St.-Helena-Riesenohrwurm

St.-Helena-Riesenohrwurm
St.-Helena-Riesenohrwurm
Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Ordnung: Ohrwürmer (Dermaptera)
Familie: Labiduridae
Gattung: Labidura
Art: St.-Helena-Riesenohrwurm
Wissenschaftlicher Name
Labidura herculeana
(Fabricius, 1798)

Der St.-Helena-Riesenohrwurm (Labidura herculeana), auch als St.-Helena-Ohrwurm bezeichnet, ist eine Ohrwurmart, die auf der abgeschiedenen Insel St. Helena im Zentralatlantik vorkommt oder vorkam. Er wurde 1798 vom dänischen Zoologen Johann Christian Fabricius entdeckt und beschrieben. Seit 1967 wurde er nicht mehr nachgewiesen. Trotzdem hoffen viele Wissenschaftler, dass er noch in einigen entlegenen Gebieten St. Helenas überlebt haben könnte.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der St.-Helena-Riesenohrwurm ist der größte Ohrwurm der Welt. Er wird bis zu 84 mm lang. Davon entfallen 50 mm auf die Körperlänge und 34 mm auf die Länge der Greifzangen. Der Körper ist glänzend schwarz mit rötlichen Beinen sowie kurzen Deckflügeln. Die Hinterflügel fehlen. Die Art hat große morphologische Ähnlichkeit mit dem allerdings nur 28 mm langen Sandohrwurm (Lapidura riparia), der ebenfalls auf St. Helena vorkommt.

Lebensweise

Labidura herculeana bewohnte tiefe Erdhöhlen, die er nur nachts oder bei Regen verließ. Seine Nahrung bestand vermutlich aus Pflanzen. Zu seinen Fressfeinden zählten vermutlich der ausgestorbene St.-Helena-Wiedehopf (Upupa antaios) sowie eingeschleppte Mäuse und Ratten.

Verbreitung und Lebensraum

Der St.-Helena-Riesenohrwurm lebt oder lebte in Flachlandgebieten, in „Gumwood Tree“-Wäldern oder in Seevogelkolonien auf Geröllplätzen. Vorkommen sind von Horse Point und Prosperous Bay sowie von der Eastern Arid Area auf St. Helena bekannt.

Status

Der St.-Helena-Riesenohrwurm wurde lange Zeit von der Wissenschaft ignoriert. 1913 sammelte der französische Naturforscher Guy Babault das zweite Exemplar (nach dem Typusexemplar von 1798), welches sich heute im Muséum national d'histoire naturelle in Paris befindet. Anschließend geriet die Art erneut in Vergessenheit, bis die britischen Ornithologen Douglas Dorward and Philip Ashmole im Jahre 1962 auf der Suche nach Vogelknochen in der Prosperous Bay einige enorme Greifzangen fanden. Der Zoologe Arthur Loveridge bestätigte später, dass diese Greifzangen zu einem riesigen Ohrwurm gehörten.

1965 entdeckte eine belgische Expedition in einem kleinen Areal in der Gegend von Horse Point im Nordosten von St. Helena lebende Individuen. Bis 1967 wurden etwa 40 Exemplare gesammelt und seitdem gilt die Art als verschollen. Vermutlich hat die Verfolgung durch Mäuse und Ratten, die Zerstörung der „Gumwood Tree“-Wälder sowie die Konkurrenz mit dem eingeschleppten Hundertfüßer Scolopendra morsitans zu seinem Verschwinden beigetragen.

Suchexpeditionen des Londoner Zoos in den Jahren 1988 und 1993 sowie weitere Suchen im Jahre 2003 durch Philip Ashmole und 2006 durch Howard Mendel blieben ohne Erfolg. 1995 wurde in der Prosperous Bay die subfossile Greifzange eines Weibchens gefunden.

Im November 2005 wurde in der Presse der Bau eines Großflughafens auf St. Helena angekündigt. Daraufhin sprachen sich viele Wissenschaftler dafür aus, auf den Flughafenbau zu verzichten, weil dadurch viele endemische Tierarten ausgelöscht werden könnten, darunter der St.-Helena-Riesenohrwurm, sofern er überhaupt noch existiert. Im Jahre 2007 sprachen sich 3800 Bewohner von St. Helena in einem Referendum für den Flughafen aus, so dass etwa gegen 2012 mit der Eröffnung des Flughafens gerechnet werden kann.

Derzeit wird der St.-Helena-Riesenohrwurm von der IUCN als „critically endangered“ eingestuft.

Literatur

  • P. Ashmole, M. Ashmole: St. Helena and Ascension Island: a natural history. Anthony Nelson, Oswestry, 2000. ISBN 0904614611
  • Karl Shuker: The Lost Ark: New and Rediscovered Animals of the Twentieth Century. Harper Collins, 1993. ISBN 0002199432
  • SM Wells, RM Pyle & NM Collins: IUCN Invertebrate Red Data Book. International Union for the Conservation of Nature and Natural Resources, 1983. ISBN 2880326028 (Online-Ausgabe)

Weblinks


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