- St.-Petri-Kirche Hamburg
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Die Sankt-Petri-Kirche ist die älteste Pfarrkirche Hamburgs. Sie ist nach dem Apostel und Märtyrer Petrus benannt und gehört zu den fünf Hamburger Hauptkirchen. Mit ihrer Lage an der Mönckebergstraße und an der Bergstraße markiert sie bei 9,48 m ü. NN den höchsten Punkt der Hamburger Altstadt.
Der 132 m hohe Kirchturm kann über 544 Treppenstufen bis auf eine Höhe von 123 m bestiegen werden und bietet durch Bullaugen einen guten Überblick über die Innenstadt. Er beherbergt ein dreistimmiges Geläut (Nominallinie: g°-b°-d'), dessen beide größeren Glocken in den Jahren 1922 (b°) und 1924 (g°) in der Glockengießerei Franz Schilling Söhne in Apolda gegossen wurden. Die kleinste Glocke (d') stammt noch aus dem 1878 von Hermann Große in Dresden gegossenen und im Ersten Weltkrieg größtenteils zerstörten, vierstimmigen Geläut mit der Schlagtonfolge es°-g°-b°-d'. Die derzeit größte Glocke ist den Aposteln Peter und Paul geweiht und wiegt 6 275 kg bei einem unteren Durchmesser von 213 cm.
Die evangelische Gemeinde zählt heute wenige hundert Gemeindemitglieder. Etwa 300 Personen arbeiten im Dienst der Gemeinde, als Seelsorger, Sozialarbeiter, Chorleiter, Handwerker etc., die Mehrzahl von ihnen ehrenamtlich.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Es wird vermutet, dass an der Stelle der heutigen Kirche die ursprüngliche Hammaburg und weitere Kirchen lagen. Vermutlich wurde sie Anfang des 11. Jahrhunderts gegründet. 1195 wurde sie zum ersten Mal als "Marktkirche" ecclesia forensis urkundlich erwähnt. Um 1310 erfolgte ein gotischer dreischiffiger Neubau, der 1418 fertiggestellt wurde. Die Umschrift des bronzenen Löwenkopfes, dem ältesten erhaltenen Kunstwerk Hamburgs, belegt die Grundsteinlegung des Turms im Jahre 1342.
Ein neuer Turm wurde 1516 fertiggestellt und überragte sogar den in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Hamburger Mariendom. Der Bau fiel 1842 dem Großen Brand zum Opfer. Die meisten Kunstwerke, wie zum Beispiel der Löwenkopf-Türgriff, wurden gerettet. Nur sieben Jahre später wurde der neugotische Neubau der Architekten Alexis de Chateauneuf und Hermann Peter Fersenfeldt an gleicher Stelle geweiht. 1878 wurde auch der heutige 132 m hohe Kirchturm fertiggestellt, der Entwurf des kupfernen Turmhelms stammt von Johann Maack.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlor die Gemeinde zahlreiche Mitglieder, weil Wohnviertel abgerissen wurden, um Kontor- und Kaufhäuser in der Innenstadt errichten zu können.
Die Kirche überstand den Zweiten Weltkrieg verhältnismäßig unversehrt.
Beim Bau des nahe gelegenen Gemeindezentrums wurden 1962 die Fundamente eines mittelalterlichen Turmes, des Bischofsturms, entdeckt.
1979 besetzten Atomkraftgegner die Kirche, unter den Besetzern war auch der spätere Hauptpastor Christoph Störmer.
Von 2005 bis 2007 finanzierten an der West- und Südfassade der Kirche aufgehängte Riesenposter der Bekleidungskette H&M die Sanierung des Kirchengebäudes.
Hauptpastoren von St. Petri siehe Liste der Hamburger Hauptpastoren.
Kirchenmusik
Die Restaurierung und Erweiterung der von Rudolf von Beckerath in den 1950er Jahren gebauten Orgel (Disposition: Helmut Tramnitz), die 2006 nach ihrer Restaurierung und Erweiterung wieder geweiht wurde, wurde ausschließlich aus Spenden finanziert. Das Instrument verfügt heute über vier Manuale und Pedal, 66 Register und 4.724 Pfeifen. Neben der großen Orgel verfügt St. Petri über eine Chororgel und die Orgel in der Martinskapelle, auch diese Instrumente stammen von Rudolf Beckerath und werden ab 2007 restauriert.
Leiter des „Hamburger Bachchores St. Petri“ und Organist von St. Petri war 32 Jahre lang Kirchenmusikdirektor Ernst-Ulrich von Kameke, sein Vorgänger war Helmut Tramnitz. Im Jahr 1996 übernahm dieses Amt Thomas Dahl, der 2007 zum Kirchenmusikdirektor ernannt wurde. Seit Oktober 2007 ist Christoph Schlechter (* 1981) als Zweiter Kirchenmusiker in assistierender Funktion an St. Petri tätig.
Kunstwerke
Bekanntestes Kunstwerk der St.-Petri-Kirche ist sicher der Löwenkopf-Türgriff am linken Flügel des Westportals, jedoch gibt es weitere Kunstwerke.
Aus St. Petri stammt der so genannte Grabower Altar des Meister Bertram von Minden (ca. 1340-1414/15), geschaffen 1379/83, seit 1900 in der Hamburger Kunsthalle. Dass ihn die Gemeinde von St. Petri im 18. Jahrhundert an die Kirche von Grabow schenkte, hat ihn vor der Zerstörung im Großen Brand 1842 gerettet. Der Hochaltar von St. Petri zeigt den Anspruch und Reichtum der Bürgerschaft - gewählt wurde einer der bedeutendsten, aus dem Prager kaiserlichen Umkreis stammenden Künstler der Zeit.
Im Nordschiff der Kirche hängt ein gotisches Tafelgemälde von etwa 1460, das den ersten Bischof Ansgar von Bremen, den „Apostel des Nordens“, zeigt. An einem Pfeiler im Chorraum befindet sich außerdem eine Holzstatue von Bernt Notke, um 1480/83, die ebenfalls den Erzbischof Ansgar mit der von ihm gegründeten Hamburger Marienkirche zeigt.
Aus dem 17. Jahrhundert stammen die zwei Ölgemälde „Jacobs Traum“ und „Christi Geburt“ von Gottfried Libalt. Sie wurden bei einem Säureattentat im Jahre 1977 beschädigt, konnten aber restauriert werden und sind seit Oktober 2001 wieder in St. Petri zu besichtigen.
Das Gemälde „Weihnachten 1813 in St. Petri“ befindet sich an einem Pfeiler zwischen Süd- und Hauptschiff und zeigt, wie Hamburger Bürger von napoleonischen Besatzern in die Kirche gesperrt werden, weil sie den Soldaten die geforderten Lebensmittel nicht übergeben konnten.
An der Fassade der St.-Petri-Kirche befinden sich außerdem neugotische Darstellungen der Evangelisten. Eine moderne Bronzeskulptur von Fritz Fleer zeigt Dietrich Bonhoeffer in Sträflingskleidung und mit gefesselten Händen.
Literatur
- Carl Malsch (Hrsg.): Die Hauptkirche St. Petri in Hamburg. Baugeschichte, Kunstwerke, Prediger. Friedrich Wittig Verlag, Hamburg 1978
Weblinks
53.5502777777789.9963888888889Koordinaten: 53° 33′ 1″ N, 9° 59′ 47″ O
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