp, von den ersten dänischen Königen aus dem Grafenhaus Oldenburg ab. Kaiser Wilhelm II. hatte die Oldenburger Verwandtschaft schon vor der erneuten Verbindung Oldenburgs mit Preußen durch die Hochzeit seines Sohnes mit der Großherzogstochter wiederholt auf Reisen in „sein“ Wilhelmshaven besucht; war die Erbauung der preußischen Stadt mit Kriegshafen doch durch den 1853 zwischen Oldenburg und Preußen abgeschlossenen Jade-Vertrag ermöglicht worden, in dem oldenburgisches Gebiet an Preußen abgetreten wurde. Der Kaiser kam auch im Juni 1900 nach Oldenburg, um an den Beisetzungsfeierlichkeien für Großherzog Nikolaus Friedrich Peter, dem Großvater von Sophie Charlotte, teilzunehmen.
Ausgiebige und aufwendige Feierlichkeiten
Heute kaum noch vorstellbar ist der Aufwand, der anlässlich der fürstlichen Hochzeit betrieben wurde. Die Zeitungen berichteten ausführlich über die Feierlichkeiten; natürlich widmeten auch die Oldenburger Nachrichten für Stadt und Land diesem Ereignis einige Tage lang jeweils mehrere Seiten. Schon etwa dreieinhalb Monate vor der Hochzeit hatte Oldenburg seine Herzogin und den kaiserlichen Verlobten gefeiert: Am 14. November 1905 besuchte Prinz Eitel Friedrich von Preußen die Heimat seiner Braut. Die Wahl dieses Termins ermöglichte es ihm, auch an den Feierlichkeiten zum Geburtstag des Landesherrn am 16. November teilzunehmen – so konnte Oldenburg drei Tage lang feiern.
Jubel und persönliche Anteilnahme der Oldenburger
Von Eutin herkommend, wo Eitel Friedrich vorher einen Tag mit der großherzoglichen Familie verbracht und dort auf dem Kellersee ausgedehnte Probefahrten mit dem Niki-Propeller des Großherzogs in Begleitung seines Schwiegervaters gemacht hatte, trafen die „Höchsten Herrschaften“ in einem Sonderzug in Oldenburg ein. Nachdem sie vor dem Fürstenbau am reich geschmückten Bahnhof durch die höchsten Amtsinhaber empfangen und begrüßt worden waren, fuhren sie in ihren Wagen zum Schloss – durch ein ununterbrochenes, festliches Spalier, gebildet von Mitgliedern der Oldenburger Vereine und Schulen aus Stadt und Land. Besonders beeindruckend soll die Eskorte von 80 Mitgliedern der ländlichen Reitklubs aus dem ganzen Herzogtum gewesen sein. Die umjubelten Festwagen zogen durch das Spalier über die Rosenstraße, den Pferdemarkt, die Heiligengeiststraße, die Langestraße, den Marktplatz, den Kasinoplatz – wo der Marineverein eine Ehrenpforte in Form eines vollständig getakelten Schiffmastes errichtet hatte – und den Inneren Damm; die Feststraße war prächtig geschmückt mit Flaggen, Kränzen, Girlanden, sämtliche Fenster und Balkons waren von Zuschauern dicht besetzt. Mehrmals musste der Zug anhalten, um Huldigungen in Form von Reden, Lied- und Gedichtvorträgen entgegenzunehmen.
Verabschiedung der Braut aus Oldenburg
Der 24. Februar 1906 gut drei Monate danach war für Oldenburg wohl fast ebenso wichtig wie die Hochzeit drei Tage später im fernen Berlin: Die junge Herzogin wurde in ihrer Heimat festlich verabschiedet. Zu diesem Anlass veranstaltete die Stadt für sie einen Fackelzug mit Musikkapelle, an dem natürlich an der Spitze der Magistrat und Stadtrat teilnahmen und unzählige Vereine aus Stadt und Land, zwei sogar aus Bremen. Die Häuser am Damm waren hübsch illuminiert, und an den verschiedenen Stellen wurden bunte Feuer abgebrannt; alle Fenster waren dicht besetzt. In dem der Hauptwache gegenüber liegenden großen offenen Bogenfenster des ersten Stockes stand die Herzogin, hinter ihr der Großherzog, die Frau Großherzogin, Erbgroßherzog Nikolaus und Herzog Georg (Bruder des Erbgroßherzogs). Ihnen zu Füßen marschierte der ganze Zug auf, und der ganze Schlossplatz war ein Feuermeer, und die ganze Umgebung taghell erleuchtet. In Oberbürgermeister Tappenbecks Glückwunsch-Rede zur Vermählung der Herzogin hieß es: „Eure Hoheit stehen im Begriff, in drei Tagen, wenn Vaterlandsfreunde ganz Deutschlands sich jubelnd, dankend, hoffend um den mit der Silbermyrte geschmückten Kaiserthron schaaren, als Tochter in das Kaiserhaus der Hohenzollern einzuziehen.“ Er schloss mit Hochrufen auf die Herzogin.
