Standardtanz

Standardtanz
Ein Paar beim Standardtanz

Standardtänze wurden ursprünglich alle Gesellschaftstänze genannt. Mittlerweile ist es ein Sammelbegriff für den Langsamen Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox, Foxtrott und Quickstep.

Die vorgenannten Tänze, abgesehen vom Tango, werden auch als Schwungtänze bezeichnet. Der Tango hingegen ist ein Schreittanz.

Zusammen mit den Lateinamerikanischen Tänzen bilden die Standardtänze einen Großteil der Tänze des Welttanzprogramms.

Inhaltsverzeichnis

Charakteristik und Technik

Standardtänze sind „Bewegungstänze“, bei denen die Tänzer sich je nach Tanz mehr oder weniger schnell und raumgreifend fortbewegen. Typisches Merkmal der Standardtänze ist der Körperkontakt, mit dem die Tanzpartner ohne Unterbrechung verbunden bleiben. Die Lateinamerikanischen Tänze hingegen, die zweite Gruppe der Turniertänze, die ebenfalls aus fünf Tänzen besteht, werden mehr stationär und weitgehend ohne Körperkontakt getanzt.

Der Körperkontakt in den Standardtänzen erfordert ein hohes Maß an Balance, Haltung und wechselseitiger Führung. Bewegung, Balance und Haltung sorgen dann für einen harmonischen Bewegungsfluss der Paare. Der Herr führt: Er tanzt häufiger vorwärts und überblickt die Tanzfläche und damit die Figurenfolge. Führen bedeutet, den Körper mit seinen stabilen Kontaktflächen durch Verlagern des Körperschwerpunkts in der Vorwärtsbewegung entschlossen einzusetzen. Auf die Aktion des Herrn folgen unmittelbar die Reaktion der Dame und insgesamt eine harmonische abgestimmte Aktion des Paares. Wenn die Dame in der Vorwärtsaktion ist, dann hat sie die Übersicht über die Fläche und gibt nur Hinweise über den Freiraum vor ihnen; es führt jedoch weiterhin der Herr.

Tanzhaltung

Deutschland 1949

Standardtänze werden in geschlossener Tanzhaltung getanzt. Bei den vier Schwungtänzen (Langsamer Walzer, Wiener Walzer, Quickstep und Slowfox) legt der Herr seine rechte Hand mit geschlossenen Fingern auf den unteren Teil des linken Schulterblattes der Dame. Die linke Hand der Dame wird auf dem rechten Oberarm des Herrn platziert. Die Dame greift mit Daumen und Mittelfinger (manchmal auch zusätzlich Zeigefinger) zwischen Deltamuskel und Trizeps. Die rechte Hand der Dame liegt in der linken Hand des Herrn zwischen Daumen und Zeigefinger und wird von den Fingern des Herren umfasst. Sie wird im Idealfall in Augenhöhe der Dame (bzw. des kleineren Tanzpartners) gehalten und sollte auch bei erheblichen Größenunterschieden die Scheitelhöhe der Dame nicht überschreiten. Die Dame hält dabei ihre Arme selbst.

Die Tanzhaltung im Tango (dieser ist ein Schreit- und kein Schwungtanz) ist eine andere und sollte im selbigen Artikel behandelt werden.

Der Herr führt die Dame in erster Linie mit seinem Körper. D. h. mit dem rechten Teil des Brustkorbs und dem Becken (im Tango meist bis hinunter zum Knie). Die beiden Arme dienen dazu, der Dame einen Rahmen zu geben, in dem sie sich bewegen kann. Die Lateinamerikanischen Tänze hingegen, die zweite Gruppe der Turniertänze, wird mit etwas mehr Körperabstand getanzt. Charakteristisch für die Standardtänze ist auch, dass sich die Tänzer bei Figuren nie um ihre eigene, sondern immer um eine gemeinsame Achse drehen.

Tanzlehrer

Ein wichtiger englischer Tanzlehrer der Standardtänze ist Alex Moore. Ein wichtiges Buch ist „The Ballroom Technique“. Es enthält die gültigen Regeln für Standardtänze und ist erschienen in England, eine deutsche Übersetzung mit gleichem Titel ist erhältlich. Es gilt als Nachfolger des Buches von Alex Moore.

Einige bekannte Tänzer: Heiko Kleibrink und Giselle Keppel (Deutsche Rekordmeister), William Pino; und in Deutschland: Sascha und Natascha Karabey, Benedetto Ferrugia und Claudia Köhler.

