Bahnhof Josefslust

Bahnhof Josefslust

Das Waldgebiet Josefslust, zu dem auch der Wildpark Josefslust gehört, ist ein Jagdrevier des Hauses Hohenzollern beiderseits der Landesstraße 456 von Sigmaringen nach Krauchenwies. Josefslust wird als Straßenname der Stadt Sigmaringen im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg (Deutschland) geführt, ist aber kein eigenständiger Ortsteil von Sigmaringen.

Schweinefamilie im Wildpark

Inhaltsverzeichnis

Lage und Größe

Der Wildpark Josefslust ist Teil des „Sigmaringer Forst“, ein Waldgebiet, das im Norden von der Donau und im Süden von der Ablach eingefasst wird. Der Sigmaringer Forst ist nach dem Altdorfer Wald, der zwischen Bad Waldsee und Weingarten liegt, das größte zusammenhängende Waldgebiet Oberschwabens und erstreckt sich von Mengen bis Meßkirch. Er wird von zwei Straßen, im Westen der Kreisstraße 8267 von Laiz nach Göggingen und im Osten der Landesstraße 456 von Sigmaringen nach Krauchenwies, von Nord nach Süd in etwa drei gleichgroße Waldflächen geteilt. Der Name „Josefsluster Wald“ wird häufig fälschlicher Weise als „Josefswald“ tituliert, der Josefswald ist jedoch ein Gewannname im Josefsluster Wald. Der Josefsluster Wald umfasst heute eine Fläche von rund 15 km², davon sind 7,2 km² als Wildpark eingezäunt. Der „Wildpark Josefslust“ ist die mittlere Waldfläche zwischen K 8267 und L 456 und zudem der zentrale Punkt des Landkreises Sigmaringen[1].

Fürstlich Hohenzollerischer Wildpark Josefslust

Der Wildpark Josefslust ist ein weitläufiger, von einem Wanderwegenetz durchzogener Naturpark. Er kann jederzeit kostenlos besucht werden.

Haupteingang

Der Haupteingang zum Wildpark liegt an der Straße zwischen Krauchenwies und Sigmaringen. Nach Überqueren der Fahrbahn gelangt man vom Waldparkplatz zum Haupteingang, einer efeuberankten Toreinfahrt im Osten des Wildparks. Das schwere Eisentor ist von zwei Säulen gefasst. Auf ihnen thronen die gusseisernen Tierplastiken zweier Zwölfender.

Im Wildpark Josefslust befinden sich teils groß angelegte Schaugehege mit Wild der heimischen Tierwelt: Wildschweine, Rot- und Damwild. So befinden sich gleich am Eingang zwei Gehege für Wildschweine. Ein 2,5 Kilometer langer Rundweg führt zu den Gehegen für Rot- und Damwild, die jeweils bis zu 20 Hektar groß sind.

Des Weiteren zeichnet sich Josefslust durch ein weites Waldgebiet mit vielen zum Teil unter Naturschutz stehenden, sehr alten Bäumen, mehreren romantischen Seen, Skulpturen und einigen versteckt gelegenen alten Toren aus. Außerdem gibt es einen Grillplatz. Alte gusseiserne Wegweiser weisen Wanderer ihren Weg. Eigentümer des Parks ist das Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen.

Landschaftsbild

Der Wildpark Josefslust gehört zum Naturpark Obere Donau. Laut der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern – Geschäftsbereich Forst gibt es im Gebiet des Parks sehr nährstoffreiche Waldböden und damit Wälder mit einer überdurchschnittlich hohen Zuwachs- und Ertragsleistung. Er ist folgerichtig als besonders schutzbedürftiger Bereich für die Forstwirtschaft ausgewiesen: Die nachhaltige Sicherung der Erzeugung hochwertigen Holzes und der Erhaltung der für den Naturhaushalt bedeutsamen Waldfunktionen ist seine ganz elementare und laut Landesentwicklungsplan besonders schützenswerte Zielbestimmung.[2] So wird ebenfalls im Wildpark eine hochwertige Wiesenmahd durch die Fürstlich Hohenzollerische Forstverwaltung durchgeführt.

