- Stasiuk
-
Andrzej Stasiuk (* 25. September 1960 in Warschau) ist ein bedeutender polnischer Autor, Journalist und Literaturkritiker.
Stasiuk ging einen ungewöhnlichen Lebensweg, ehe er Autor wurde. Nach eigenen Angaben wurde er von der Schule verwiesen und engagierte sich als Pazifist, was ihm einen anderthalb Jahre dauernden Gefängnisaufenthalt bescherte, nachdem er während seines Militärdienstes desertiert war.
Die Gefängniserlebnisse verdichtete er in seinem Debütwerk, dem Erzählband Mury Hebronu (1992) (dt. Die Mauern von Hebron) (2003), einem Werk, das wegen seiner zwar drastischen, literarisch aber außerordentlich ansprechenden Prosa heftigste Reaktionen in der polnischen Öffentlichkeit erregte und Stasiuk über Nacht zu einem berühmten Mann machte. Zu seinen Vorbildern zählte Stasiuk in einem Gespräch mit Stanisław Bereś (Historia literatury polskiej w rozmowach. XX-XXI wiek [Polnische Literaturgeschichte in Gesprächen. 20-21. Jh.], Warschau 2002, S. 432f) u. a. W. H. Auden, Allen Ginsberg, Dylan Thomas, Joseph Brodsky, sowie Oskar und Czesław Miłosz. 1995 erschien sein Roman Biały kruk (dt. Der weiße Rabe, 1998), der noch im selben Jahr vom Regisseur Jerzy Zalewski als Gnoje verfilmt worden ist. Stasiuk selbst spielte in einer Statistenrolle mit. In Deutschland wurde Stasiuk bekannt, nachdem eine Übersetzung seines Erzählbandes Dukla (1997), dt. Die Welt hinter Dukla, im Jahr 2000 erschienen ist.
Stasiuk schreibt seit Jahren Kritiken und Essays für die größten polnischen Tageszeitungen Gazeta Wyborcza und Rzeczpospolita, aber auch für den L'espresso und die deutschen Blätter Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung. Seine Werke, die er seit Mitte der 90er Jahre in dem gemeinsam mit seiner Frau Monika Sznajderman betriebenen Verlag Wydawnictwo Czarne herausgibt, wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2002 wurde Andrzej Stasiuk mit dem Samuel-Bogumil-Linde-Preis ausgezeichnet. Sein Werk Jadąc do Babadag (2004) mit Reiseskizzen wurde am 2. Oktober 2005 mit dem Nike-Preis als bestes polnisches Buch des Jahres ausgezeichnet. Es erschien im Sommer 2005 in deutscher Übersetzung. 2006 wurden die Opowieści galicyjskie (dt. Galizische Geschichten) von Dariusz Jabłoński verfilmt. Eines seiner wiederkehrenden Themen ist das Verhältnis des polnischen Volkes zu seinen Nachbarn, das er im folgendem Satz prägnant zusammenfasste: "Pole sein, heißt, der letzte Mensch östlich des Rheins zu sein. Denn für einen Polen sind die Deutschen so etwas wie gut konstruierte Maschinen, Roboter; die Russen dagegen sind schon ein wenig wie Tiere." (Stasiuk in einem Interview mit Gerhard Gnauck, "Die Welt" 14. März 2007). 2008 ist die deutsche Ausgabe des 2007 in Polen herausgegebenen Buches Dojczland erschienen.
Werke
- Mury Hebronu (opowiadania), Wydawnictwo Głodnych Duchów, 1992. (dt. Die Mauern von Hebron, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003.)
- Wiersze miłosne i nie, Poznań: Biblioteka "Czasu Kultury", 1994.
- Biały kruk (powieść), Poznań: Biblioteka "Czasu Kultury", 1995. (dt. Der weiße Rabe, Berlin: Rowohlt, 1998.)
- Opowieści galicyjskie (opowiadania), Kraków: Znak, 1995. (dt. Galizische Geschichten, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2002.)
- Przez rzekę (opowiadania), Gładyszów: Czarne, 1996. (dt. Über den Fluß, Erzählungen, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2004.)
- Dukla (opowiadania), Gładyszów: Czarne, 1997. (dt. Die Welt hinter Dukla, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2000.)
- Dwie sztuki (telewizyjne) o śmierci, Gładyszów: Czarne, 1998.
- Jak zostałem pisarzem (próba biografii intelektualnej), Gładyszów: Czarne, 1998. (dt. Wie ich Schriftsteller wurde: Versuch einer intellektuellen Autobiographie, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2001.)
- Dziewięć (powieść), Gładyszów: Czarne, 1999. (dt. Neun, Roman, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2002.)
- Moja Europa. Dwa eseje o Europie zwanej Środkową (wraz z J. Andruchowiczem), Wołowiec: Czarne 2000. (dt. Mein Europa: zwei Essays über das sogenannte Mitteleuropa (zusammen mit Juri Andruchowytsch), Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2004.)
- Tekturowy samolot (szkice), Wołowiec: Czarne, 2000. (dt. Das Flugzeug aus Karton, Essays, Skizzen, kleine Prosa, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2004.)
- Opowieści wigilijne (gemeinsam mit Olga Tokarczuk und Jerzy Pilch), Czarna Ruta, 2000.
- Zima i inne opowiadania, Wołowiec: Czarne 2001.
- Jadąc do Babadag, Wołowiec: Czarne 2004. (dt. Unterwegs nach Babadag, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005.)
- Noc. Słowiańsko-germańska tragifarsa medyczna, Gładyszów: Czarne 2005.
- Fado, Gładyszów: Czarne 2006. (dt. Fado. Reiseskizzen, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008.)
- Dojczland, Gładyszów: Czarne 2007 (dt. "Dojczland", Frankfurt am Main, Suhrkamp, 2008)
Weblinks
Andrzej Stasiuk in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Rezensionen
- Dojczland
- Die Welt hinter Dukla
- Wie ich Schriftsteller wurde
- Neun
- Galizische Geschichten
- Die Mauern von Hebron
Personendaten NAME Stasiuk, Andrzej KURZBESCHREIBUNG polnischer Autor, Journalist und Literaturkritiker GEBURTSDATUM 25. September 1960 GEBURTSORT Warschau
Wikimedia Foundation.