- Stromkraftwerk
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Ein Kraftwerk ist eine industrietechnische Anlage zur Bereitstellung von elektrischer und teilweise zusätzlich thermischer Leistung.
Inhaltsverzeichnis
Wirtschaftliche Bedeutung
Kraftwerke besitzen eine erhebliche technische Komplexität und haben einen entscheidenden Einfluss auf das Funktionieren einer Volkswirtschaft. In ihnen ist ein großer Teil des volkswirtschaftlichen Vermögens eines Staates gebunden, ihnen kommt zudem eine erhebliche Bedeutung im Verbrauch wirtschaftlicher und ökologischer Ressourcen zu. Die Bedeutung der Kraftwerke wird in der Europäischen Union in den nächsten Jahrzehnten zunehmen, seriöse Studien prognostizieren eine Steigerung der Stromerzeugung innerhalb der EU von 2.898 Terawattstunden (TWh) im Jahre 2000 auf 3.988 TWh im Jahre 2020. In analoger Weise werden die weltweiten Zuwächse für den gleichen Zeitraum von 15.400 auf 28.000 TWh angegeben.
Die Investitionen für ein Kraftwerk sind erheblich. Beispielsweise rechnet man für ein modernes Kohlekraftwerk mit etwa 800 € pro installiertem Kilowatt elektrischer Leistung. Für einen Kraftwerksblock mit einer Leistung von 600 Megawatt sind danach Baukosten von 480 Millionen Euro anzusetzen.
In industriepolitischer Sicht kommt Kraftwerken ebenso eine besondere Bedeutung zu, da sich die Produzenten von Kraftwerkskomponenten einem weltweiten Wettbewerb zu stellen haben. Ihr heimischer Markt ist daher sehr klein, die weitaus größten Umsätze erwirtschaften diese Unternehmen auf dem Weltmarkt. Aus diesem Grund ist es notwendig, der einheimischen Industrie im eigenen Land Kraftwerke für die Referenz im internationalen Geschäft errichten zu lassen.
Bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit zukünftiger Kraftwerke benutzen Energieversorgungsunternehmen so genannte Hourly Price Forward Curves.
Physikalische Grundlagen
Kraftwerke wandeln nichtelektrische Energie in elektrische Energie um. Bei jeder Umwandlung von einer entropiebehafteten Energieform in Elektroenergie geht Energie der weiteren Verwertung verloren. Ein Teil davon kann unter gleichbleibenden Umgebungsbedingungen durch keinen anderen Prozess zurückgewonnen werden (Anergie). Ein anderer Teil der Verluste ist technisch bedingt und mit fortschreitender Entwicklung der Verfahren verringerbar.
Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad eines Kraftwerkes gibt an, in welchem Maße die darin eingesetzte Primärenergie als Nutzenergie verfügbar gemacht wird. Der elektrische Wirkungsgrad berücksichtigt nur elektrische Energie als Nutzenergie, während der Gesamtwirkungsgrad auch mögliche andere Formen von Nutzenergie erfasst.
Der Wärmekraftwerken zu Grunde liegende Carnot-Prozess setzt ihrem elektrischen Wirkungsgrad prinzipielle Grenzen, so dass bei der Energieumwandlung erhebliche Verluste, hauptsächlich als Wärme, unvermeidlich sind.
Moderne Wärmekraftwerke erreichen Wirkungsgrade zwischen 40 % und 50 %, es werden also 40 % bis 50 % der im Verbrennungsgut enthaltenen chemischen Energie nach der Umwandlung als elektrische Energie in das Stromnetz eingespeist. Der restliche Anteil geht in reinen Kraftwerken überwiegend als Abwärme über Kühltürme verloren. In Heizkraftwerken wird er dagegen als Fern- oder Prozesswärme weiter verwendet (Kraft-Wärme-Kopplung). Dadurch können Gesamtwirkungsgrade von 60 % bis 70 % erreicht werden, in Blockheizkraftwerken sogar über 90 %.