Geschichte

Die Anfänge von Josefslust liegen im 15. Jahrhundert. So gingen im Jagddistrikt „Faulbronnen“, in alten Karten als Waldfläche zwischen Krauchenwies und Sigmaringen gekennzeichnet, die Grafen von Werdenberg zu Sigmaringen und die Grafen von Zimmern zu Meßkirch ihrer Jagdleidenschaft nach. Um Streitigkeiten zu vermeiden, teilten die beiden Grafengeschlechter 1463 das Jagdgebiet auf und legten die Jagdgrenzen fest. Als 1535 die Grafen von Zollern die Werdenberger ablösten, wurde der Jagdbezirk noch bedeutsamer. Auch die nachfolgenden Adligen waren begeisterte Jäger und die Fürsten Joseph Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (1702–1769) und Karl Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (1724–1785) waren als Nimrode bekannt.

Der Name Josefslust geht zurück auf das 1727 durch Fürst Joseph Friedrich von Hohenzollern erbaute Jagdschlösschen namens „Josefslust“. Die erste Einzäunung entstand im Jahr 1790, wohl zur Vermeidung von Problemen mit der Bevölkerung wegen der Wildschäden, der Wildpark wurde unter Fürst Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen eingezäunt. Der Fürst kaufte den Bauern viele Weiderechte ab und durch Kauf und Tausch weiterer Flächen erreichte der Wildpark in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. 1403 Hektar war „Josefslust“ groß und reichte bis an die Gemarkungsgrenzen von Mengen, Scheer und Sigmaringendorf.

Ökonomiegebäude beim Jagdschloss

An den Zugängen wurden Häuser errichtet, deren Bewohner – stets Fürstliche Förster oder Holzmacher – diese Zugange zu bewachen und dafür Sorge zu tragen hatten, dass kein Wild „ausbüchsen“ konnte. An diese Ära der bewachten Park-Zugänge erinnern noch die alten Waldabteilungsnamen „Schätterhaus“ und „Torwardhaus“ an der Straße Krauchenwies nach Sigmaringen. Der westliche Bereich war vom „Oberjägerhaus“ bewacht. Im Wildpark war früher Schwarzwild und Rotwild „eingegattert“.

1850 ließ Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen (1811–1885) den Wildpark auf 840 Hektar verkleinern. Unter Fürst Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen (1835–1905) und Fürst Wilhelm von Hohenzollern-Sigmaringen (1864–1927) fanden hier noch Hofjagden statt, an denen Mitglieder des europäischen Hochadels teilnahmen.[3] Später wurde im weniger stark frequentierten Teil des Parks eine Tontauben-Schießanlage angelegt. Am 15. April 1892 wird in Josefslust Ernst Gottlieb Föhr geboren.

Um 1900 mussten unter Fürst Leopold Teile der Gemäldegalerie im Sigmaringer Schloss wegen der großen Borkenkäferplage in den fürstlichen Wäldern verkauft werden. Während des Ersten Weltkrieges wurden im Jahr 1917 wegen akuten Fleischmangels alle Wildschweine und große Teile des Dam- und Rotwildbestandes abgeschossen[4]. Im Jahr 1948 kam es zu einem starken Borkenkäferbefall, der die umliegenden Wälder heimsuchte. Alle älteren Fichtenwälder im weiten Umkreis des Oberjägerhauses sind dem Kahlfraß zum Opfer gefallen. Waldarbeiter aus Reutlingen und aus der Schweiz wurden im Oberjägerhaus einquartiert, Forstlehrlinge und Forstanwärter waren von der Forstdirektion Tübingen zur Borkenkäferbekämpfung abkommandiert worden. Unter Leitung von Forstmeister Wellenstein mussten sie mit „Viton“ (DDT) und Arsen dem Käfer zu Leibe rücken. Vergeblich, wie sich herausstellte. Erst die nassen und verhältnismäßig kalten Sommermonate zu Beginn der 1950er Jahre haben den Borkenkäfer dann eingedämmt.

