Sougia

Sougia
Strand von Sougia

Sougia (griechisch Σούγια, (f. sg)) ist ein Ort mit etwa 110 Einwohnern[1] in der Präfektur Chania an der Südwestküste der griechischen Insel Kreta. Verwaltungsmäßig bildet Sougia zusammen mit den Bergdörfern Koustogerako (Κουστογέρακο), Livadas (Λιβαδάς) und Moni (Μονή) die Ortschaft Sougia im Gemeindebezirk Anatoliko Selino der Gemeinde Kandanos-Selino. Alle vier Dörfer zusammen haben nominell 262 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die kleine Ortschaft liegt am Ausgang der Agia-Irini-Schlucht und ist von steilen Felswänden umgeben. Das Bett eines nur noch nach starken Regenfällen im Winter fließenden Sturzbaches namens „Lakos Zografou“ begrenzt den Ort nach Osten. Das heutige Dorf wurde erbaut auf und zwischen den Ruinen der antiken Stadt Syia, welche zusammen mit Lisos einer der Häfen der weiter oberhalb gelegenen großen antiken Stadt Elyros war (für die bis zu 16.000 Einwohner in römischer Zeit angenommen werden). Da sich die Landmasse Westkretas geotektonisch bedingt seit der Zeitenwende in dieser Region um etwa fünf Meter gehoben hat (in Sougia gut ersichtlich an der ehemaligen Spülkante an den Felsen am Meer) ist der ehemalige Hafen trockengefallen und gehört teilweise zum heute bebautem Gebiet. Der heutige kleine Fischereihafen am westlichen Ende der Sougia-Bucht ist neuzeitlichen Datums.

Geschichte

Das antike Syia

Ruine einer frühbyzantinischen Basilika
Denkmal für Koustogerako

Der alte Name des Ortes „Syia“ (Συία seltener auch Συγία) ist vermutlich vom altgriechischen Wort sys (‚Sau‘) abgeleitet. Die Blütezeit des antiken Syias war in den römischen und frühbyzantinischen Jahren, sein Hafen genoss einen guten Ruf. Teile der antiken Stadt sind östlich des Flussbetts hangaufwärts zu begehen. Unter anderem sind die Überreste von zwei frühchristlichen Basiliken, römischen Gräbern, Häusern und Mauern zu sehen. Vermutlich wurde die Stadt von Sarazenen zerstört und entvölkert. Funde aus Syia sind im archäologischen Museum in Chania ausgestellt. Der Mosaikboden einer an Stelle der heutigen Kirche stehenden dritten Basilika aus dem 6. Jahrhundert ist erhalten und in der neuen Kirche im westlichen Teil des Ortes zu besichtigen.

Neuzeit

Der englische Reisende und Altertumsforscher Robert Pashley beschreibt den Ort Sougia 1835 als vollkommen unbewohnt. Schon er vermutete, dass die vorgefundenen Ruinenfelder die Überreste eines Hafens des antiken Elyros seien, dessen Standort zu dieser Zeit noch nicht sicher identifiziert war. Dabei bezieht er sich auf eine Küstenbeschreibung eines anonymen Autors aus byzantinischer Zeit.

Im Zweiten Weltkrieg waren deutsche Truppen in Sougia stationiert, wohingegen die nahegelegenen Bergdörfer als Rückzugspunkt des kretischen Widerstands galten. Die vormals deutlich bevölkerungsreicheren Nachbardörfer Koustogérako, Livadás und Moní wurden als Vergeltung für ein von Widerstandskämpfern verhindertes Erschießungskommando zerstört und dem Erdboden gleichgemacht.

Verkehr

Die Fähre von Paleochora nach Agia Roumeli (am Ausgang der Samaria-Schlucht) und Chora Sfakion macht Halt in Sougia. Zwei Mal täglich fährt eine Buslinie nach Chania. Die enge und kurvenreiche Straße nach Chania wird momentan (2008/2009) bus-tauglich ausgebaut.

Sougia heute

Da das gesamte meeresnahe Gebiet des Ortes als Archäologische Zone ausgewiesen ist, darf in Sougia nur sehr begrenzt an der Zufahrtsstraße Richtung Norden gebaut werden. Die abgelegene Lage etwa 70 km südlich von Chania und der mangelnde Baugrund hat das Aufkommen von Pauschaltourismus größeren Stils bislang verhindert. Trotzdem gibt es Übernachtungsmöglichkeiten in Pensionen oder Hotels und einige Tavernen an der Strandpromenade oder im Ort sowie zwei Diskotheken. Neben Landwirtschaft und Fischerei ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Die gesamte Bucht von Sougia wird von einem Kieselstrand gesäumt. Der östliche Teil dieses Strandes ist einer der letzten auf Kreta, an dem Wildcampen geduldet wird.

Wanderwege

In der Agia Irini-Schlucht

Eine gut einstündige Wanderung führt von Sougia nach Westen zu den Ruinen der antiken Hafenstadt Lisos entlang des Europawanderweges E4. Von Lisos aus führt der E4 weiter bis Paleochora. In östlicher Richtung teilt sich der E4 in einen küstennahen Abschnitt nach Agia Roumeli und einen Bergabschnitt bis zur Omalos-Hochebene in den Lefka Ori. Die Wanderung von Sougia durch die Agia Irini Schlucht bis zum gleichnamigen Dorf geht über 12 km durch eine Landschaft, die botanisch und geologisch der Samaria-Schlucht ähnlich ist.

Quellen

  • Robert Pashley, Travels in Crete, Cambridge, Pitt Press by John. W. Parker, 1837 ( Googlebooks )
  • Mediteraneo Editions: Kreta, 2007, ISBN 978-960-8227-88-0
  • Antonis G. Plymakis, Die Schlucht der heiligen Irene

Einzelnachweise

  1. Website der Präfektur Chania

Weblinks

35.24852423.810973

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