Leistung unterschiedlicher Kraftwerksarten in Deutschland im Jahre 2007; Quelle: BMWI[1] Kraftwerkstyp Installierte Leistung
in GWerzeugte Energie
in TWhAnteil der gesamten
el. Energiemittlere Einschaltdauer
von 8760 h pro JahrWirkungsgrad1 Kohlekraftwerke 51,8 301 47 % 5810 h ca. 45 % Kernkraftwerke 21,3 140,5 22 % 6596 h ca. 35 % Gasturbinenkraftwerke 21,3 74,5 12 % 3498 h ca. 39 % Windkraftanlagen 22,2 39,5 6 % 1779 h ca. 50 % Wasserkraftwerke 10,1 27,5 4 % 2723 h ca. 80 % Biomasse ? 19,5 3,1 % ? ca. 40 % Müllverbrennung ? 8,5 1,3 % ? ca. 45 % Ölkraftwerk 5,4 8,0 1,3 % 1481 h ca. 45 % Photovoltaik 3,8 3,0 0,5 % 790 h ca. 15 % Gesamt 137,5 636,5 1 Die angegebenen Wirkungsgrade beziehen sich auf das Verhältnis von erzeugter elektrischer Energie zur eingesetzten Primärenergie. Im Fall einer zusätzlichen Wärmeauskopplung können bei den vier erstgenannten Arten zum Teil Nutzungsgrade bis zu 80 % erreicht werden.
Technische Verfahren
Elektrische Arbeit oder Energie (Leistung x Zeit) kann auf mehrere Arten aus anderen Energieformen freigesetzt und bereitgestellt werden:
- Mechanische Energie in Form von Kinetischer Energie wird über eine Turbine in Rotationsenergie und dann durch einen Generator in elektrische Energie umgewandelt.
- Thermische Energie wird normalerweise zuerst durch eine Wärmekraftmaschine in mechanische Energie und anschließend mittels eines Generators in elektrische Energie umgeformt. Nur bei sehr geringen Leistungen wird in Radioisotopengeneratoren die thermische Energie ohne Umweg in elektrische Energie umgewandelt.
- Spezielle Energieformen werden direkt in elektrische Energie (Beispiel Solarzellen) umgewandelt.
Anlagen, die nur der Bereitstellung von Prozessdampf oder Heizenergie – im allgemeinen Sprachgebrauch auch schlicht Wärme genannt – dienen, werden Heizwerke genannt. Konventionelle Wärmekraftwerke wandeln die gespeicherte chemische Energie von vorwiegend nicht-erneuerbaren Brennstoffen in Wärme und dann in Elektrizität um, während so genannte regenerative Energie in Wasserkraftwerken, Sonnenkraftwerken, Windkraftwerken oder Biomassekraftwerken verwendet wird.
Die Funktion aller modernen Kraftwerke basiert auf dem gleichen Wirkungsprinzip:
- Eine Kraftmaschine liefert durch Umwandlung von Primärenergie eine Nutzenergie. Die Kraftmaschine ist meistens eine Turbine, kann aber auch ein Wasserrad, ein Verbrennungsmotor oder der Rotor einer Windkraftanlage sein.
- Die Kraftmaschine ist über eine Welle an einen Generator gekuppelt, der elektrischen Strom als Energieträger liefert.
Zu einem Kraftwerk gehören eine Reihe von Komponenten:
- Der Maschinentransformator formt die im Generator induzierte Spannung in Hochspannung um, da dieselbe Leistung bei höherer Spannung und somit kleinerem Strom verlustärmer im Stromnetz transportiert werden kann als bei niedrigerer Spannung.
