Stiftung MyHandicap

Die Stiftung MyHandicap gemeinnützige GmbH ist eine gemeinnützige Organisation, die auch Menschen mit Behinderungen und schweren Erkrankungen ein Leben nach eigenen Vorstellungen und Fähigkeiten ermöglichen will. Die Organisation sieht sich als Einstiegsplattform und Dienstleister für alle Lebensbereiche der Behinderung – auch außerhalb der medizinischen Aspekte. MyHandicap arbeitet dafür nach dem Prinzip der Vernetzung mit Kooperationspartnern zu den verschiedenen Aspekten eines Lebens mit Behinderung. MyHandicap will auch die Gesellschaft für die Belange Behinderter sensibilisieren und Integration fördern.

Ehrenschirmherr der Stiftung ist der frühere US-Präsident Bill Clinton.

Entstehung

Die Stiftung MyHandicap wurde 2004 als internationale Dachorganisation vom Internetunternehmer Joachim Schoss (u.a. Gründer der Scout24-Gruppe) in der Schweiz gegründet. Auslöser für seine Idee war ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem Schoss einen Arm und ein Bein verloren hat. In der Rehabilitation stellte er fest, dass es kein allgemeines Informationsportal zum Thema Behinderung gibt. Er investierte einen Teil seines Vermögens in die Gründung der Stiftung und die gleichnamige Internetseite MyHandicap.com. Eine deutsche Ländergesellschaft wurde Anfang 2006 von Joachim Schoss zusammen mit dem Biochemiker Andreas Schepermann unter dem Namen Stiftung MyHandicap gemeinnützige GmbH mit Sitz in Ismaning bei München gegründet. Schepermann baute die Organisation auf und leitete sie als Alleingeschäftsführer bis November 2008. Unter den neuen Geschäftsführern Dominik Domnik und Robert Freumuth konzentrierte MyHandicap seine Leistungsspektrum wieder auf das Internet und entwickelte eine Kommunikationsplattform im Sinne des Web 2.0.

Tätigkeitsschwerpunkte

Im Mittelpunkt von MyHandicap stehen drei Tätigkeitsschwerpunkte: Information, Beratung und Motivation. Dafür nutzt die Organisation ausschließlich das Medium Internet, mit Schwerpunkt Community. Nach dem Prinzip der Vernetzung kooperiert MyHandicap mit anderen Organisationen. MyHandicap hat ein Netzwerk von Menschen mit Behinderungen aufgebaut, sogenannten Botschaftern, die anderen Betroffenen mit ihren Erfahrungen helfen.

Information

Das Internetportal www.myhandicap.de ist die größte deutschsprachige Internet-Plattform zum Thema Behinderung. Sie informiert zu verschiedenen Aspekten eines Lebens mit Behinderung: von medizinischen und psychologischen Fragen, über technische Hilfsmittel, rechtliche und wirtschaftliche Probleme bis hin zu Sport, Reisen und Partnerschaft. Eine Adressdatenbank unter dem Namen „MyAdress“ listet Kontakte zu Dienstleistern, Experten und Institutionen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Im Forum können sich User gegenseitig unterstützen, Erfahrungen austauschen und Kontakte sammeln. Auch das Bloggen ist möglich. Das internationale Angebot von MyHandicap verzeichnet auf allen Plattformen insgesamt knapp 20.000 Unique Visits aus mehr als 80 Ländern pro Monat, allein gut 12.000 davon auf der deutschen Seite. MyHandicap erhebt keinen Alleinvertretungsanspruch zum Thema Behinderung, sondern sieht sich als Einstiegsplattform. Für Spezialfragen vermittelt die Stiftung Kontakte zu anderen Organisationen mit Fachwissen aus verschiedenen Bereichen, z.B. „bfz – Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft“, Institut der deutschen Wirtschaft, „VITA Assistenzhunde e.V.“, Rechtsanwaltsgesellschaft Janssen und Maluga, Architekturbüro Opper, „Gemeinnützige Hertie-Stiftung“, „Heinz und Mia Krone-Stiftung“, „Rehadat – Informationssystem zur beruflichen Rehabilitation“, „ZNS – Hannelore Kohl Stiftung“.

Beratung

Über das Internetforum und über spezielle Chats können sich Betroffene mit ihren individuellen Fragen an freiberufliche Fachexperten aus Medizin, Therapie, Rehatechnik, Architektur, beruflicher Weiterbildung, Reisen, Sport, Recht uvm. wenden. Die Berater recherchieren z.B. Therapie-Möglichkeiten, Einrichtungen, Rechtsfälle und vermitteln Kontakte zu Juristen, Ärzten und anderen Experten. 2008 hat MyHandicap knapp 1.000 Klienten betreut.

Motivation

Ein wichtiger Aspekt der Beratung von MyHandicap ist das „Botschafter-Netzwerk“: Als Botschafter wirken Menschen, die selbst schon länger mit einer Behinderung konfrontiert sind. Sie treten in Kontakt mit Neu-Betroffenen mit der gleichen Behinderung, berichten aus ihrer Lebenserfahrung und geben konkrete Tipps. MyHandicap baut das Netz in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus, aktuell arbeiten bereits gut 40 Botschafter ehrenamtlich in ihren Regionen.

Forschung

MyHandicap engagiert sich auch für die Forschung im Bereich der Behinderungen. Am 6. September 2007 gaben der Rektor der Universität St.Gallen (HSG), Ernst Mohr, sowie der Gründer und Stiftungsratspräsident der Stiftung MyHandicap, Joachim Schoss, in St.Gallen bekannt, einen Kooperationsvertrag zur Gründung eines Centers zur Förderung von Forschung und Lehre im Bereich Disability Management unterschrieben zu haben. Das „Center for Disability and Integration“ nahm im März 2009 seine Tätigkeit auf.^[1]

Organisationsmodell

Der deutsche Zweig von MyHandicap ist eine Gemeinnützige GmbH und stellt eine Ländergesellschaft der internationalen Dachorganisation Stiftung MyHandicap dar. Die internationale Stiftungsholding gewährt den Gründungszuschuss und setzt und kontrolliert Maßstäbe und Regeln für die Zuschüsse zu Einzelprojekten der Ländergesellschaften. Sie sichert die Qualität der angebotenen Leistungen und kontrolliert den Finanzausgleich zwischen den Ländergesellschaften. Im Rahmen des Stiftungsauftrags, der von einem Stiftungsrat in der Schweiz kontrolliert wird, agieren die Ländergesellschaften unabhängig und können neue Aufgaben und Tätigkeiten selbst erschließen. Die deutsche Organisation ist eigenständig und finanziert sich aus Zuschüssen der internationalen Stiftung, sowie durch Spenden, Sponsoring, Werbeeinnahmen und aus Beiträgen aus der Fördererorganisation „MyHandicapFriends“.

Weblinks

• Website von MyHandicap Deutschland
• Internationale Stiftung MyHandicap
• Innovationspreis mit der Hertie-Stiftung

Einzelnachweise

1. ↑ Center for Disability and Integration auf der Website der Universität St. Gallen