Staatsarchiv Marburg

Staatsarchiv Marburg

Das Hessische Staatsarchiv Marburg ist das zentrale hessische Staatsarchiv für den nordhessischen Bereich. Es wurde 1869 durch das Königreich Preußen zunächst mit hessischen Altbeständen gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das hessische Staatsarchiv Marburg wurde nach der Annexion des Kurfürstentum Hessens durch Preußen nach dem Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 gegründet. 1869 vereinigte Preußen die bedeutendsten politischen Archive der Provinz Hessen-Nassau zu einem Staatsarchiv mit Sitz in der Universitätsstadt Marburg. Dort war das Archiv zunächst im Landgrafenschloss untergebracht. Das Staatsarchiv war hinsichtlich der Neuzugänge für die Behörden der Provinz Hessen-Nassau und alle staatlichen Behörden des Regierungsbezirks Kassel zuständig. 1938 erhielt es sein heutiges Archivzweckgebäude am Friedrichsplatz.

Im Bundesland Hessen ist das Archiv seit Ende 1946 für das Schriftgut der staatlichen Mittel- und Unterbehörden des Regierungsbezirks Kassel zuständig. Heute erstreckt sich sein Sprengel auch auf das erst später gegründete Regierungspräsidium Gießen.

Bestände

Vom Umfang seiner Bestände her ist das Hessische Staatsarchiv Marburg das mit Abstand größte Archiv in Hessen. Der zeitliche Rahmen der Überlieferung erstreckt sich von 760 bis in die Gegenwart. Mehr als

  • 130.000 Urkunden,
  • 63 Regalkilometer Akten und Amtsbücher, Salbücher, Protokolle, Rechnungen und Kataster,
  • ca. 420.000 Karten, Pläne und Plakate,
  • eine umfangreiche Bilder-, Handschriften- und Siegelsammlung,

machen das Archiv zu einem der bedeutendsten im deutschsprachigen Raum. Die hohen Besucher- und Nutzerzahlen entsprechen dem (1.130 Nutzer und Nutzerinnen mit 3.502 Benutzertagen im Jahr 2007[1]).

Die ältesten Bestände stammen aus den Reichsabteien Fulda und Hersfeld. Im weltlichen Bereich setzt die Überlieferung 1248 ein mit Beständen der Landgrafen von Hessen (seit 1567 der Landgrafen von Hessen-Kassel; 1803 Kurfürsten von Hessen) sowie der landgräflichen Nebenlinien.

Historische Bestände

Verlorene Zuständigkeiten

  • Das Hessische Staatsarchiv Marburg bewahrt die Alt-Archivalien aus der Zeit bis 1944 aus den Kreisen Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern (heute: Main-Kinzig-Kreis). Der Main-Kinzig-Kreis – entstanden in der Hessischen Gebietsreform mitte der 1970er Jahre – fällt heute in die Zuständigkeit des Hessischen Hauptstaatsarchivs in Wiesbaden.
  • Die Archivalien der Grafschaft Schaumburg, die 1932 zur Provinz Hannover kam, befinden sich heute im niedersächsischen Staatsarchiv Bückeburg, während die dieses Gebiet betreffenden Archivalien der hessischen Zentralbehörden in Marburg verblieben.
  • Die Archivalien des 1944 an den Regierungsbezirk Erfurt abgetretenen Kreises Schmalkalden befindet sich hingegen weiterhin in Marburg. Für die archivische Überlieferung ab 1944 ist das Thüringische Staatsarchiv Gotha zuständig.

Modernes Verwaltungsschriftgut

Aus der preußischen Zeit ab 1866 bis 1945 sind die Akten der in Kassel ansässigen Organe und Behörden der Provinz Hessen-Nassau und des Regierungsbezirks Kassel sowie der dort tätigen Unterbehörden archiviert, nach 1945 der staatlichen Stellen der Kreis- und Kommunalarchive.