Im milden Winter 2006/2007 wurde die komplette Umzäunung des Wildparks mit einer Länge von 14 Kilometern erneuert.

Weiher

In der umzäunten Fläche befinden sich zwei ehemals zur Fischzucht genutzte Weiher. Zum einen der auf 636 m ü. NN gelegene „Gögginger Weiher“ (48° 2′ 42″ N, 9° 12′ 24″ O48.0450833333339.20675636) und der 400 Meter östlich davon liegende „Ablacher Weiher“ (48° 2′ 47″ N, 9° 12′ 52″ O48.0463888888899.21444444444447). Beide Weiher können über einen Mönch abgelassen werden. Die Verlandung der Weiher wurde 2006 durch Ausbaggern und Neuanlage der Uferböschung aufgehalten. Der östlich der L 456 gelegene „Wusthau Weiher“ (48° 2′ 39″ N, 9° 15′ 9″ O48.0441666666679.2525590), auch „Wusthauer Weiher“ genannt, befindet sich auf rund 590 m ü. NN. Er ist im Winter aufgrund seiner schattigen und windstillen Lage Trainingsfreifläche des „Eishockeyclub (EHC) Barrakudas Sigmaringen“. Im Jahr 2007 wurde das Gewässer gesömmert. Alle drei Seeen sind sowohl als Wanderziele als auch als Angelgewässer beliebt.

Naturdenkmäler

  • Fürst-Friedrich-Eiche
  • Fürst-Leopold-Tannen
  • Fürstin-Margarete-Eiche
  • Forstdirektor Josef Riester-Eiche
  • Prinz-Franz-Josef-Eiche

Sehenswürdigkeiten

Jagdschloss Josefslust

Das Jagdschloss Josefslust

Das Jagdschloss Josefslust (48° 3′ 20″ N, 9° 13′ 44″ O48.0556111111119.22883333333337) („Jagdschlösschen“) befindet sich 250 Meter westlich des Haupteingangs. Es wurde 1727 vom begeisterten Jäger Fürst Josef Friedrich erbaut. An Stelle des alten Jagdschlösschens wurde im Jahre 1830 das Jagdschloss errichtet und diente als Fürstlich Hohenzollerische Revierförsterei. Ein Blechschild im Torbogen wies bis vor kurzem noch auf den Sitz hin.

Bis vor wenigen Jahren beherbergte das Jagdschloss Josefslust, in einem im Torbogen befindlichen Schaukasten, das ausgestopfte Tierpräparat des letzten auf hohenzollerischem Gebiet erlegten Wolfes. Er wurde am 18. Januar 1831 bei Gauselfingen erlegt, nachdem er im Juni 1830 in Pferche bei Kettenacker, Harthausen und Feldhausen eingebrochen war und drei Schafe gerissen hatte. Zwischenzeitlich wurde die in die Jahre gekommene Trophäe, von der Bevölkerung „Isegrim[5] genannt, restauriert und in den „Hubertussaal“ auf Schloss Sigmaringen verbracht.

Im Jahre 1956, nach 20-jährigem Dasein im Oberjägerhaus, durften die Familie Fischer in das so genannte „Schlössle“ umziehen.

