Steuermentalität

Steuermentalität

Unter dem Begriff der Steuermentalität sind allgemeine Einstellungen zum Abgabewesen, zur Steuergerechtigkeit, Steuerehrlichkeit usw. zu verstehen. Der Begriff wurde in den 1950er Jahren durch den Wirtschafts- und Finanzwissenschaftler Günter Schmölders als zentraler Bestandteil der Steuerpsychologie eingeführt.

Die Steuermentalität ist einer der Einflussfaktoren für das Steuerbelastungsgefühl des einzelnen Steuerpflichtigen, seine individuelle Steuermoral und seine Steuerdisziplin, d.h. sein Verhalten hinsichtlich der Befolgung oder Nichtbefolgung seiner steuerlichen Pflichten.[1] Die Steuermentalität ist verbunden mit soziokulturell geprägten Einstellungen, individuellen Persönlichkeitsmerkmalen des Steuerpflichtigen sowie den politisch-institutionellen Bedingungen in dem jeweiligen Land. In der Regel sind Grundeinstellungen, die unter dem Begriff der Steuermentalität zusammengefasst werden, tief verankert und ändern sich, wenn überhaupt, nur langsam.[2] Ein erfolgreiches Steuersystem sollte sich daher an die bestehende Steuermentalität der Bevölkerung anpassen, statt mit administrativem Druck die Steuermentalität in eine bestimmte, politisch gewünschte Richtung lenken zu wollen. [3]

Schmölders attestierte in seiner ersten empirischen Studie von 1958 der deutschen Bevölkerung eine tendenziell neutrale Steuermentalität. Die Mehrheit assoziierte mit dem Begriff der Steuer (relativ neutral) eine 'Abgabe'; positive oder negative Bewertungen waren weniger stark vertreten.[4]

Literatur

  • Hansmeyer, K.-H.; Mackscheidt, K.: Finanzpsychologie, in: Handbuch der Finanzwissenschaft. Band 1, 3. Auflage. Tübingen 1977, S. 553-583
  • Schmölders, G.: Das Irrationale in der öffentlichen Finanzwirtschaft. Probleme der Finanzpsychologie, Hamburg 1960
  • Schmölders, G.: Finanz- und Steuerpsychologie, Rowohlts deutsche Enzyklopädie, Band 100/101, Reinbek bei Hamburg 1970

Weblinks

Quellen

  1. Schmölders, G.: Das Irrationale in der öffentlichen Finanzwirtschaft. Probleme der Finanzpsychologie, Hamburg 1960, S. 70
  2. Schmölders, G.: Finanzpolitik. 3. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 1970, S. 326
  3. Schmölders, G.; Hansmeyer, K.-H.: Allgemeine Steuerlehre. 5. Auflage, Berlin 1980, S. 75
  4. Schmölders, G.: Das Irrationale in der öffentlichen Finanzwirtschaft. Probleme der Finanzpsychologie, Hamburg 1960, S. 74 ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Steuermentalität — von G. Schmölders geprägter Begriff zur Kennzeichnung der allgemeinen Einstellung zum Abgabewesen bzw. zur Besteuerung, wobei diese durch die sozio kulturelle und politische Einschätzung der Staatsautorität allgemein und seiner… …   Lexikon der Economics

  • Steuerpsychologie — Die Steuerpsychologie ist ein interdisziplinärer Ansatz zur Erklärung von Einstellungen, Emotionen, Motivationen und Verhalten der Steuerzahler gegenüber der Besteuerung; dabei werden im Wesentlichen ökonomische, (sozial )psychologische und… …   Deutsch Wikipedia

  • Steuerwiderstand — Als Steuerwiderstand bezeichnet man die Reaktion, die die Besteuerung beim Steuerpflichtigen hervorruft. Steuerwiderstände ergeben sich aus der steuerlichen Abschöpfung durch den Staat (sog. Steuerstaat). Der Begriff Steuerwiderstand stammt aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Steuern — Abgaben; Gebühren * * * steu|ern [ ʃtɔy̮ɐn] <tr.; hat: (bei einem Fahrzeug) das Steuer, die Lenkung bedienen: das Schiff, Auto steuern. Syn.: ↑ fahren, ↑ führen, ↑ lenken, ↑ manö …   Universal-Lexikon

  • steuern — kontrollieren; regieren; lenken; dirigieren; manövrieren; führen; reglementieren; regeln; regulieren; schalten (technisch); verdrehen …   Universal-Lexikon

  • Finanzwissenschaft — Fi|nạnz|wis|sen|schaft 〈f. 20; unz.〉 Lehre von der Finanzwirtschaft der öffentl. Körperschaften * * * Fi|nạnz|wis|sen|schaft, die: Gebiet der Wirtschaftswissenschaften, das die öffentliche Finanzwirtschaft zum Gegenstand hat. * * *… …   Universal-Lexikon

  • Steuermoral — Einstellung des ⇡ Steuerpflichtigen zum Steuerdelikt. Mangelnde St. führt zu illegalem ⇡ Steuerwiderstand. Vgl. auch ⇡ Steuermentalität …   Lexikon der Economics

  • Steuerwiderstand — Gesamtheit der psychologisch bedingten Gegenreaktionen, die die Besteuerung bei den ihr Unterworfenen hervorruft. Je stärker der St., desto eher versucht der Steuerpflichtige, der Steuer auszuweichen, sie zu umgehen oder auf die finanzpolitische… …   Lexikon der Economics

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”