Stenner

Stenner
Selbstbildnis mit roter Jacke - 1911

Hermann Stenner (* 12. März 1891 in Bielefeld; † 5. Dezember 1914 an der Ostfront in Iłow, Polen) war ein deutscher Maler und Grafiker.

Stenner gehört zu den herausragenden Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts, obwohl ihm durch seinen frühen Tod im Ersten Weltkrieg nur eine kurze Schaffensphase von fünf Jahren vergönnt war. In dieser Zeit hat der junge Künstler ein umfangreiches und sehr überzeugendes Œuvre geschaffen: Annähernd 280 Gemälde und weit über 1500 Arbeiten auf Papier sind bekannt. Nach impressionistischen Anfängen um 1909 wurde Stenners Malweise ab 1911 zunehmend ausdrucksstärker mit hartem Kontur und kräftigen Farben. Diese Hinwendung zum Expressionismus geschah unter dem Einfluss Kandinskys, ab 1912/13 aber vor allem durch seinen Lehrer Adolf Hölzel.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Schon während seiner Realschulzeit malte der Sohn des Bielefelder Malermeisters Hugo Stenner beeindruckende Kopien alter Gemälde und besuchte nach seinem „Einjährigen“ ab 1908 die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Bielefeld. Im April 1909 wurde er zur Aufnahmeprüfung für die Kunstakademie in München zugelassen und trat, wie Paul Klee elf Jahre vor ihm, in die Zeichenklasse von Heinrich Knirr ein. Den Sommer 1909 verbrachte Stenner bei Hans von Hayek an dessen Malschule in Dachau und machte dort ganz erhebliche Fortschritte in seiner Malerei. Von Hayek und Knirr empfahlen ihm daraufhin nicht mehr, wie zuvor, den in München lehrenden Hugo von Habermann als geeigneten Malerei-Professor, sondern den in Stuttgart lehrenden Christian Landenberger.

Kaffeegarten am Ammersee - 1911

Ende März 1910 zog Hermann Stenner dann nach Stuttgart, wo er an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in die Malklasse von Landenberger aufgenommen wurde. Im Oktober 1911 wechselte er schließlich in die Komponierklasse von Adolf Hölzel, dessen Vorlesungen völlig abwichen vom Unterricht Landenbergers und von Hayeks. Zunächst folgte Stenner ihnen mit großer Begeisterung, da sie ihm eine neue Welt eröffneten und die Malerei als eine Art Wissenschaft nahe brachte. Später löste er sich von der allzu starken Beeinflussung durch die Vorlesungen und entwickelte seinen eigenen Stil weiter. Schon nach einem Semester bot Hölzel Hermann Stenner an, in eines der begehrten Meisterschülerateliers im Garten des Stuttgarter Schlosses umzuziehen, was dieser im März 1912 auch mit großer Freude tat. Während des Sommersemesters nahm Stenner noch an einer längeren Exkursion nach Monschau (Montjoie) mit Hölzel teil, der wir einige Gemälde mit einem gesteigerten Grad futuristischer Synapsis, sowie eine große Zahl an Zeichnungen verdanken. Ab August 1912 verbrachte er mit seinem Freund dem Kunsthistoriker Dr. Hans Hildebrandt und dessen Frau Lily vier für Stenner beeindruckende Wochen in Paris.

1913 wurde er zur „Ersten deutschen Expressionisten-Ausstellung“ in Dresden eingeladen. Im selben Jahr gab Adolf Hölzel den Auftrag zur Ausführung der Wandmalereien für die Vorhalle des Hauptgebäudes der Ausstellung des Deutschen Werkbundes in Köln 1914 an Stenner, Oskar Schlemmer und Willi Baumeister weiter (Eröffnung am 16. Mai 1914) Der Wandfries erregte großes Aufsehen und rief die unterschiedlichsten Reaktionen hervor, von enthusiastischer Begeisterung bis zu kategorischer Ablehnung.

Am 7. August 1914 meldete er sich zusammen mit Oskar Schlemmer als Kriegsfreiwilliger in Stuttgart und trat in das Grenadier-Regiment Nr. 119 ein. Nach zwei Monaten an der Westfront wurde er Ende November mit seinem Regiment „Königin-Olga“ an die Ostfront verlegt, wo er in den frühen Morgenstunden des 5. Dezember 1914 bei einem desaströsen Angriff auf die Stadt Iłow in Polen fiel. So wurde Stenner Opfer eines Krieges, der auch andere künstlerische Laufbahnen gewaltsam beendete. Unter den deutschen Toten waren auch August Macke, Franz Marc und Wilhelm Morgner. Doch anders als Macke oder Marc, mit denen er dasselbe Schicksal teilt, wenngleich diese früher mit ihrem Werk begonnen hatten, gehört Hermann Stenner noch immer zu den außerhalb der Fachwelt weniger bekannten Künstlern der deutschen Moderne.

Zitate

Auferstehung - 1914

„Stenner war ein frischer, heiterer Mensch und Künstler. Seine Leistungen waren ausgezeichnet ...Ich schätze die Malereien Stenners sehr, wie Oskar Schlemmer auch. Er wäre einer der besten Maler Deutschlands geworden, wenn nicht der sinnlose verbrecherische Krieg seine Opfer geholt hätte.“

Willi Baumeister

„Die Natur gab Stenner als wertvolles Geschenk die Leichtigkeit der Hand, die frühe Beherrschung des Handwerklichen mit auf den Weg. Sie verlieh seinen Malereien und Zeichnungen die Frische des Unmittelbaren, den Eindruck des freudigmühelos Geschaffenen, wozu sein Temperament und seine Lust am Dasein in lebenssprühendem, an Gegensätzen reichem Farbenspiel das Ihre beitrug.“

Prof. Dr. Hans Hildebrandt

At twenty-three Hermann Stenner was the youngest expressionist painter to die in the war. His development as a painter really only began when he was twenty and became a pupil of Adolf Hölzel in Stuttgart in the autumn of 1911. ...Hermann Stenner began to eschew theory and follow his own instincts, taking only what suited him from Hölzel's teachings, and began to look further afield for his inspiration.

Dr. Hans-Georg Gmelin

Literatur

  • Hermann Stenner 1891-1914. Von Bielefeld nach Meersburg - Ein Maler an der Schwelle zur Moderne. Ausstellungskatalog Schloss Achberg 2007, ISBN 3-9809999-5-5
  • Karin von Maur/Markus Pöhlmann: Der Maler Hermann Stenner im Spiegel seiner Korrespondenz. Briefe 1909-1914. Prestel Verlag, München 2006, ISBN 3-7913-3731-9
  • Jutta Hülsewig-Johnen/Christiane Reipschläger: Hermann Stenner - Werkverzeichnis der Gemälde. herausgegeben vom Freundeskreis Hermann Stenner e.V., (2. Auflage, 2005), ISBN 3-00-015755-7
  • Hermann Stenner (Katalog). Galerie Schlichtenmaier, Grafenau-Dätzingen, 1989.
  • Hölzel und sein Kreis. Der Beitrag Stuttgarts zur Malerei des 20. Jahrhunderts, Eröffnungsausstellung des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart im wiederaufgebauten Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart 1961.

Weblinks


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