Steinwolle

Steinwolle

Als Mineralwolle werden Dämmstoffe (siehe auch Wärmedämmung) aus Glaswolle und Steinwolle bezeichnet. In der Umgangssprache auch Kamelit- oder Kamilitwolle genannt. Mineralwolle ist ein besonders wirksamer, nichtbrennbarer Dämmstoff. Er ist vielseitig einsetzbar vom Keller bis zum Dach, im Neubau und bei der Modernisierung, im Wohnungs- und Gewerbebau und der Isolierung von Industrieanlagen. Steinwolle wird darüber hinaus als erdeloses Substrat zur Hydrokultur im industriellen Gemüse- und Zierpflanzenanbau eingesetzt. Bedeutende Hersteller von Mineralwolle sind etwa die Saint-Gobain-Gruppe, Ursa, Rockwool, die DBW Gruppe und die Heraklith-Gruppe.

Insbesondere hinsichtlich der Temperaturbeständigkeit im Brandfall ist der Begriff Mineralwolle, der besonders im deutschen Sprachraum Verbreitung gefunden hat, missverständlich. Während Steinwolle hohe Brandbeständigkeit hat, kann das Schmelzen der Glaswolle im Brandfall einen großen Einfluss auf die Tragfähigkeit haben. Aus diesem Grund ist bei Tragwerksnachweisen im Brandfall in den Eurocodes vorwiegend Steinwolle notwendig.

Inhaltsverzeichnis

Zur Herstellung verwendete Rohstoffe

Werbefoto für Glaswollfasern, DDR 1958

Herstellung, Eigenschaften

Die Schmelze aus Glas oder Stein wird durch ein kreisrundes Sieb zu Fasern geschleudert. Es entsteht ein Faservlies, das auf einem Kettenband durch einen Härteofen transportiert wird. In einem anderen Verfahren wird die Schmelze über schnell rotierende Walzen geführt oder die Schmelze wird mit Hochdruckbrennern zerfasert. Die entstandene Fasermatte ist beständig gegen Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer.

Die Herstellung von Steinwolle benötigt wesentlich mehr Energie (höhere Schmelztemperatur) als die Herstellung von Glaswolle. Steinwolle besitzt eine hohes thermisches und akustisches Isoliervermögen und unter oxidierenden Bedingungen eine hohe thermische Stabilität. Unter reduzierenden Bedingungen sintert sie bei 800 °C zusammen, was durch eine Wärmevorbehandlung unterbunden werden kann. Steinwolle ist biolöslich in der menschlichen Lunge und stellt somit keine Gesundheitsgefahr dar. Die höhere Rohdichte von Steinwolle führt zu einem höheren Eigengewicht der gesamten Konstruktion (Dach, Wand).

Im Transport ist die Steinwolle im Nachteil: höheres Eigengewicht und im Gegensatz zur Glaswolle nicht oder kaum komprimierbar.

Gesundheitliche Aspekte

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Die groben Fasern der Mineralwolle (dicker als 3 Mikrometer) können zu Juckreiz und insbesondere bei Menschen mit empfindlicher Haut zu stärkeren Reizreaktionen führen. Stäube der Mineralwolle werden als möglicherweise krebserregend eingestuft. In empirischen Untersuchungen an Arbeitern konnte dies allerdings bisher nicht nachgewiesen werden, wohl aber in einem speziellen Tierversuch.

Die gesundheitliche und arbeitsschutzrechtliche Bewertung von künstlichen Mineralfasern (KMF), zu denen auch Glas- und Steinwollefasern gehören, ist in der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS 521) oder in der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) geregelt.

Mineralwolle darf nur noch verkauft oder weitergegeben werden, wenn sie frei von Krebsverdacht ist, das heißt, wenn sie mindestens eine der folgenden Eigenschaften besitzt (Freizeichnungskriterium):

  • der Kanzerogenitätsindex muss bei Ki >= 40 liegen
  • der Filamentdurchmesser muss größer als 3 µm, also nicht lungengängig sein
  • der Nachweis einer ausreichend hohen Biolöslichkeit (Eigenschaft von feinen Fasern im Körper, durch körpereigene Substanzen aufgelöst und abgebaut werden zu können) muss vorliegen (Tierversuch) (seit 1998)

Ein Mineralwollefasertyp ist nur dann freigezeichnet, wenn die Halbwertzeit 40 Tage oder weniger beträgt. Dies bezieht sich auf die Halbwertzeit der Biolöslichkeit. Hierbei gilt: je höher die Biolöslichkeit, desto niedriger die Halbwertzeit.

Den Nachweis, dass eine Mineralwolle diesen Kriterien genügt, erkennt man am einfachsten am RAL-Gütezeichen Mineralwolle.

„Biopersistente Fasern“ (geringe Biolöslichkeit), darunter fallen Glas- oder Steinwollen, die vor etwa 1995 hergestellt (oder bis zum 1. Juni 2000 = Herstellungs-, Inverkehrbringungs- und Verwendungsverbot in Deutschland) verbaut wurden und nicht das RAL-Gütezeichen haben, dürfen nach der GefStoffV nicht in den Verkehr gebracht werden. Solche Matten dürfen also in Deutschland nicht hergestellt oder verkauft werden. Gleichwohl sind diese Materialien in vielen Altbauten verbaut worden. Vor Sanierungs- oder Abbrucharbeiten in größerem Umfang (siehe TRGS 521) ist zu prüfen, wie alt das eingebaute Material ist. Wurde es vor 1995 eingebaut kann davon ausgegangen werden, dass es sich um Material geringerer Biolöslichkeit handelt. Es gelten dann die entsprechenden Arbeitsschutzmassnahmen gemäß TRGS 521. Handelt es sich dagegen um Material, das später eingebaut wurde, kann zumindest bei den großen Herstellern davon ausgegangen werden, dass es sich um die neue Generation biolöslicher Mineralwolle handelt. Im Zweifel sollte der Hersteller gefragt werden, die Analyse des Ki hilft hier nicht in jedem Fall weiter, da er nicht das einzige Freizeichnungskriterium darstellt.

Aufgrund der hautreizenden Wirkung sollte man Schutzkleidung (etwa einen Einwegschutzanzug) tragen, wenn Glas- oder Steinwolle verbaut wird.

Lieferformen

  • Lose in Säcken (gerupft, Verschnitt) ist die kostengünstigste Variante und wird zum Ausstopfen von Hohlräumen verwendet
  • Mineralwollfilzmatten kaschiert mit Bitumenpappe oder Alufolie
  • Mineralwollfilzmatten kunstharzgebunden
  • Mineralwollvlies zwischen bituminösen Dichtungs- und Dachbahnen
  • Mineralwollematten auf verzinkten oder Edelstahl-Drahtgeflecht versteppt
  • Mineralwollematten (halbsteif + steif), als Keile geschnitten für die Zwischensparrendämmung etwa bei einem Kaltdach
  • Lamellmatten mit Aluminumfolie kaschiert
  • Halbschalen
  • Mineralwollfilzlamellen mit mineralhaltiger Farbe beschichtet (für bessere Haftung zum Auftragen von Putz)
  • Mineralwollfilzplatten mit Vliesbeschichtung
  • Mineralwollballen etwa 300 kg

Im industriellen Sektor werden geschleuderte Fasern zunehmend durch gezogene Fasern mit kontrollierter Geometrie ersetzt, da diese meist neben der gesundheitlichen Unbedenklichkeit auch bessere Vibrationsbeständigkeiten aufweisen.

Siehe auch

Weblinks


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