Nach der Sanierung und Umbau durch die „Hohenzollern Architekten“ (Berlin) im Jahr 2006 erstrahlt das Jagdschloss Josefslust mit seinen schmiedeeisernen Fenstergittern wieder in neuem Glanz. Das Jagdschloss wird von Albrecht Johannes Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen (* 3. August 1954 auf Schloss Umkirch), Sohn von Friedrich Wilhelm Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen, dessen Frau Nathalie Viets-Rocabado (* 10. November 1970 in Hamburg) und Tochter Josephine Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen (* 31. Oktober 2002) bewohnt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

In der Nähe des Jagdschlosses wurden in der Vergangenheit keramische Funde gemacht, die in die flavische Zeit datieren.[6]

Landhaus

Das Landhaus

Rund 200 Meter westlich des Jagdschlosses befindet sich hinter einer hohen Hecke und elektrischem Zufahrtstor ein Landhaus (48° 3′ 20″ N, 9° 13′ 36″ O48.05559.22658333333337). Dieser 1956/57 erbaute Landsitz wird von Friedrich Wilhelm Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen (* 3. Februar 1924 auf Schloss Umkirch) bewohnt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Bahnhof Josefslust

Im Zuge der Errichtung der Bahnstrecke Sigmaringen–Krauchenwies durch die Großherzoglich Badische Staatseisenbahn wurde der Bahnhof Josefslust (48° 3′ 7″ N, 9° 15′ 10″ O48.0519444444449.25277777777787) geschaffen. Er stand auf Sigmaringer Gemarkung. Die Bahnstrecke gehörte zur Zugverbindung Radolfzell-Sigmaringen der Hegau-Ablachtal-Bahn, die im Kursbuch unter 320a zu finden war. Der Bahnhof Josefslust wurde mit der Streckeneröffnung im Personenverkehr am 6. September 1873 eingeweiht. Er lag 3,8 Streckenkilometer vom Anschlussbahnhof Krauchenwies der Strecke Radolfzell–Mengen entfernt. Nach 9,1 Streckenkilometern mit der Ankunft im Bahnhof Sigmaringen erhielt man Anschluss an die Donautalbahn UlmDonaueschingen, die Zollernalbbahn nach Tübingen und Aulendorf sowie die HzL-Nebenstrecke Sigmaringen–GammertingenHechingen. Der Schienenanschluss lag auf der Höhe des heutigen Strandbades von Krauchenwies (Steidlesee).

Balkenbrücke zwischen Sigmaringen und Sigmaringendorf

Mit der Gründung der Deutschen Reichsbahn am 1. April 1920 wurde die Badische Staatsbahn in die Reichsbahn eingegliedert. In den 1960er Jahren verkehrten bereits nur noch Schienenbusse zwischen Radolfzell und Sigmaringen. Nachdem die Strecke Krauchenwies-Sigmaringen zuletzt lediglich für den Güterverkehr genützt worden war, verlor die Bahntrasse am 1. Juni 1969 mit der Einstellung des Gesamtverkehrs endgültig an Bedeutung. Grund für die Stilllegung der Strecke Meßkirch-Sigmaringen waren die nicht mehr tragfähigen Brücken. Der Verkehr zwischen Radolfzell und Meßkirch blieb jedoch erhalten.

Ehemaliger Bahndamm bei Sigmaringendorf

Die Eisenbahnstrecke Krauchenwies-Sigmaringen wurde ab 1971 größtenteils zurückgebaut, die Brücken beim Wusthau Weiher und beim Unterjägerhaus sowie das Bahnhofsgebäude Josefslust abgerissen. Einzig erhalten geblieben ist eine nicht mehr befahrbare Balkenbrücke zwischen Sigmaringen und Sigmaringendorf über die Donau. Von ihr blieben drei Fachwerküberbauten mit obenliegendem Gleis von je 36 Meter Weite erhalten. Der Träger über ein weiteres Feld ist abgebaut. Weiterhin ist die beim Unterjägerhaus auf einem Bahndamm geführte alte Trasse noch sehr gut erkennbar. Geländeeinschnitte nördlich und nordöstlich des Wusthauer Weihers sind vollständig aufgeforstet beziehungsweise verholzt.

