Staatsarchiv Wiesbaden

Staatsarchiv Wiesbaden

Das Hessisches Hauptstaatsarchiv ist eines von drei hessischen Staatsarchiven und hat seinen Sitz in der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Inhaltsverzeichnis

Name

Das Archiv wurde mehrfach umbenannt. Es hieß

  • bis 1945: Preußisches Staatsarchiv Wiesbaden
  • bis 1958: Staatsarchiv Wiesbaden
  • von 1958 bis 1963: Hauptstaatsarchiv Wiesbaden
  • seit 1963: Hessisches Hauptstaatsarchiv

Geschichte

Das Hessische Hauptstaatsarchiv geht auf die Archive der nassauischen Grafschaften und Fürstentümer zurück. Mit dem Eintritt der Fürsten von Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg zum Rheinischen Bund entstand 1806 das Herzogtum Nassau mit der Hauptstadt Wiesbaden. Die Änderung der Herrschaftsverhältnisse bedingte eine grundlegende Neuorganisation auch der Archivlandschaft. Das alte Regierungsarchiv der Linie Nassau-Usingen im Schloss Idstein erhielt nun die Funktion des herzoglichen Zentralarchivs, das die historischen Archivbestände der früheren Fürstentümer Nassau-Idstein und Nassau-Usingen aufnahm. Ihm unterstanden Außenstellen in Weilburg, Dillenburg und Hachenburg. Mit in das neue Zentralarchiv flossen die Archive jener mehr als 20 geistlichen und weltlichen Territorien ein, die 1803 beim Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst und den nassauischen Fürstentümer zugeschlagen worden waren.

Die Annexion des Herzogtums Nassau durch Preußen nach dem Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 führte zu einer weiteren Verwaltungsneuorganisation. Zusammen mit der vormals Freien Stadt Frankfurt ging es im preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden auf. Um dem starken Zuwachs an Archivgut gerecht zu werden, errichtete die preußische Archivverwaltung 1881 einen Archivneubau in der Mainzer Straße in Wiesbaden. Dieses Archivgebäude, das 1908/1909 um ein Magazingebäude erweitert wurde, überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet und wurde nach der Gründung des Landes Hessen 1945 zu einem der drei hessischen Staatsarchive. Es blieb regional zuständig für den Regierungsbezirk Wiesbaden. Auch nach dessen Auflösung 1968 betreut das Hauptstaatsarchiv bis heute das Archivgut der nachgeordneten staatlichen Dienststellen aus dessen ehemaligem Gebiet. Zusätzlich erhielt das Stadtarchiv Wiesbaden nach Gründung des Landes Hessen die Funktion eines Archivs für die zentralen Behörden und Institutionen des Landes – woraus sich die Bezeichnung Hauptstaatsarchiv ableitet.

Bestände

Die Bestände gliedern sich in sechs Obergruppen:

  • Altes Reich
  • Herzogtum Nassau
  • Preußen
  • Land Hessen
  • Bestände nichtstaatlicher Herkunft (Kommunen, Parteien, Verbände, sonstige Körperschaften, sowie von Einzelpersonen)
  • Sonderbestände und Sammlungen (Unterlagen zum Liegenschafts-, Personenstands- und Bevölkerungswesen, Handschriften und Kopiare, Druckschriften, Manuskripte, Karten, Pläne, Bild- und Tongut, kulturgeschichtliche Sammlungen sowie Dokumentationen.

Altbestände

Die Altbestände umfassen:

Neuzugänge

Das Hessische Hauptstaatsarchiv besitzt eine doppelte Zuständigkeit:

  • Ihm obliegt die Übernahme der historisch bedeutsamen Unterlagen der hessischen Ministerien sowie aller Behörden, Gerichte und staatlichen Einrichtungen mit einer Zuständigkeit für das gesamte Land Hessen. In dieser Funktion unterhält es außerdem ein Zwischenarchiv für Schriftgut, dass noch der behördlichen Aufbewahrungsfrist unterliegt.
  • Als Regionalarchiv ist es – wie die beiden anderen hessischen Staatsarchive in Marburg und Darmstadt – zuständig für das Archivgut der nachgeordneten staatlichen Dienststellen in den kreisfreien Städten
und den Landkreisen

Neben den Archivalien aus den Registraturen staatlicher Verwaltungen und kirchlicher Institutionen werden ergänzend auch Unterlagen nicht-staatlicher Herkunft, etwa von Parteien und Verbänden sowie Nachlässe von Wissenschaftlern, Personen der Zeitgeschichte und Politikernachlässe, so etwa von Karl Geiler, Erwin Stein und Heinrich Tröger verwahrt.

Umfang

Derzeit verwahrt das Hessische Hauptstaatsarchiv Bestände in einem Umfang von rund 50 Regal-Kilometern, die sich in über 1500 Bestände gliedern. Darunter befinden sich rund 65.000 Urkunden aus den Jahren 910 bis ca. 1850, ca. 130.000 Karten, 45 km laufende Akten und Amtsbücher (ab dem 15. Jahrhundert) und ca. 140.000 Fotografien.

Hinzu tritt eine Bibliothek mit ca. 89.000 Bänden.

Weitere Funktionen

Das hessische Hauptstaatsarchiv nimmt weiter zentrale Funktionen für die drei hessischen Staatsarchive wahr:

  • die Verfilmung historisch wertvoller hessischer Archivbestände im Auftrag des Bundes;
  • Federführung bei der Entwicklung und dem Betrieb moderner Archivinformationstechnologie, etwa der Nachweisdatenbank HADIS[1];
  • Beratung der Landesverwaltung in Fragen der Archivierung digitaler Aufzeichnungen und bei der Einführung von Dokumenten-Management-Systemen, die in naher Zukunft landesweit zum Einsatz kommen sollen.

Das Gebäude

Die Übernahme von Archiv- und Registraturgut aus den aufgelösten Behörden der Nachkriegszeit und der Zugang neuen Schriftguts aus den obersten Landesbehörden zehrten die Magazinkapazitäten rasch auf. Der zwischen 1981 und 1985 in der Mosbacher Straße in Wiesbaden errichtete Neubau spiegelt den aktuellen Stand der Archivtechnik und gilt noch heute als mustergültiger Archivzweckbau mit einem Fassungsvermögen von rund 70 km laufendem Archivgut.

Literatur

  • Das Hessische Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Geschichte, Aufgaben, Angebot (1985).
  • Repertorien des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden
  • Tätigkeitsbericht[e] der Hessischen Staatsarchive 2007ff

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. [www.hadis.hessen.de]

Weblinks

50.0633333333338.23944444444447Koordinaten: 50° 3′ 48″ N, 8° 14′ 22″ O


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