- Im Leitstand laufen alle für den Betrieb des Kraftwerkes notwendigen Messwerte zusammen, von dort aus werden die Anlagenteile des Kraftwerkes wie Armaturen, Pumpen und diverse Hilfsantriebe gesteuert und geregelt sowie die Sicherheitseinrichtungen überwacht,
- An allen Teilen des Kraftwerkes sind Komponenten wie Brandschutzeinrichtungen, Sicherungen und Sicherheitsventile untergebracht, die den sicheren Betrieb gewährleisten und bei Störungen eingreifen,
- In Dampfkraftwerken kommen als wichtige Komponenten Dampfkessel, Dampfturbine, Generator, Kondensator, Maschinenhaus, Rauchgasentstickung, Rauchgasentschwefelung, Wasseraufbereitung, Kühlturm, Entaschung (bei Kohle als Brennstoff), Schornstein, Speisepumpe und Rohrleitungen hinzu.
- In Wasserkraftwerken bestehen die wichtigsten Komponenten aus Maschinenhaus, Treibgutrechen, Wasserturbine, Generator, Wehr oder Staudamm, bei Speicherkraftwerken kommen noch Rohrleitungen und Wasserschloss hinzu.
Alle diese Komponenten werden mit dem Kraftwerk-Kennzeichensystem erfasst und dokumentiert. Dies erleichtert die eindeutige Zuordnung und Benennung der Bauteile und hat sich international durchgesetzt.
In allen heute im großtechnischen Einsatz befindlichen Kraftwerkstypen in Europa wird die elektrische Energie in Form von Drehstrom mit einer Frequenz von 50 Hertz bereitgestellt. Allerdings haben in Deutschland, Österreich und der Schweiz manche Kraftwerke noch einen zweiten Generator für Bahnstrom (Einphasenwechselstrom mit einer Frequenz von 16,7 Hertz), wobei es auch Kraftwerke gibt, die nur Bahnstrom erzeugen (Bahnkraftwerke). In anderen Gegenden der Welt (überwiegend in Amerika) wird eine Frequenz von 60 Hertz verwendet. Für die Ankopplung von Windparks kann es mitunter sinnvoll sein, zur besseren Ausregelung der Lastspitzen die Technik der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) anzuwenden.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist ihre Fähigkeit zum Schnellstart und damit zum Ausgleich von Lastschwankungen im Stromnetz. Gasturbinenkraftwerke und bestimmte Typen von Wasserkraftwerken können innerhalb weniger Minuten aus dem Stillstand heraus ihre volle Leistung ins Stromnetz abliefern, Dampfkraftwerke benötigen für diesen Vorgang einige Stunden, Kernkraftwerke benötigen einige Tage. Aus diesem Grunde werden die letztgenannten in erster Linie zur Deckung der Grundlast herangezogen, während Gasturbinen- und Wasserkraftwerke (Pumpspeicherkraftwerke) häufig die Spitzenlast im Netz übernehmen.
Standortwahl
Der Standortwahl kommt beim Bau von Kraftwerken eine große Bedeutung zu.
Thermische Kraftwerke werden häufig in der Nähe von Ballungszentren mit hohem Stromverbrauch gebaut, weil lange Stromleitungen auf Grund des damit verbundenen elektrischen Widerstands einen hohen Spannungsabfall verursachen und dadurch Verluste auftreten. Andererseits werden besonders Braunkohlekraftwerke wegen der Transportkosten des Brennstoffs meist in der Nähe von Tagebauen errichtet.
Standorte in der Nähe großer Gewässer werden bevorzugt, um eine leichte Kühlwasserentnahme zu ermöglichen und das erwärmte Wasser wieder in das Gewässer einspeisen zu können. Ein schiffbares Gewässer begünstigt die Anlieferung von Brennstoffen und schweren Anlagenkomponenten. Wegen Belästigungen durch Lärm und Abgase sowie aus Gründen der Leitungsführung werden größere Kraftwerke üblicherweise nicht in unmittelbarer Nähe von Wohnsiedlungen errichtet.