American Smooth

International Style bezeichnet die Art der Standardtänze, wie sie in Europa, ausgehend von Großbritannien, getanzt werden. Im Gegensatz dazu ist der American Style jene Art zu tanzen, die in den USA kultiviert wird. Ein auffälliger Unterschied besteht z. B. darin, dass beim American Style bei den „Standardtänzen“ (American Smooth genannt) die Dame in Solodrehungen geführt wird und so die geschlossene Haltung aufgelöst wird. Getanzt werden nur die folgenden vier Tänze: Langsamer Walzer, Tango, Foxtrott und Wiener Walzer.

Turniertanz

Im Turniertanz, der in verschiedene Altersgruppen und Leistungsklassen unterteilt ist, werden die fünf Tänze stets in der obigen Reihenfolge getanzt. Jedes Paar beginnt in der D-Klasse, in der nur Langsamer Walzer, Tango und Quickstep getanzt werden. Nach einem festen Schlüssel erwirbt das Paar Aufstiegspunkte und Platzierungen und steigt so in seiner Altersgruppe über die C-, B- und A-Klasse in die Sonderklasse (S-Klasse), die höchste Amateurtanzsportklasse, auf. Es gibt folgende Altersgruppen: Kinder I und II, Junioren I und II, Jugend (unter 19 Jahre), Hauptgruppe I (ab 19) und II (27 bis 35 Jahre), Senioren I (beide Partner mind. 35 Jahre), Senioren II (ab 45 Jahre), Senioren III (ab 55 Jahre) und Senioren IV (ab 65 Jahre).

Die sportliche Organisation unterliegt dem Deutschen Tanzsportverband.

Turniere

Es werden regelmäßig Standard-Weltmeisterschaften ausgetragen. Eines der weltgrößten Turniere der Amateure und Profis in Deutschland sind die German Open Championships in Stuttgart, große Amateurturniere sind „Hessen tanzt“ in Frankfurt und das „Blaue Band“ in Berlin.

Siehe auch

Literatur

  • Alex Moore: The Ballroom Technique, 1936. Zu diesem originalen Werk gab es zahlreiche Neuauflagen seit 1948 von der Imperial Society of Teachers of Dancing (ISTD).
  • Alex Moore: Ballroom Dancing; 9. Auflage 1986, ISBN 0-7136-2794-8. Dies ist eine ausführliche Ausarbeitung des älteren Werks The Ballroom Technique.
  • Alex Moore: Ballroom Dancing; 10. Auflage 2002, ISBN 0-87830-153-4.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Standardtanz — Stạn|dard|tanz 〈m. 1u〉 für den Turniertanz verbindlicher Tanz: langsamer u. Wiener Walzer, Foxtrott, langsamer Foxtrott, Tango * * * Stạn|dard|tanz, der <meist Pl.>: für den Turniertanz festgelegter Tanz (langsamer Walzer, Tango, Slowfox …   Universal-Lexikon

  • Standardtanz — Stạn|dard|tanz …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Tango (Standardtanz) — Tango Technik: Standard Art: Gesellschaftstanz, Turniertanz, Paartanz Musik: Tango, Popmusik Taktart: 2/4 Takt …   Deutsch Wikipedia

  • Argentinischer Tango — Tango Argentino Technik: unspezifiziert Art: Gesellschaftstanz, Paartanz, Turniertanz (selten), Musik: Tango, Tango Vals, Milonga …   Deutsch Wikipedia

  • Linkswalzer — Wiener Walzer Technik: Standard Art: Paartanz, Gesellschaftstanz, Turniertanz Musik: Walzer …   Deutsch Wikipedia

  • Tango argentino — Technik: unspezifiziert Art: Gesellschaftstanz, Paartanz, Turniertanz (selten), Musik: Tango, Tango Vals, Milonga …   Deutsch Wikipedia

  • Tango rioplatense — Tango Argentino Technik: unspezifiziert Art: Gesellschaftstanz, Paartanz, Turniertanz (selten), Musik: Tango, Tango Vals, Milonga …   Deutsch Wikipedia

  • Schautanz — Ballett, für viele der Inbegriff vollendeter Tanzkunst. Tanz (von italienisch danza, ursprünglicher althochdeutscher Begriff laikan/laikin) nennt man auf Musik ausgeführte Körperbewegungen. Tanzen ist ein Ritual, ein Brauchtum, eine darstellende… …   Deutsch Wikipedia

  • Slow-Fox — Slowfox Technik: Standard Art: Paartanz, Gesellschaftstanz, Turniertanz Musik: Swing …   Deutsch Wikipedia

  • Slow Fox — Slowfox Technik: Standard Art: Paartanz, Gesellschaftstanz, Turniertanz Musik: Swing …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”