Der Großherzog dankte den Oldenburgern „für die Treue und Ergebenheit, die sie heute für mich und meine Tochter zum Ausdruck bringen. Ich bin mit meiner Tochter tief gerührt darüber, dass arm und reich, groß und klein in rührender Weise seine Teilnahme ausgedrückt hat zu unserem Feste. Meine Tochter wird auch in Zukunft, auch im fernen Lande stets in Treue Oldenburgs gedenken und immerfort eine gute Oldenburgerin bleiben.“ Nach brausenden Hochrufen wurde von der ganzen großen Menschenmenge „Heil dir, o Oldenburg“ gesungen.
Die in Oldenburg in Empfang genommenen Hochzeitsgeschenke wurden, wie damals bei Fürstenhochzeiten üblich, für die Öffentlichkeit im Schloss ausgestellt, mitsamt den Namen der Geber. Neben wertvollem Schmuck, Silbergerät, Bronzestatuen, einem Kronleuchter waren auch Stickereien und andere Handarbeiten unter den Geschenken sowie Gemälde von zumindest in Nordwestdeutschland so bekannten Künstlern wie Georg Müller vom Siel („eine große Landschaft“), Paul Müller-Kaempff („Mondaufgang“ auf dem Darß, dem Jagdgebiet des Prinzen), Karl Langenhorst (ein lebensgroßes Bild von Sophie Charlottes früh verstorbener Mutter), Hugo Duphorn („Waldbild aus Rastede“); Bernhard Winter hatte das Titelblatt einer Partiturmappe gestaltet.
Feiern in Etappen in Berlin
Auch über die Feierlichkeiten in Berlin wurde natürlich in Oldenburg ausführlich berichtet; hier kann nur eine kurze Zusammenfassung erfolgen. Am 26. Februar traf Sophie Charlotte in einem Sonderzug im Lehrter Bahnhof ein, in Begleitung unter anderem des Großherzogs und der Großherzogin, und wurde dort von Abgesandten des Kaisers empfangen. Eine „Königliche Equipage“ brachte sie zum königlichen Schloss Bellevue (1784-86 von Prinz Ferdinand, einem Bruder Friedrichs des Großen, erbaut, heute Sitz des Bundespräsidenten). Hier wurde „die Durchlauchtigste Herzogin Braut“ von der kaiserlichen Familie empfangen.
Am Nachmittag erfolgte der feierliche, prachtvolle Einzug in Berlin: Eine Eskadron Reiter mit Trompetern vorneweg, gefolgt von drei mit je sechs Pferden bespannte Kutschen mit Personen des Hofstaats von Sophie Charlotte, darauf der mit acht Pferden bespannte „große Königliche Staatswagen“ mit der „Herzogin Braut“ in Begleitung ihrer Großmutter Prinzessin Friedrich Karl und ihrer Oberhofmeisterin, mit königlichen Pagen auf den Tritten und umgeben von Reitern, vorn und hinter ihnen je eine halbe Eskadron Reiter der Garde du Corps. Es folgten wieder eine Eskadron Reiter, eine mit sechs Pferden bespannte Kutsche und zum Schluss eine Eskadron Reiter mit Trompetern.
Vor dem Einzug ins eigentliche Berlin durch das Brandenburger Tor schlossen sich der Gouverneur, der Kommandant und der Polizeipräsident von Berlin dem Zug an; auf dem Pariser Platz empfingen die Berliner Behörden, an ihrer Spitze der Oberbürgermeister, die „Herzogin Braut“ „Der Eindruck, den sie durch ihre holde Erscheinung und ihr anmutig-liebenswürdiges Wesen gemacht hat, ist ein ganz vorzüglicher und nachhaltender“, schrieben die „Altonaer Nachrichten“, und weiter: „die innigen Worte, die sie beim Empfange am Brandenburger Tor an den Oberbürgermeister mit gemütswarmen Tone gerichtet, ‚daß sie sich freue, in die Heimat ihrer Mutter, sich heimisch zu fühlen, und hoffe, ein treues Mitglied der kaiserlichen Familie zu werden‘, diese Worte haben die aufrichtigen Sympathien für das schöne Fürstenkind aus dem kerndeutschen Oldenburger Geschlecht vermehrt und vertieft.“
Über die Straße Unter den Linden bewegte sich der festliche Zug durch ein Spalier von Vereinen auf das königliche Schloss zu. Ein Salut von 72 Schüssen erscholl bei der Ankunft der Braut, und am Fuß der Schlosstreppe wurde sie vom Kronprinzen und den übrigen Prinzen des kaiserlichen Hauses empfangen. Am 27. Februar, dem Tag der Hochzeit – und Silberhochzeit des Kaiserpaars (an dem übrigens die Schüler in Preußen und in Oldenburg unterrichtsfrei bekamen) – fanden die Feierlichkeiten im königlichen Schloss statt. Nachdem die Kaiserin der Braut „die funkelnde königliche Prinzessinnen-Krone, mit dunkelroter Sammetfüllung zwischen den Diamantreifen“ aufgesetzt hatte, wurde im Kurfürstensaal die standesamtliche Eheschließung vollzogen.