Wasserkraftwerke müssen dort errichtet werden, wo sich Flüsse entweder gut aufstauen lassen oder wo ein großes natürliches Gefälle vorhanden ist. Für letzteres ist das Kraftwerk Walchensee ein gutes Beispiel.
Windkraftwerke können prinzipiell auf jedem freiem Feld aufgestellt werden, da zu ihnen nur selten Materiallieferungen nötig sind, und da sie wegen ihrer geringen Leistung den erzeugten Strom ins Nieder- oder Mittelspannungsnetz einspeisen. Allerdings müssen wegen der Geräuschbelästigung ein Abstand von mehreren hundert Metern zu permanent bewohnten Häusern eingehalten werden. Der Standort einer Windkraftanlage muss über eine gute Standfestigkeit verfügen, da Windkraftanlagen schwer sind und bei starken Winden großen Belastungen standhalten müssen.
Bauarten von Kraftwerken
Die folgenden Arten von Kraftwerken sind heute im Gebrauch:
- Wasserkraftwerk
- Speicherkraftwerk mit Stauseen
- Laufwasserkraftwerk
- Pumpspeicherkraftwerke
- Kavernenkraftwerk (manchmal in Kombination mit Pumpspeicherkraftwerk)
- Meereskraftwerk
- Windkraftanlage
- Solarkraftwerk
- Photovoltaikanlage, im eigentlichen Wortlaut kein Kraftwerk
- Solarthermisches Kraftwerk (Sonnenwärmekraftwerk)
- Druckluftspeicherkraftwerk
- Thermisches Kraftwerk (Wärmekraftwerk)
- Dampfkraftwerk mit fossilen Brennstoffen:
- Dampfkraftwerk mit sonstigen Brennstoffen:
- Biomassekraftwerk
- Müllverbrennungsanlage
- EBS-Kraftwerk (Kraftwerk für Ersatzbrennstoffe)
- Klärschlammverbrennungsanlage
- Geothermiekraftwerk
- Kernkraftwerk
- Gasturbinenkraftwerk
- GuD-Kraftwerk/Kombi-Kraftwerk, in dem die elektrische Energie sowohl durch Gas- als auch durch Dampfturbosätze erzeugt wird
- Verbrennungsmotoren-Kraftwerk
- Dieselmotor
- Gasmotoren
- Erdgas
- Biogas
- Deponiegas
- Klärgas
- Grubengas
- Raffineriegase
Noch im experimentellen Stadium hinsichtlich der physikalischen Grundlagen sind:
- Kernkraftwerke mit Kernfusionsreaktor
- Kraftwerke mit magnetohydrodynamischen Generator
Vor- und Nachteile
Jeder Kraftwerktyp hat Vor- und Nachteile. Berücksichtigt werden müssen jeweils Fragen wie:
- Verfügbarkeit und Preis des Rohstoffs
- Energieausbeute (Wirkungsgrad, Energieerntefaktor)
- Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit des Kraftwerktyps
- Wie kurzfristig ist das Anfahren möglich und wie hoch ist der maximale Gradient (Änderungsrate) der Leistung
- Umweltschutz (Abfälle, Luftverschmutzung)
- Landschaftsschutz
- Bevölkerungsschutz
- Baukosten
- Bauzeit
- Weitere Nutzungen des Kraftwerks (Prozesswärme, Bewässerung, Hochwasserschutz, Fernwärme)
Umweltbelastungen
Durch CO2
In Deutschland wird elektrische Energie vorzugsweise mit Kraftwerken erzeugt, die prinzipbedingt sehr viel CO2 erzeugen. Die aus Klimaschutzgründen erstrebenswerte Technologie CO2-emissionsfreier Kraftwerke ist zurzeit noch mit erheblichen Einbußen beim Wirkungsgrad verbunden. Für die Bindung der Verbrennungsgase und ihr Verpressen in poröses Gestein müssen etwa 10 % der eingesetzten Energie aufgewendet werden, so dass der Gesamtwirkungsgrad auf nur noch 30 % bis 40 % sinkt. Die sogenannte „CO2-freie“ Verbrennung gilt daher als noch nicht ausgereift.
