- Steinau (Oder)
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Ścinawa Basisdaten Staat: Polen Woiwodschaft: Niederschlesien Landkreis: Lubin Fläche: 13,54 km² Geographische Lage: 51° 25′ N, 16° 25′ O51.41666666666716.416666666667Koordinaten: 51° 25′ 0″ N, 16° 25′ 0″ O Höhe: 100 m n.p.m Einwohner: 5.920 (30. Juni 2007[1]) Postleitzahl: 59-330 Telefonvorwahl: (+48) 76 Kfz-Kennzeichen: DLU Wirtschaft und Verkehr Zweige: Landwirtschaft, Chemieindustrie Straße: Trzebnica–Lubin Nächster int. Flughafen: Breslau Gemeinde Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde Gemeindegliederung: 22 Ortsteile Fläche: 164,5 km² Einwohner: 10-531 (30. Juni 2007) Verwaltung (Stand: 2007) Bürgermeister: Andrzej Holdenmajer Adresse: Rynek 17
59-330 ŚcinawaWebpräsenz: www.scinawa.com.pl Ścinawa (deutsch: Steinau an der Oder) ist eine Stadt im Powiat Lubiński in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Die Stadt liegt rund 35 km nordöstlich von Legnica an der Oder. Sie hat rund 6.000 Einwohner und bildet eine Stadt- und Landgemeinde, in der etwa 10.500 Menschen leben.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Stadt liegt 35 km nordöstlich von Legnica (Liegnitz) und etwa 20 km nordwestlich von Wołów (Wohlau), südlich der Mündung der Żimnica in die Oder. Den schmalen Streifen, wo die Oder von Lubiąż (Leubus) 30 km lang in Richtung Norden fließt, bezeichnet man auch als Steinauer Oderdurchbruchstal. Das Stadtzentrum befindet sich rund 2 m oberhalb des Żimnica-Tals auf etwa 100 m ü. NN. Es wird im Osten vom Odertal, im Süden von der Zimnica begrenzt, im Norden und vor allem im Westen besteht dagegen viel freies Land. Die Stadt nimmt eine Fläche von 13,5 km² ein, die Fläche der Landgemeinde beträgt 151 km².
Geschichte
In der Nähe des wichtigen Oderübergangs und am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege entstand schon früh eine Siedlung. Am 22. November 1202 wurde dieser Ort zum ersten Mal in einer Urkunde Innozenz III., im Zusammenhang von Zinszahlungen an das Zisterzienserkloster Trebnitz, als Stinav erwähnt. Bereits vor 1248 erfolgte die Stadtgründung nach Neumarkter Recht, der ältesten Stadtrechtsform in Schlesien. Das Stadtwappen, das erstmals 1310 in einem Siegel benutzt wurde erhielt sich, außer einigen stilistischen Veränderungen, bis in unsere Zeit: ein halber schlesischer Adler und das Fragment einer Stadtmauer. Die Stadt gehörte abwechselnd zu den Herzogtümern Liegnitz, Glogau und Breslau. Ein eigenes Herzogtum bildete die Stadt ab 1274. In diesem Herzogtum regierte Johann von Steinau, der sich auch als rechtmäßiger Erbe des polnischen Königreichs bezeichnete und in Steinau eine herzogliche Burg am Oderübergang errichtete. Außerdem erhielt die Stadt bereits 1290 eine Stadtbefestigung.
Wie die umliegenden Herzogtümer schloss sich das Herzogtum Steinau 1329 dem böhmischen König Johann von Luxemburg als Lehen an und war somit Teil des Heiligen Römischen Reiches. Obwohl der polnische König Kasimir der Große 1335 mit dem Vertrag von Trentschin auf Schlesien verzichtete, versuchte er ab 1343 mehrmals, dieses von den Luxemburgern zurückzugewinnen. Während mehrere schlesische Herzogtümer an der Grenze erobert wurden, gelangten polnische Truppen bis nach Steinau, das sie anzündeten und dessen Stadtmauer sie auch verwüsteten. Im Vertrag von Namslau von 1348 verzichtete Kasimir auf alle Zeiten auf Schlesien, so dass die Stadt keine weiteren Zerstörungen von dieser Seite zu befürchten hatte. Während des Wiederaufbaus der Stadt wurden die Stadtrechte 1348 mit dem Magdeburger Stadtrecht erneuert. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Stadt ihre regelmäßige Anlage, mit dem rechteckigen Ring (56 × 93 m) in der Stadtmitte, wie es für Neugründungen der deutschen Ostkolonisation üblich war. Das Herzogtum wurde 1365 aufgelöst und die Stadt fiel an das Herzogtum Oels. Später wurde es Teil des Fürstentums Wohlau und fiel mit diesem 1410 an die Krone Böhmen. Wie das Königreich Böhmen wurde die Stadt 1526 habsburgisch.
