- Stratioten
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Stratiot (Στρατιώτης) ist die griechische Bezeichnung für Soldat. In der Militärgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit werden sehr unterschiedlich ausgerüstete und organisierte Gruppen von Kämpfern als Stratioten bezeichnet.
Byzantinisches Reich
Zum ersten Mal taucht die Bezeichnung im Zusammenhang mit der tiefgreifenden Reform des byzantinischen Militärwesens im 7. Jahrhundert auf. Als die Verteidigung der östlichen und afrikanischen Provinzen (Ägypten, Syrien und Africa) unter dem Ansturm der Araber innerhalb kurzer Zeit zusammenbrach, zeigte sich, dass die spätrömische Heeresorganisation, die sich vor allem auf Söldner stützte, den Anforderungen nicht gewachsen war.
In Kleinasien wurden nun neue Verwaltungsbezirke, die Themen geschaffen, deren Befehlshaber (Strategen) sämtliche militärische und zivile Machtbefugnisse für das jeweilige Gebiet übertragen bekamen. Innerhalb der Themen wurden Wehrbauern angesiedelt, die in Friedenszeiten ihr eigenes Land bestellten und im Verteidigungsfall Heeresfolge zu leisten hatten. Diese neue Klasse von Soldaten wurden Stratioten genannt. Sie dienten zum größten Teil als Fußsoldaten, einige aber auch bei der leichten Reiterei.
Das auf die Stratioten gestützte Heerwesen von Byzanz war vom 8. bis zum 10. Jahrhunderts sehr erfolgreich. Zahlreiche weitere muslimische Angriffe auf das verbliebene Kerngebiet des Reiches (Kleinasien) konnten abgewiesen werden, und im 10. Jahrhundert ging Byzanz in die Offensive, bei der sowohl auf dem Balkan als auch im Osten große Gebiete zurückerobert werden konnten.
Die Schaffung des neuen griechischen Heeres aus einheimischen Wehrbauern hatte zwei entscheidende Vorteile: Zum einen waren die Stratioten billiger als Söldner, weil ihre Entlohnung zum großen Teil aus den ihnen übertragen Bauerngütern bestand, für die sie in Friedenszeiten auch noch Steuern zahlten. Zum anderen waren sie hoch motiviert und neigten kaum zum Desertieren, weil sie ihre eigene Heimat verteidigten. Hinzu kam, dass sie anders als kurzfristig angeworbene Söldner im Frieden regelmäßig zu Übungen einberufen werden konnten.
Die Themenverfassung und mit ihr der Stand der Stratioten verfielen im 11. und 12. Jahrhundert, als der byzantinische Adel wieder mehr Einfluss auf die Reichsverwaltung bekam und sich dabei viele Stratiotengüter aneignen konnte.
Spätmittelalter und Frühe Neuzeit
Als die Kreuzfahrer in die Gebiete des Byzantinischen Reiches vordrangen, wurde der Begriff Stratiot auch bei den westlichen Völkern bekannt. Seine Bedeutung hatte sich jedoch im 12. und 13. Jahrhundert entscheidend verändert. Stratioten hießen nun einheimische Söldner, die zu verschiedensten in der Romania beheimateten Völker gehörten. So gab es griechische, albanische, walachische und slawische Stratioten in den Balkanländern. Auch muslimische Soldaten türkischer Herkunft, die sich in Kleinasien angesiedelt hatten wurden als Stratioten bezeichnet. Diese Söldner unterschiedlichster Herkunft dienten zumeist als leichter Reiter in den Fürstentümern und Herrschaften des ägäischen Raumes. Im 15. Jahrhundert verdingten sie sich auch bei den Spaniern und Franzosen.
Noch in den venezianischen Türkenkriegen des 16. und 17. Jahrhunderts waren die Stratioten ein wesentlicher Teil der Landstreitkräfte, die die Markusrepublik ins Feld führte. Es handelte sich um christliche Albaner, Walachen und Griechen. Sie trugen türkische Tracht ohne Turban, ein Panzerhemd und einen kleinen Helm. Ihre Waffen waren eine bis zu 4 m lange, an beiden Enden mit Eisen beschlagene Wurflanze, ein breiter Säbel und auch Gewehre oder Pistolen.
Literatur
- John F. Haldon: State, army and society in Byzantium. Approaches to military, social and administrative history, 6th - 12th centuries. Aldershot 1995, ISBN 0-86078-497-5.
- M. E. Mallett, J. R. Hale: The military organization of a Renaissance state. Venice c. 1400 to 1617. Cambridge 1984, ISBN 0-521-24842-6.
- Nikos G. Svoronos: Les novelles des empereurs macédoniens concernant la terre et les stratiotes. Athen 1994 (Quellensammlung zum Landrecht und den Stratioten zur Zeit der makedonischen Dynastie).
- Warren T. Treadgold: Byzantium and its army. 284-1081. Stanford (CA) 1995, ISBN 0-8047-2420-2.
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