Empfindliche Überlieferungslücken bestehen für die Zeit der NS-Diktatur, da die während der Bombenangriffe auf Kassel noch in den dortigen Behördenregistraturen lagernden Akten der preußischen Provinzialverwaltung im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Eine Herausforderung stellt das quantitativ umfangreiche Archivgut der Mittel- und Unterbehörden des Landes Hessen dar. Bewertung und Übernahme solcher Unterlagen erfordert vor allem auch im Hinblick auf die in Hessen bevorstehende Einführung eines elektronischen Dokumentenmanagement und der elektronischen Sachbearbeitung eine zwischen den Staatsarchiven hessenweit abgestimmte Vorgehensweise bei Bewertung und Übernahme von Archivgut.

Deposita

Das Staatsarchiv verwahrt nicht nur staatliche Überlieferung, sondern in großem Umfang auch Deponiertes:

  • nichtstaatliches Archivgut etlicher Nord - und osthessischer Städte und Gemeinden,
  • Adelsarchive,
  • Nachlässe von Politikern, Beamten, Gelehrten und Künstlern.

Das bisher im Staatsarchiv Marburg verwahrte Archiv der Baltischen Ritterschaften wurde im Mai 2006 an das Herder-Institut, Marburg, abgegeben.

Angegliederte Einrichtungen

Archiv der Philipps-Universität Marburg

Seit 2006 ist das Archiv der Philipps-Universität Marburg institutionell verselbstständigt. Räumlich ist es aber nach wie vor im Hessischen Staatsarchiv Marburg untergebracht, wo gegebenenfalls für Nutzer auch die Archivalien vorgelegt werden.[2]

Archiv der deutschen Jugendbewegung

Seit 2004 besitzt das Staatsarchiv mit dem Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein (Witzenhausen) eine Außenstelle, die mit ihrem reichhaltigen Bestand an Nachlässen und ihren bedeutenden Sammlungen einen Kristallisationspunkt für einschlägige Forschungen darstellt. Es sammelt und sichert die Dokumente der deutschen Jugendbewegung und deutscher Jugendverbände seit etwa 1890 bis heute.

Hessisches Zentralarchiv für Massenschriftgut

Ebenfalls 2004 wurde ein Außenmagazin in Neustadt (Hessen) eingerichtet, das als Zentralarchiv für das Massenschriftgut der hessischen Justiz dienen soll, das seit 2005 im Aufbau begriffen ist und vom Hessischen Staatsarchiv Marburg betreut wird. Eingelagert werden vor allem die dauerhaft aufzubewahrenden Grundbücher und Grundakten aus hessischen Grundbuchämtern. Der Umfang der Bestände ist mittlerweile auf ca. 3 Regalkilometer angewachsen.

Literatur

  • Hessisches Staatsarchiv Marburg. In: Alte Documente... sind uns so lieb als Gold. Kostbarkeiten aus hessischen Archiven. Hrsg.: Thomas Wurzel. Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Frankfurt am Main 2000.
  • C. Knetsch: Das Staatsarchiv zu Marburg. In: Archivalische Zeitschrift 39 (1930)
  • K. Leiskau: Der Neubau des Staatsarchivs in Marburg 1935-1938 = Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg 12. . Marburg 1999.
  • Tätigkeitsbericht[e] der Hessischen Staatsarchive, Marburg, Wiesbaden, Darmstadt 2007ff.
  • F. Wolff: Das Hessische Staatsarchiv in Marburg. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 27 (1977) (mit weiteren Literaturhinweisen)

Weblinks

Staatsarchiv

Quelle: Webseite des Staatsarchivs Marburg

Benachbarte Institutionen

Einzelnachweise

  1. Tätigkeitsbericht 2007, S. 32.
  2. Katharina Schaal: Das Archiv der Philipps-Universität Marburg. In: Archivnachrichten aus Hessen 7/2 (2007), S. 30 – 32.

siehe auch

Wilhelmshöher Kriegskarten


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