Hohschirm

Der Hohschirm (Januar 2007)

Der Hohschirm (48° 2′ 19″ N, 9° 12′ 7″ O48.0384805555569.20204444444457), auch Hochschirm genannt, ist ein Biberschwanzbedeckter, einstöckiger Turm mit aufgesetztem Pyramidendach und einer Grundfläche von 3,5 x 3,5 Metern. Er diente als Feuerwachturm im Revier Josefslust. Der Hohschirm scheint ältere Vorgänger gehabt zu haben, die mindestens so alt sind wie der gleichnamige Name des Gewannes. Der Hohschirm befand sich an der „Alten Poststraße“, einem wichtigen Verbindungsweg, der bereits zur Zeit der Römer bestand. Vielleicht stand hier einst ein Wachturm zur Sicherung der Römerstraße von Meßkirch (Villa Rustica westlich von Meßkirch) über Igelswies, Menningen ins Gewann Gänsler (mögliche Lage eines weiteren römischen Wachturms). Von dort ging der Weg durch den heutigen Wildpark Josefslust, am Gewann Poststock vorbei, direkt zur Straßenkreuzung zwischen Sigmaringen und Krauchenwies, am Abzweig nach Sigmaringendorf beim Pfaffenteich, weiter nach Sigmaringendorf (Furt an der Lauchertmündung) und zur Villa Rustica beim Hüttenwerk in Laucherthal.[7]

Forsthaus Josefslust

Das Forsthaus Josefslust (48° 3′ 28″ N, 9° 13′ 56″ O48.0578055555569.23211111111117) befindet sich 300 Meter östlich des Jagdschlosses östlich der L 456. Die frühere Fürstliche Oberförsterei Josefslust war bereits 1913 nach dem Tode des Oberförsters Ludwig Hörmann aufgehoben und mit der Oberförsterei Krauchenwies vereinigt worden[4].

Oberjägerhaus

Das ehemalige Oberjägerhaus

Das „Oberjägerhaus“ genannte und 1963 abgerissene Gebäude befand sich am „Westportal“ des Fürstlichen Walddoms und Wildparks Josefslust an der K 8267 auf Sigmaringer Gemarkung. Von 1827[8] bis 1963 bestand das zur Fürstlich Hohenzollerischen Oberförsterei Josefslust gehörende Oberjägerhaus – das „Pendant“ zum Unterjägerhaus auf der gegenüberliegenden Seite des Reviers Josefslust bei Sigmaringendorf. Als der Schutzbezirk Oberjägerhaus aufgelöst wurde, hat die Fürstliche Forstverwaltung das Haus als Waldarbeiterwohnung vermietet.

Das Oberjägerhaus war Forsthaus und autarker Bauernhof zugleich: die vordere Wohnhälfte war als Wohnraum genutzt, im hinteren Teil befanden sich Viehstall und Scheune, daneben noch Back- und Waschhaus sowie ein kleiner Holzschopf. Die hier wohnenden Försterfamilien (Familie Scheidmandel, ab 1928 Familie Fischer und ab 1956 Familie Schilling) bewirtschafteten damals zehn Morgen beziehungsweise drei Hektar Wiesen und Äcker sowie einen Gemüsegarten. Elektrischer Strom war nicht vorhanden, das Wasser für Mensch und Vieh musste aus einem Brunnen vor dem Haus gepumpt werden. Die Frau des Försters hatte die Aufgabe täglich um 12.00 Uhr das Glöcklein auf dem Hausdach zu läuten. Dann wussten die Holzmacher, dass es Zeit für die Mittagspause war. Läutete das Glöcklein jedoch zu einer anderen Zeit, so wussten die Holzmacher, dass etwas Außergewöhnliches passiert sein musste. So auch letztmalig am Montag, dem 9. November 1931 gegen Abend, als die Waldarbeiter nach dem Läuten die Hebamme holen mussten und kurz darauf ein gesunder Junge geboren wurde.[9]

Das Oberjägerhaus wurde samt Backhaus und Holzschopf 1963 abgebrochen. Das Gebälk war morsch geworden, auch wollte in ein Haus ohne Wasser und ohne Strom niemand mehr einziehen. Der Brunnenschacht und die Güllegrube wurden mit Bauschutt aufgefüllt und das Grundstück samt Wiesen und Äckern mit Fichten aufgeforstet. Die Familie Schilling, die zu dieser Zeit das Oberjägerhaus bewohnten, übersiedelte nach Josefslust in die inzwischen neu erbauten Waldarbeiterwohnungen auf der „Tannenwiese“.