Nicht alle Kraftwerke erzeugen im Betrieb CO2, jedoch entsteht bei der Herstellung, beim Betrieb und bei ihrem Abriss grundsätzlich auch klimaschädliches CO2. Die insgesamt (über den gesamten Lebenszyklus) freigesetzte Menge ist sehr unterschiedlich, wie die folgende Tabelle zeigt. Die rot unterlegten Felder zeigen, dass in Deutschland die Kohlekraftwerke nur 47 %, also nicht einmal die Hälfte der gesamten elektrischen Energie erzeugen, aber über 80 % des dabei erzeugten Kohlendioxids CO2 verursachen. Der Anteil, den Kernkraftwerke bei etwa gleicher Gasamtleistung indirekt beitragen, ist mit 0,7 % verschwindend gering. In den beiden rechten Spalten ist die aktuelle Verteilung im Nachbarland Frankreich gegenübergestellt.
Kraftwerksart CO2-Emissionen pro Anteil der gesamten
el. Energie (2007)
in Deutschland[3]
Anteil an der CO2
-Erzeugungaller Kraftwerke
in DeutschlandAnteil der gesamten
el. Energie (2007)
in Frankreich
Anteil an der CO2
-Erzeugungaller Kraftwerke
in FrankreichWasserkraft 4 - 13 4,3 % 0,06 % 8,8 %[4] 1,2 % Windenergie 8 - 16 6,2 % 0,12 % 0 % Kernkraftwerk 16 - 23 22 % 0,7 % 86,6 %[5] 27,8 % Photovoltaik 80 - 160 0,5 % 0,1 % 0 % Erdgas GuD 410 - 430 11,7 % 8,1 % Erdöl 890 1,3 % 1,9 % Steinkohle 790 - 1080 22,8 % 35,3 % 4,6 %[6] 71 % Braunkohle 980 - 1230 24,5 % 44,9 % andere (Müll, Biomasse..) (geschätzt: 800) 6,7 % 8,9 % Strommix in Deutschland (2007)
604 Quellen: Süddeutsche Zeitung 2007[7], Bundesministerium BMWI
Obwohl auch in Frankreich 71 % des erzeugten CO2 durch die 15 Kohlekraftwerke freigesetzt werden, ist die Gesamtmenge erheblich geringer, wie die folgenden Tabelle zeigt. In dieser werden für das Jahr 2007 die Auswirkung der sehr unterschiedlichen Kraftwerkparks der Nachbarländer Deutschland und Frankreich verglichen. Nach Angaben der EDF[8] werden 95 % der elektrischen Energie in Frankreich CO2-frei erzeugt. Bei fast gleicher elektrischer Gesamtenergie produziert man in Frankreich nicht einmal 10 % des in Deutschland freigesetzten Klimagases CO2.
Staat Gesamterzeugung
aller Kraftwerke
in TWhStrommix
g pro kWhGesamt-CO2
in 109 kgAnzahl der großen thermischen
KraftwerksblöckeAnzahl der
KernkraftwerksblöckeDeutschland 636,5 604 384 ≈70 17 Frankreich[9] 610,6[10] 61 37 15 58 Durch radioaktive Beimengungen
Von kerntechnischen Unfällen einmal abgesehen, ist - was oftmals nicht beachtet wird - die Strahlenbelastung des Menschen durch Gewinnung und Einsatz von Kohle deutlich höher als diejenige durch Kernkraftwerke. In Kohle sind Spuren verschiedener radioaktiver Substanzen enthalten, vor allem von Radon, Uran und Thorium. Der Gehalt liegt je nach Lagerstätte zwischen wenigen ppm und 80 ppm[11]. Da weltweit etwa 7800 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr in Kohlekraftwerken verbrannt wird, schätzt man den Gesamtausstoß auf 10.000 Tonnen Uran und 25.000 t Thorium, der zum großen Teil in der Asche enthalten ist. Die Asche von europäischer Kohle enthält etwa 80 - 135 ppm Uran.
