Stehkragen

Stehkragen
Mann mit Stehkragen (um 1850)

Der Stehkragen ist ein wesentliches Stilmerkmal des Hemdes im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Kragenform wurde etwa ab 1850 vorwiegend getragen. Heutzutage haben moderne Hemden einen Umlegekragen, der den schmalen Krawattenteil verdeckt.

Inhaltsverzeichnis

Vatermörder

mit Stehkragen und Schleife

Der Stehkragen wurde umgangssprachlich auch als Vatermörder bezeichnet. Dazu existieren mehrere naheliegende Erklärungen: Der Begriff beruht auf einem Übersetzungsfehler. In Frankreich nannte man den Stehkragen parasite, entweder weil er nur ein zu knöpfender Zusatz zum Hemd war, alleine also nicht bestehen konnte[1] oder weil sich an ihm ob der Nähe zum Munde leicht Speisereste festsetzten, er also zum Parasiten, Mitesser wurde.[2] Da ein ähnlich klingendes französisches Wort parricide jedoch Vatermörder bedeutet, entstand diese Bezeichnung in Deutschland. Eine populäre Erklärung ist die wegen der Steifheit und Höhe einengende Eigenschaft des Stehkragens, der damit seinen Träger, den Vater, umbringen könnte.

Beschaffenheit und Anlass

Der Stehkragen wurde auf die seinerzeit kragenlosen Hemden aufgeknöpft. Nach vorne war er offen. Der Stehkragen ist ein sehr vornehmer Kragen für besondere Anlässe. Hemden mit Stehkragen werden besonders in Verbindung zu Smoking, Frack und Cut getragen; dazu gehört immer eine Schleife und keine Krawatte.

Uniformkragen

Ebenfalls als Stehkragen bezeichnet man den um die Mitte des 19. Jahrhunderts aufkommenden Uniformkragen. Diese Krägen waren ursprünglich in Höhe des Adamsapfel aufgesetzt und mit starken Einlagen aus Leinen, vielfach auch Metallstäbchen, fest eingearbeitet oder herausnehmbar, versehen. Die zeitweilig sehr hohen Krägen ließen ein Nicken des Kopfes nur eingeschränkt zu und zwangen die Träger zu einer „hochnäsigen“ Kopfhaltung. In der Regel waren die Krägen in der Farbe der Ärmelaufschläge und Paspelierungen, abweichend vom Grundstoff gearbeitet. Bei Mannschaftsuniformen verzichtete man auf die Versteifungen, um sie feldtauglich zu machen. Da die Uniformen ohne Hemdkragen getragen werden konnten, aber dicht am Hals anlagen, waren sie innen mit einem Inlett versehen – meist in weiß, herausknöpfbar und waschbar.

Heutige Stehkrägen sind bis zum Halsansatz geschnitten und reichen nicht viel höher als der Adamsapfel. Da man sie jetzt halbrund arbeitet, stehen sie nicht mehr ab. Stattdessen fallen sie nach innen zum Hals hin ab, was ihnen die gleiche Optik verleiht wie früher. Obwohl sie dadurch nicht mehr so einengend und unbequem sind, haben sie diesen schlechten Ruf jedoch noch nicht völlig verloren.[3]

Uniform-Stehkragen:

Quellen und Weblinks

  1. http://www.mode-lexikon.net/lexikon/l_159_Vaterm%C3%B6rder.html
  2. Knaurs Wörterbuch 1985
  3. Lexikon der Mode, Woldemar Klein Verlag, Baden-Baden 1950

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