Heute stehen an der Stelle des Oberjägerhauses Stangenhölzer, die allerdings von mehreren Stürmen der vergangen Jahren und Eisbruch im Jahr 1997 stark lädiert sind. Nichts erinnert mehr an frühere Zeiten.[10]

Unterjägerhaus (2007)

Unterjägerhaus

Das Unterjägerhaus (48° 3′ 25″ N, 9° 15′ 18″ O48.0568055555569.2549444444444590) liegt auf rund 590 m ü. NN westlich der Landstraße 455 und markiert den Ortseingang von Sigmaringendorf. Es wird ebenfalls bewohnt und kann deshalb nicht besichtigt werden. Das Unterjägerhaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts neu erbaut und ersetzte das alte Unterjägerhaus an fast identischem Standort, welches mit dem Bezug des neuen Hauses am 1. Dezember 1908 abgerissen wurde[4].

Trivia

Der feurige Wagen zu Krauchenwies ist eine mündliche Überlieferung über die geisterhafte Erscheinung eines Jagdzuges eines Sigmaringer Fürsten im „Thiergarten zu Krauchenwies“.[11]

Anmerkungen

  1. Karlheinz Fahlbusch: Sigmaringen ist der Mittelpunkt. In der Südkurier-Ausgabe vom 29. März 2003
  2. Selbstdarstellung Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern
  3. Karlheinz Fahlbusch: „Josefslust“ – Kein zoologischer Garten sondern ein Stück Heimat. In der Südkurier-Ausgabe vom 30. November 2002
  4. a b c Chronik der Gemeinde Sigmaringendorf
  5. Martina Goldau: Peterchens Mondfahrt und ganz viel Schnee. In der Südkurier-Ausgabe vom 8. Dezember 2006
  6. Friedrich Hertlein und Peter Goessler: Die Strassen und Wehranlagen des römischen Württemberg. (Friedrich Hertlein, Oscar Paret, Peter Goessler: Die Römer in Württemberg. Teil 2). Kohlhammer, Stuttgart 1930, S. 198
  7. Herbert Fießinger: Zwei vergessene Gögginger Landstraßen. In: Ders.: Gögginger Chronik. Band II: 1945 bis 1980. Göggingen. Juni 2005. S. 229–231
  8. Im Flur des Oberjägerhauses war auf einem Stein die Jahreszahl 1827 eingemeißelt, wahrscheinlich das Baujahr des Hauses.
  9. Karl Mägerle: Tafel erinnert an Vergangenes. In der Südkurier-Ausgabe vom 26. September 2003
  10. Otto Fischer: Eine Jugend ohne Nachbarn. Erinnerungen an das Oberjägerhaus im Forst zwischen Sigmaringen, Mengen und Meßkirch. In der Südkurier-Ausgabe vom 24. Dezember 2001
  11. Der feurige Wagen zu Krauchenwies. In: Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben. J. B. Metzler. 1852

48.0563888888899.22916666666677Koordinaten: 48° 3′ 23″ N, 9° 13′ 45″ O

Literatur

  • Hans Baron: Aus der Geschichte des Wildparks Josefslust. In: Hohenzollerischer Geschichtsverein (Hrsg.): Hohenzollerische Heimat. Heft 8. Jahrgang 1958. S. 21–22
  • Karl Dehner: Geschichte des fürstlichen Tiergartens Josefslust. Sigmaringen, Liehner, 1909
  • Michael Walter: Was sagt uns der Name Josefslust?. In: Schwäbische Zeitung. Leutkirch-Sigmaringen. 20 Juli 1951. Nr. 112

Weblinks


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