Bei der Kohleförderung, vor allem aus Tagebauen, über Abgase von Kraftwerken oder über die Kraftwerksasche werden diese Substanzen freigesetzt und tragen zur künstlichen Strahlenbelastung bei[12]. Dabei ist vor allem die Bindung an Feinstaubpartikel besonders kritisch. In der Umgebung von Kohlekraftwerken können z.T. sogar höhere Belastungen gemessen werden als in der Nähe von Kernkraftwerken. Nach Schätzungen des Oak Ridge National Laboratory werden durch die Nutzung von Kohle zwischen 1940 bis 2040 weltweit 800.000 t Uran und 2 Mio. t Thorium freigesetzt werden.[13][14]
Zwischen 1960 und 1970 wurde in den USA etwa 1100 Tonnen Uran aus Kohleasche gewonnen. 2007 beauftragte die chinesische National Nuclear Corp die kanadische Firma Sparton Resources, in Zusammenarbeit mit dem Beijing No.5 Testing Institute Versuche durchzuführen, Uran aus Kohleasche zu gewinnen. Dieses soll im Xiaolongtang Kernkraftwerk in Yunnan eingesetzt werden[15]. Der Urangehalt der Asche liegt mit durchschnittlich 210 ppm Uran (0.021%U) über dem Urangehalt mancher Uranerze.
Kulturelle Bedeutung
Manche Kraftwerke aus der Pionierzeit der Elektrifizierung sind heute noch voll betriebene technische Denkmäler. Das Walchenseekraftwerk war früher das Wahrzeichen des Bayernwerks. Manche Kraftwerksbauten wurden unter künstlerischen Gesichtspunkten entworfen oder wurden im Rahmen von Kunstprojekten verziert. Ein prominentes Beispiel dieser Art ist das Kraftwerk Heimbach, das im Jugendstil entworfen wurde.
Etymologie
Der Begriff Kraftwerk ist aus heutiger Sicht physikalisch falsch, da ein Kraftwerk keine Kraft erzeugt, sondern lediglich andere Energieformen in elektrische Energie umwandelt. Der Begriff kommt daher, dass bis ins 19. Jahrhundert das Wort "Kraft" auch für Energie benutzt wurde.
Einzelnachweise
- ↑ http://bmwi.de/BMWi/Navigation/Energie/energiestatistiken,did=180894.html Energiestatistik
- ↑ Summarische Darstellung der verschiedenen Bilanzen von SZ, WNA und Ökoinstitut nach CO2-Bilanzen verschiedener Energieträger im Vergleich, Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, 2007
- ↑ http://bmwi.de/BMWi/Navigation/Energie/energiestatistiken,did=180894.html Energiestatistik
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ [3]
- ↑ Summarische Darstellung der verschiedenen Bilanzen von SZ, WNA und Ökoinstitut nach CO2-Bilanzen verschiedener Energieträger im Vergleich, Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, 2007
- ↑ [4]
- ↑ [5]
- ↑ [6]
- ↑ Naturally-Occurring Radioactive Materials
- ↑ Radioactivity in Coal Ash
- ↑ [7] bund-nrw.de
- ↑ [8] bund-nrw.de
- ↑ Radioactivity in Coal Ash
Siehe auch
- Energietechnik
- Liste der Kraftwerke
- Liste der größten Stromproduzenten
- Liste europäischer Kraftwerke nach Emission
- Kraftwerksmanagement
- Schattenkraftwerk
- Portal:Energie
Literatur
- Fachzeitschrift BWK (Brennstoff, Wärme, Kraft), herausgegeben vom VDI
Weblinks
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