1633 wurde in Steinau eine Blaudruckwerkstatt errichtet. Der Niedergang der Stadt begann mit dem Dreißigjährigen Krieg, der Steinau große Zerstörungen brachte. Neben den materiellen Schäden kam noch hinzu, dass zahlreiche Bewohner ums Leben gekommen waren oder nach 1648 auswanderten. In diesem Krieg hatte Wallenstein nach seinem Einmarsch in Schlesien in der Nähe der Stadt am 11. Oktober 1633 gegen die Schweden und Brandenburger gekämpft und ein schwedisches Korps von 5.000 Mann und 60 Geschützen unter General von Thurn gefangen genommen. Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert wiederum von Zerstörungen und Plünderungen heimgesucht, für die schwedische Truppen verantwortlich waren. Den schlimmen Zustand des Ortes zu dieser Zeit spiegeln historische Dokumente wieder, die davon berichten, dass in Steinau zwar drei Kirchen, aber nur zwei Wohnhäuser übrig geblieben waren. Die entvölkerte Stadt hatte nun eher die Bedeutung eines Marktfleckens.
1839 bis 1841 wurde in der Stadt die katholische Kirche Zur Kreuzerhöhung errichtet und 1861 erhielt die Stadt eine neue evangelische Kirche. Trotz eines Stadtbrands 1880 brachte das 19. Jahrhundert für die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, der auch mit einem raschen Bevölkerungswachstum verbunden war. 1874 wurde Steinau an die Eisenbahnlinie Breslau–Glogau angeschlossen und 1898 folgte die Verbindung Liegnitz–Rawicz. Deshalb kam es auch zu einem Ausbau des Oderhafens und auch durch eine neue Oderbrücke erlangte der Ort eine bessere Verkehrsanbindung. Es entstanden auch zahlreiche neue Betriebe sowie eine Eisenhütte. Bis 1932 war Steinau Sitz eines Landkreises.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Steinau wegen seiner strategisch wichtigen Lage zur Verteidigung des Oderübergangs in eine Festung umgewandelt und vor der Stadt wurden zahlreiche Betonbunker errichtet. Am 23. Januar 1945 begannen schwere Kämpfe mit der Roten Armee. Um die Stadt abzuriegeln, wurde am 25. Januar die Oderbrücke gesprengt. Unter schweren Verlusten bildeten die Russen einen Brückenkopf und drangen in die Stadt ein, die von den Nazis im Häuserkampf erbittert verteidigt wurde. Dieser sinnlose Verteidigungskampf kostete 3.000 Deutsche und mindestens ebenso viele sowjetische Soldaten das Leben, bis die Stadt am 4. Februar 1945 erobert wurde. Wie in den Jahrhunderten zuvor hatte die Lage am Oderübergang der Stadt viel Zerstörung gebracht, nach den Kämpfen lagen 1121 Häuser in Trümmern, was 75% der Bebauung entsprach. Das örtliche Schloss aus dem 19. Jahrhundert wurde dem Erdboden gleichgemacht, vom Rathaus blieb nur der Turm erhalten. Die katholische Kirche wurde ebenfalls zerstört, die damalige evangelische Kirche wurde dagegen nur beschädigt. Die Ringbebauung wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass dort nur fünf Gebäude erhalten blieben.
Nach dem Krieg entstanden neue Wohnhäuser, im Stadtzentrum und am Ring blieben aber viele Grundstücke unbebaut oder wurden mit Plattenbauten versehen. Mit dem Ende des Kriegs 1945 wurde Steinau polnisch und in Ścinawa umbenannt. Außerdem wurde die Stadt in Folge einer Kreisreform Teil des Powiat Lubiński, vorher war sie dem rechts der Oder gelegenen Wohlau kreisangehörig gewesen.
Einwohnerentwicklung
Einwohnerzahlen von Ścinawa nach dem jeweiligen Gebietsstand, die neueren Zahlen beziehen sich auf die gesamte Gemeinde:
Jahr Einwohner 1816 2.050 1871 3.273 1900 3.707 1939 6.529 1969 4.208 1995 11.031 1996 10.970 1997 10.998 Jahr Einwohner 1998 11.001 1999 10.907 2000 10.885 2001 10.883 2002 10.787 2003 10.797 2004 10.764 Politik
Wappen
Das heutige Wappen von Ścinawa entspricht der ältesten Abbildung des Stadtwappens aus dem Jahr 1310. Blasonierung: Das Wappen ist zweigeteilt und zeigt auf der linken Seite einen halben schwarzen schlesischen Adler auf goldenem Grund, der die Zugehörigkeit des Ortes zu (Nieder-)Schlesien symbolisiert. Auf der rechten Seite befindet sich ein Fragment der Stadtmauer in Rot auf ebenfalls goldenem Grund und weist auf die seit 1290 bezeugte Stadtmauer hin.
