- Spickmich
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spickmich.de ist eine deutsche Social-Community-Plattform für Schüler in Form einer interaktiven Jugendzeitschrift. Sie zählt mit nach eigenen Angaben über 1.000.000 Nutzern (Stand: Juli 2008)[1] zu den größten Web-2.0-Plattformen für diese Zielgruppe im deutschsprachigen Raum.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
spickmich.de wurde im Februar 2007 [2] von den drei Kölner Studenten Tino Keller, Manuel Weisbrod und Philipp Weidenhiller gegründet. Das Besondere an spickmich.de ist, dass es neben den Funktionen eines Sozialnetzwerks (Social-Network) Schülern auch die Möglichkeit gibt, ihre Lehrer und ihre Schule auf der Seite zu bewerten. Aufgrund dieser umstrittenen Funktion erlangte spickmich.de eine ungewöhnliche Medienaufmerksamkeit, die sich positiv auf die Nutzerzahlen auswirkte. Siebzehn Monate nach der Gründung hatten sich bereits 800.000 [3] Schüler auf spickmich.de angemeldet. Die hohe Medienpräsenz steigerte auch das Interesse von Lehrern und Eltern für die Seite. Aus diesem Grund veröffentlichten die spickmich-Gründer im April SchulRadar.de. SchulRadar ist ein Portal, das Eltern und Lehrern die Möglichkeit gibt, die Schulbewertungen von spickmich.de einzusehen sowie selbst über die Schulen ihrer Kinder abzustimmen[4].
Lehrerbewertung
Auf dem Portal können Schüler verschiedene Eigenschaften ihrer Lehrer wie fachliche Kompetenz, Motivation, Beliebtheit, faire Prüfungen oder Auftreten mit Noten von eins bis sechs bewerten[5]. Die Noten werden anonym vergeben, Spaß- und Rachebenotungen jedoch, nach Angaben der Betreiber[6], herausgefiltert - was sich aber verständlicherweise auch nicht immer gewährleisten lässt. Damit die Noten der Lehrer überhaupt auf dem Portal erscheinen, müssen mindestens zehn Schüler einer Schule den gleichen Lehrer benotet haben (bis Frühjahr 2008 waren es fünf). Neben der Lehrerbenotung gibt es auch die Möglichkeit, die Schule in zehn verschiedenen Kategorien zu bewerten. Dazu gehören Kriterien wie technische Ausstattung, Zustand der Gebäude, Stimmung unter den Schülern, Fächerangebote, Schulleitung, Essens- oder Sportmöglichkeiten.
Funktionen
spickmich.de ist vorwiegend ein soziales Netzwerk für Schüler und bietet neben den üblichen Social-Community Funktionen wie z.B. eigene Seite, Bilder sowie Videos und Nachrichten, folgende Funktionen an:
- Erstellung und Beitritt bei sogenannten Clubs inklusive Clubforen.
- Nutzer haben die Möglichkeit, in sogenannten Battles (engl. battle - „Schlacht“) Bilder hochzuladen und damit gegeneinander anzutreten. Welches Bild in der gewählten Zeit die meisten Stimmen bekommt, gewinnt den Battle.
- Der Newsspicker ist eine Rubrik, in der regelmäßig Neuigkeiten von der internen Redaktion veröffentlicht werden. Die Themen sind dabei hauptsächlich Stars, Sport, Kurioses und andere zielgruppennahe Neuigkeiten.
- Die Quizfunktion' bietet eine große Anzahl von Quiz, die die User absolvieren und die Ergebnisse auf ihren Profilseiten anzeigen lassen können. Seit Juni 2008 können die User selbst Quiz erstellen.
- SpickmichTV ist eine Serie im Soap-Format die vom spickmich-Team produziert und wöchentlich veröffentlicht wird. Inzwischen gibt es schon 36 SpickmichTV-Folgen.
- Die Spickmich Top 10 ist eine Rangliste der besten und aktivsten User in Kategorien wie „aktivste User“, „Quiz Junkies“ oder „Top Freunde-Sammler“. Außerdem gibt es wöchentlich eine Meine-Stadt-Top-Ten
- Spicken ist eine Funktion, die es ermöglicht, andere User virtuell zu grüßen bzw. Kontakt mit ihnen aufzunehmen. „Spicken“ ist ein fiktives Wort ohne Bedeutung, das gleichzeitig Namensgeber für die Plattform ist.
- Die Chat-Funktion ist ein Instant Messenger, mit dem man innerhalb des Browsers mit seinen Freunden auf spickmich.de chatten kann.
- Des Weiteren können Nutzer Lehrerzitate auf die Seite hochladen. Diese werden von den Betreibern überprüft und beleidigende Äußerungen oder andere unpassende Kommentare herausgefiltert[7].
- Seit August 2008 gibt es auch sogenannte Spickmich-Dollar, mit denen man anderen Usern Geschenke machen, bei bestimmten Aktionen Lose oder Hintergrundbilder kaufen kann.