Um 17 Uhr begann in der Schlosskapelle in glanzvollstem Rahmen mit den „Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften“ und geladenen Gästen, die kirchliche Vermählung „Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen mit ihrer Hoheit der Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg“, und gleichzeitig wurde „der Silbernen Hochzeit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten“ gedacht; die Traurede hielt Oberhofprediger Dryander. „Während des Ringwechsels erdröhnten vom nahen Lustgarten her der donnernde Salut der Geschütze, in die 36 Schüsse mischte sich feierlich Glockenklang.“ Anschließend nahmen das Kaiserpaar und das jungvermählte Paar in der Bildergalerie die Glückwünsche der Fürstlichkeiten entgegen, darauf folgte die „Defilier-Cour“ im Weißen Saal und danach die Zeremonien-Tafel im Rittersaal; ein Fackeltanz beendete den großen Tag.
Alltag nach der Hochzeit
Das frisch vermählte Paar begab sich zunächst nach Schloss Hubertusstock in der Schorfheide, dem kaiserlichen Jagdgebiet, wo es seine Flitterwochen verbrachte, danach bezog es die Villa Ingenheim in Potsdam. Diese war einst von ihrem Ururgroßvater, König Friedrich Wilhelm II. erbaut worden, für seine ihm „zur linken Hand“ angetrauten Mätresse Fräulein von Voss, dann „Gräfin Ingenheim“.
Als nach Ende des Ersten Weltkrieg Matrosen das Marmorpalais besetzten, nahm Prinz Eitel Friedrich die Kaiserin in dieser Villa auf, sie blieb hier bis zu ihrer Abreise in die Niederlande, wo der Kaiser im Exil lebte – übrigens die erste Zeit im Schloss Amerongen bei Nachfahren des Oldenburger Grafen Anton Günther, dem Grafen van Aldenburg-Bentinck.
Die Hochzeit der Herzogin Sophie Carlottes mit Prinz Eitel Friedrich von Preußen war die letzte Familienfeier des großherzoglichen Hauses in solch glanzvollem Rahmen; die sehr viel jüngeren Halbgeschwister Sophie Charlottes heirateten erst nach dem Ende der Monarchie.
Die mit so viel Pracht und froher Erwartung geschlossene Ehe des kaiserlichen Prinzenpaares brachte nicht das erhoffte Glück, sie blieb kinderlos und wurde 1926 geschieden. Prinz Eitel Friedrich heiratete nicht wieder. Sophie Charlotte dagegen heiratete im folgenden Jahr den Rittmeister Harald von Hedemann. Sie lebte mit ihm in Rastede, zunächst im Palais, dann ab Anfang der 1930er Jahre in der für sie erbauten Villa am Hankhauser Parkrand in Rastede. 1930 trat sie nach der Aufstellung derjenigen Parteigenossen, die Angehörige fürstlicher Häuser sind in die NSDAP ein und wurde unter der Nummer 306.866 registriert.[1] Nach dem Tod ihres Mannes 1951 zog die Herzogin in ein kleines Haus nach Bad Zwischenahn. Sie starb 1964 in Westerstede.
Literatur
- Nachrichten für Stadt und Land-Zeitschrift für oldenburgische Gemeinde- und Landesinteressen
- NN.(Hampel, München, zur Auktion „Nachlass der Prinzessin von Preußen“ 1996) Das Leben der Sophie Charlotte Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen, geb. Herzogin von Oldenburg
- Ingeborg Alix Prinzessin Stephan zu Schaumburg Lippe, Herzogin von Oldenburg: Bunte Bilder aus bewegten Zeiten. Kindheit und Jugend 1901-1919. Oldenburg o.J. darin auch Altonaer Nachrichten Nr.99 vom 28. Februar 1906
- Luther Helmut: Friedrich Karl von Preußen. Das Leben des „roten Prinzen“. Berlin 1995.
- Margarete Pauly: Stammtafel der Großherzöge von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in Europa. Oldenburg 2004
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 441.
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