Sehenswürdigkeiten
Johanneskirche
Die jetzige katholische Stadtpfarrkirche diente bis 1945 der evangelischen Bevölkerung als Gotteshaus. Erstmal erwähnt wurde die Kirche 1209, der jetzige Bau entstand um 1450 und wurde 1839 bis 1841 erneuert. Die gotische Kirche wurde aus Backstein errichtet und mit vielen Details und einer kostbaren Ausstattung versehen, von der zwei Gräber aus der Zeit um 1600 zu erwähnen sind. Im Ostteil der dreischiffigen Hallenkirche befindet sich der Chor, die Westfassade nimmt der wuchtige viereckige Turm ein, der im obersten Teil in eine achteckige Form übergeht. Bekrönt wurde er von einem achteckigen Turmhelm mit einer kleinen Zwiebelhaube am oberen Ende. Im Zweiten Weltkrieg trug die Kirche nur leichte Beschädigungen davon und obwohl der Turm zur Gänze erhalten blieb, wurde der Turmhelm später durch einen einfacheren ersetzt.
Rathaus
Das Rathaus stammt ebenfalls aus dem Mittelalter und wurde 1837–1838 durch einen klassizistischen Neubau ersetzt, der Turm blieb jedoch in großen Teilen erhalten. Es folgte in den 1920er Jahren ein erneuter Umbau, der dem Rathaus ein völlig anderes Gesicht verlieh und der Rathausturm bekam nun einen durchbrochenen Turmhelm. In diesem Zustand blieb das Rathaus bis zum Zweiten Weltkrieg. Gegen Ende des Krieges brannte es völlig aus. Die Bausubstanz blieb zwar erhalten, wurde aber in den nächsten Jahren abgerissen und durch einen Plattenbau sozialistischen Stils ersetzt. Der Turm wurde nur geringfügig beschädigt und blieb als einziger historischer Bestandteil des Rathauses bestehen, wurde aber mit einem neuen Helm versehen.
Reste der Stadtmauern
Im Jahre 1290 wurde erstmals eine Stadtbefestigung in Steinau erwähnt, die zuerst aus Palisaden und Erdwällen bestand und mehrfach umgebaut und erweitert wurde. Sie umgab die Stadt ovalförmig. Im Norden war jedoch keine Befestigung nötig, da hier Feuchtgebiete natürlichen Schutz boten. Gegen Anfang des 14. Jahrhunderts wurden sie in Stein ausgeführt und erhöht. In den folgenden beiden Jahrhunderten wurden die Stadtgräben vertieft. Die Mauern waren rund 1,5 m stark und 8 m hoch, davor wurde noch ein 10 m tiefer Graben ausgehoben. Die beiden Stadttore, das Glogauer- und das Odertor, wurden bereits 1822 abgebrochen, die Mauern dagegen wurden damals renoviert. Bis in unsere Zeit blieb die Stadtmauer im Süden mit bis zu 2 m Höhe erhalten, die teilweise rekonstruiert wurde, im Westen sind größtenteils nur die originalen Fundamente zu finden.
Gemeinde
Die Stadt Ścinawa ist Hauptort der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde. Diese umfasst Dörfer im Umkreis von 20 km, die sich alle links der Oder befinden. Ścinawa macht über die Hälfte der 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde aus und ist ihr Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum. Die Gemeindeinstitutionen sind allesamt in Ścinawa angesiedelt und alle wichtigen Straßen führen in die Stadt. Die Landgemeinde setzt sich neben der Stadt Ścinawa aus folgenden 21 Gemeinden zusammen:
- Buszkowice (Hochbauschwitz)
- Chełmek Wołowski (Kulmikau)
- Dąbrowa Dolna (Nieder Dammer)
- Dąbrowa Środkowa (Mittel Dammer)
- Dębiec (Dammitsch)
- Dłużyce (Großendorf)
- Dziesław (Deichslau)
- Dziewin (Dieban)
- Grzybów (Waldvorwerk)
- Jurcz (Jürtsch)
- Krzyżowa (Kreischau)
- Lasowice (Lehsewitz)
- Parszowice (Porschwitz)
- Przychowa (Preichau)
- Redlice (Rädlitz)
- Ręszów (Ransen)
- Sitno (Neudorf b. Steinau a. d. Oder)
- Turów (Thauer)
- Tymowa (Thiemendorf)
- Wielowieś (Bielwiese)
- Zaborów (Lamperdorf)
Wirtschaft
In der Vergangenheit wurde in Steinau vorwiegend Oderfischerei betrieben, später kamen noch verschiede Mühlen als Wirtschaftszweig hinzu. Besonders im 17. Jahrhundert war in der Stadt ein bedeutendes Tuchmachergewerbe tätig. Über 400 Tuchmacher brachten es hier auf eine Jahresproduktion von 14.000 Stück Leinen. Außerdem war auch die hiesige Bierproduktion nicht unbedeutend. In Steinau wurde 1633 eine Schwarzfärberei gegründet, die auch die erste Blaudruckwerkstatt war. Ab 1720 wurden hier systematisch Blaudrucke hergestellt. Nach dem Krieg ließ sich die Firma im sächsischen Pulsnitz nieder. In neuerer Zeit wurden hier eine Eisenhütte sowie eine Zucker-, eine Seifen- und eine Gurkenfabrik errichtet. Der bedeutendste Wirtschaftszweig der Gemeinde ist jedoch die Landwirtschaft.
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007
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