Kritik
Seit der Gründung des Portals gibt es immer wieder Proteste von Lehrern und Lehrerverbänden, ob man Pädagogen öffentlich an den Pranger stellen dürfe. [8] Genau das ermögliche nach Ansicht vieler Lehrer spickmich. Manche Datenschützer sehen in der Veröffentlichung personenbezogener Daten ohne ausdrückliche Genehmigung eine Verletzung des Datenschutzes und sehen die „Persönlichkeitsrechte der Lehrer nicht ausreichend geschützt.“[9]
Kritik richtet sich außerdem gegen die Art, wie die Bewertung zustandekommt. Es könne jeder anonym und ohne den betreffenden Lehrer zu kennen eine Benotung vornehmen, wenn man sich fälschlicherweise als Schüler eintrage, um Lehrkräfte zu bewerten. Die Namen der Lehrkräfte werden von den Schülern eingestellt und seien teilweise falsch geschrieben; dieselbe Lehrkraft erscheine manchmal unter mehreren Schreibweisen und werde unter ebendiesen jeweils „benotet“. Kritiker bezweifeln daher die Aussagekraft der Bewertungen im Sinne einer ernst zu nehmenden Evaluierung. Befürworter sprechen jedoch von einer ungefähren Stimmungsaufnahme, die bei entsprechender Beteiligung der Schüler einen allgemeinen Trend darstellt.
Klagen gegen spickmich
Am 27. Juni 2007 gab es eine erste Verhandlung vor der 28. Zivilkammer des Kölner Landgerichts. Eine Lehrerin vom Niederrhein hatte gegen spickmich.de geklagt, da sie Verletzungen ihres Persönlichkeitsrechts und im Datenschutz sah. Das Kölner Landgericht lehnte die Klage ab und entschied am 11. Juli 2007 (Aktenzeichen: 28 O 263/07) zu Gunsten von spickmich.de, da „die Benotung von Lehrern vom Grundrecht auf Meinungsäußerung gedeckt“ sei. In der weiteren Begründung des Landgerichts heißt es, es handele sich bei den Benotungen „nicht um Tatsachenbehauptungen, sondern um Werturteile“. Diese seien zulässig, „solange die Grenze zur Schmähkritik nicht überschritten werde.“ [10] [11] Schüler dürfen, ohne „gegen den Datenschutz oder Persönlichkeitsrechte zu verstoßen“ [12], Lehrer auf spickmich.de benoten. [13] Eine weitere ähnliche Klage wurde mit einer Entscheidung vom 22. August 2007 (Aktenzeichen 28 O 333/07) ebenfalls zurückgewiesen. In der mündlichen Berufungsverhandlung vor dem Oberlandesgericht Köln (Aktenzeichen 15 U 142/07) folgten die Richter im Wesentlichen der Argumentation der bestehenden Urteile [14] [15] . Allerdings erklärte das Gericht, dass eine Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofes oder des Bundesverfassungsgerichts hilfreich sei. Die Klagevertreter streben dies nun an.[16]
Am 30. Januar 2008 wurde die zweite Klage gegen spickmich abgewiesen.[17] Die Begründung des Gerichtes, das Portal trotz der massiven Bedenken der Datenschützer[18] online zu lassen, verweist darauf, dass a) die Bewertung bei spickmich keine allgemeine Schmähkritik, sondern nur vorgegebene Kategorien zulasse, die an sich nicht ehrenrührig seien; b) spickmich sei kein "öffentliches" Portal, weil man sich zur Einsichtnahme anmelden müsse und die Bewertungen der Lehrer nur über die einzelnen Schulen zugängig seien. Trotzdem rät das Gericht zu einer höchstrichterlichen Klärung in der Frage.[19]
Quellen
- ↑ OLG Köln, Urteil vom 03.07.2008, 15 U 43/08
- ↑ Schüler dürfen Lehrer benoten, Focus vom 27.11.07 [1]
- ↑ Kritik muss man aushalten, Sueddeutsche Zeitung vom 18.04.08 [2]
- ↑ Spickmich für Mama und Papa, Spiegel vom 08.04.08 [3]
- ↑ Spickmich.de - Das Online-Zeugnis für Lehrer, medienrecht-informationen blog vom 27.11.08 [4]
- ↑ Spickmich im Interview, Lehrerfreund am 12.12.07 [5]
- ↑ Streitgespräch über spickmich.de, Spiegelonline am 31.10.2007 [6]
- ↑ Mobbing oder faires Feedback?, WDR Radio vom 20.06.2007 [7]
- ↑ Stern-Online vom 07.07.2007 [8]
- ↑ Lehrer dürfen sexy und cool sein, Spiegel Online vom 11. Juli 2007[9]
- ↑ golem IT-News vom 11.07.2007 [10]
- ↑ Urteil spickmich.de, „Lehrer müssen mit Kritik umgehen können“ Focus Online vom 11. Juli 2007 [11]
- ↑ Gericht: Lehrer dürfen benotet werden, WDR.de vom 11. Juli 2007 [12]
- ↑ Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Köln vom 6. November 2007 [13]
- ↑ Heise Online vom 6. November 2007 [14]
- ↑ service.spiegel.de v. 3.12.07 [15]
- ↑ http://www.stern.de/computer-technik/internet/603723.html?nv=ct_mt Stern online vom 31.1.08
- ↑ [16]
- ↑ http://www.zeit.de/news/artikel/2008/01/30/2466638.xml DIE ZEIT vom 30. Januar 2008
Weblinks
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