Sport und Technik

Sport und Technik
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GST-Symbol von 1955

Die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) war eine paramilitärische Jugendorganisation in der DDR. Sie sollte offiziell vor allem der gemeinschaftlichen Freizeitgestaltung technisch und sportlich interessierter Jugendlicher dienen, die dazu erforderlichen technischen Mittel (wie Motorräder, Flugzeuge, Funkgeräte) zur Verfügung stellen und technische Sportarten und dazugehörige Sportförderung und Wettkämpfe, wie Motor- und Schießsportarten, pflegen bzw. veranstalten. Sie trug damit auch zur Militarisierung der Gesellschaft der DDR bei, indem sie unter anderem die gesetzlich vorgeschriebene vormilitärische Ausbildung (VA) zusammen mit der Nationalen Volksarmee an Schulen, Universitäten und in den Betrieben durchführte. Sie wurde am 7. August 1952 gegründet und im Frühjahr 1990 aufgelöst. Die GST gab monatlich die 32-seitige Zeitschrift S+T (Sport und Technik) heraus.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Briefmarke zum 30-jährigen Bestehen der GST (DDR 1982)

Ihre Bedeutung wuchs zunehmend vom bloßen Wehrsport zur „Schule des Soldaten von morgen“. Sie betrieb Ausbildungsbasen, Schießstände, führte Wehrausbildungslager und Wettkämpfe durch.

Durch die im Wehrdienstgesetz festgeschriebene Teilnahme an der vormilitärischen Ausbildung, ohne die in der Regel der Zugang zu Studium und Berufsausbildung versperrt war, kamen fast alle jungen Männer und Frauen mit der GST in Kontakt, die diese „Übungen“ organisierte, auch wenn sie keine Mitglieder der GST waren.

Ein Teil der Oberschüler (EOS) war, sofern männlich, Mitglied der GST. Das gleiche galt für Lehrlinge in Großbetrieben. Sie zahlten einen geringen Mitgliedsbeitrag (0,25 Mark für Schüler). Wie sehr das Militärische im Vordergrund stand, hing stark vom Ausbilder an der Schule ab. Neben der

  • allgemeinen vormilitärischen Ausbildung wurden
  • Wehrlager (für Jungen zwei Wochen am Ende der 9. Klasse) und ein so genannter Marsch der Bewährung für ca. fünf Tage im Jahr während der Berufsausbildung (an der EOS einmalig am Ende der 11. Klasse) und
  • Wettkämpfe (Wehrspartakiaden) durchgeführt.

Ab Anfang der 1980er Jahre funktionierten die betroffenen Jugendlichen die sogenannten Wehrlager-Aufenthalte immer mehr von vormilitärischer Ausbildung zur unterhaltsamen Klassenfahrtromantik um. Die Disziplinlosigkeit gegenüber jeglichen Militärischem nahm so stark zu, dass gegen Ende der 80er Jahre bestimmte Berufsschulen und Schulen keine Möglichkeit mehr hatten, die zentralen Wehrlager zu besuchen. Dabei spielte auch die zunehmend eingeschränkten finanziellen und materiellen Möglichkeiten eine Rolle. Als Alternative zur zentralisierten vormilitärischen Wehrlager-Ausbildung wurde die Nutzung betriebseigener Ferienlager üblich, in denen sich das Ziel straffer vormilitärischer Ausbildung aber nicht im entferntesten umsetzen ließ.

Die GST vereinigte dazu aber auch in ihren Reihen Jugendliche und Erwachsene beiderlei Geschlechts mit dem Ziel, sie durch den Sport körperlich zu ertüchtigen, mit technischen Kenntnissen auszurüsten und insgesamt für das Militär und internationale Sportwettkämpfe nutzbringende Kenntnisse und Fähigkeiten herauszubilden. Oftmals bot sie die einzige Möglichkeit, bestimmte Sportarten (zum Beispiel Segelfliegen, Motorfliegen, Schießsport, Tauchsport) legal auszuüben. Hintergrund bildete u. a. hier die Grund- und Laufbahnausbildung (2 Jahre) zur Vorbereitung auf den Wehrdienst in Speziallaufbahnen oder als Offizier.

Das attraktive Angebot derartiger Freizeitgestaltung wurde ab den 1970er Jahren mehr und mehr eingeschränkt (vor allem der Segelflug in Gebieten nahe der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland), nachdem wiederholt DDR-Bürgern mit Fluggeräten verschiedenster Art die Flucht in die Bundesrepublik gelungen war.

Es bestand für Jugendliche durch eine Mitgliedschaft in der GST die Möglichkeit relativ problemlos und kostengünstig einen Führerschein für LKW, PKW, Motorrad oder Moped zu erlangen. 1990 betrugen die aufzubringenden Kosten für eine komplette Ausbildung für den Motorradführerschein knapp 50 Mark und für einen LKW-Führerschein knapp 120 Mark.

Etwa ein Prozent der Ausgaben wurde aus dem offiziellen Verteidigungshaushalt bestritten, der Rest musste von anderen staatlichen Einrichtungen finanziert werden. Das Beitragsaufkommen der Mitglieder war zu vernachlässigen. Für Mitglieder gab es Uniformen, Dienstränge, Leistungsnadeln und Orden. Die GST-Vorstände wurden von hauptamtlichem Personal mit militärischem Hintergrund, meist ehemaligen Berufssoldaten, dominiert.

Im Jahr 1979 hatte die GST rund 530.000 Mitglieder in über 9.800 lokalen Sektionen. Neben den meist fachspezifischen Sektionen war die GST als Massenorganisation nach den Regeln des demokratischen Zentralismus in Grundorganisationen, Kreis- und Bezirksvorständen und dem Zentralvorstand organisiert.

Das eigentliche Ziel war es, auf diese Art freiwillig qualifizierten und engagierten Nachwuchs für eine langjährige NVA-Dienstzeit zu gewinnen, was sich jedoch in den Achtziger Jahren mit dem nahen Ende der DDR zunehmend schwieriger gestaltete. So wurde Berufsschülern erzählt, Übungen im Rahmen des Wehrunterrichts wären nur über die GST versicherungrechtlich abgesichert.

Die überwiegende Mehrheit der Mitglieder war an einem freiwillig verlängerten Militärdienst eher desinteressiert.

Sektionen

GST als Dachverband

Die GST trat auch als Dachverband folgender Sport-Organisationen auf, die technische Sportarten international vertraten:

  • Deutscher Schützenverband der DDR
  • Flug- und Fallschirmsportverband der DDR
  • Militärischer Mehrkampfverband der DDR
  • Radiosportverband der DDR
  • Seesportverband der DDR
  • Tauchsportverband der DDR

Leiter der GST

Literatur

  • Paul Heider: Die Gesellschaft für Sport und Technik (1952-1990). In: Handbuch der bewaffneten Organe der DDR. Weltbild, Augsburg 2007, ISBN 3-8289-0555-2 (Lizenzausgabe von: Torsten Diedrich, Hans Ehlert, Rüdiger Wenzke: Im Dienste der Partei. Ch. Links, Berlin 1998, ISBN 3-86153-160-7. ). 
  • Klaus Froh, Rüdiger Wenzke: Die Generale und Admirale der NVA. Ein biographisches Handbuch. 4. Auflage. Ch. Links, Berlin 2000, ISBN 3-86153-209-3. 
  • Ullrich Berger: Frust und Freude. Die zwei Gesichter der Gesellschaft für Sport und Technik. 1. Auflage. GNN Verlag, Schkeuditz 2002, ISBN 3-89819-111-7. 

Weblinks


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